Rainer Güllich

 Flaschenpost

 Taschenbuch: 199 Seiten

 Verlag: AAVAA Editions

 ISBN-13: 978-3959860093

  

 Das Ende einer Sucht

 

 

 

 

 

Dieses Buch berichtet in sehr eindringlicher Weise von Paul Schlosser, einem unreifen, selbstunsicheren jungen Mann, der recht ziellos und sozial isoliert durchs Leben treibt und durch den Alkohol vermeintliche Stärkung und trügerische Sicherheit erlebt. Wir erfahren viel über frustrierende Arbeitsversuche, über ein hilfloses Elternhaus, über Kneipen als Zufluchtsort und gemeinsames Trinken als vermeintlich freundschaftliches Miteinander. Die Alkoholabstürze mehren sich, die Einsicht fehlt, ein erster Therapieversuch schlägt fehl. Die Schraube dreht sich immer weiter abwärts…

 

 

 

Der Untertitel nimmt das Ende vorweg. Das ist gut – für Paul Schlosser selbst und für Leser, die sich bei Büchern ein positives Ende wünschen. Und das ist schlecht – für den Spannungsbogen, für das lesend-mitspürende Sich-Hineinbegeben in den Abwärtssog, denn der Leser weiß ja: Es geht gut aus. Und so bleibt er immer ein kleines Stückchen außerhalb des Geschehens. Ein weiteres Problem habe ich mit den Zeitsprüngen – ein Stilmittel, das in einem Erfahrungsbericht nichts verloren hat und zu unnützer Verwirrung führt. Die mitunter deftige Sprache stößt ab, ist aber sicher sehr realistisch und wirklichkeitsnah eingesetzt.

 

 Abgesehen von diesen „Äußerlichkeiten“ habe ich das Lesen dieses Buches jedoch als großen Gewinn empfunden, denn noch nie vorher habe ich in einer solch brachialen Intensität die Welt eines Alkoholkranken erlebt und seinen Weg in die Hölle und aus ihr heraus miterlebt. Das allein zählt.