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Jens Henrik Jensen

EAST – Welt ohne Seele

 

·        Herausgeber ‏ : ‎ dtv Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG

·        Taschenbuch ‏ : ‎ 384 Seiten

·        ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3423220248

·        Originaltitel ‏ : ‎ Kjaellingen i Krakow

#EastWeltohneSeele

 

 Habe ich mit großer Abneigung gelesen

 

Nun, ich gebe zu, ich habe das Buch von Anfang an mit sehr gemischten Gefühlen gelesen. Und diese uneinheitlichen Gefühle haben sich im Laufe der Lektüre zu einer distanzierten, emotionsarmen, rein beobachtenden Haltung verändert. Daran änderte auch die zugegebenermaßen streckenweise spannungsreiche Erzählweise nichts. Erst später las ich, dass es sich bei diesem Buch und die nachfolgenden zwei Bände, die 2023 erscheinen werden, um frühere Manuskripte des Autors handelt. Das erklärt vielleicht noch am ehesten meine Enttäuschung über dieses Buch und den so hochgelobten Autor.

Hauptperson CIA-Agent Jan Jordi Kazanski kann ohne Alkohol keine Stunde überstehen, seit seine Frau und seine Tochter eines gewaltsamen Todes gestorben sind. Ein rundum kaputter Typ, natürlich dienstunfähig. Da seine Fähigkeiten jedoch unbestritten sind, wird er Undercover nach Krakau entsandt, um dort jemanden ausfindig zu machen, von dem er nur den Decknamen kennt, der die größte Verbrecherorganisation Krakaus anführt und dessen wahre Identität niemand kennt. Doch kaum ist Kazanski in Krakau angekommen, entgeht er nur knapp einem Mordanschlag. Krakau Ende der Neunziger Jahre bietet den idealen Schauplatz für alles, was in einem Agententhriller Platz hat, allem voran einen Sumpf an Korruption.

Begonnen hat meine Abneigung gegen das Buch mit der grausam-abstrusen Idee, einen gutmütigen, gehorsamen Golden Retriever als lebende Bombe zu benutzen. Diese Art von perverser Grausamkeit ist in der Geschichte immer wieder zu finden. Mag ich nicht. Aber ich bin es auch langsam überdrüssig, von Protagonisten zu lesen, die seelisch und/oder körperlich kaputt sind, weil sie von früheren Traumata verfolgt werden und deren einzige Lebensbewältigung übermäßiger Alkoholkonsum ist wie bei Kazanski. Zwar ist der Thriller durchaus spannend aufgebaut, aber dennoch blieb ich innerlich völlig distanziert, was vermutlich an dem kühlen, distanzierten Schreibstil liegt. Auch gab es so einige Handlungsfäden, die sich im Verlauf der Geschichte ins Nichts auflösten.

Kurzum: Ein Thriller, an dem es für mich nichts gab, was ich mochte.

 

 

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Yrsa Sigurdardóttir

Schnee

 

·        Herausgeber ‏ : ‎ btb Verlag

·        Broschiert ‏ : ‎ 352 Seiten

·        ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3442759521

#Schnee

 

 

Was ist Realität, was sind aus Angst geborene Halluzinationen?

 

Das minimalistische Cover wirkt auf mich sehr anziehend und passt perfekt zum Buchinhalt. Der Name der Autorin spricht für Spannung. Und das Setting im isländischen Winter noch viel mehr. Rundum: Für mich war dieser Thriller ein sehr gelungenes, schaurig-spannendes Leseerlebnis, weil es psychologisch außerordentlich gekonnt die Grenzen verwischt zwischen der nüchternen Realität und den durch Ausnahmesituationen ausgelösten, angstinduzierten Halluzinationen. Was so oder ähnlich tatsächlich geschehen kann und nichts mit Mystik oder Übersinnlichem zu tun hat. Denn unser Gehirn unterliegt sehr leicht Trugbildern, wenn es an seine Grenzen gebracht wird.

 

Der fesselnde Prolog nimmt den Leser sofort gefangen. Ein halb verrotteter Kinderschuh mit einem kaum lesbaren eingestickten Namen wird gefunden und gibt Rätsel auf. Ein weiterer Handlungsstrang öffnet sich und erzählt von vier Freunden, die aus Lust am Abenteuer zu einer Wanderung starten durch den tiefsten Schnee im Hochland Islands, weit ab von jeglicher Zivilisation. Und wir erfahren von einer einsamen Radarstation, in der ein einsamer Mitarbeiter in einsamen Stunden Seltsames erlebt.

 

Der Thriller braucht eine Weile, bis er die einzelnen Perspektiven und Protagonisten ins Spiel gebracht hat.  Aber dennoch liegt bereits von Beginn an eine kalt-gefährliche Stimmung über allem und allen. Als sich eine Suchmannschaft  auf den Weg macht, die inzwischen vermissten vier Freunde in dem riesigen Gebiet der Schneewildnis zu suchen, nimmt der Thriller zunehmend Fahrt auf. Und es kroch beim Lesen die eisige Kälte und das Grauen tiefer und tiefer in mich hinein, was die gekonnt gesetzten Cliffhänger noch verstärkten. Faszinierend gestrickt von der Autorin ist der Plot, in dem letztlich scheinbar Unzusammenhängendes doch noch eine Erklärung findet.

 

Für mich war das Buch ein psychologisch kluger, aufregend konstruierter Thriller, der mir so manchen eiskalten Schauer bescherte.

 

 

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Yvonne Semken

Uli und Knud

 

·        Herausgeber ‏ : ‎ Coppenrath

·        Gebundene Ausgabe ‏ : ‎ 40 Seiten

·        ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3649641414

·        Lesealter ‏ : ‎ Ab 3 Jahren

#UliundKnud

  

Originelle und kluge Geschichte einer ungewöhnlichen Freundschaft

 

Mir war bislang noch kein Bilderbuch in die Hände gekommen, das sich um einen Kraken dreht, geschweige denn um die Freundschaft zwischen einem Jungen und einem Kraken. Das ist schon etwas ganz Besonderes!

 

Knud würde gerne Forscher werden oder Kapitän. Glücklicherweise hat er eine Dauerkarte für ein großes Aquarium gewonnen, und da verbringt er sehr viel Zeit. In einem viel zu kleinen Bassin wohnt dort der Krake Uli, ein sehr trauriger Krake, denn das Leben in dem Bassin ist langweilig, und der Krake möchte so gerne zurück in sein Zuhause, in das große weite Meer. Knud versteht das sehr gut und je länger er Uli beobachtet, umso dringender möchte er dem Kraken helfen. Er schmiedet einen Plan… Was dann alles passiert mit Uli und Knud an Aufregendem und Lustigem, das müsst ihr unbedingt selbst anschauen und euch vorlesen lassen!

 

Die Illustrationen, offenbar von der Autorin selbst gezeichnet, sind sehr dynamisch, lebendig, ausdrucksstark und detailreich. Da gibt es viel zu entdecken, wenn man ganz genau hinschaut. Auch allerlei Witziges ist auf den Bildern versteckt, denn Uli und Knud treiben es ganz schön wild. Niemand ist sicher vor Ulis lustigen Ideen, aber bald wird klar: Uli braucht mehr, er braucht seine Freiheit in seinem ureigensten Element, dem Meer. Und weil Knud ein wahrer Freund ist, lässt er Uli schließlich ziehen. Doch die Geschichte endet nicht mit Tränen, im Gegenteil…

 

 

Das Bilderbuch erzählt eine schöne Geschichte der Freundschaft,  in der es darum geht, auf die Bedürfnisse des anderen zu achten, nicht nur das zu verfolgen, was man selbst möchte. Die Bebilderung und die Geschichte hätten vielleicht ein wenig intensivere Farben vertragen, denn das Wassergrün überwiegt auf allen Seiten. Aber die Ausdrucksstärke ist beeindruckend und unterstreicht das Vorgelesene ganz unmittelbar. Sehr gelungen!

 

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Frank Goldammer

Bruch – Ein dunkler Ort

 

·        Herausgeber ‏ : ‎ Wunderlich

·        Broschiert ‏ : ‎ 368 Seiten

·        ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3805200905

#BruchEindunklerOrt

 

 Auf die Nerven gehende psychisch gestörte Ermittler langweilen

 

Vom Autor hatte ich bislang keines seiner Bücher gelesen. Insofern war ich unvoreingenommen neugierig. Und am Ende des Buches, das bis zu Ende zu lesen mir viel Überwindung kostete, blieb nichts als Enttäuschung und die Gewissheit, von Frank Goldammer nichts mehr lesen zu wollen.

 

Der erste Fall um die Ermittler Bruch und Schauer wird als „spannend, beklemmend, einzigartig“ angepriesen. „Einzigartig“ war jedoch das einzige Adjektiv, das ich als zutreffend bezeichnen würde. Der Kriminalroman war für mich einzigartig langweilig, einzigartig abstoßend und einzigartig unglaubwürdig. Felix Bruch ist ein undurchsichtiger, ungewaschener, ungehobelter Ermittler, der stumm und eigenbrötlerisch sein Ding macht. Seine neue Partnerin Nicole Schauer fällt durch vieles Reden auf (aus Sicht von Bruch) und bringt, wie könnte es anders sein, ebenfalls schwerwiegende private Probleme mit. Offensichtlich gibt es in der aktuellen Thriller- und Kriminalliteratur nur noch ge- und verstörte, durch frühere oder akute Traumata beeinträchtigte Ermittler. Der aktuelle Fall eines verschwundenen Mädchens mit Parallelen zu einem früheren Geschehnis, in dem ein ebenfalls verschwundenes Mädchen nach zwei Wochen zurückgekehrt war, würde eigentlich die Zusammenarbeit zwischen Bruch und Schauer erfordern, aber der völlig empathielose, sich mit Tabletten durch den Tag bringende Bruch und die unbeherrschte, aggressive Schauer schaffen es, dass mir als Leser der Fall irgendwann völlig egal wurde. Zu lang, zu breit und dennoch Hintergründe oder Ursachen nicht erläuternd, wurden die seelischen und sozialen Defizite der beiden Ermittler breit getreten und in immer neuen unmöglichen Situationen „eingearbeitet“. Langweiliger und unsympathischer ging es nicht mehr! Erst gegen Schluss kam Fahrt in die eigentliche Krimi-Handlung – für mich jedoch zu spät.

 

Fazit: Zwei unsympathische Ermittler, die durch ihre breitgetretenen psychischen Defizite dem Leser auf die Nerven gehen, was den eigentlich guten Plot des Kriminalromans insgesamt langweilig und unglaubwürdig macht.

 

 

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Tuutikki Tolonen

Agnes und der Traumschlüssel

 

·        Herausgeber ‏ : ‎ Carlsen

·        Gebundene Ausgabe ‏ : ‎ 208 Seiten

·        ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3551558077

·        Lesealter ‏ : ‎ 10–13 Jahre

·        Originaltitel ‏ : ‎ Agnes ja unien avain

#AgnesundderTraumschlüssel

 

 

Eine kluge und sensible Geschichte, die ganz ohne Getöse auskommt

 

Wie schön, mit dem vorliegenden Buch endlich wieder einmal eine Geschichte gefunden zu haben, die sich aus den vielen lauten, um Aufmerksamkeit heischenden Kinderbüchern erfreulich positiv heraushebt. Tuutikki Tolonen, eine engagierte Autorin, erzählt uns hier eine träumische, leise, feine Geschichte, die ganz ohne Getöse auskommt und dennoch sehr spannend zu lesen ist.

 

Die 11-jährige Agnes ist mit ihrer Mutter aus der teureren Großstadt Helsinki in den kleinen Ort Harmala gezogen. „Weil der Mensch eine Herde braucht“, versuchen Agnes und ihre Mutter dort so schnell wie möglich neue Menschen kennen zu lernen. Agnes hilft sofort einem alten Nachbarn, der nicht mehr die Kraft hat, seinen Hund Oskar auszuführen. Das übernimmt Agnes sehr gerne. Mit Oskar zusammen streift sie durch den Ort und findet sich plötzlich in einem alten Friedhof wieder. Wie seltsam: ein sehr alter, vermooster Grabstein trägt doch tatsächlich den gleichen Namen wie Agnes und das identische Geburtsdatum, allerdings die Jahreszahl 1938. Wer war dieses Mädchen, das anscheinend nur einen  Tag gelebt hat? Glücklicherweise hilft ihr bei den Nachforschungen der Nachbarsjunge Muffin. Aber auch die seltsamen Träume von Agnes scheinen helfen zu wollen. Sogar Oskar trägt seinen Teil bei zur Lösung des Rätsels. Wie, das müsst ihr unbedingt selbst lesen.

 

Die Autorin versteht es außerordentlich gut, kindgerecht und gut verständlich zu schreiben, dabei durchaus etliche schwierige Themen einzubauen, ohne dass sie belastend wirken. Ganz leicht, feinfühlig und fast ein wenig träumerisch wird erzählt. Dabei bewirken rätselhafte Träume und fast mystisch wirkende Vorkommnisse eine permanente Spannung, die zum Weiterlesen drängt. Die zart-schönen Illustrationen von Kati Vuorento, die wie aus der Zeit gefallen wirken, passen perfekt zum Buchinhalt. „…Vielleicht hatte alles, auch eine schlechte Erfahrung, eine Art Sinn…“ Wie wahr!

 

Fazit: Ein sensibles, kluges, feines Kinderbuch, das zum Mehrfachlesen einlädt.

 

 

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Stacy Willingham

Das siebte Mädchen

 

·        Herausgeber ‏ : ‎ Rowohlt Taschenbuch

·        Taschenbuch ‏ : ‎ 448 Seiten

·        ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3499006609

·        Originaltitel ‏ : ‎ A Flicker In The Dark

#DassiebteMädchen

 

Moderate Spannung, handwerklich gut geschrieben

 

Ein Debüt ist für mich stets generell eine spannende Lektüre. Was habe ich von der Autorin zu erwarten? Bietet sie Neues, Ungewöhnliches? Oder betritt sie mehr oder weniger gekonnt bereits ausgetretene Pfade? Alles ist offen bei einem Debüt.

 

Journalistisch geschult schreibt Stacy Willingham gekonnt, mit atmosphärisch dichten Schilderungen, leicht lesbar und schlüssig in der Handlung. Sehr beeindruckt hat mich die Beschreibung der Kulisse der undurchdringlich sumpfigen Natur rund um Louisiana, die auf unheimliche Weise ihre Geheimnisse verborgen hält. Das Thriller-Debüt ist kein Buch, das mit der Tür ins Haus fällt. Langsam entwickelt sich die Handlung, man erfährt nur schrittweise mehr. Doch leider,  ärgerlich und unnötig, bedient die Autorin mit der Hauptperson Chloe, einer promovierten Psychologin in eigener Praxis, die landläufige Klischeemeinung, dass Psychiater oder Psychologen selbst therapiebedürftig seien. Denn Chloe, nach außen hin perfekt, kann ein tiefliegendes Trauma nur mit Tabletten aus ihrem Alltagsbewusstsein heraushalten. Ihr Vater, an den sie nur positive Erinnerungen hat, sitzt im Gefängnis, verurteilt als Serienmörder. Er hatte gestanden, für das Verschwinden von sechs Teenagern verantwortlich zu sein, obwohl deren Leichen nie gefunden worden waren. Exakt 20 Jahre später verschwindet eine von Chloe’s Patientinnen. Ein Bewunderer des Vaters, der ihn zum Jahrestag nachahmt? Oder der wahre Täter, der immer noch frei ist?

Meisterlich schafft es die Autorin, auf intensive Weise innerste Regungen der handelnden Personen zu beschreiben und nachspürbar werden zu lassen. Trotz der oft kleinzelligen Beschreibungen von Umfeld und anderen äußeren Gegebenheiten wächst dadurch ganz leise, fast unbemerkt, die Spannung an, um schließlich gegen Ende des Buches sich geradezu zu überschlagen und das Geschehene in Vergangenheit und Gegenwart aufzulösen – allerdings für den aufmerksamen Leser leider ohne wirkliche Überraschung.

