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Claudia Wengenroth

Dort, wo die Zeit entsteht

 

 ·         Gebundene Ausgabe : 176 Seiten

·         ISBN-13 : 978-3424351132

·         Herausgeber : Diederichs

#DortwodieZeitentsteht

 

 

 

Ein poetisch-tiefenpsychologisches Fundstück

 

Katharina ist eine junge Ärztin, die Klarheit in Regeln und Ordnung findet. Die Kapriolen des Lebens, besonders in ihrem Beruf, zehren an ihr. Und so zieht sie sich für ein paar Tage, in der Zeit der Rauhnächte zwischen den Jahren, in die alte Berghütte ihrer Familie zurück mit der Hoffnung auf Abstand. Irmelin, eine alte Bergbäuerin, passt seit vielen Jahren auf diese von der Familie scheinbar vergessene Berghütte auf, sie hütet sie hütet wie ihr Eigentum. Dass Katharina Zuflucht in der Hütte sucht, sich von der Berghütte geradezu eingeladen fühlt, lässt Irmelin aufhorchen. Katharina hat seltsame Träume und Irmelin erzählt ihr bei einem Besuch in der Hütte ebenso seltsame Geschichten. Denn die Zeit der Rauhnächte ist eine Begegnung mit der Wilden Jagd, mit Bergriesen und Waldzwergen, mit offenen Seelen und vielen anderen mystischen Bildern. In den Träumen von Katharina beginnt ein Weg der inneren Heilung.

 

Das Buch braucht den Leser, der sich Zeit nimmt. Der sich den Wörtern hingibt. Und dem es gelingt, die Doppeldeutigkeiten der inneren Erlebnisse zu entschlüsseln. Das Buch erzählt so langsam und bedeutungsschwer wie einer dieser französischen Filme der Nouvelle Vague aus den Sechziger Jahren. Das macht das Lesen anstrengend. Auch der Schreibstil ist fordernd. Die Sätze mit einem manchmal willkürlich scheinenden Aufbau jenseits der gewohnten Grammatikwege lassen nur langsames Lesen zu. Und doch habe ich das Buch als Genuss empfunden, wie ein langes und sehr intensiv-poetisches Gedicht, das aus sorgsam gesuchten Wörtern etwas vermitteln will, was Wörter letztlich aber nur in Bildern transportieren können. Wenn Irmelin die Fenster der Hütte öffnet, damit „das Haus Luft holen kann“ oder wenn Katharina eine Traum-Kellertreppe ins Unbewusste hinabsteigt und mit einem schmerzhaften Sturz allen Halt verliert, wenn der Rabe als mystischer Gestaltwandler den Weg weist und wenn die unterschiedlichen Energien des  Windes zu leben beginnen  – wenn all dies und noch viel mehr in einer solch dichterisch verdichteten Weise wie im vorliegenden Buch gestaltet wurde und der richtige Leser zum richtigen Zeitpunkt zu diesem Buch findet, dann ist genau das Wunder geschehen, das, selten genug, Büchern innewohnt.