{unbezahlte Werbung}

 Alessandro Piperno

 Wo die Geschichte endet

 

 

 ·         Gebundene Ausgabe: 304 Seiten

 ·         Verlag: Piper

 ·         ISBN-13: 978-3492058681

 ·         #WodieGeschichteendet

  

Ein feiner, ein großer Roman

  

Das Cover setzt den Titel des Buches auf besondere Weise bildhaft um: Das Ende eines Mahls, verstreute Brösel, halbleere Gläser, die weißen Mäuse tanzen auf dem Tisch… Wie soll ich nur dieses besondere Buch beschreiben?

 

Mit dem Inhalt mache ich es mir leicht und greife auf den Verlagstext zurück: „Vor sechzehn Jahren musste Matteo aus Rom fliehen, nun kehrt er zurück. Gekonnt pariert er alle Angriffe seiner Ehefrauen – Nummer vier verlangt seine sofortige Rückreise in die USA, Nummer zwei hat noch immer nicht die Scheidung eingereicht –, während seine Kinder die ganze Härte des bürgerlichen Lebens trifft: Martina findet nach einem Kuss nicht in ihre Ehe zurück, und Giorgio hat alle Hände voll zu tun, seit die feine Gesellschaft Roms in seinem Restaurant ein und aus geht. Als ein Unglück sie alle ins Bodenlose stürzt, verkehrt sich die Posse in eine handfeste Tragödie.“

 

Aber ist der Inhalt tatsächlich das Wichtigste an diesem Buch? Die Menschen, die man kennenlernen darf, sind wichtig, das ja, aber nicht unbedingt in ihren Interaktionen, sondern vielmehr in der Art und Weise, wie sie uns vorgestellt werden. Da ist zum Beispiel Federica Zevi, von der es heißt, sie sei „wie ein Jaguar aus dritter Hand, den die Vorbesitzer regelmäßig haben warten lassen“. Wichtiger als der Inhalt ist mir an diesem Buch demnach eindeutig der Schreibstil. Was für eine wunderbar sorgsame Sprache, samtweich in ihren Wortwendungen und dabei pfeil-genau treffend. Ich habe das Buch „sorgsam“ gelesen, langsam, manche Wendung sogar laut und mehrmals, weil sie sich so schön anhören, so zart und warm, wie sich das Fell von Perserkatzen anfühlt, doch mit darunter lauernden Krallen. Was für eine Schreibekunst: Genau in dem Moment, an dem man sich der Weichheit samtiger Worte hingeben möchte, trifft man auf die untergemixte feine, kleine Prise Humor, gewachsen aus messerscharfer Beobachtung und bildgenauer Beschreibung. Manchmal hatte ich das Gefühl, in einem Roman aus dem 19. Jahrhundert gelandet zu sein, so nach innen gekehrt und gefühlvoll wird erzählt. Dann aber wird mit einer einzigen Redewendung die Romantik spröde zerstört. Die Menschen sind allesamt getragen von ihrer Sehnsucht, Wunsch und Möglichkeit deckungsgleich zu bringen, und sie werden in ihrer individuellen Unausweichlichkeit gleichermaßen klar-präzise und zärtlich beschrieben. Was folgerichtig und konsequent berichtet wird, zerfällt – fast unmerklich – immer mehr und mehr in seine Einzelteile, bis die individuelle und die gemeinsame Geschichte der Protagonisten in einer dramatischen Wendung zerbricht,  wobei Matteo, dieser Gesetzlose, dieser Exzentriker, dieser Blender, auch im Zerfall das Epizentrum ist und bleibt. Wie heißt es im Buch so schlicht: „Eine Geschichte endet, wenn einer der beiden nicht mehr mitmacht.“ So einfach, so schwer…