 

Fazit: Das Debüt hat mir weitgehend gut gefallen, wobei zu hoffen ist, dass die Autorin in Zukunft zu ungewöhnlicheren Plots ohne Klischees findet.



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Jennifer Mentges

Elternhaus

 

·        Herausgeber ‏ : ‎ FISCHER Scherz

·        Broschiert ‏ : ‎ 416 Seiten

·        ISBN-10 ‏ : ‎ 3651025551

·        ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3651025554

#Elternhaus

 

 

Drohendes Unheil von der ersten Seite an

 

Allein schon die Szenerie einer seit Jahren leer stehenden Villa, dunkel und irgendwie abweisend, vermittelt unangenehme Gefühle, so wie sie das Cover perfekt einfängt. Der Barpianist Tobias Hansen beobachtet seit Jahren, im Auto sitzend, das Haus im noblen Hamburger Vorort. Jahre vergehen. Schließlich verliebt sich Yvette Winkler in die Villa, träumt sich weg aus ihrem von der Schwiegermutter bevormundeten Leben in Österreich hin in ihre frühere Heimatstadt, in der sie für ihre Familie das ideale Nest gefunden zu haben glaubt. Viel Platz für ihre vier Kinder, viel Platz für geschmackvolle Neugestaltung. Ihr Mann stimmt dem Umzug zu. Doch was ist mit Tobias Hansen? Er freundet sich mit der Familie an, gibt den Kindern Klavierunterricht. Doch was will er wirklich und warum?

 

Aus verschiedenen Perspektiven erzählt die Autorin eine Geschichte, die ihre Spannung schöpft aus der nicht greifbaren, aber immanent vorhandenen Bedrohung, die über viele Seiten hinweg nicht erklärbar ist und damit die Spannung immer aufrecht erhält. Für mich ist der Roman eher ein Psychothriller als ein Thriller. Zumindest legt die Autorin sehr viel Wert auf die psychologisch nachvollziehbare Ausgestaltung der Protagonisten, die allesamt auf ganz unterschiedliche Weise beschädigte Seelen sind und im Aufeinandertreffen der Eskalation nicht mehr entkommen können. Dieses schicksalhafte und fast unaufhaltsam wirkende Aufeinander-Zubewegen der ganz unterschiedlichen Menschen mit ihren verborgenen Sehnsüchten, Defiziten und Traumata löst im Leser von Seite zu Seite wachsende spannend-bedrohliche unheilvolle Gefühle aus. Gerade dadurch, dass sich erst im Laufe des Lesens die einzelnen Szenen zu einem Gesamtbild zusammenfügen, dass sich erst nach und nach die Psychogramme der Protagonisten erschließen, wird die unaufhaltsam wachsende Gefahr real.

 

 

Fazit: Psychothriller mit sehr spannendem Aufbau, leicht lesbarem und schönem Sprachstil, mit psychologisch interessant dargestellten Protagonisten, dem ich allerdings etwas mehr Tiefe  gewünscht hätte. Auf jeden Fall eine ideale fesselnde Sommerlektüre.

 

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Gina Ruck-Pauquèt

Der Tag war groß

 

·        Herausgeber ‏ : ‎ Coppenrath

·        Gebundene Ausgabe ‏ : ‎ 32 Seiten

·        ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3649615088

·        Lesealter ‏ : ‎ Ab 3 Jahren

#DerTagwargroß

  

Traumschön

 

Und wieder ein rundum gelungenes, wunderschönes Bilderbuch aus dem Coppenrath Verlag! Traumschöne Bilder, traumschöne Verse zum Wegträumen…

 

Die Bücher von Gina Ruck-Pauquèt, der Autorin dieses feinen Bilderbuchs, haben mich viele, viele Jahre in meiner eigenen Buchhandlung begleitet, weit über ihren Tod hinaus. Wir hatten den gleichen geistigen Lehrer, weshalb ich mich ihr stets auf besondere Weise verbunden fühlte. Und deshalb freute ich mich sehr, dass aus Versen dieser vielfach ausgezeichneten Autorin und den großartigen, zart-feinen Illustrationen von Ulrike Mühlhoff ein Bilderbuch geschaffen wurde, das ganz leise und zart das Kind in den Schlaf hinein begleitet.

 

Das Bilderbuch mutet mich wie ein verhalten-melodisches Musikstück an, das mit zarten Harmonien eine wunderschöne Reise ins Land der Träume einleitet und begleitet. Alles Erlebte und Getane und Gefühlte, das den Tag erfüllte, kann nun zur Seite gelegt werden, in die Obhut der Nacht übergeben werden. Die leise Melodie geleitet ein Hinabsinken in die Tiefen eines Flusses, in dessen Wasser märchenhafte Gestalten leben, so zum Beispiel ein Geige spielendes Einhorn. Und in der Begegnung mit allerlei Tieren, die in Frieden und Eintracht miteinander durch die Nacht treiben, erwacht ganz langsam ein neuer Morgen, denn die Nacht ist müd geworden und neue Tagesabenteuer warten…

 

Fazit: Traumschön erzählt, traumschön gezeichnet – ein leises, zartes Einschlafbuch.

 

 

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Thorsten Schleif

Richter morden besser

 

·        Herausgeber ‏ : ‎ Heyne Verlag

·        Taschenbuch ‏ : ‎ 304 Seiten

·        ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3453426160

#Richtermordenbesser

  

 

Geniale Mischung von kritischer Intelligenz und unterhaltsamem Humor

 

Selten habe ich bei der Lektüre eines Romans, der von Cover und Titel her eher wie ein Krimi wirkt, so viel geschmunzelt und aufgelacht wie bei diesem Erstling von Thorsten Schleif. Für mich ist dieser Autor eine freudige Entdeckung.

 

Siggi Buckmann ist schon lange Jahre Richter. Der jugendlichen Begeisterung, in diesem Beruf die Welt etwas gerechter zu machen, ist gleichmütige Routine, Dienst nach Vorschrift und Wahrung der Bürokratie gewichen. Als jedoch der obdachlose Junkie, der der Justiz seit vielen Jahren wohlbekannte Fredi Diepenberg, zu Tode kommt und keiner für dessen Tod verantwortlich sein möchte, wacht Siggi auf und beginnt, das vertraute Justizsystem zu hinterfragen. Es gibt Lücken, und die könnte man nutzen…

 

Der Debütroman von Thorsten Schleif ist eine geniale Mischung von Justiz-Schelte und wachsend spannender und sehr unterhaltsamer, krimi-naher Handlung. Diese mutige Kombination wird in  sarkastisch-scharfzüngiger Erzählweise, verbunden mit überaus komischen Momenten, dargeboten. Seine Figuren zeichnet der Autor karikaturartig trefflich präzise, ebenso seine Dialoge.  Ein Buch, das zu lesen rundum Spaß bereitet. Der Autor ist seit 2007 Richter. Er weiß also genau, wovon er schreibt. Und weil er so punktgenau die Finger in die Justizsystem-Wunden legt, macht man sich durchaus ein paar sorgenvolle Gedanken um die berufliche Zukunft des Autors  Doch Kater Grisu, stets unbekleidet, wird zur rechten Zeit Rat wissen…

 

Fazit: Ein wunderbar unterhaltsamer, geistreich-intelligenter, gleichermaßen bissiger und urkomischer Roman, den ich wärmstens empfehlen kann.

 

 

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Amy McCulloch

Der Aufstieg

 

·        Herausgeber ‏ : ‎ Piper

·        Broschiert ‏ : ‎ 496 Seiten

·        ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3492063432

·        Originaltitel ‏ : ‎ Breathless

#DerAufstieg

  

Eiskalter, authentisch erzählter Bergsteiger-Thriller

 

Einen besseren Zeitpunkt zur Lektüre dieses Thrillers hätte ich kaum finden können. Extreme Hitzetage, die nach Abkühlung verlangen. Und dieses Bergsteigerdrama schafft Gänsehautmomente. Eisige Kälte birgt Lebensgefahr, aber auch ein gefährlicher Mörder.Trotz der Hitze um mich herum war mir oftmals kalt, sehr kalt…

 

Cecily, eine ehrgeizige Journalistin, setzt alles daran, ein Interview mit dem berühmten Bergsteiger Charles McVeigh führen zu dürfen. Seine Bedingung: Cecily muss mit ihm erfolgreich den Achttausender Manaslu besteigen. Erst danach bekommt sie das Interview, das ihrer Karriere größten Erfolg bringen wird. Doch Cecily hat nicht nur mit ihren eigenen Unsicherheiten und ihrer bergsteigerischen Unerfahrenheit zu kämpfen. Denn bereits im Basislager kommt es zu einem tödlichen Unfall. Ein Zettel an Cecilys Zelt schafft weitere Zweifel. „Ein Mörder ist am Berg. Bring dich in Sicherheit.“ Doch Cecily überwindet sich und steigt weiter und weiter auf, bis in die Höhen der Todeszone, wo nicht nur der Berg Lebensgefahr birgt…

 

Zwar habe ich nicht die geringste Ahnung vom Klettern oder Bergsteigen, geschweige denn von den unfassbaren Anforderungen, die das Besteigen eines Achttausenders den Mutigen, oder soll ich sagen den Besessenen, abfordert. Doch die Tatsache, dass die Autorin selbst den Manaslu mit 8.163 m Höhe in Nepal bestiegen hat, und nicht nur den, sondern auch den Aconcagua, den höchsten Berg Amerikas mit knapp 7.000 m Höhe, ließ mich den Thriller viel intensiver lesen als einen x-beliebigen erdachten Reißer. Die überaus authentisch geschilderten Anforderungen an Körper und Geist bei solch einem Aufstieg schildert die Autorin hinreißend intensiv, insbesondere die Tatsache, dass der mögliche Tod der stete Begleiter ist. Dass Amy McCulloch die Todesgefahr durch einen Mörder am Berg noch intensiviert, gibt der Lektüre eine zusätzliche Würze, allerdings auch mitunter ein paar unrealistische Momente. Doch insgesamt war ich dem fesselnd-spannenden Thriller und der fantastischen Bergwelt völlig verfallen und konnte das Buch nicht mehr weglegen.

 

 

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Martin Simons

Beifang

 

·        Herausgeber ‏ : ‎ Aufbau Verlag

·        Gebundene Ausgabe ‏ : ‎ 234 Seiten

·        ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3351038793

#Beifang

 

 

Wenn es an allem mangelt

 

Dieser kleine große Roman hat in mir dauerhafte Spuren hinterlassen  Und wegen dieser Spuren wünsche ich inständig, dass das Buch gelesen wird, von vielen gelesen wird. Gerade weil wir geneigt sind, bereits heftig zu jammern, wenn nicht ausreichend Salatöl in den Regalen des Supermarktes steht. Der im Roman beschriebene Mangel ist ein so viel größerer, umfassenderer, über die Generationen hinweg lebensbestimmender, als man es sich vorstellen kann.

 

Frank Zimmermann, der Erzähler, sagt von sich selbst, er sei unfähig, ein normales Leben zu führen. Er sieht seinen eigenen Sohn nur zweimal im Jahr und seine Geliebte alle paar Wochen. Wenn er aus dem Fenster schaut, blickt er auf eine weiße Feuerschutzwand. Ein unregelmäßiger Job finanziert Miete und Nahrung. Ein Leben ohne Lebendigkeit. Als er erfährt, dass sein Elternhaus verkauft wird, gerät Frank in Bewegung. Er macht sich, überrascht von sich selbst, auf die Spurensuche. Denn der Vater sagte immer nur: „Ich erinnere mich nicht.“ Dessen Vater, der Großvater von Frank, lebte in den Nachkriegsjahren in einer Zechenhaushälfte am Rande des Ruhrgebiets. Als Hilfsarbeiter und zwölffacher Vater verlief sein Leben in unvorstellbarer Armut. Man klaute aus den Abfalleimern der Nachbarn Zeitungspapier, um die Säuglinge damit zu wickeln. In der Enge entwickelten sich prächtig Schläge, Hunger und Streit. Brutalität, sowohl körperlich als auch seelisch, war Alltag. Um einen besseren Zugang zum Vater zu bekommen, besucht Frank nach und nach Brüder und Schwestern seines Vaters und erfährt, wie dieses Aufwachsen in Tristesse und Härte in den unterschiedlichen Lebensläufen auf immer Spuren hinterlassen hat. Und wie zwischen einem armen, geradezu armseligen Leben stets ein Stolz hochgehalten wurde, der kein Selbstmitleid erlaubte.

 

Dem Autor ist es gelungen, mit ganz leichter Feder Schweres und Schwerstes in Worte zu fassen. Stark und eindringlich wirken seine Schilderungen. So manche der erzählten Szenen werde ich wohl nie mehr los. Denn dieser Roman hat mich fassungslos gemacht, fassungslos und bedrückt und nachdenklich. Denn niemand kann etwas für seine Herkunft und trägt dennoch deren Last auf den Schultern, ob er davon weiß oder nicht.

 

 

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Maren von Klitzing

Immer Zirkus mit Familie Petrelli – Das neue Zuhause

 

·        Herausgeber ‏ : ‎ Rowohlt Taschenbuch

·        Gebundene Ausgabe ‏ : ‎ 144 Seiten

·        ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3499009099

·        Lesealter ‏ : ‎ 6 Jahre und älter

#ImmerZirkusmitFamiliePetrelliDasneueZuhause

 

 

Farbenfroh und lustig

 

Dieser neu erschienene Band 1 rund um die Zirkusfamilie Petrelli hat alles, wirklich alles, was Leseanfänger zu Bücherfreunden werden lässt.

 

Der Inhalt ist schnell erzählt. Es ist die aller langweiligste Zeit des Tages, nämlich Mittagsruhe.  Jonas wagt kaum seinen Buntstift zu benutzen, weil der so laut auf dem Papier kratzt. Plötzlich knallt und knattert es draußen, eine Mülltonne fällt mit Getöse um und ein kunterbunter Zirkuswagen versucht, im Nachbarsgarten einzuparken. Aus ist es mit der Ruhe, und das für lange Zeit. Denn die Zirkusfamilie Petrelli, die aus dem Wohnwagen hüpft, hat die Nachbarvilla geerbt und versucht, sesshaft zu werden. Nicht nur Jonas, auch alle anderen Bewohner der Straße werden plötzlich in das bunte Treiben der Familie Petrelli hineingezogen, ob sie wollen oder nicht.

 

Eine schöne Geschichte erzählt da Maren von Klitzing. Denn vielleicht ist es gar nicht immer so wichtig, wenn alles „seine Ordnung“ hat. Und Griesgrämigkeit kann tatsächlich mit Spaß und Überraschungen vertrieben werden. Die Autorin schreibt pointiert, witzig und ideenreich dabei aber altersgerecht und gut verständlich. So kunterbunt wie Familie Petrelli auftritt, so kunterbunt rollt sie ihre kurzweilige Geschichte vor uns aus.Den vorlauten Papagei, die eigenwilligen Ziegen und das kuschelige Alpaka werden die kleinen Leser besonders lieben.  Ganz besonders angetan haben es mir die vielen zauberhaften und perfekt zur Geschichte passenden Illustrationen von Christian und Fabian Jeremies. Diese wunderbaren Illustrationen sind liebenswert und ausdrucksstark. Es lohnt sich, die Zeichnungen ganz genau zu betrachten, denn auch im kleinsten Bild findet sich noch eine lustige „Zutat“.

 

Rundherum ist dieser erste Band über die Familie Petrelli ein perfekt gelungenes, lustig-fröhlich-lebendiges Buch für Erstleser, das ich aus vollstem Herzen empfehlen möchte. Zum Vorlesen genauso gut geeignet wie zum Selberlesen.

 

 

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Elizabeth George

Was im Verborgenen ruht

 

·        Herausgeber ‏ : ‎ Goldmann Verlag

·        Gebundene Ausgabe ‏ : ‎ 800 Seiten

·        ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3442316205

·        Originaltitel ‏ : ‎ Something to Hide

#WasimVerborgenenruht

 

 

Diese Lektüre ist nur etwas für tapfere Leser

 

Tapfer muss man sein, weil die Autorin es geschafft hat, auf 800 Seiten ähnliche Szenen, ähnliche Dialoge, ähnliche Klischees, ähnliche Themen zu wiederholen und zu wiederholen und zu wiederholen. Und nur tapferen Lesern gelingt es, diesen seltsamen Wiederholungs-Wust von Anfang bis Ende zu lesen. Ich war so tapfer…

 

Die Inhaltsangabe wurde vielfach veröffentlicht, deshalb erspare ich mir die Wiedergabe mit eigenen Worten. Im Zentrum steht das Thema der Beschneidung, das tief im Bewusstsein der afrikanischen Kultur verankert ist und sogar heute noch im aufgeschlossenen London im Verborgenen praktiziert wird.

