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Felicity Everett

Das Paar aus Haus Nr. 9

 

·         Taschenbuch: 368 Seiten

·         Verlag: HarperCollins

·         ISBN-13: 978-3959672122

·         Originaltitel: The People at Number 9

 

 

Langer Tanz um‘s Feuer

 Viel geschieht eigentlich nicht in diesem Buch: Sara und Keith mit ihren beiden Kindern leben ein geordnetes, strukturiertes und durchaus glückliches Familien- und Berufsleben. Als die neuen Nachbarn, Gavin und Louise, im Nebenhaus einziehen, beobachtet sie Sara erst verstohlen, dann immer offenkundiger. Nach ersten vorsichtigen Kontaktaufnahmen werden Sara und Keith mehr und mehr in die unkonventionelle Welt der neuen Nachbarn hineingezogen. Da gibt es altersfleckige Bettwäsche, vor Schmutz klebende Fußböden, halb abgebeizte Türen, völlig vernachlässigte und unerzogene Kinder. Alles nimmt Sara, die perfekte Hausfrau, wahr, durchaus erst mit Schaudern, dann aber zunehmend mit einer unerklärlichen Faszination. Je mehr Zeit Sara und Keith mit ihren neuen Nachbarn verbringen, umso mehr löst sich ihr eigenes wohlgeordnetes Leben auf.

  

Ich habe das Buch gelesen, als sei ich selbst eine neugierige Nachbarin, stünde hinter einer imaginären Gardine und könnte es einfach nicht lassen, die beiden Ehepaare zu beobachten. Und ich war, wie Sara, gleichermaßen angezogen und abgestoßen von diesen so verschiedenen Lebensformen. Ich schaute fasziniert zu, wie Sara und Keith zunehmend sich selbst verloren, indem sie, wie sie selbst glaubten, mehr Weltoffenheit gewannen. Voyeuristisch schaute ich als Leserin diesen Menschen beim Leben zu und wartete gespannt auf das entscheidende Drama. Eine seltsame Spannung liegt über dem gesamten Buch, sehr eindringlich ist es geschrieben, mit großartiger Beobachtungsgabe in Szene gesetzt, mit schönen Wortbildern („… wie eine psychedelische Trappfamilie…“) farbig gemalt. Auch psychologisch stimmig werden die Menschen dargestellt, von sehnsüchtiger Unsicherheit bis zur exaltierten Selbstüberschätzung wird eine große Bandbreite menschliche Eigenschaften anhand von kleinen Szenenschnippseln bildlich nachvollziehbar  gemacht.  Für mich erscheint dieses gelungene Buch wie ein langer, sehr langer Tanz um das Feuer und der voyeuristische Leser wartet von Seite zu Seite darauf, wann sich wer wie schwer verbrennen wird.