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Minna Rytisalo

Lempi, das heißt Liebe

 

 

·         Gebundene Ausgabe: 224 Seiten

·         Verlag: Carl Hanser Verlag GmbH & Co. KG

·         ISBN-13: 978-3446260047

·         Originaltitel: LEMPI

 

 

Roman mit emotionaler Wucht

 

 

 

Um den geschichtlichen Hintergrund des Buches besser einordnen zu können, ist es meiner Meinung nach sehr empfehlenswert, vor Lektüre des Romans zuerst das sehr informative Nachwort der Übersetzerin zu lesen. Es half mir, das besondere Verhältnis zwischen Finnen und Deutschen während und kurz nach dem Zweiten Weltkrieg  und damit die erzählten Geschehnisse besser einordnen zu können.

  

Viljami, ein junger Bauernsohn, verliebt sich in Lempi, die beschützte und gebildete Tochter eines Ladenbesitzers aus einer kleinen Stadt im finnischen Lappland. Nach einer überstürzten Heirat zieht Lempi, die keinerlei Ahnung hat vom Landleben und der harten Arbeit dort, auf den Hof zu Viljami. Ihr zur Seite gestellt wird als Hilfe Elli, die Magd, die tief in ihrem Innersten am liebsten an Lempis Stelle wäre. Nach wenigen Monaten gemeinsamen Glücks wird Viljami zum Kriegsdienst eingezogen. Als er zurückkehrt, seelisch gebrochen, ist Lempi verschwunden.

  

Der Roman kommt ganz schlicht daher. Und hat doch eine Wucht, die schwer zu beschreiben ist. Die Autorin hat einen ungewöhnlichen Weg gefunden, uns Lempi näher zu bringen, wobei sie uns am Ende des Romans sogar noch ferner ist als zu Beginn des Buches. Aus drei verschiedenen Perspektiven werden uns Lempi und ihr Leben geschildert. Zunächst erzählt Viljami mit den Augen einer tiefen Liebe. Er ist vom ersten Augenblick an Lempi verfallen, und mit ihr zu leben ist sein größtes Glück, ja sein Lebensinhalt. Intensiv und ergreifend wird die kurze Zeit des Glücks und die ewig während scheinende Zeit des Verlusts geschildert. Lempi wird auf eine durch Liebe verklärende Weise schier engelsgleich nahegebracht. Dann erfolgt die Erzählung aus der Sicht von Elli, der Magd. Hier begegnet dem Leser mit schmerzender Gewalt die Kraft des Hasses, der Eifersucht, des Neids. Lempi erscheint uns in diesem Erzählstrang als untaugliche, unnütze, eitle und ihres Glücks nicht würdige Frau. Zuletzt kommt noch Sisko, die Schwester, zu Wort. Wir erfahren viel über das enge Verhältnis der Schwestern vor der Hochzeit Lempis, von ihren gemeinsamen Zukunftsträumen. Lempi wirkt hier in ihrem unabhängigen Denken, in ihren Gesten wie eine mutige Leitfigur, der es gilt nachzustreben.

 

Das alles ist Lempi und vielleicht doch nichts wirklich von alldem. Sie selbst kommt nicht zu Wort. Selten wurde mir deutlicher vor Augen geführt, wie Meinungsbildung funktioniert und zu welchen Irrtümern oder eingeschränkten Sichtweisen subjektive Wahrnehmung führt.  Der eindrückliche Roman ist verpackt in schlichten Sätzen, und doch lyrisch-poetisch, schmerzend schön, hart und weich zugleich, mit emotionaler Wucht packend und lange nachwirkend. Absolut lesenswert!