 

Die Diskussion rund um dieses Thema nimmt viel Raum im Roman ein neben Mord, brutaler häuslicher Gewalt und dem Zusammenprall von moderner privilegierter Lebensform und der Lebensvorstellung von ethnischen Minderheiten. So weit so gut. Doch was macht Elizabeth George daraus? Eine endlose Tirade, ohne wirklich in die Tiefe der Thematik einzutauchen. Ich habe stattdessen das Gefühl, im Auto, im Taxi, zu Fuß, mit der Metro durch halb London gefahren und gelaufen zu sein.  Ich lernte zig Gegenden kennen, lernte zig Menschen verschiedenster ethnischer Herkunft kennen, habe zig verschiedene Gerichte und reichlich Junkfood gegessen, wurde schier erschlagen von all den angerissenen unterschiedlichen Lebensstationen, von den vielen, teils undurchsichtigen Verknüpfungen, deren einzige Basis die richtige Hautfarbe zu sein scheint. Detailverliebt taucht die Autorin immer und immer wieder in ähnliche Situationen und Dialoge ein und malt dabei immer wieder die gleichen Feindbilder. Klischeehaft werden Andersdenkende verbal oder real niedergeprügelt. Für keinen der Protagonisten konnte ich auch nur einen Funken der Sympathie entwickeln. Dazu waren sie viel zu blutleer und langweilig geschildert. Langeweile ist überhaupt das einzig treffliche Wort zu diesem Roman. 800 Seiten angefüllt mit zu viel Wiederholung und mit zu wenig Gehalt.

 

 

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Claire Paulin

Blanche Monet und das Leuchten der Seerosen

 

·        Herausgeber ‏ : ‎ Ullstein Taschenbuch

·        Taschenbuch ‏ : ‎ 416 Seiten

·        ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3548066226

#BlancheMonetunddasLeuchtenderSeerosen

 

Leicht lesbarer historischer Roman ohne höheren Anspruch

 

Wer sich mit Kunst ernsthaft befasst, sollte von Büchern wie diesem hier Abstand halten. Zu trivial, zu oberflächlich, ohne tieferen Kunstverstand geschrieben. Wer sich jedoch auf leicht-unterhaltsame Weise annähern möchte an das damalige Zeitgefühl Ende des 19. Jahrhunderts und dabei etwas mehr über die Lebensumstände von Claude Monet erfahren möchte, der wird diesen Roman sicher mit Gewinn lesen.

 

Der gut recherchierte historische Roman erzählt die Lebensgeschichte von Blanche Hoschedé, die sich bereits als Kind hingezogen fühlte zur Kunst. Ihr Vater war erfolgreicher Kaufmann und ein passionierter Kunstsammler, der insbesondere Claude Monet sehr unterstützte. Als er jedoch bankrottging und  die bislang heile Welt der Familie Hoschedé zerbrach, übernahm Claude Monet die Unterstützung der 9-köpfigen Familie und förderte besonders Blanche mit ihrem feinen Gefühl für Farben und für die Licht- und Schattenspiele der Freiluftmalerei.

 

Es ist der Autorin sehr gut gelungen, die Lebensgeschichte von Blanche spannend und gefühlvoll zu erzählen. Die schwierige Stellung der Frau zu dieser Zeit, die vielen zu bewältigenden Schicksalsschläge, die Spannung zwischen innerer Berufung und gesellschaftlicher Anforderung werden in diesem Roman atmosphärisch dicht und nachvollziehbar geschildert. Der tragische soziale Abstieg des geliebten Vaters und die durch Monet verbotene Liebe zu dem Maler John Leslie Breck konnten die starke Persönlichkeit der Künstlerin Blanche Hoschedé nicht brechen. Die Person Claude Monet wirkt im Roman nicht sehr sympathisch in seiner Ich-Bezogenheit und mangelnden Einfühlung in andere Menschen. Hier fehlte mir etwas mehr psychologische Tiefe in der Darstellung dieses Ausnahmekünstlers und die künstlerische Einordnung seiner Werke im Rahmen der Kunstgeschichte, wodurch auch die Lebensgeschichte von Blanche Hoschedé mehr Tiefe erfahren hätte.

 

Fazit: Gefühlvolle, leicht lesbare Lebensdarstellung einer starken Frau und Künstlerin im Umfeld von Claude Monet.

 

 

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Elinor Greenberg

Borderline und Narzissmus

 

·        Herausgeber ‏ : ‎ Kösel-Verlag

·        Gebundene Ausgabe ‏ : ‎ 480 Seiten

·        ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3466347643

·        Originaltitel ‏ : ‎ Borderline, Narcissistic, and Schizoid Adaptations. The Pursuit of Love, Admiration, and Safety

#BorderlineundNarzissmus

  

Ein hoffnungsvolles Sachbuch für schwierige Diagnosen

 

Die Autorin lässt uns zu Beginn teilhaben an ihrer  musikalischen Sicht auf die Menschen, was mir außerordentlich gut gefällt. Der Mensch ist nicht (nur) das, was eine Diagnose über ihn sagt. Der Mensch, der ein bestimmtes Muster im Leben benutzt, handelt so, als würde er, auf einem Instrument spielen. Das Instrument kann viele Melodien spielen, doch die Person, wählt diese eine Melodie, und diese immer wieder und nur diese eine Melodie! Damit einher geht der Gedanke, dass die Person, der wir die Diagnose Borderline oder Narzissmus oder schizoide Persönlichkeitsstörung verpasst haben, eine Wahl hat. Sie sollte demnach ermutigt werden, nach vielen Lebensjahren es zu wagen, eine andere Melodie zu spielen. Ein Weg, der den Diagnose-Trägern bislang nicht bewusst war und von den meisten Diagnose-Stellern als Möglichkeit gar nicht in Betracht gezogen wird. Denn die beschriebenen Persönlichkeitsstörungen gelten gemeinhin als „nicht therapierbar“. Nach einer wissenschaftlich präzisen Abgrenzung der einzelnen Persönlichkeitsstörungen hilft die einfache Frage nach den speziellen Bedürfnissen dieser „untherapierbaren“ Klienten, um zu einem individuellen und kreativen Therapieansatz und damit zu neuen Melodien zu finden.

 

Wer mag, kann als Laie einige der theoretischen Kapitel guten Gewissens überschlagen, obwohl sie die Grundlage bieten für dieses durch und durch hoffnungsvolle Buch, das sich an Laien und Therapeuten gleichermaßen wendet. Am Anfang steht immer die differenzierte Diagnose. So macht es zum Beispiel durchaus in den therapeutischen Bemühungen einen Unterschied, ob es sich beim Klienten mit narzisstischer Persönlichkeitsstörung um einen exhibitionistischen, um einen heimlichen oder um einen toxischen Narzissten handelt. In gut verständlicher Weise, teils sogar spannend-unterhaltsam, berichtet die Autorin von ihren eigenen Praxis-Erfahrungen, von gelungenen, aber auch gescheiterten Therapieabschnitten, dabei erzählt sie auch erstaunlich offen von eigenen Reflexionen. Die Fallbeispiele veranschaulichen sehr eindrücklich und gut lesbar die Theorien von Elinor Greenberg. Wunderbar erhellend finde ich persönlich die jeweilige Diagnose-Zusammenfassung mit Schlagworten wie persönliche Ziele, schwierige Zeiten, Abwehrmechanismen, geheime Ängste, größte Ängste, Schutzpatrone und – am überraschendsten – der passende Titelsong, aber auch der Beitrag zur Welt und das individuelle Motto. Therapeuten bekommen viele stärkende und hilfreiche Anregungen, um – zumeist mit gestalttherapeutischen Mitteln – Zugang zu diesen Klienten zu finden.

 

Fazit: Ein außerordentlich faszinierend und unterhaltsam zu lesendes Sachbuch, das sich mit den schwierigen Persönlichkeitsstörungen wie Borderline, Narzissmus oder schizoide Persönlichkeitsanpassungen befasst und aufgeschlossenen Therapeuten Hoffnung gibt, auf kreative und erfolgreiche Weise mit diesen Klienten zu arbeiten.

 

 

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Andreas Winkelmann

Das Letzte, was du hörst

 

·        Herausgeber ‏ : ‎ Rowohlt Taschenbuch

·        Taschenbuch ‏ : ‎ 368 Seiten

·        ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3499007514

#Dasletztewasduhörst

  

 

Für mich einer der besten Thriller-Autoren

 

Eigentlich könnte ich es ganz kurz machen: Andreas Winkelmann ist für mich einer der besten Thriller-Autoren. Punkt.

Und dies ist er nahezu gleichbleibend von Buch zu Buch. Immer wieder ein neues Grundthema, immer wieder neue und bemerkenswerte Protagonisten. Und immer wieder ein atemloses Jagen durch die Seiten, weil die Spannung von Anfang bis Ende hoch ist.

 

Im vorliegenden Thriller geht es um einen Podcast, um süchtig machende Manipulationen, um Trost versprechende Kraft weicher Worte. Der vermeintliche Selbstmord von Martina nach einem Hilferuf, ein folgenschwerer Autounfall der Journalistin Roya, Sarah, die sich von der Stimme des Podcasters Marc Maria Hagen durchs Leben tragen lässt und die unangepasste, spröde Kommissarin Carole Barreis, sie alle tragen eine Handlung, wie sie spannender nicht sein könnte. Denn die Gefahren im Internet, die Gefahren, die von Influencern ausgehen, sind vielfältig und genauso todbringend wie häusliche Gewalt im realen Leben.

 

Ein weiteres Mal überzeugte mich Andreas Winkelmann mit seiner Gabe, auf perfekte Weise und ohne komplizierende Szenen- und Perspektivwechselspiele den Leser zu packen. Seine Protagonisten werden psychologisch durchdacht geschildert und rücken uns insbesondere mit ihren Unsicherheiten sehr nahe. Grausiges Schauern, atemlose Spannung, Entsetzen und Abscheu werden in einem für lange Zeit undurchsichtigen Plot verpackt. Mehr als einmal wird der Leser völlig überrascht, denn nichts ist so wie es zu sein scheint. Der Autor stochert wieder einmal tief in unseren eigenen Ängsten und Sehnsüchten herum und führt uns einmal mehr die möglichen Abgründe unserer Zeit vor Augen.

 

Deshalb auch bei diesem Buch das Fazit: Andreas Winkelmann ist für mich einer der besten Thriller-Autoren. Punkt.

 

 

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Ellen Sandberg

Das Erbe

 

·        Herausgeber ‏ : ‎ Penguin Verlag; Originalausgabe

·        Broschiert ‏ : ‎ 512 Seiten

·        ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3328104025

#DasErbe

  

 

Fesselnd geschrieben, aber …

 

Komisch. Eigentlich lese ich die Bücher von Ellen Sandberg vs. Inge Löhnig richtig gerne. Doch bei diesem Buch kam ich nicht voran, legte es wieder weg, zog es wieder hervor, kam nicht weiter und vergaß es schließlich. Jetzt, im Zuge des Regal-Aufräumens, begann ich erneut und zwang mich nun, das Buch komplett durchzulesen. Wobei der Roman wirklich gut und flüssig zu lesen ist, also von Zwang nicht die Rede sein kann. Warum hatte ich die Lektüre vor 2 Jahren nicht zu Ende gebracht? Jetzt mit Abstand und ohne Zeitdruck kam ich mir selbst auf die Schliche, denn ich wollte mich begeistern lassen vom Buch, war jedoch enttäuscht und nahm an, es läge an mir. Man kennt es ja: Wenn man zum falschen Zeitpunkt das falsche Buch in die Hände bekommt, finden Buch und Leser einfach nicht zusammen.

 

Da der Roman bereits 2019 erschienen ist, erspare ich mir und meinen Lesern, den Inhalt hier wiederzugeben. Grundthema ist die Enteignung der Juden im Dritten Reich, erzählt in verschiedenen Zeitsträngen.

 

Routiniert und gut geschrieben ist der Roman, wie nicht anders zu erwarten. Dieses dunkle Kapitel der Geschichte wird spannend und eindrucksvoll erzählt. Ich würde sagen, es handelt sich um einen Familienroman mit historisch-politischer Brisanz. Und doch empfand ich die reichlichen Seitenstränge anstrengend. Manchmal hatte ich das Gefühl, das eigentliche Thema völlig aus den Augen zu verlieren. Und  leider, leider empfand ich die Protagonisten recht oberflächlich dargestellt. Mir fehlte oftmals die psychologische Tiefe. Manche Personen schienen mir nur aufzutreten, um kurz ein Klischee zu erfüllen, um dann wieder in die Bedeutungslosigkeit zurückzufallen. Ich würde behaupten, die Autorin kann es eigentlich besser.

 

 

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Nora Luttmer

Tiefergrund

 

·        Herausgeber ‏ : ‎ Rowohlt Taschenbuch

·        Taschenbuch ‏ : ‎ 416 Seiten

·        ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3499007118

#Tiefergrund

  

Bildhaft-eindrücklich und durchweg spannend

 

Auch Band  2 der Krimiserie um die Ermittlerin Bette Hansen habe ich sehr gerne gelesen. Denn er hat mich durchweg gut unterhalten. Während Band 1 erst langsam „in die Gänge“ kam, packte mich Band 2 gleich von Anfang an, und das durchweg bis zum Ende.  Außerdem weiß ich jetzt, wo Hamburg-Ochsenwerder liegt, eine ländlich-ruhige Gegend, in der ich gerne wohnen würde, wenn ich Google glauben darf. Band 2 lässt sich auch ohne Vorkenntnisse von Band 1 uneingeschränkt gut lesen.

 

Worum geht es? Bette Hansen, eine ehemalige Kommissarin, ist zurück nach Ochsenwerder gezogen, einer idyllischen Gegend, in der Bette ihre Kindheit verbracht hatte. Da sie unter Narkolepsie leidet, kann sie ihren Beruf nicht mehr ausüben, denn die plötzlich eintretenden Schlafattacken wären zu gefährlich für sie. Als ein junges Mädchen verschwindet, bricht eine alte Wunde auf,  denn bereits im Jahr 1986 gab es einen ungeklärten Mord an einem jungen Mädchen, einer damaligen Freundin von Bette. Da kann Bette gar nicht anders als auf eigene Faust zu ermitteln.

 

Nora Luttmer gelingt es sehr eindrücklich, das Lokalkolorit des ländlichen Hinterlandes nahe Hamburg atmosphärisch dicht und vorstellbar einzufangen. Sie erzählt in relativ kurzen Kapiteln und aus verschiedenen Perspektiven sehr kurzweilig über früheres und gegenwärtiges Geschehen. Der Spannungsbogen bleibt über das gesamte Buch hinweg von Anfang bis Ende konstant, sodass man nicht aufhören kann zu lesen. Geschickt werden die einzelnen Handlungsstränge, die erst sehr undurchsichtig wirken, mehr und mehr miteinander verwoben, wobei der Leser dennoch lange im Ungewissen bleibt. Die Charaktere werden plausibel und nachvollziehbar geschildert. Dennoch bleibt für mich auch beim Lesen des zweiten Bandes ein Zweifel bestehen: Vielleicht sollte das enge Zeitraster, das sich aufgrund der krankheitsbedingt erforderlichen Ruhezeiten von Bette ergibt, zusätzlich die Spannung erhöhen. Bei mir jedoch hatte das im Laufe der Seiten einen gegenteiligen Effekt, denn es begann mich zunehmend mehr zu nerven. Ich bin mir deshalb unsicher, ob eine solche Erkrankung, die ständig präsent und handlungsbestimmend ist, in einem Kriminalroman wirklich gut platziert ist.

