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Kate Penrose
Nachts schweigt das Meer
· Seitenzahl der Print-Ausgabe: 464 Seiten
· Verlag: FISCHER E-Books
· #NachtsschweigtdasMeer
Zuviel Kälte und Sturm
Die Scilly-Inseln waren mir vor Lektüre dieses Kriminalromans völlig unbekannt. Im Internet sah ich traumhaft schöne Bilder von wunderbaren Stränden, von blauem Meer und blauem Himmel. Im Buch jedoch war nichts zu finden von solch einem Touristen-Sehnsuchtsort. Von Anfang bis Ende des Buches fror ich, und daran war nicht allein das Wetter schuld.
Worum geht es? Der Verlag beschreibt es so: „Detective Inspector Ben Kitto wollte bei seiner Rückkehr auf die Scilly-Inseln vor Cornwall eigentlich nur eines: zur Ruhe kommen. Seinem Onkel beim Bootsbau helfen, sich vom Inselwind den Kopf freipusten und London hinter sich lassen. Soweit der Plan. Doch bereits bei der Ankunft auf seiner Heimatinsel Bryher wird die 16-jährige Laura Trescothick vermisst und kurz darauf ermordet aufgefunden. Ben meldet sich freiwillig, die Ermittlungen zu übernehmen, aber bald hat er mehr Verdächtige, als ihm lieb ist. Darunter auch Menschen, die er sein Leben lang kennt und die ihm viel bedeuten. Denn in der kleinen Inselgemeinschaft auf Bryher gibt es dunkle Geheimnisse. Und der Täter kann jederzeit erneut zuschlagen.“
Es fällt mir schwer, dieses Buch fair zu beurteilen. Denn zu viel gab es, das mir persönlich nicht gefallen hat. Und doch gab es objektiv betrachtet wiederum auch gute Aspekte, die Erwähnung finden sollten, so zum Beispiel die großartigen Landschafts- bzw. Naturbeschreibungen, deren Eindringlichkeit kaum zu überbieten ist. Man spürt, dass die Autorin die Insel Bryher in ihrer Besonderheit ganz genau kennt. Auch die Tatsache, dass auf dieser Insel nur 83 Menschen wohnen und sich damit ein sehr eigenes Inselleben entwickelt hat, schildert die Autorin nachvollziehbar intensiv. In der Tat der ideale Hintergrund für einen Krimi. Also kurzum: ein Krimi mit viel Atmosphäre, für mich jedoch mit zu viel Atmosphäre. Mit zu viel Sturm und Kälte. Mit zu vielen Verdächtigen. Mit zu vielen Boots- und Fährfahrten. Mit zu vielen Wegen durchs Dorf. Mit einer so langsamen Erzählweise, mit einer so langsamen Ermittlungsarbeit, dass kaum je Spannung aufkommt. Überhaupt Erzählweise: Der Ermittler als Ich-Erzähler und dazu noch im Präsens, das macht den Krimi leider irgendwie noch langatmiger. Denn die Chance, die in einer solchen Schreibweise steckt, wurde leider so gut wie gar nicht genutzt, weil Ben Kitto nur nüchtern berichtet, weitgehend emotionslos, vor allen Dingen kaum reflektierend, der Leser kann an den Gedanken und Gefühlen des Protagonisten kaum teilnehmen, was zu der gewählten Form eines Ich-Erzählers nicht passt. Psychologisch nicht nachvollziehbar ist Bens Umgang mit dem Hund Shadow, ebenso wenig wie seine Nicht-Reaktion auf die Erkrankung von Clare.
Fazit: Ein sehr entschleunigter Krimi mit manchen Stärken und etlichen Schwächen