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Sigrid Nunez

Was fehlt dir

 

·         Herausgeber ‏ : ‎ Aufbau Verlag

·         Gebundene Ausgabe ‏ : ‎ 222 Seiten

·         ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3351038755

·         Originaltitel ‏ : ‎ What are you going through

#Wasfehltdir

  

Spitzentanz in Clogs

 

Welch ein seltsames Buch. Ein Buch ohne roten Faden – oder doch? Ein Buch, das anmutet wie ein Ideen-Notizbuch, eine Sammlung von Gedachtem, Gelesenem, Gesehenem, zusammengetragen mit Willkür – oder doch nicht? Vielleicht passt am besten dieser Satz, den die Autorin selbst im Buch schreibt: „Die wichtigsten Dinge in Worte zu fassen, ist wie ein Spitzentanz in Clogs.“

Eine zusammengefasste Inhaltsangabe lässt sich nicht schreiben. Menschen tauchen auf den Buchseiten auf, sind Anlass für Wahrnehmungen und Fragen an sich selbst, dann verschwinden sie wieder. Die größte Konstante im Buch ist die an Krebs erkrankte Freundin, die auf ein selbstbestimmtes Ende besteht. Die Ich-Erzählerin lernt an ihr und an den anderen Begegnungen viele Formen der Lebenssicht und eine Ahnung davon, wie Empathie, wie genaues Zuhören die kostbarste Form des menschlichen Miteinanders ist.

Das Buch beginnt mit einem Vortrag, einer gnadenlosen Analyse des unumkehrbaren Versagens der Menschheit. Den Menschen fehlt der kollektive Wille, die Katastrophe (der eigenen Vernichtung) aufzuhalten. Zynisch-hoffnungslos. Es folgt sozusagen als Kontrapunkt eine Fülle an Miniaturen mit einer großen Bandbreite von Themen, kurzweilig, humorvoll, tieftraurig, teilweise mit beiläufig wirkenden Sätzen, die jedoch in Wahrheit sinngebend sind, allesamt Versuche, das Leben irgendwie hoffnungsvoller zu sehen. Langatmige Erzählungen von Buch- oder Filminhalten oder literarische „Querverweise“ wollen den erzählten Begegnungen und Geschichten zusätzliche Tiefe verleihen. Sigrid Nunez schreibt sezierend beobachtend, klug und belesen, mit einem leisen, entlarvenden Humor. Sie ist wie eine Frau, die einen Vorfall erzählen will, aber nie dazu kommt, weil ihr ständig neue Details einfallen, die sie auch noch erzählen will und dadurch nie zum Punkt kommt.

 

Mit dem Bild des Spitzentanzes in Clogs befreit die Autorin die Leser und Rezensenten von dem Versuch, ihr Buch umfassend zu verstehen. Empathie und genaues Zuhören reicht.