 

Dennoch bleibt mein Fazit: Ein lesenswerter, unterhaltsamer Kriminalroman mit vielschichtigen Figuren und bildhaft-eindrücklichem Lokalkolorit.

 

 

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Cathrin Moeller

Todesglut

 

·        Herausgeber ‏ : ‎ Rowohlt Taschenbuch

·        Taschenbuch ‏ : ‎ 528 Seiten

·        ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3499008047

#Todesglut

 

Beste Krimi-Unterhaltung

 

Welch ein außergewöhnliches, interessantes Szenario: Eine „Privat-Akademie des Verbrechens“ auf Rügen, deren auserlesene Studenten sich zu Übungszwecken an alten ungelösten Fällen ausprobieren können. Cathrin Moeller hat nun den ersten Fall vorgelegt, einen Kriminalroman, der ihr wunderbar gelungen ist: Über 500 Seiten, die von Anfang bis Ende fesseln und die den Leser immer wieder in die Irre führen. Ein rundum spannendes Lesevergnügen!

 

Wir lernen den ehemaligen Kommissar Henry Zornik kennen, dessen Aufgabe es ist, als Dozent den Studierenden beizubringen, mit welchem Handwerkszeug man ein erfolgreicher Ermittler wird. „Denkt wie die Mörder!“ Obwohl es dem eigenwilligen Henry sehr schwer fällt, sich im Hörsaal durchzusetzen,  entschließt er sich dazu, eine Art von Wettbewerb auszurufen unter den Studierenden, und zwar anhand eines seit Jahren ungelösten Falles, einer scheußlich verbrannten Leiche in der Stadtbibliothek von Bergen. Der Feuereifer, mit dem die Studenten vorangehen, lockt den unbekannten Straftäter von damals aus seiner Reserve, und aus der Theorie wird plötzlich tödlicher Ernst.

 

Allein schon das ungewöhnliche Szenario und die sehr ausgefeilt und psychologisch nachvollziehbar dargestellten Protagonisten machen den Kriminalroman sehr lesenswert. Gut recherchiertes Fachwissen trägt zur Glaubwürdigkeit bei. Mehrmals kam mir beim Lesen der Gedanke, dass genau diese strukturierte Vorgehensweise der Ermittlungen, wie Henry es den Studierenden im Buch vermitteln will, eine großartige Fortbildung für so manchen Krimi-Autor wäre, damit die leider immer wieder in so manchen Krimis zu findenden unlogischen und irritierenden Sequenzen vermieden werden könnten. Cathrin Moeller legt wie bei einer Schnitzeljagd  nach und nach einzelne Köder dem Leser vor Augen. Und immer wenn man glaubt, jetzt der Lösung nahe zu sein, dreht sich die Geschichte um sich selbst, und das Überlegen kann von vorn beginnen. Der erfrischende, lebendige Schreibstil lässt sich leicht und flott lesen, wobei ich mir manchmal eine etwas geschliffenere Sprache gewünscht hätte. Besonders im letzten Drittel wird unzählige Male der Ausruf „Verfluchte!“ eingefügt. Das ist nervig und unnötig und sprachlich arm. Auch hätte ich mir gelegentlich etwas mehr Lokalkolorit erhofft, denn atmosphärisch nachspürbare Schilderungen  sind rar gesät. Dennoch bleibt das Gesamtfazit, dass mich dieser Kriminalroman dank seiner ungewöhnlichen Grundidee und seiner raffiniert konstruierten Geschichte durchweg sehr, sehr gut unterhalten hat.

 

 

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Anna Burns

Amelia

 

·        Herausgeber ‏ : ‎ Tropen

·        Gebundene Ausgabe ‏ : ‎ 384 Seiten

·        ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3608500141

·        Originaltitel ‏ : ‎ No Bones

#Amelia

  

 

Harter Tobak, nichts für mich

 

Beim Lesen dieses Romans ist sie wieder aufgetaucht, diese grundsätzliche Frage: Soll ich ein Buch zu Ende lesen, wenn es mir nicht gut tut, wenn es die Tage und meine Gedanken verfinstert? Vielleicht aus reinem Pflichtgefühl? Oder weil andere das Buch literarisch hoch loben? Nein, ich habe die Lektüre abgebrochen, und ich bin froh und erleichtert darüber.

 

Vordergründiges Thema sind die „Troubles“ in Nordirland, die IRA, die Kämpfe der protestantischen Iren, der Bürgerkrieg und all die damit verbundenen Unruhen,  beginnend im Jahr 1969. Doch man erfährt im Roman so gut wie nichts über die politischen Hintergründe. Da müsste sich der Leser anderweitig informieren.  All die blutigen Wirren sind im Buch „nur“ Staffage, tauchen wie Bühnenbilder das Geschehen der Brutalitäten in ein blutiges Licht, und Amelia betrachtet aus kindlich-naiver Sicht die gesellschaftlichen und familiären Veränderungen, ohne dass man im Roman über die Zeit hinweg einen Reifeprozess erkennen könnte.

 

Erzählt werden bruchstückhafte Sequenzen, die jedoch nicht wirklich zu Ende erzählt werden. Es gibt Zeitsprünge und Entwicklungssprünge. Es bleibt alles verwirrend und verworren, aber auch seltsam gefühllos in einer Art von Berichterstattung. Und es gibt immer und überall schockierende Ereignisse, düstere, abstoßende Brutalitäten. Wie nebensächlich hingeworfene Szenen sinnloser Grausamkeiten, die Menschen und Tieren angetan werden. Jugendliche, die sich im „knee-capping“, dem Zerschießen von Kniescheiben, hervortun. Warum soll ich das lesend miterleben und mich damit durch das Buch in die finstersten Ecken der Depression katapultieren lassen? Ich habe mich letztlich für das Zuklappen des Buches  entschieden, denn unsere Gegenwart ist schlimm genug, und sie ist real und in ihrer brutalen Seite täglich in den Berichterstattungen zu erleben. Leider konnte ich auch sprachlich nicht nachvollziehen, was an diesem Roman so lobenswert sein soll. Die pseudo-umgangssprachliche deutsche Übersetzung empfand ich irgendwie unpassend. Sie hat mit Sicherheit eine völlig andere Qualität als die im Original von mir vermutete Gegenüberstellung von irischem Slang und Schrift-Englisch.

 

 

Kurzum: Eine in bruchstückhaften, verwirrenden Szenen gesammelte Aufzählung an schockierend-abstoßenden Brutalitäten mit abgestumpft wirkenden Protagonisten. Der schädlich-verfinsternden Gemütswirkung musste ich mich schließlich aus Selbstschutz entziehen.

 

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Sam Lloyd

Sturmopfer

 

·        Herausgeber ‏ : ‎ Rowohlt Taschenbuch

·        Broschiert ‏ : ‎ 448 Seiten

·        ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3499008221

·        Originaltitel ‏ : ‎ The Rising Tide

#Sturmopfer

 

 

Erbarmungsloser, bildgewaltiger Nervenkitzel

 

Durch die Lektüre des Debüts „Märchenwald“ verwöhnt, hatte ich sehr hohe Erwartungen an diesen zweiten Thriller. Zwar brauchte ich ein wenig, bis ich mich an den beschriebenen Örtlichkeiten und vielen Detailbeschreibungen ohne Übersichtsplan zurecht fand, doch je weiter ich las, desto mehr wurde ich gefangen in der Welt der intensiven Bilder, die Sam Lloyd in „Sturmopfer“ vor mir ausbreitete.

 

Mortis Point ist ein altes großes Haus, hoch auf den Klippen gelegen, mit Blick auf den gefährlichen sturmumtosten Atlantik. Lucy und Daniel leben dort mit ihren beiden Kindern in liebevoller Harmonie. Doch eines Tages – ein Jahrhundertsturm zieht heran – wird Daniels Boot herrenlos im Wasser treibend gefunden, von Daniel selbst keine Spur. Doch damit nicht genug. Lucy muss erfahren, dass sich offenbar auch ihre beiden Kinder Billie und Fin an Bord befunden haben. Auch sie sind verschwunden. Der todkranke Detective Abraham Rose vermutet zunächst einen erweiterten Suizid, doch Lucy glaubt nicht an diese Erklärung und versucht zusammen mit Abraham fieberhaft herauszufinden, was wirklich an Bord geschah. Der entsetzliche Sturm wütet wie rasend und Lucy gerät in einen unvorstellbaren Albtraum…

 

Anfangs empfand ich die Sprache etwas sperrig, musste mich erst einlesen und mich einlassen auf die unfassbar intensiven Bilder sowohl von der Außen- als auch von der Innenwelt, die der Autor in einer beeindruckend intelligenten und expressiven Weise schildert. Der Autor scheint bis in das tiefste Innere von Lucy hineingekrochen zu sein, um auch den hintersten Winkel ihres Selbst zu beschreiben. Und er scheint sich den Naturgewalten so sehr ausgeliefert zu haben, dass man als Leser dem lebensbedrohlich wirkenden Grollen von Meer und Wind, der beißenden, nassen Kälte nicht mehr entkommt. Der Thriller schlägt mit voller Wucht auf den Leser ein wie die turmhohen Wasserberge auf dem aufgewühlten Ozean. Ich fühlte mich als Leserin geradezu geprügelt, in die Knie gezwungen von den Urgewalten, wie sie auch in den eingestreuten Texten des Alten Testaments hervorbrechen, und von den Brutalitäten, die Menschen anderen Lebewesen antun bis an die Grenze des Erträglichen.

 

Fazit: Ein erbarmungsloser und bildgewaltiger Nervenkitzel-Thriller, der den Leser völlig ausgelaugt und erschöpft zurücklässt.

 

 

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Kristina Kreuzer

Pippa in Paris

 

·        Herausgeber ‏ : ‎ Rowohlt Taschenbuch

·        Gebundene Ausgabe ‏ : ‎ 160 Seiten

·        ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3499009587

·        Lesealter ‏ : ‎ 7 Jahre und älte

#PippainParis

 

 

 

„Orewooaa“ für entdeckerfreudige Kinder

 

Lange habe ich mir überlegt, für welche Zielgruppe das Buch geeignet wäre. Als Lesepatin muss ich gestehen, dass ich nicht fündig geworden bin. Die angegebene Altersgruppe ab 7 Jahre hatte keine Lust auf eine Reise nach Paris, obwohl wir in Grenznähe zu Frankreich wohnen. So wird das Buch wohl eher von anspruchsvolleren Eltern gekauft werden oder, mit viel Glück, als Klassenlektüre von engagierten Lehrerinnen und Lehrern.

 

Schade eigentlich, denn das Buch ist lustig-vergnügt geschrieben. Es erzählt mit leichter Feder von Pippa, der Hauptperson, und ihrer Familie. Pippa ist schon ganz aufgeregt, denn gleich nach der Schule macht sich die ganze Familie auf eine Kurzreise nach Paris. Neben Mama und Papa kommt noch Pippas großer Bruder Nik und Pippas kleine Schwester Tuffi mit auf die Reise, nicht zu vergessen Berta, der Kuscheltier-Rochen. Da ist ganz schön was los, bis die gesamte Familie samt Koffern im Zug sitzt! Pippa malt für ihr Leben gern. Deshalb hat ihre Mutter sie zu einem Malkurs im Louvre angemeldet. Wie toll ist das denn - Pippa als Pippasso. Doch je näher der Termin rückt, desto mehr bekommt Pippa Angst. Was ist, wenn sie ausgelacht wird, weil sie Künstlerin werden will?

 

Eine kunterbunte, fröhliche Familien-Geschichte erleben wir da, in die sehr viel Wissenswertes über Paris eingestreut ist. Ist ja auch komisch, diese fremde Sprache, die ganz anders gesprochen als geschrieben wird. Und was es da alles anzuschauen gibt in dieser riesigen Stadt. Die schnurgerade Schangselisee zum Beispiel. Oder den Fluß Säään. Eine schöne Idee ist, dass Pippa ihre Erlebnisse in Kurzform und in einfacher Sprache  in einer Art Reisetagebuch festhält. So prägt sich dem Leser all das, was Pippa sieht und lernt, noch viel besser ein. Ein Stadtplan auf den Umschlaginnenseiten zeigt zusätzlich, was Pippa alles sehen durfte. Zu guter Letzt gibt es noch ein Rezept für die berühmten Kuchen in Knochenform, den Ekläär, wie Pippa schreibt. Ach ja, und ihre Angst hat Pippa auch überwunden und ist sich ganz sicher, in Paris Kunst studieren zu wollen.

 

Das Buch hat mir mit seinen gewitzten Ideen viel Freude gemacht. Hoffentlich findet es seinen Weg zu neugierigen, wissbegierigen, entdeckerfreudigen Kindern – ich würde es ihm sehr wünschen.

 

 

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Susanne Falk

Fast ein Idyll

 

·        Herausgeber ‏ : ‎ Picus Verlag

·        Gebundene Ausgabe ‏ : ‎ 256 Seiten

·        ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3711721181

#FasteinIdyll

 

 Miniaturen, die wie Fingerübungen eines Klavierspielers anmuten

 

Eigentlich klang die Verlags-Ankündigung zu diesem Buch recht verlockend. Realen Berühmtheiten fantasierte Geschichten anzudichten, klingt reizvoll, klingt aber auch nach einer recht herausfordernden literarischen Aufgabe, der sich die Autorin gestellt hatte. Leider konnte mich das Ergebnis nicht überzeugen.

 

Der Schreibstil gefällt mir durchaus. Er kommt sehr leichtfüßig daher, manchmal entlarvend satirisch, manchmal mit einem bösen Augenzwinkern, manchmal sogar mit trauriger Ernsthaftigkeit, dann wieder mit eigenwilligem österreichischem Humor. Aber seltsam ist, dass man die Geschichtchen liest und jedes Mal auf einen Aha-Effekt wartet – der dann nicht kommt. Ist es das, was der Verlag als „Sommergeschichten“ bezeichnet? Reine Unterhaltung ohne bleibenden Eindruck? Ohne echten historischen oder psychologischen oder sonstwie tiefergehenden Sinn? Egal welcher Persönlichkeit die Autorin ihre Fantasie zuwendet – man liest und hat nach Abschluss der Geschichte diese sofort wieder vergessen. Nichts bleibt zurück, weder ein inneres Bild noch ein Gefühl noch eine Erkenntnis, nichts.

 

Fazit: Fingerübungen einer Autorin, die so wenig mit Literatur zu tun haben wie Fingerübungen eines Pianisten mit begnadetem Klavierspiel.

 

 

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Barbara Schinko

Die Nebel von Walhalla

 

·        Herausgeber ‏ : ‎ Coppenrath

·        Gebundene Ausgabe ‏ : ‎ 240 Seiten

·        ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3649641643

·        Lesealter ‏ : ‎ 10 Jahre und älter

#DieNebelvonWalhalla

 

Gelungene Interaktion zwischen Pferd und Mensch

 

Aus der Flut an Pferdebüchern, die sich auf dem Markt befinden, ragt dieser als Fortsetzungsreihe geplante erste Band „Alessas Seelenpferd“ sehr wohltuend hervor.

 

Alessa und ihre Cousine Nell, beide begeisterte Reiterinnen, müssen sich aufgrund eines Umzugs einen neuen Reiterhof suchen. Auf dem Speerhof erleben sie, wie auf ganz besondere Weise das richtige Pferd zur richtigen Reiterin findet und welch intensive Wechselwirkung die Beziehung zwischen Pferd und Mensch auslöst. Die etwas träge Nell wird aktiver, und die unsicher-ängstliche Alessa gewinnt Mut und wächst letztlich über sich hinaus. Die Verbindung zu der Welt der nordischen Götter, aus denen diese ganz besonderen Pferde stammen, lernen die Mädchen mit Hilfe der Pferde kennen und erfahren dadurch ihren Auftrag, als Team Valkyrie Menschen und Tiere vor den übernatürlichen Kräften der Götter- und Unterwelt zu beschützen.

