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Anna Bagstam

Die Augenzeugin

 

·         Herausgeber : btb Verlag

·         Taschenbuch : 448 Seiten

·         ISBN-13 : 978-3442718597

·         Originaltitel : Ögonvittnet

#DieAugenzeugin

  

Eine Ermittlerin, die noch erwachsen werden muss

 

Und wieder ein Kriminalroman aus Schweden, den ich gerne gelesen habe. Seine Handlung ist in einem malerischen Fischerort an der südschwedischen Küste angesiedelt ist, wobei mir zugegebenermaßen weder die Örtlichkeiten noch das Wetter Lust auf einen Schweden-Besuch machen trotz der vielen atmosphärisch-bildhaften Naturbeschreibungen.

 

Harriet Vesterberg, eine junge Ermittlerin, zieht von Stockholm zurück in ihre alte Heimat, in das Fischerdorf Lerviken an der Küste. Dort beginnt sie ihre Arbeit bei der hiesigen Polizei. Ein Grund für den Umzug ist, dass sie näher bei ihrem Vater, einem pensionieren Juraprofessor, leben möchte, weil er besorgniserregende Anzeichen von Demenz zeigt. Kaum angekommen, wird sie bereits mit einem grausamen Mordfall konfrontiert, der ihr alles abfordert. Denn je weiter sie in die Ermittlungen eintaucht, desto deutlicher wird ihr, dass sie den Mörder kennen könnte…

 

Wohltuend ist, dass die Autorin klar und folgerichtig erzählt. Ihre solide Erzählweise kommt glücklicherweise ohne die inzwischen so beliebten und oftmals nervigen Rück- und Vorblicke und Perspektivwechsel aus. Gewöhnungsbedürftig empfand ich, dass der Kriminalroman nur im Präsens geschrieben ist, was beim Lesen unerwartet besondere Aufmerksamkeit erfordert. Der Kriminalroman ist unterhaltsam und abwechslungsreich zu lesen. Es finden sich einzelne Sätze, die im Gedächtnis bleiben: „Sie gehört zu den Leuten, die beim Denken oft Pech haben“, ist solch eine witzig-böse Beschreibung zum Beispiel. Der Spannungsbogen baut sich zwar nur langsam auf, aber erreicht seinen überraschenden Höhepunkt  gegen Ende. Probleme hatte ich mit der Darstellung der Person Harriet. Sie ist 29 Jahre alt, benimmt sich allerdings oftmals wie ein junges, verunsichertes Mädchen, sie wirkt unselbständig, naiv, ungeschickt, vertritt ihre Interessen nicht, scheint ohne Selbstbewusstsein zu sein. Das passt nicht wirklich zu der Tatsache, dass Harriet ein Studium und eine fundierte Ausbildung und Berufserfahrung hinter sich hat. Damit gewinnt ihre Gegenspielerin, ihre unsympathische Chefin Margareta, mit ihrer harten Persönlichkeit viel zu viel Gewicht im Handlungsgeschehen, wie ich finde. Auch erscheinen mir über das Buch hinweg die vielen Textnachrichten an Lisa, Harriet’s langjährige Freundin, unnötig. Auch damit wird die Figur Harriet eher zu einer unreifen Jugendlichen abgestempelt statt zu einer klugen und souveränen Ermittlerin. Wobei – der Cliffhanger am Ende des Buches will mir etwas anderes sagen…