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Jess Kidd

Heilige und andere Tote

 

 

·         Gebundene Ausgabe: 382 Seiten

·         Verlag: DuMont Buchverlag GmbH & Co. KG

·         ISBN-13: 978-3832198909

·         Originaltitel: The Hoarder

 

 

Überbordende Bilderwelt

 

Die Autorin war mir bislang unbekannt. Umso überraschter war ich bereits nach den ersten Seiten von der immensen Kraft ihres Schreibstils, ihrer Beschreibungen, von den eindringlichen Wortbildern, die sich im Kopf auftun wie eine Dia-Show: Klick, klick, klick – Bild für Bild entstand vor meinem inneren Auge. Immer mehr Bilder. Immer mehr. Und noch mehr. Nach einer Weile musste ich aufpassen, die Aufmerksamkeit nicht zu verlieren. Schnell-Lesen wäre eine Beleidigung für dieses Buch! 

 

Der Verlag beschreibt den Inhalt so perfekt, wie ich es gar nicht könnte: „Seit dem Tod seiner Frau und den ewigen Streitereien mit seinem Sohn vertreibt Cathal Flood jeden, der sich ihm nähern will. Einst Antiquitäten- und Kuriositätenhändler ist er längst zum Messie verkommen. Sein Sohn hofft, ihn auf Dauer in ein Altenheim verfrachten zu können. Die Neueste in der Riege erfolgloser und unterbezahlter Sozialbetreuer, die Cathal zur Räson bringen soll, ist Maud Drennan. Unter den wüsten Beschimpfungen des Alten zieht sie beherzt gegen Dreck und Müll zu Felde. Doch trotz aller Unerschrockenheit ist ihr Bridlemere unheimlich. Überall im Haus scheinen verschlüsselte Botschaften zu warten. Wie das Foto von zwei Kindern, auf dem das Gesicht des Mädchens ausgebrannt ist. Hat Flood eine Tochter? Wieso weiß niemand von ihr? Und warum hasst er seinen Sohn so sehr? Auch der Tod seiner Frau löst Fragen über Fragen aus. Maud würde am liebsten alle erdrückenden Hinweise ignorieren. Doch ihre leicht bizarre Vermieterin Renata, die für ihr Leben gern Detektiv spielt, und eine Horde marodierender Heiliger, die nur Maud sehen kann, wittern längst ein Verbrechen.“ 

 

In der schier grenzenlosen Fülle an Ideen und Bildern war mir die Sozialarbeiterin Maud Drennan in ihrer zupackenden Art eine gute Leitfigur. Immer wenn ich mich in den Skurrilitäten verlor, konnte ich mich neu an Maud orientieren, kehrte mit ihrer Hilfe zur Handlung zurück, bis ich mich wieder neu in den Rausch der Bilder verlor, verführt von einer grandiosen Autorin, die eine Horde seltsamer Heiliger in die Handlung einschleppt, die nur von Maud gesehen werden,  oftmals arg schlecht gelaunt sind, aber letztlich doch hilfreich wirken. Aber ganz ehrlich: Die Handlung war mir nicht wichtig. Ich habe mich durcheinander wirbeln lassen von der grenzenlosen Fantasie der Autorin, die vor nichts halt macht, die mit Grausigem genauso spielt wie mit Mystischem, mit Kuriosem ebenso wie mit poetischen Momenten, mit Metaphern und feinsinnigem Humor. Während ich das Buch las, fühlte ich mich wie unter Wasser, von Satz zu Satz mich treiben lassend, schwerelos… Anrührend, komisch, wunderschön!