 

Der Autorin ist es großartig gelungen, mystische Szenen so realistisch zu schildern, dass man sich beim Lesen vorstellen könnte, selbst durch Nebelfetzen zu reiten und Trugbildern der Natur zu erliegen. Die Grenzen zwischen Mystik und Psychologie bleiben stets verschwimmend und damit besonders fesselnd. Dass die stumme Interaktion zwischen Pferd und Mensch Wunder bewirken kann, weiß in besonderem Maß die pferdegestützte Psychotherapie, die glücklicherweise zunehmend wissenschaftliche Anerkennung findet. Barbara Schinko verpackt dieses Wissen in eine geheimnisvolle, mystisch anmutende und altersgerecht-spannende Geschichte, was dieses Pferdebuch zu einem ganz besonderen, absolut lesenswerten Buch macht. Die Vorfreude auf weitere Bände ist groß.

 

 

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T. J. Newman

Flug 416

 

·        Herausgeber ‏ : ‎ Goldmann Verlag

·        Taschenbuch ‏ : ‎ 416 Seiten

·        ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3442492763

·        Originaltitel ‏ : ‎ Falling

#Flug416

 

 

Atemlose, unfassbar dramatische Spannung

 

Wer einen Thriller sucht, der von der ersten Seite bis zum Schluss den Leser so sehr gefangen nimmt, dass er von seiner Umwelt nichts mehr wahrnimmt und zeitweilig fast vergisst zu atmen, der ist mit diesem Debüt bestens bedient.

 

Der Inhalt in Kürze: Flugkapitän Bill Hoffman hat soeben mit seiner Maschine den Flughafen von Los Angeles Richtung New York verlassen,  als er einen Anruf erhält, dass ein Entführer seine gesamte Familie in seine Gewalt gebracht hat. Der Entführer fordert, Bill solle die Maschine mit den 149 Menschen an Bord zum Absturz bringen, oder seine Familie würde sterben. Ein Komplize des Entführers sei an Bord und würde alle Rettungsversuche verhindern. Was tun? Diese hoffnungslose Patt-Situation ist der Ausgangspunkt des Thrillers. Bill liebt seine Familie über alles. Aber er ist auch über die Maßen verantwortungsbewusst. Egal wie er sich entscheidet, am Ende steht immer der Tod.

 

Unfassbar spannend und an Dramatik nicht zu überbieten – dieser Thriller hat alles, was einen echten Pageturner ausmacht. Packend geschrieben, wendungsreich zwischen Hoffnung und Hoffnungslosigkeit mäandernd wird man als Leser in 10.000 Metern Höhe in eine völlig hilflose Situation versetzt und hat sehr schnell das Gefühl, kaum mehr atmen zu können. Man spürt, dass die Autorin, selbst jahrelang Flugbegleiterin, weiß wovon sie schreibt. Vielleicht könnte man ein paar kleine Kritikpunkte anbringen, was Logik und  Verwendung von Klischees betrifft, aber die temporeiche Hochspannung macht das Ganze mehr als wett.

Im Grunde braucht es über dieses Buch nur diesen einen Satz in Fettschrift:

Absolute Leseempfehlung für diesen genial konstruierten und unfassbar spannenden Thriller!!!

 

 

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Uli Leistenschneider

Die wunderbare Florentine – Ein Wunsch kommt selten allein

 

·        Herausgeber ‏ : ‎ Rowohlt Taschenbuch

·        Gebundene Ausgabe ‏ : ‎ 192 Seiten

·        ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3499008894

·        Lesealter ‏ : ‎ 8 Jahre und älter

#Diewunderbare Florentine

 

 

Heile Welt als innere Stärkung

 

Es mag so manche Eltern geben, die nichts davon halten, wenn Kinderbücher von einer schönen, herzerwärmenden, positiven Welt erzählen. Die es für wichtig halten, dass ihre Kinder beim Lesen mit der zwar kindgerecht aufbereiteten, aber dennoch nüchtern-realistischen Welt konfrontiert werden. Mir persönlich ist es jedoch wichtig, dass Kinder sich beim Lesen wegträumen können und dürfen,  in eine Geschichte hinein, in der alles leicht und einfach und gut ist, in der die meisten Menschen warmherzig sind und wandlungsfähig, in der Kinder und Erwachsene zusammen helfen, wenn es Probleme gibt. Solch ein rundum positiv-wohltuendes Buch hat Uli Leistenschneider geschrieben und mit der Figur der „wunderbaren Florentine“ eine Protagonistin geschaffen, die uns tatsächlich ein klein wenig wärmend-positives Vorbild sein könnte, egal wie alt wir sind.

 

Zum Inhalt: Wie aufregend: Die neue Mieterin Florentine Feiertag zieht ein, mit kunterbunten Möbeln, mit Pieps, dem zahmen Rotkehlchen und vor allen Dingen mit einer Hütte mit Crepe-Ofen, die ihren Platz im Hinterhof findet. Florentine Feiertag kann aber nicht nur super leckere Crepes machen, sie hat auch einen ganz besonderen Beruf: Sie ist nämlich Wunscherfüllerin. Ab sofort wird das Leben der Nachbarn für Kinder und Eltern genau so bunt und froh wie Florentine Feiertag selbst.

 

Es ist für Kinder wichtig, lesend oder zuhörend abtauchen zu dürfen in eine heile, fröhlich-unbeschwerte Welt, weit weg von Alltagspflichten und Ärgernissen. Dieses Abtauchen gibt Kindern eine große innere Stärke, wie nicht nur die Waldorf-Pädagogik weiß. Und unter diesem Aspekt habe ich viel Wertschätzung für die heile Welt der Florentine Freitag und natürlich für ihre Person überhaupt. Denn sie hört aufmerksam zu. Sie fühlt sich in andere hinein. Sie ist zupackend, wenn es nötig ist. Sie ist fröhlich und schafft es, mit guter Laune und guten Worten auch Griesgrame mit der Welt und mit sich selbst zu versöhnen. Sie nimmt sich selbst nicht so wichtig und kümmert sich stattdessen um Tiere und Pflanzen und Menschen, wo immer sie Gutes bewirken kann. Ein besseres Vorbild könnte ich mir für Kinder gar nicht wünschen.

 

Fazit: Ein Kinderbuch, das im besten Sinne das Gute und Schöne und Fröhliche und Bunte zum Vorbild werden lässt.

 

 

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Maria Gianferrari

Sei wie ein Baum

 

·        Herausgeber ‏ : ‎ Insel Verlag

·        Gebundene Ausgabe ‏ : ‎ 48 Seiten

·        ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3458179924

·        Lesealter ‏ : ‎ 5 - 10 Jahre

·        Originaltitel ‏ : ‎ Be A Tree!

#SeiwieeinBaum

 

Ein poetisches Geschenk für Jung und Alt

 

Dieses Bilderbuch ist nicht nur für Kinder ein Gewinn. Ich halte das Buch, sowohl was seine Gestaltung als auch seine Botschaft betrifft, für ein wertvolles und sinnvolles Geschenk für Freunde.

 

In schönen, poetischen Gleichungen und Entsprechungen schauen wir uns den Baum in seinen Details und in seiner Gesamtheit ganz genau an und spüren dem nach, was wir Menschen an Ähnlichkeiten, Bedürfnissen und Fähigkeiten den Bäumen vergleichbar besitzen . Das kommunizierende Wurzelwerk, die Rinde als beschützende Haut, das nährende, versorgende innere Holz – dieses und vieles mehr an bildhaften Vergleichen zwischen Baum und Mensch führt uns die Autorin vor Augen. Wir Menschen sind wie Bäume und noch viel mehr, denn die Vielfalt der Bäume zeigt die Vielfalt des Lebens. Niemand ist allein. Wir tauschen und teilen, wir warnen und stärken uns gegenseitig wie die Wurzeln der Bäume untereinander, wir sind ein Netzwerk an Informationen und damit ein Miteinander in Gemeinschaft. Und genau dieses Miteinander stärkt uns.

Die vielsagenden Zeichnungen in ihrer dezenten Farbigkeit und Vielfalt  unterstreichen die Mut machende Botschaft des Buches auf sehr feinfühlig-nonverbale Weise.

 

Die Anmerkungen der Autorin zum Schluss des Buches sind, wie ich finde, ein sehr wichtiger informativer Teil des Buches!

 

Fazit: Ein ganz besonderes Bilderbuch, das viel mehr ist als ein rein unterhaltendes Kinderbuch. Es vermittelt am Beispiel der Bäume, was uns stark macht, egal wie alt wir sind.

 

 

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Pete Johnson

Wie man 13 wird und die Nerven behält

 

·        Herausgeber ‏ : ‎ arsEdition

·        Taschenbuch ‏ : ‎ 192 Seiten

·        ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3845844787

·        Lesealter ‏ : ‎ 10 Jahre und älter

#Wieman13wirdunddieNervenbehält

 

 

Supercool – echt jetzt?

 

Das war mein erstes Buch dieser Reihe und vermutlich auch das letzte, auch wenn der Autor als „Spiegel-Bestseller-Autor“ bezeichnet wird. Ich kenne keine Teenager, die sich mit dieser kindlich-fantasyartigen Geschichte anfreunden könnten, geschweige sie „supercool“ finden würden. Vielleicht  wäre das Buch etwas für jüngere Leser, denen die kurzen Kapitel, die einfachen Illustrationen und die „magische“ Geschichte entgegen kommen. Aber ehrlich, da gibt es für 10-Jährige weitaus bessere Kinderbücher.

 

Der Inhalt in aller Kürze: Chester, ein schüchterner, bücherliebende Junge, wird nachts von einem Vampir heimgesucht. Doch glücklicherweise gibt es die Vampirjäger Markus und Tallulah, die Chester zu Hilfe kommen.

 

Hmmm… Chester hat eine bionische Handprothese. Die Hauptfigur hat also ein Handicap. Und dieses Handicap dient im Buch mehrfach zu witzigen Situationen. Finde ich persönlich weder lustig noch geschmackvoll. Dass Chester sehr schüchtern und naiv  ist, dass er für manche Mitschüler nur als Zielscheibe für blöde Streiche dient, finde ich auch weder cool noch lustig. Insgesamt gesehen beginnt das Buch erst einmal ganz unterhaltsam, wird aber von Seite zu Seite langweiliger. Die Story kreist langatmig um Chester, der sich immer und immer wieder naiv in die Irre führen lässt. Das Gute im Buch: Chester bekommt durch seine neuen Freunde Markus und Tallulah mehr Selbstwertgefühl und sein Mut wächst. Warum das unbedingt mit Halb- und Ganz-Vampiren geschehen muss, erschließt sich mir allerdings nicht.

 

Fazit: Für mein Empfinden ein Kinderbuch, das weder witzig noch „super-cool“ ist, sondern echt langweilig.

 

 

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Henri Faber

Kaltherz

 

·        Herausgeber ‏ : ‎ dtv Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG

·        Broschiert ‏ : ‎ 416 Seiten

·        ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3423220125

#Kaltherz

 

 

Großartig geschrieben, wendungsreich und fesselnd

 

Endlich wieder einmal ein Thriller, der mich von Anfang an gefangen nahm und mich erst wieder freigab, als die letzte Seite gelesen war. Da ich den Autor bislang nicht kannte, war das Buch für mich eine grandiose Überraschung.

 

Die eigenwillige Kommissarin Kim Lansky bekommt in der Vermisstenabteilung der Kripo München noch eine letzte Chance, sich zu beweisen. Die fünfjährige Marie ist verschwunden, aus dem Auto verschwunden, während ihre Mutter für wenige Minuten auf der Toilette war. Die Ermittlungen von Kim Lansky bleiben über Monate erfolglos. Sie führen nur  tiefer und tiefer hinein in eine Vielzahl ungelöster Fälle von verschwundenen Kindern. Und in die eigene dunkle Vergangenheit von Kim.

 

Am meisten hat mich die Schreibekunst des Autors fasziniert. Henri Faber schreibt so, wie ein großer Schauspieler agiert: Extrem wandlungsfähig in verschiedensten Rollen (bzw. Sprachstilen), um dem jeweiligen Geschehen Ausdruck zu verleihen. Jedem Erzähler verleiht er seine eigene Sprache. So differenziert unterschiedliche Sprachstile haben nur wenige Autoren in ihrem Repertoire! Überhaupt lebt der Thriller von der Sprache. Mit starker, fast expressionistischer Ausdruckskraft liest man fesselnde Szenenbeschreibungen, impulsiv und explosiv, eindringlich sich einwühlend ins eigene Kopfkino. Die eher kurzen Kapitel der verschiedenen Erzählerperspektiven enden oftmals mit Cliffhängern oder einem unerwarteten Überraschungsmoment. Der Thriller ist in seiner Gesamtheit gekonnt komponiert. Die einzelnen Kapitel brechen überraschend ab, setzen wenig später wieder ein und erhöhen von Mal zu Mal die Spannung. Alle Protagonisten werden psychologisch klug und eindringlich geschildert. Und als man schließlich ziemlich sicher ist, die Lösung zu kennen – da wird man noch einmal kräftig überrascht!

 

Fazit: Ein großartig geschriebener, durchweg spannender, wendungsreicher Thriller.

 

 

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Anthony Horowitz

Der Tote aus Zimmer 12

 

·        Herausgeber ‏ : ‎ Insel Verlag

·        Gebundene Ausgabe ‏ : ‎ 601 Seiten

·        ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3458642879

·        Originaltitel ‏ : ‎ Moonflower Murders

#DerToteausZimmer12

 

 

Raffiniert konstruierter „Roman im Roman“

 

Der moderne englische Kriminalroman, wie u. a. von Agatha Christie perfekt in Szene gesetzt, wird durch den Autor Anthony Horowitz ins Extreme geführt, und zwar auf exzellente und faszinierende Weise.  600 Seiten pure Lesefreude bietet das vorliegende Buch für den, der Spaß an den raffinierten Wegen langsam-schleichender Aufklärung hat.

 

Susan Ryeland lebt mit ihrem Lebensgefährten auf Kreta und führt ein kleines Hotel, der Alltag ist voll von viel anstrengender Arbeit und wenig Ertrag. Gelegentlich denkt sie mit Sehnsucht zurück an ihr Leben in London mit und für Bücher als Lektorin. Der überraschende Besuch des Ehepaares Treheme mit der Bitte, bei der Suche nach der verschwundenen Tochter Cecily zu helfen, kommt ihr deshalb gerade recht. Möglicherweise ist eine Spur zu finden in dem Roman „Atticus unterwegs“, den Susan seinerzeit lektoriert hatte. Zusätzlich werden ihr 10.000 Pfund angeboten, Geld, das das Hotel dringend benötigt. Susan nimmt den Auftrag an, fährt nach England und gerät in einen Wirrwarr von Lügen und lebensgefährlichen Intrigen.

 

Das Raffinierte an diesem im klassischen Whodonit-Stil geschriebenen Kriminalroman ist, dass ein fiktiver Kriminalroman Wege zur Aufklärung des tatsächlich geschehenen Verbrechens auf versteckte Weise enthalten soll. Dieser fiktive Roman ist komplett abgedruckt. Man liest also sozusagen einen „Roman im Roman“ und versucht dabei, selbst auf die Lösung zu kommen, woran ich übrigens kläglich scheiterte. Anstrengend und verwirrend war für mich die Herausforderung, aus zwei Romanen die Protagonisten auseinander zu halten. Auch störten mich mitunter die längeren Einschübe von Mail- und Telefonat-Verläufen. Die Spannung bleibt über beide Romane hinweg relativ gleich und mäßig hoch. Die lebendige Erzählweise macht dies jedoch mehr als wett, denn ich hatte bei der Lektüre insgesamt gesehen ganz großes Vergnügen. Schon allein die wunderbar eindrücklich-lebendige Sprache des Autors ist ein Genuss. Sätze wie „mit der Nagelschere zurechtgeschnitten“ oder wenn Kräne dem „Gerippe der Stadt das Fleisch von den Knochen reißen“ zeigen die bildliche Sprachkraft des Autors. Mit allergrösster Raffinesse werden zwei Kriminalromane auserzählt und letztlich miteinander so verwoben, dass Anagramme und andere Entsprechungen auf äußerst komplizierte Weise zur Aufklärung führen.

 

Fazit: Ein raffiniert konstruierter Kriminalroman im klassischen Whodunit-Stil – ein Lesevergnügen für alle, die gerne an verschlungenen Ermittlungswegen mittüfteln mögen.

