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Andreas Schäfer

Das Gartenzimmer

 

·         Gebundene Ausgabe: 352 Seiten

·         Verlag: DuMont Buchverlag GmbH & Co. KG

·         ISBN-13: 978-3832183905

#DasGartenzimmer

 

Ein Haus und ein Buch mit einem Sog wie Sirenengesang

 

„Das ist ein guter Ort“  sagte der Journalist Sanders 2001 zur Villa Rosen. „Und das ist ein gutes Buch“, möchte ich hinzufügen.

Der in späteren Jahren zu Weltruhm gelangende Architekt Max Taubert wird 1909 von Professor Adam Rosen und seiner Frau Elsa beauftragt, in Berlin-Dahlem ein Haus zu entwerfen. Sein erster Auftrag! Es entsteht ein neoklassizistisches Landhaus, dessen viele durchdachte Details und Einbauten die Hingabe des Architekten verraten. 100 Jahre später entdecken Frieder und Hannah Lekebusch das leerstehende Haus, restaurieren es aufwändig, um das  Haus in seinem Originalzustand wieder zum Leben zu erwecken. Damit erringen sie viel Aufsehen bei Taubert-Fans, Journalisten und Künstlern. So könnte man ganz oberflächlich den Buchinhalt erzählen. Doch das Buch ist so viel mehr als diese dürftige Zusammenfassung vermuten lässt!

 

Villa Rosen ist ein Haus, das sich wie ein Schiff durch die Zeiten pflügt, ungerührt von den Ereignissen. Auch wenn der Autor feinsinnig von den Menschen berichtet, die mit dem Haus in Berührung kommen -  niemals lässt sich das Haus in den Hintergrund des Lebens schicken. Geradezu beängstigend drängt es sich immer wieder fordernd ins Zentrum. „Häuser sind Diven…“,  sie verteilen freigebig Schutz und Schönheit, aber fordern auch Fürsorge und Rundumbetreuung. Welch ein beeindruckender Kunstgriff, der Andreas Schäfer mit diesem Roman gelungen ist. Wir wandern im Haus umher und wandern gleichzeitig durch die Zeitläufte zwischen Weimarer Republik, Nazi-Herrschaft und Gegenwart. Die Chronologie wird in den Erzählsequenzen immer wieder gebrochen, einzig das Haus ist konstant. Die Villa Rosen erscheint mir wie ein bewegtes Bühnenbild, vor dem sich das Leben abspielt, laut und leise, dramatisch und verhalten, sehnsüchtig und übersättigt, immer aber wunderbar poetisch in Worte gefasst.  Und ich werde beim Lesen das Gefühl nicht los, dass sich das Bühnenbild, das Haus, tatsächlich einmischt, für manch unbeobachteten Moment sogar die Schicksalsfäden übernimmt.

 

Ich ging durch das Buch wie durch eine Gemäldegalerie. Ich sah Bild um Bild vor mir, mit Worten, teils erstaunlichen Worten, gemalt. Da sieht man das Bild des Botschafters mit seinen „gefräßigen Augen“.  Oder das Fragen aufwerfende Bild eines Gartens, in dem Pfingstrosen und Astern gleichzeitig blühen (S. 87). Oder das Horror- Bild gelblicher Augäpfel in Gläsern zu Forschungszwecken gefangen. Momentaufnahmen. Sensibel, feinfühlig, poetisch gezeichnet. Der Roman möchte mehrfach gelesen werden. Ich bin sicher, dass das Haus von Mal zu Mal weitere Räume offenbart.