Martina Kempff
Umkehrschuss
Taschenbuch: 260 Seiten
Verlag: KBV
Sprache: Deutsch
ISBN-13: 978-3954413867
Ein Ort im Nirgendwo
Landeskunde wird groß geschrieben bei Martina Kempff. Die Kehr, dieses winzige Pünktchen auf der Landkarte, das gleichermaßen in Deutschland wie auch in Belgien liegt und das es wirklich gibt, ist bei allen Krimis dieser Autorin der Schauplatz allen Übels. Die Kehr ist eine Örtlichkeit, die unter 60 Bewohnern aufgeteilt ist zwischen NRW, Rheinland-Pfalz und Belgien und in der es je nach Landeszugehörigkeit so wunderliche Dinge gibt wie 3 unterschiedliche Abholzeiten von Mülltonnen oder 3 verschiedene Postboten.
Sonst gibt es nicht viel, aber immerhin eine Leiche, die passenderweise auf dem Friedhof liegt, mit einem Loch in der Brust. Niemand kennt den Toten, und so tut sich die deutsche Polizei sehr schwer, irgend einen Ansatzpunkt für die Ermittlungen zu finden. Gut, dass es da noch den belgischen Polizeiinspektor Marcel Langer gibt und seine Freundin Katja Klein, die das Restaurant „Einkehr“ in der Kehr führt. Beide können es nicht lassen und mischen kräftig mit bei der Suche nach dem Mörder. Allerlei schräge Typen schaffen weitere Verwirrung. Es wird auf Maulwürfe geschossen, ein fehlgeleiteter Enkel macht Probleme, bei Aldi gekaufte Kleidung gibt Rätsel auf, ansonsten wird gekocht, das Fernsehen dreht seltsame Szenen und Katja und Marcel sind immer mittendrin…
Martina Kempff schreibt im Präsens. Das macht das Lesen für mich ein wenig sperrig, auch empfinde ich die Sprache insgesamt mitunter etwas spröde. Außerdem hätte ich auf die relativ langen theoretischen Abhandlungen zur Örtlichkeit verzichten können. Aber diese kleinen Kritikpunkte fallen letztlich nicht ins Gewicht, denn es überwiegen die herrlich komischen Situationen, der schräge Wortwitz und der Spaß der Autorin am Erzählen, den man auf jeder Seite spürt. Am Anfang jedes Kapitels stehen sehr spezielle Rezepte. Dass stets die Mengenangaben fehlen, soll vielleicht die mäßig Kochbegabten davon abhalten, sich an Meerbarben auf exotischem Püree oder an Brennessel-Pfannkuchen zu versuchen. Wer weiß. Martina Kempff traue ich eine Menge zu, nicht nur das Schreiben komisch-verzwickter Krimis.