 

 

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Jacob Ross

Die Knochenleser

 

·        Herausgeber ‏ : ‎ Suhrkamp Verlag

·        Broschiert ‏ : ‎ 376 Seiten

·        ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3518472361

·        Originaltitel ‏ : ‎ The Bone Readers

#DieKnochenleser

  

Ein sozialkritischer Kriminalroman, hart und farbig

 

Einen Kriminalroman zu lesen, der in einer exotischen Gegend spielt, ist sehr reizvoll, keine Frage. Und so ist eine der besonderen Stärken des Buches, dass der Autor, der in der Karibik geboren ist und heute in England lebt, das Umfeld der Handlung, die auf einer Insel in den Kleinen Antillen spielt, sehr genau trifft. Misslungen ist meiner Meinung nach jedoch, den Slang der Einheimischen ins Deutsche zu „übersetzen“. Das wirkt gekünstelt bis unfreiwillig komisch und behindert das ansonsten sehr flüssige Lesen.

 

Worum es geht: Auf einer Insel der Kleinen Antillen lebt der junge Digger in hoffnungsloser Armut. Detective Superintendent Chilman erkennt jedoch die Intelligenz und Wachheit dieses jungen Mannes und wirbt ihn für die Polizeiarbeit an. Digger sieht dies trotz aller inneren Widerstände als Chance, um nach seiner verschollenen Mutter zu suchen. Gesetzesferne Methoden sind üblich. Doch Digger geht seinen Weg, wird ausgebildet zum außerordentlich fähigen Forensiker und kommt bei seinen Ermittlungen zusammen mit Miss Stanislaus, der Tochter von Chilman, bis an seine äußersten Grenzen.

 

Gut liest sich der Kriminalroman, abgesehen von den verunglückten Slang-Übersetzungen. Geschrieben ist er in einer bildhaft-intensiven Sprache, voller Farben und Gerüche, aber auch mit lethargischen Bildern von verletzten Seelen. Es fehlt zwar an einem sich steigernden Spannungsbogen, doch die Welt, in der sich die Polizeiarbeit abspielt, ist eine solch grausame, sexistische, männerdominierte Welt  voll von Mord und Totschlag, Machtmissbrauch, Korruption, Terror, Pädophilie und fanatisch-religiösen Auswüchsen, dass man als Leser schaudert. Jacob Ross zeichnet ein gesellschaftskritisches Bild weit, weit weg von der Postkarten-Urlaubs-Idylle der Karibik, wie wir sie kennen. Dies macht meines Erachtens die besondere Qualität des Kriminalromans aus. Irgendwie tröstlich, den Entwicklungsweg von Digger aus diesem Sumpf heraus hin zu einem glühenden Verfechter von Gerechtigkeit zu verfolgen.

 

Fazit: Ein sozialkritischer Kriminalroman, der uns den Postkartenkitsch der Karibik in unseren Köpfen gründlich vermiest.

 

 

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Leona Deakin

Lost – Du darfst dich nicht erinnern

 

·        Herausgeber ‏ : ‎ Goldmann Verlag

·        Taschenbuch ‏ : ‎ 464 Seiten

·        ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3442491742

·        Originaltitel ‏ : ‎ Lost

#LostDudarfstDichnichterinnern

 

 

Solide, fesselnd, unterhaltsam

 

Die Autorin spricht es in ihrer Danksagung selbst an: „Das schwere zweite Buch.“ Sie berichtet über ihre Unsicherheiten, ob es ihr ein zweites Mal gelingen könnte, Verlag und Leserschaft zu beeindrucken. Verständlich. Und ich kann allen Lesewilligen raten, unbedingt Band 1 „Mind Games“ vorab zu lesen, damit es ihnen nicht ergeht wie mir, die ich Band 1 nicht kenne und deshalb keinen Vergleich anstellen kann. Zwar werden zu Anfang des 2. Bandes etliche Informationen über den ersten Fall der beiden Ermittler Bloom und Jameson eingestreut, aber sie sind nicht ausreichend, um die tiefgreifenden Differenzen zwischen den Beiden vollständig zu verstehen oder gar das überraschende Auftauchen einer Person aus dieser Vergangenheit im neuen Fall und die gesamte Tragweite dessen einordnen zu können.

 

Kurz zum Inhalt: Eine Gala auf einer Militärbasis, auf der eine schwere Bombenexplosion mit wenigen Verletzten und Toten das Fest beendet. Captain Harry Peterson wird erst wenige Tage nach diesem Vorfall in einer weiter entfernten Klinik aufgefunden – ohne jegliche Erinnerung an das Geschehen. Schlimmer noch, es fehlen ihm vollständig die Erinnerungen an die vier letzten Jahre. Profilerin Dr. Augusta Bloom wird gebeten, der Sache auf den Grund zu gehen. Was war Zufall, was war Absicht?

 

Leicht und flüssig zu lesen ist dieser grundsolide geschriebene Psychothriller. Die meist kurzen Kapitel einschließlich der eingestreuten Rückblenden halten den Spannungspegel gleichmäßig hoch. Kurzweilig und abwechslungsreich in gemäßigtem Tempo wird erzählt.. Dass die Autorin Psychologin bzw. Psychotherapeutin ist, kann man spüren, denn sie beschreibt klug und differenzierend die für die Handlung wichtigen Personen, wobei sie ihr Augenmerk eher auf die Interaktionen zwischen den Akteuren legt, weniger auf individuell persönliche, mehr in die Tiefe gehende Beobachtungen. Auf die geschilderten militärischen Details hätte ich verzichten können, insbesondere da sie meines Erachtens für die Handlung nicht relevant waren. Mit meinen eigenen Vermutungen lag ich nicht richtig, doch trotz einiger überraschender Elemente zog sich das Ende zu lange hin. Es fügt sich zwar alles folgerichtig zusammen, aber die Autorin benötigt gleich mehrere Kapitel, um die Schlüssigkeit der Geschehnisse zu erläutern.

 

 

Fazit: Solide, fesselnd, unterhaltsam – aber bitte Band 1 zuerst lesen!

 

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Petra Hammesfahr

Stille Befreiung

 

·        Herausgeber ‏ : ‎ Diana Verlag

·        Broschiert ‏ : ‎ 432 Seiten

·        ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3453292642

#StilleBefreiung

 

 

Einfach nur schlecht

 

Petra Hammesfahr habe ich vor Jahren sehr gerne gelesen. Insofern freute ich mich über diesen neuen Roman von ihr. Und war entsetzt, was die Autorin da ihren Lesern vorsetzt. Über solch einen schlechten Roman mag ich nur in Kürze berichten.

 

Zum Inhalt: Sandra, 18, verliebt sich in Ronnie, einen Mann, der alles reparieren kann. Sie heiratet ihn trotz aller Warnungen und  landet in einer Bruchbude, in der sie mit einer irren Schwiegermutter zusammen leben muss. Tochter Josie wird geboren. Sandra verharrt im Elend. Erst als sie als Pflegerin für die schwerstbehinderte Rebekka engagiert wird, glaubt sie, Hoffnung schöpfen zu können. Doch weit gefehlt…

 

Was die Autorin zweifelsfrei kann, ist, eine Stimmung immanenter Bedrohung aufzubauen, in die man als Leser sofort hineingezogen wird. Die dadurch erzeugte Spannung, verbunden mit etlichen Szenen mit Schockwirkung, ziehen sich durch das gesamte Buch. Insofern lässt sich der Roman schnell und leicht lesen.

Doch wehe, man beginnt  beim Lesen, das Gehirn einzuschalten und die Handlung zu hinterfragen! Soviel gesammelten psychologischen Unsinn habe ich wahrlich schon lange nicht mehr gelesen. Die Protagonisten sind entweder so naiv und dumm, dass es weh tut, oder so irre, dass sie gar nicht mehr frei herumlaufen dürften oder Lügner und Blender – die Charaktere sind allesamt so simpel klischeehaft oberflächlich angelegt, dass man nur noch den Kopf schütteln kann. Psychologisch feine Entwicklungen und Differenzierungen gibt es an keiner einzigen Stelle des Buches. Wenn es der Fortgang der Handlung verlangt, wird von jetzt auf gleich aus dem tatenlosen, unfähigen „Hascherl“ eine engagierte und tüchtige Pflegerin. Und zur Quintessenz, wen wundert’s, führen die reichlich geschilderten Vergewaltigungsszenen zur Erkenntnis, dass Frauen (immer) Opfer sind und  Männer (immer) Täter.

 

Solche Romane gab es früher für 80 Pfennig im Heftchenformat. 

 

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Peter Mohlin, Peter Nyström

Die andere Schwester

 

·        Herausgeber ‏ : ‎ HarperCollins

·        Gebundene Ausgabe ‏ : ‎ 384 Seiten

·        ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3749903641

·        Originaltitel ‏ : ‎ Den andra systern

 

 

Unglaubwürdige, fragwürdige, aber spannend erzählte Geschichte

 

Das Gute vorweg: Die beiden Autoren schreiben richtig, richtig gut! Es gelingt ihnen durchweg, mich als Leserin ans Buch zu fesseln, und zwar mit allen kunstfertigen Mitteln, über die gute Kriminalroman-Autoren verfügen sollten. Kurze Kapitel, Cliffhanger, Perspektivwechsel – alle Stilmittel finden ihren Einsatz, um die Spannung auf hohem Level zu halten. Doch das Schlechte folgt auf den Fuß: Nachdenken sollte man beim Lesen besser nicht. Zu viele Fragwürdigkeiten werden durch die Protagonisten in Szene gesetzt. Wer sich also einfach zur Entspannung unterhalten lassen möchte, wird vollumfänglich mit diesem Roman bedient. Wer jedoch moralische oder psychologische oder gar ethische Ansprüche an den Inhalt stellt, dürfte sehr enttäuscht sein. Da ich den ersten Band nicht kenne, kann ich leider nicht vergleichen, ob die Autoren grundsätzlich keinen Wert legen auf Wertevermittlung.

 

Die Handlung kann man ganz oberflächlich so darstellen: Stella, Geschäftsführerin einer neuen Dating-App, wird ermordet aufgefunden. Ihre Schwester Alicia, die von jeher ein schwieriges Abhängigkeitsverhältnis zu Stella hatte, gerät unter Verdacht. John Adderley, gebürtiger Amerikaner, der unter neuer Identität in Schweden lebt, taucht bei seinen Ermittlungen tief in die Vergangenheit der beiden Schwestern ein und löst damit eine undurchsichtige und lebensgefährliche Kettenreaktion aus.

 

Wie oben gesagt: Die Geschichte ist spannend, kurzweilig und lebendig geschrieben. Und doch wirkte sie im Gesamten auf mich unglaubwürdig und abstoßend. Schon die Ansammlung von kaputten Typen wirkt völlig übertrieben. Alicia wird als seelisches Wrack dargestellt. Ihr Gesicht ist entstellt (worauf wir unzählige Male im Verlauf des Romans hingewiesen werden), weshalb sie Menschen meidet. Zwar ist sie ein Programmier-Ass, aber ohne ihre Schwester Stella nahezu lebensunfähig. Regelmäßig stürzt sie durch exzessiven Alkoholmissbrauch bis zur Bewusstlosigkeit ab. John Adderley ist seit einem missglückten Undercover-Einsatz schwer traumatisiert. Er misstraut der Wirklichkeit, wittert überall Hinterhalt und Lüge. Die Liste der „beschädigten“ Menschen könnte man noch weiter fortsetzen. Sympathieträger konnte ich keine finden. Die Interaktionen der Protagonisten werden von einer unglaubwürdigen Reihe an rettenden glücklichen Zufällen vorangetrieben.  Am meisten stört mich dabei, dass John Adderly lügt, betrügt und das Gesetz beugt, so wie er es gerade braucht, um seine eigene Haut zu retten.

 

 

Fazit: Eine Geschichte mit inakzeptablen „kaputten“ Protagonisten ohne Moral, spannend erzählt, aber völlig unglaubwürdig.

 

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Julia Mattera

Der Koch, der zu Möhren und Sternen sprach

 

·        Herausgeber ‏ : ‎ Eichborn

·        Gebundene Ausgabe ‏ : ‎ 224 Seiten

·        ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3847900986

#DerKochderzuMöhrenundSternensprach

 

 

Ein seelenvoller, feiner und wirkungsstarker Roman

 

Ein kleines, feines Buch hat da Julia Mattera geschrieben. Der Roman zog meine Aufmerksamkeit auf sich aufgrund des originellen Titels und des Verlagshinweises auf das Elsass, in dessen Grenznähe ich wohne. All dies und das etwas schlicht gestaltete Cover ließen mich nicht erahnen, mit was für einem seelenvollen Buch man es hier zu tun hat.

 

Die Geschwister Elsa und Robert Walch führen einen Gasthof im Elsass. Keine einfache Sache, insbesondere für die zupackende, feinfühlige Elsa, denn Robert ist ein sehr, sehr schrulliger Koch, der in seiner eigenen Welt lebt, ein ausgemachter Sturschädel ist und am liebsten die ignoranten Touristen zum Teufel jagen würde. Sein Herz schlägt für seinen prachtvollen Gemüsegarten. Er spricht mit den Pflanzen, er gibt den Möhren Namen, er hegt und pflegt jede einzelne Pflanze, denn diese intensive Zuwendung danken sie ihm durch exzellenten Geschmack. Die Gerichte, die Robert kreiert, ziehen Gäste von überall herbei. Doch Robert liebt die Einsamkeit, schaut nur von ferne zu, wie es den Gästen schmeckt. Eines Tages taucht Maggie auf, eine sehr temperamentvolle Frau aus England, die sich von Roberts abweisendem Verhalten nicht abschrecken lässt und es versteht, vorsichtig und unbekümmert zugleich, den weichen Kern in Roberts Seele zu Tage zu bringen.

 

Der Zauber dieses Romans liegt im Kleinen, im Feinen, im Stillen. Es geschieht nicht besonders viel, schon gar nicht wirklich Spannendes. Und doch entwickelt man beim Lesen eine ungeahnte Sensibilität, für die Menschen, von denen erzählt wird, aber auch für die Natur, für Beobachtungen, Gerüche, Farben, Geräusche, die die Seiten prall füllen. Ja, Pflanzen haben eine Seele, und ich gelobe, nie wieder gedankenlos eine Möhre aus dem Beet zu rupfen, sondern wie Robert erst einmal über die grüne Haarpracht zu streicheln. Die liebevolle Hingabe von Robert steckt an, besonders wenn man liest, zu welch menschlichen Regungen Gemüsepflanzen fähig sind, wie sie überrascht sein können, aber auch erschreckt oder einverstanden oder wie sie einem ungewöhnlichen Vorschlag „etwas abgewinnen können“.  Auch eindrückliche Menschenbeschreibungen gelingen Julia Mattera, wenn etwa von einer Tante berichtet wird, „deren Naturell in etwa einer Brennessel glich“. Es ist die wunderbare Sprache der Autorin, die beim Leser die unabdingbare Achtung, den grenzenlosen Respekt vor der Natur weckt.

 

 

Welch eine Kunst, auf so sanfte, poetische, zärtliche und verträumte Weise den Leser aufs Tiefste zu berühren. 

 

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Camilla Läckberg, Henrik Fexeus

Schwarzlicht

 

·        Herausgeber ‏ : ‎ Knaur HC

·        Gebundene Ausgabe ‏ : ‎ 624 Seiten

·        ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3426227626

·        Originaltitel ‏ : ‎ Box

#Schwarzlicht

 

Psychologisch schlau die Grenzen zwischen Schein und Sein überschreitend

 

Ob ich jemals ein Buch mit mehr als 600 Seiten in 3 Tagen gelesen habe? Ich glaube nicht. Der vorliegende Kriminalroman hat es geschafft, dass ich alle täglichen Verpflichtungen zurückstellte und mich vom Buch vollständig gefangen nehmen ließ. Die fast bibeldruckpapierdünnen Seiten und die relativ kleine Schrift machten es mir erst einmal nicht leicht, aber schnell waren diese äußeren Bedingungen vergessen und ich war verloren an die Erzählkunst der beiden Autoren. Welch eine interessante Zusammenarbeit: Die wohl erfolgreichste schwedische Autorin Camilla Läckberg und der Mentalist und Fachmann für nonverbale Kommunikation Henrik Fexeus haben gemeinsam einen fulminanten Start einer neuen Krimireihe, die ihresgleichen sucht, der Dabiri-Walder-Trilogie“.

