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Ladina Bordoli

Das Fundament der Hoffnung

 

·         Herausgeber ‏ : ‎ Heyne Verlag

·         Broschiert ‏ : ‎ 368 Seiten

·         ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3453424630

#DasFundamentderHoffnung

 

 

Viel Gefühl, zu wenig Tiefgang

 

Mehrbändige Familien-Sagas sind gerade sehr in Mode. Wenn sie gut recherchiert sind, erfährt man neben den familiären Gefühlsgeschichten auch etwas über den historischen, landschaftlichen und beruflichen Hintergrund, sodass neben dem Unterhaltungswert auch ein wenig Wissenszugewinn das Lesen sinnvoll macht. Im vorliegenden 1. Band der Mandelli-Saga habe ich allerdings Mühe, diesen Wissenszugewinn zu entdecken.

Wir befinden uns im Jahr 1956 am Comer See. Aurora ist 19 Jahre alt, als ihr geliebter Bruder den Unfalltod stirbt. Der Vater, der zusammen mit seinem Sohn ein kleines Bauunternehmen führte, ist gebrochen. Um der Familie das Überleben zu sichern, versucht Aurora, die schon immer ein Faible für die Arbeit als Maurerin, als muratore, hatte, die Firma weiterzuführen und glaubt, am langjährigen Mitarbeiter Michele einen treuen Beistand zu haben. Doch Aurora scheint am gesellschaftlichen Druck zu zerbrechen…

Allem vorangeschickt sei, dass das Buch wunderbar zu lesen ist. Man wird von Anfang an von der Geschichte eingefangen und kann die Gefühle, die Aurora und ihre Familie bewegen, stets mitempfinden. Ladina Bordoli schreibt zwar in einer sehr malerisch-ausschmückenden und weitschweifigen Erzählweise, dennoch wurde mir beim Lesen nie langweilig. Schade fand ich, dass recht viele Klischees bemüht werden, was zum Beispiel beim schnellen Wandel des Michele vom hilfsbereiten, freundlichen Menschen zum extrem widerwärtigen, saufenden, jähzornigen Ekel sichtbar wird. Merkwürdig empfinde ich auch die Darstellung von Aurora, die eine emanzipierte Seite hat und sehr selbstsicher ihre Gestaltungsvorstellungen darlegt, andererseits aber so stumm-leidend und selbstunsicher in ihren Beziehungen ist. Und leider, leider wird über die Arbeit von Aurora wenig Substantielles berichtet. Nur über ihre außerordentlich besonderen Fähigkeiten, Gegebenheiten aufzunehmen und sofort im Geist Entwürfe der Umgestaltung präsentieren zu können, erfahren wir. Wissenszugewinn wie oben erwähnt, ist im Buch nicht zu finden, weder was die Örtlichkeiten, was die schwierige Zeit der Fünfziger Jahre noch was die schwere Arbeit der Muratore betrifft. Das Buch erschöpft sich in schweigendem Ertragen,  im detaillierten Beobachten und in diversen Gefühlslagen. Schön zu lesen, doch ein wenig mehr Tiefgang hätte dem Roman gut getan.