 

Eine tote Frau wird auf einem öffentlichen Platz in Stockholm gefunden, eingesperrt in eine Kiste, durchbohrt von mehreren Schwertern. Es sieht nach einem verunglückten Zaubertrick aus. Aber warum so öffentlich dargestellt? Rund um Kommissarin Mina Dabiri wird eine Ermittlergruppe zusammengestellt, die als Besonderheit Vincent Walder mit einschließt, einen Mentalisten mit extrem scharfer Beobachtungsgabe. Eine weitere Leiche wird gefunden, erste Zeichen werden entschlüsselt und man beginnt zu ahnen, dass ein tödlicher Countdown begonnen hat, dessen Fokus auf Mina und Vincent liegt…

 

Düster, rätselhaft, raffiniert, komplex, ungewöhnlich, fesselnd – ich könnte die Reihe an Adjektiven fortsetzen, die ich diesem Kriminalroman zuordnen möchte. Die geschickte Erzählweise fordert den Leser heraus, denn man bleibt lange in völliger Unsicherheit, was, wie und warum geschieht und geschehen ist. Rückblicke in die Vergangenheit verwirren zusätzlich. Was sind deutungswürdige Metaphern, wo ist nüchterner Blick gefragt? Was sind geschickte Verknüpfungen, was sind gedankliche Irrwege? Die beiden Protagonisten sind ungewöhnlich in jeder Hinsicht. Mina mit ihrer ausgeprägten Zwangsstörung, ihrem extremen Verlangen nach Reinlichkeit, was ihren beruflichen Alltag zu einer hochkomplizierten Aufgabe werden lässt, wirkte auf mich dennoch gewinnend sympathisch. Vincent, der autistische Züge hat und über Sonderbegabungen verfügt, lässt den Leser tief in seine Stärken und Schwächen Einblick nehmen. Zusammen sind diese beiden Ausnahme-Charaktere aufgrund ihrer Besonderheiten unschlagbar. Ziemlich auf die Nerven ging mir dagegen Vincent’s Frau Maria, deren Eifersucht (unnötig, wie ich finde) sehr viel Platz im Roman beanspruchte. Auch wenn immer wieder leiser, feiner Humor spürbar wird.

 

 

Fazit: Brillant geschriebener, düster-spannender und komplex-raffiniert konstruierter  Kriminalroman, psychologisch schlau die Grenzen zwischen Schein und Sein überschreitend. Intelligente und höchst unterhaltsame Krimikost!

 

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Nikola Kucharska

Was für unfassbare Sachen echte Drachen gerne machen

 

 

 

·        Herausgeber ‏ : ‎ Thienemann Verlag

·        Gebundene Ausgabe ‏ : ‎ 32 Seiten

·        ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3522459822

·        Lesealter ‏ : ‎ 4 Jahre und älter

#WasfürunfassbareSachenechteDrachengernemachen

 

  

Keine fünf, sondern zehn Sterne für dieses drachenstarke Meisterwerk

 

 

 

 

Es gibt unendlich viele liebenswerte, wundervoll gezeichnete Bilderbücher. Allen gehört meine uneingeschränkte Sympathie, so unterschiedlich sie auch sein mögen. Doch kein einziges hat mich so über die Maßen begeistert, ja gerade zu vom Stuhl gerissen wie das vorliegende großformatige Drachen-Buch. Die meisten Kinder lieben Drachen. Für die ist das Buch eine Pflichtlektüre. Und die Kinder, die bislang noch nichts mit Drachen anfangen konnten, sollten unbedingt auch das Buch in die Hände bekommen. Und ab sofort werden auch sie Drachen lieben. Und noch eine Zielgruppe gibt es: Die älteren Kinder und die Erwachsenen! Niemand ist zu jung oder zu alt für dieses unvergleichliche geniale Bilderbuch.

 

Die Autorin und Illustratorin Nikola Kucharska gestaltet nicht nur Kinderbücher, sondern auch Comics und Spiele. Das spürt man dem Bilderbuch an, so gekonnt wie es gemacht ist. Neben der professionellen Gestaltung lebt das Buch ganz besonders durch die Fantasie- und Ideenvielfalt, die ihresgleichen sucht.  Was uns beim Blättern, Schauen und Lesen aus den Seiten herausspringt, ist unfassbar beeindruckend und bewirkt, dass man das Buch wieder und wieder und wieder anschaut und von Mal zu Mal mehr entdeckt, und das immer mit einem dicken Grinsen im Gesicht. Denn dieses Drachen-„Sachbuch“ strotzt nur so vor witzigen Gags. Oder wussten Sie vielleicht, dass der Drache zwei Herzen besitzt, das eine davon aus Stein? Dort sitzt der Hang zum Nörgeln und dort fließt das blaue Blut des Drachen hindurch. Oder ahnten Sie, dass die ungeborenen Minidrachen-Kinder, da sie erst nach einem Jahr aus dem Ei schlüpfen, bis dahin viel Zeit zum Lesen haben und dies auch tun? Oder dass die Schulkinder-Drachen unter anderem auch das Fach „Grübeln und Kopfzerbrechen“ haben? Dies und noch vieles, vieles mehr erfährt man in diesem Buch. Von den verschiedenen Drachenarten über sportliche Aktivitäten, über Feste und Feiern zur Geburt, über die berühmtesten Drachenvertreter aller Zeiten, über die schlimmsten Drachenkrankheiten, über Ernährung und über Beschäftigungen im Drachenaltersheim – kein Thema wird ausgelassen und dabei so phänomenal großartig in Wimmelbuchmanier in Szene gesetzt, dass man nur noch staunen kann.

 

Fazit: Genial gestaltetes, großartiges, drachenstarkes Wimmel-Drachen-Sachbuch zum Staunen und Kaputtlachen, das unbedingt in jede Bibliothek gehört.

 

 

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Anna Schneider

Grenzfall – Ihr Schrei in der Nacht

 

·        Herausgeber ‏ : ‎ FISCHER Taschenbuch

·        Taschenbuch ‏ : ‎ 432 Seiten

·        ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3596705467

#GrenzfallIhrSchreiinderNacht

 

 

Kurzweilig, spannend – beste Krimiunterhaltung

 

Leider habe ich versäumt, Band 1 zu lesen, was ich unbedingt baldmöglichst nachholen will. Denn der vorliegende Band 2 hat mir sehr, sehr gut gefallen. Jeden Tag habe ich mich erneut auf meine Lesezeit mit diesem Kriminalroman gefreut, sodass ich unbedingt alles, was die Autorin herausbringt, verfolgen werde. Auch ohne Kenntnis von Band 1 konnte ich mühelos einsteigen in die jetzige Geschichte, hatte auch keine Schwierigkeiten, mich mit den Protagonisten vertraut zu machen.

 

Das deutsch-österreichische Ermittlerteam Alexa Jahn und Bernhard Krammer müssen grenzübergreifend zusammenarbeiten, weil sich gleich mehrere Vermisstenfälle überschneiden. In der Jachenau verschwindet eine junge Frau im Chaos einer Schneesturmnacht auf dem Weg zu ihrem Elternhaus, in Innsbruck werden zwei Studentinnen vermisst. Als zwei weitere Vermisstenfälle gemeldet werden, wird langsam klar, dass die Fälle irgendwie zusammen hängen müssen, ja vielleicht sogar mit einem älteren Fall in Verbindung stehen und dass eine sehr gefährliche Bedrohung näherrückt…

 

Mir persönlich gefällt es sehr, dass dieser Kriminalroman nach allen Regeln der Kunst grundsolide geschrieben ist und weit entfernt ist von einem seichten Regionalkrimi.  Anna Schneider verzichtet dankenswerterweise auf die „modernen“ Verwirrspiele durch willkürlich eingestreute Zeitwechselschnippsel, sondern sie erzählt die Handlung folgerichtig und plausibel.  Sie hat damit richtig gute Krimiunterhaltung geschaffen mit allem, was dazugehört: Sympathie, Abscheu, Schaudern, Verwirrung, psychisch fehlgeleitete Weltsichten, private Einsichten und vor allen Dingen ein über die Seiten hinweg stetig vorhandenes Spannungspotenzial, das sich zum Ende hin noch steigert. Die Sprache ist eingängig, einfühlsam und bildhaft beschreibend und vor allen Dingen sehr gut lesbar.

 

Fazit: Ein spannender, unterhaltsamer und kurzweilig- gut lesbarer Kriminalroman mit sympathischen Ermittlern, angesiedelt in einer der schönsten Gegenden Bayerns.

 

 

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Jonathan Lee

Der große Fehler

 

·        Herausgeber ‏ : ‎ Diogenes

·        Gebundene Ausgabe ‏ : ‎ 368 Seiten

·        ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3257071917

·        Originaltitel ‏ : ‎ The Great Mistake

#DergroßeFehler

 

  

Anstrengende Lektüre

 

„Denk nicht an einen blauen Elefanten“ – und schon hat man das Bild eines blauen Elefanten vor Augen. Nicht an etwas zu denken, führt zum Gegenteil. Der Roman von Jonathan Lee war ein einziger großer blauer Elefant für mich. Ich wurde ihn nicht los, obwohl ich mehrfach abbrechen wollte, obwohl mir das Lesen keine Freude bereitete, obwohl meine offene Neugier mit jedem weiteren Kapitel schrumpfte, so sehr, bis ich dem blauen Elefanten mit tiefster Abneigung begegnete. Keine gute Voraussetzung, denn Lesen soll Spaß machen, um seine ureigenste Kraft zu entwickeln, nicht zur reinen Pflichtübung mutieren.

 

Die Verlagsankündigung mit Inhaltsangabe täuscht eine Art von historischem Krimi vor und weckt damit falsche Erwartungen. Im Wesentlichen geht es um Andrew H. Green, den wichtigen und doch vergessenen Stadtplaner des 19. Jahrhunderts, der, wie man sagt, das moderne New York, wie wir es kennen, gestaltet hat und im Alter von 83 Jahren auf der Park Avenue ermordet wurde. Der Autor hat akribisch recherchiert, um sich der Person Andrew Green so weit wie möglich zu nähern. Es lohnt sich, das am Ende des Romans abgedruckte Interview mit Jonathan Lee zu lesen, um seine Intentionen besser zu verstehen.

 

Warum nur machte das Buch zu lesen nicht die geringste Freude? Da ist für mich allem voran der Schreibstil zu nennen.  Jonathan Lee baut mitunter Sätze, die so lang sind, dass man am Ende des Satzes den Anfang vergessen hat. Und er beschreibt so detailliert und verschachtelt, dass ich beim Lesen immer wieder gedanklich abschweifte. Mich haben weder Sprache noch Inhalt an irgendeiner Stelle im Buch wirklich gefangen genommen, auch wenn der Autor hoch gelobt wird. Mag sein, dass ein New York Kenner mit viel größerem Interesse den Roman liest als jemand wie ich, der nie in New York war und auch nie dorthin kommen wird. Den Roman zu lesen, war jedenfalls für mich eine recht mühselige, anstrengende Pflichtaufgabe.

 

 

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Pip Cornell

Was Bären über Bienen wissen (müssen)

 

·        Herausgeber ‏ : ‎ Esslinger Verlag

·        Gebundene Ausgabe ‏ : ‎ 32 Seiten

·        ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3480237449

·        Lesealter ‏ : ‎ 4 Jahre und älter

·        Originaltitel ‏ : ‎ A Bear´s Guide to Beekeeping

#WasBärenüberBienenwissenmüssen

 

 Bärenstarke Kombination von Lachen und Wissen

 

Was gibt es Schöneres, als mit Kindern ein Bilderbuch zu entdecken, das nicht nur Erwachsenen, sondern auch den Kleinen herzhaftes Lachen entlockt, dabei aber gleichzeitig ganz nebenbei Wissenswertes vermittelt?

 

Der Esslinger Verlag hat ein ganz wunderbares Bilderbuch auf den Markt gebracht, das sich auf ganz eigene Weise mit dem derzeit sehr aktuellen Thema „Bienen“ befasst.

Jedes Kind weiß, dass Bären Honig lieben. Was liegt also näher, dass ein Bär Imker werden möchte, damit er zukünftig Honig im Überfluss hat – zum Schlecken, zum Backen, zum Genießen. Dass ein Bär in seiner Tapsigkeit aber nicht immer ganz geschickt vorgeht bei all den Dingen, die zur Imkerei gehören, liegt nahe.

Pip Cornell hat den „Ratgeber für Bären, die Imker werden wollen“ sehr schön in Worte gefasst. Die einfachen, gut verständlichen Sätze kommen ganz ernst daher, aber stecken voller augenzwinkerndem Humor, den die meisten Kinder des Zielgruppenalters durchaus verstehen.  Die hinreißenden Illustrationen von Alex G. Griffiths verdeutlichen auf perfekte Weise die doppelte Botschaft des Textes, indem der tollpatschige Bär zwar ernstes Bemühen an den Tag legt, aber so allerlei falsch versteht und den Vogel zu irritiert-erstaunten Kommentaren veranlasst. Die Vorsatzblätter enthalten übrigens einige ernst gemeinte sachliche Informationen zum Bienenleben, wobei mein Herz besonders den ruhenden Bienen gehört, die sich dabei gegenseitig an den Füßchen festhalten. Großartig auch hier die Illustrationen dazu! Jeder, der das Buch angeschaut hat, wird gar nicht anders können, als Bienen zu lieben – auch wenn er kein Bär ist.

 

Fazit: Ein Bilderbuch mit einer absolut geglückten Mischung von sinnvollen Informationen und hanebüchenem Unsinn, fröhlich-absurd und witzig-unterhaltsam, mit großartigen Illustrationen, die mit vielen liebenswert-komischen Details den Text auf perfekte Weise unterstreichen.

 

 

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Rebecca Fleet

Die Stiefmutter

 

·        Herausgeber ‏ : ‎ Goldmann Verlag

·        Taschenbuch ‏ : ‎ 448 Seiten

·        ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3442492220

·        Originaltitel ‏ : ‎ The Second Wife

#DieStiefmutter

  

Guter Plot, aber wenig Spannung durch zu viel Selbstreflexionen

 

Eigentlich hätte ich wissen müssen, was mich bei dieser Autorin erwartet. Denn bereits bei ihrem Buch „Das andere Haus“ schrieb ich in meiner Rezension: „… ist die Autorin zu bewundern, wie sie es schafft, die geschilderten Befindlichkeiten in tausend Bruchstücke zu zerlegen und zu immer neuen Mustern wieder zusammenzusetzen, einer Laterna magica gleich…. Spätestens, allerspätestens nach 100 Seiten beginnt das Buch zu langweilen.“ Ja, genau das gleiche Gefühl stellte sich mir beim Lesen des vorliegenden Thrillers ein.

Diesmal deshalb das Fazit gleich zu Beginn: Guter Plot mit viel Spannungspotenzial, der jedoch mit seziererischer Akribie in die Langeweile  geschrieben wird.

 

Ein nächtliches Feuer lässt das Haus von Alex und Natalie niederbrennen. Die Tochter Jade, 14, wird in letzter Minute von der Feuerwehr aus den Flammen gerettet. Im Krankenhaus spricht Jade davon, vor Ausbruch des Feuers im Haus einen Mann im Dunklen gesehen zu haben. Alex liebt seine Tochter abgöttisch, und er liebt seine Frau Natalie, die ihm sehr über den Tod seiner ersten Frau, der Mutter von Jade, hinweggeholfen hatte. Irritierend nur, dass Alex Natalie vor dem brennenden Haus vorgefunden hatte mit der Behauptung, Jade trotz Suche im gesamten Haus nicht entdeckt zu haben und sich dann selbst ins Freie hätte retten müssen. Das wachsendes Misstrauen zwingt Alex dazu, Nachforschungen anzustellen…

 

 

Die Geschichte besitzt tatsächlich alle Zutaten für einen spannenden Thriller. Doch was macht Rebecca Fleet daraus? Sie seziert wortreich jede innere Regung, jede kleinste Beobachtung, jeden geringsten Impuls, jede unbedeutende Interaktion und zerlegt Gefühle und Gedanken in mikrokleine Einzelstücke. Das gesamte Buch wirkt dadurch auf mich wie eine nicht enden wollende Sitzung bei einem Psychoanalytiker, wie ein unendliches Kreisen um innere Befindlichkeiten.  Dass die Hauptpersonen aus ihrer jeweiligen Sicht die Gegebenheiten schildern, macht die Sache nicht besser, im Gegenteil. Diese seitenlangen Reflexionen sind sehr anstrengend und nach einer Weile auch langweilig zu lesen. Selbst die raffinierten Twists in der Geschichte retten den Thriller in seiner Gesamtheit nicht. Denn kaum kommt so etwas wie Spannung auf, wird sie von der Autorin wieder kaputt seziert. Schade.

 

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Dr. Rangan Chatterjee

Die 5-Minuten-Formel für Ihre Gesundheit

 

·        Herausgeber ‏ : ‎ Goldmann Verlag

·        Broschiert ‏ : ‎ 272 Seiten

·        ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3442179268

·        Originaltitel ‏ : ‎ Feel Better In 5: Your Daily Plan to Feel Great

#Die5MinutenFormelfürIhreGesundheit

  

Bestechend einfacher, leicht umsetzbarer „Instant“-Ratgeber

 

Das Vorwort des vorliegenden Buches ist mir genau „auf den Leib“ geschrieben. Ja, ich weiß, dass ich mich mehr um Körper und Seele kümmern müsste. Und ja, alle meine Vorsätze scheitern über kurz oder lang, weil diese Vorhaben nicht wirklich in den Alltag passen, schon gar nicht sich mühelos in den gefüllten Alltag einfügen lassen. Da hat mich der Buchtitel direkt angesprungen, denn es verspricht einfache und schnelle wirksame Hilfe, also genau das, was ich brauche.

 

Der mir bislang unbekannte Autor  wird als einer der einflussreichsten Ärzte Englands beschrieben. Seine Bücher sind dort Bestseller. Also befasste ich mich mit großer innerer Bereitschaft mit diesem Buch, das mir vorkommt wie eine Art von „Instant“-Ratgeber. Klar und übersichtlich strukturiert wirkt die Gesamtgestaltung, auch was die typographische Gestaltung betrifft. Der Text ist jeweils auf das Wesentliche beschränkt, ausgenommen das relativ ausführliche Vorwort, das zu lesen jedoch wirklich sinnvoll ist, um mit dem Buch so umzugehen, dass es Nutzen bringt. Auf die Fotos des ewig lächelnden Autors hätte ich allerdings verzichten können.  Es gefällt mir gut, wie man angeregt wird, neue „gesunde“ Gewohnheiten in Mini-Schritten ins tägliche Leben so zu integrieren, dass sie so selbstverständlich werden wie Zähneputzen. Denn mit Willenskraft allein ist es nicht getan. Die ist zwar gut als Startimpuls, aber zum längeren Durchhalten braucht es das Einüben von neuen Gewohnheiten. Als absolute Stärke des Buches zeigte sich für mich die Möglichkeit, mir meine eigenen, zu mir passenden kleinen täglichen „Häppchen“ zusammenzustellen zu meinem ureigensten  neuen Gesundheitsmenü. Anhand von wegweisenden Symbolen konnte ich mir das für mich Passende schnell heraussuchen und dies dann stur und ohne Wenn und Aber täglich durchführen. Allerdings reichen 5 Minuten täglich nicht aus, denn die 5-Minuten-Formel ist in Wahrheit eine 15-Minuten-Formel. Im Idealfall beanspruchen nämlich Kopf, Körper und Herz jeweils ihre eigenen 5 Minuten.

 

 

Fazit: Motivierender, bestechend einfacher und mühelos umsetzbarer „Instant“-Ratgeber für alle, die sich nicht länger mit einem schlechten Gewissen herumplagen wollen, wenn der Alltag nicht genug Zeit lässt für gesunde Aktivitäten.

 

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Lisa Kirsch

Querbeet ins Glück

 

·        Herausgeber ‏ : ‎ FISCHER Taschenbuch

·        Taschenbuch ‏ : ‎ 416 Seiten

·        ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3596706419

#QuerbeetinsGlück

 

  

 

Was wirklich wichtig ist im Leben

 

In diesen erschreckenden, Angst machenden Zeiten sind Bücher mit positiver Ausstrahlung eine stärkende Gegenmaßnahme, eine Art Atem-Holen in all der Beklemmung. Das vorliegende Buch hatte für mich diese kraftgebende, rundum  lebensbejahende Wirkung.

 

Maddie ist ihrem größten Glück, eine erfolgreiche Musicaldarstellerin zu sein, ganz nah. Sie probt für die Hauptrolle in „Tanz der Vampire“ jeden Tag hart, denn die Premiere der geplanten anspruchsvollen Musicalaufführung rückt täglich näher. Auch wenn Kollegialität nicht besonders groß geschrieben wird unter den Darstellern, auch wenn die Probenarbeit alle Kraft verlangt - Maddie ist glücklich, wenn sie auf der Bühne stehen darf. Da nimmt sie auch die etwas schwierige Wohnsituation hin, denn sie lebt sozusagen Tür an Tür mit Gabi, einer älteren eigenwilligen Dame mit echter Berliner Schnauze und dem Riesenhasen „Opa“. Als Gabi durch einen Treppensturz verletzt wird, muss Maddie nicht nur „Opa“ in Obhut nehmen, sondern auch die Vertretung in Gabi‘s Gartenkommune übernehmen. Dass die Begegnung mit frischer Erde, blühenden Apfelbäumen und eigenwilligen Gartenfreunden Maddie’s Leben auf ganz unerwartete Weise verändern wird, ahnt sie nicht…

 

Lisa Kirsch hat einen wunderbaren Wohlfühlroman geschrieben, der mit seiner positiven Grundeinstellung sofort überspringt auf das eigene Lebensgefühl und ein Stück weit die Bedrückung dieser Tage hinweg zaubert. Zwar ist die Geschichte gefährlich nah einer vorhersehbaren, gefühlsintensiven Liebesgeschichte angesiedelt, aber durch die humorige, lebendige und frische Erzählweise kommt an keiner Stelle enttäuschender Kitsch auf.  Die geschilderten Menschen sind Individualisten. Sie werden allesamt aber positiv und verständnisvoll dargestellt in ihren Eigenheiten, in ihren mitunter fragwürdigen Ansichten, aber auch in ihren Unsicherheiten und – am eindrucksvollsten – mit ihrer Bereitschaft, sich auf andere Menschen einzulassen. Dass Maddie gerne strickt, hat mich gar nicht überrascht, und dass auch Hühner das Herz erobern können, noch viel weniger. Die Kraft der Natur ist eben eine ganz besondere…

 

Kurzum: Bei diesem Buch handelt es sich um einen Wohlfühlroman, der diese Bezeichnung  voll und ganz verdient und der die Frage, was wirklich wichtig ist im Leben, auf  humorvoll-leichte und durchaus kluge Weise beantwortet.

 

 

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Maria Neradova

Hallo Das bin Ich

 

·        Herausgeber ‏ : ‎ FISCHER Sauerländer

·        Gebundene Ausgabe ‏ : ‎ 12 Seiten

·        ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3737359221

·        Lesealter ‏ : ‎ 2 Jahre und älter

·        Originaltitel ‏ : ‎ My Body

#Hallodasbinich

 

 

Schult vorurteilsfrei Selbst- und Fremdwahrnehmung

 

Leider konnte ich das „Allererste Körperbuch“ noch nicht mit Kindern der jüngsten Lesegruppe testen und kann insofern nur meinen persönlichen Eindruck wiedergeben. Und der ist rundum positiv.

 

Es ist ein Buch, das alle Sinne anspricht. Klare, einfache, farbige Bilder vermitteln nonverbal unaufdringlich das, was die klaren, einfachen, verständlichen Texte ausdrücken wollen. Auf ganz schlichte Weise schulen Text und Bild das Bewusstsein für den eigenen Körper, für seine Fertigkeiten, für seine möglichen Handicaps und ganz grundsätzlich das Staunen über die große Vielfalt unter den Menschen. Hörgerät, Rollstuhl, Feuermal, dunkle Haut, blonde Haare, alles ist möglich und zwar im Buch ganz selbstverständlich möglich. Kinder sind grundsätzlich völlig vorurteilsfrei, und genau dahin  zielt das Buch. Es ist inständig zu hoffen, dass die Erwachsenen diese Selbstverständlichkeiten in der Welt des Kindes so lange wie möglich zu bewahren versuchen. Ein schönes Thema greift das Buch auch auf, nämlich unsere 5 Sinne, die uns helfen, alles um uns herum so reich und intensiv wahrzunehmen. Wie wir unserem wunderbaren Körper helfen, gesund zu sein und zu bleiben – auch dazu gibt das Buch einfache und verständliche Erläuterungen, die bereits die Kleinen meiner Erfahrung nach durchaus ernst nehmen wollen.

All diese Informationen sind jedoch nicht nur zum reinen Anschauen und Vorlesen gedacht, sondern durch Drehscheiben, Klapp- und Schiebeteile werden die Themen zusätzlich kurzweilig  und spielerisch erweitert.

 

 

Fazit: Ein rundum gelungenes Sachbuch, das die Kleinsten in ihrer Selbstwahrnehmung stärkt und durch Mitmach-Elemente zusätzlich die Motorik schult.

 

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Rachel Givney

Das verschlossene Zimmer

 

·        Herausgeber ‏ : ‎ Lübbe

·        Gebundene Ausgabe ‏ : ‎ 544 Seiten

·        ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3785727867

#DasverschlosseneZimmer

 

  

„Man sieht nur was man sehen will“ – Erzählkunst vom Feinsten

 

Dass ich diesen Roman an dem Tag beendete, an dem ganz aktuell durch Russland  nach Jahrzehnten des Friedens in Europa wieder Krieg einzog, auch und gerade in Lemberg, das im Buch eine nicht unbedeutende Rolle spielt, gab meinem Leseerlebnis zum Abschluss eine bestürzende und erschreckende Aktualität.

 

Der Roman spielt schwerpunktmäßig in Polen im Jahr 1939, Krieg droht. Marie, ein 17-jähriges  Mädchen, das von seinem Vater geliebt und beschützt wird, treibt die Frage um nach ihrer Mutter, die angeblich verschwand, als Marie noch ganz klein war. Der Vater Dominik, ein renommierter und ambitionierter Arzt, beantwortet keine der Fragen, die Marie so in der Seele brennen. Nicht einmal den Namen der Mutter verrät Dominik. Und genau das stachelt Marie umso mehr an, auf eigenwillige Weise Nachforschungen zu betreiben, ohne zu ahnen, was sie damit auslöst.

 

Doch diese kurze Inhaltsangabe verrät nur einen kleinen Teil dessen, was das Buch an Geschehnissen erzählt. Nicht nur die politische Lage und die brutale Vorgehensweise des Nazi-Regimes ist Thema, nicht nur die unfassbare Judenfeindlichkeit, die sich auch in den Köpfen der Bevölkerung festgesetzt hatte, sondern auch die niedere Stellung der Frau zu dieser Zeit. Marie möchte unbedingt Medizin studieren, um ihrem Vater nachzueifern, doch man verwehrt ihr diesen Weg, denn „Frauen haben kleinere Gehirne“ und sind deshalb angeblich nicht geeignet für den Mediziner-Beruf. Um ihren Jugendfreund Ben heiraten zu können, konvertiert sie zum Judentum. Durch die sehr feinfühligen Schilderungen der Autorin von jüdischem Leben und Denken konnte ich mich auf ganz besondere Weise einfühlen. Hier wie überhaupt im gesamten Buch spürt man, wie sehr sich die Autorin kundig gemacht hat, um detailfreudig und stimmig die einzelnen Szenen schildern zu können. Wie eine Klammer umschließt die Handlung im Jahr 1939 die Rückblicke auf die Zeit ca. um 1920 – ein sehr geschickter schriftstellerischer Kunstgriff, um die Familiengeschichte rund um Dominik und Marie schlüssig darzustellen. Vom absolut überraschenden Ende des Romans ganz zu schweigen. Doch nicht nur Aufbau und Inhalt des Romans haben mich begeistert. Am meisten war ich hingerissen von der unglaublich schönen, sorgsamen Sprache, die wirkt, als würde man einen alten Roman lesen, von einem großen, vergessenen Autor vielleicht, so zeitlos schön, wie auch manche Märchen geschrieben sind.

 

Fazit: Für mich war dieser Roman Lesegenuss pur, geschrieben in Erzählkunst vom Feinsten.

 

 

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Chris Naylor-Ballesteros

Frank und Bert

 

·        Herausgeber ‏ : ‎ Coppenrath

·        Gebundene Ausgabe ‏ : ‎ 40 Seiten

·        ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3649642107

·        Lesealter ‏ : ‎ 3 Jahre und älter

#FrankundBert

 

 Kurzum: Ein großartiges Bilderbuch

 

Dieses Bilderbuch hat mich begeistert! Mit schlichten Mitteln eine so eindrückliche Botschaft zu übermitteln, ist hohe Bilderbuchkunst, wie ich finde.

 

Frank und Bert sind ein ungleiches Paar. Der schlaue Fuchs und der pummelige Bär spielen Verstecken. Dieses Spiel mögen sie am liebsten. Doch immer und immer und immer gewinnt Frank. Der arme Bert… Was dann passiert, müsst ihr unbedingt selber anschauen!

 

Als Woll- und Strickbegeisterte freue ich mich über alle Maßen, dass Frank strickt. Eine schöne blaue Mütze mit Bommeln hat er schon für sich selbst gestrickt, und nun ist Bert dran. Für ihn strickt Frank einen wunderschönen Schal, in einem Pink, das leuchtender nicht sein könnte. Lang muss der Schal sein, denn Bert ist nicht gerade schlank. Viel Arbeit ist das, die da Frank für seinen Freund auf sich nimmt. Das Pink des Schals leuchtet auf dem Cover, auf den Vorsatzblättern und im Buch selbst – sozusagen der rote Faden der Geschichte in Pink. Auf humorvolle Weise, sozusagen mit Augenzwinkern, wird die Geschichte von Frank und Bert erzählt. Und so ganz nebenbei bekommen wir mit, was Freundschaft ist und wie Einfühlung in den anderen die Grundlage echter Freundschaft darstellt. Die großformatigen Zeichnungen sind auf das Wesentliche reduziert und genau deshalb so wirkungsvoll zu Herzen gehend.

 

 

Kurzum: Ein großartiges Bilderbuch.

 

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Anne Mette Hancock

Grabesstern

 

·        Herausgeber ‏ : ‎ FISCHER Scherz

·        Broschiert ‏ : ‎ 384 Seiten

·        ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3651000957

·        Originaltitel ‏ : ‎ Pitbull

#Grabesstern

  

 

Weitschweifig erzählt, erst gegen Ende überzeugend

 

Die Autorin war mir bislang nicht bekannt, deshalb startete ich neugierig und unbefangen die Lektüre des vorliegenden Thrillers, des 3. Bandes rund um Kommissar Schäfer und die Journalistin Heloise Kaldan. Glücklicherweise verlangte diese neue Folge keinerlei Vorkenntnisse, sodass mir der Einstieg in die Geschichte mühelos gelang.

 

Zum Inhalt: Heloise beabsichtigt, einen Artikel über Sterbebegleitung zu schreiben. Sie begleitet den todkranken Jan Fischhof, entwickelt freundschaftliche Gefühle für ihn und beginnt, anhand seiner Hinweise einem lange zurückliegenden Fall nachzugehen, denn Jan scheint etwas aus dieser vergangenen Zeit sehr zu belasten. Kommissar Erik Schäfer, der Freund von Heloise, ist besorgt, denn Heloise begibt sich mit ihren Nachforschungen auf äußerst gefährliches Gebiet…

 

Das Buch liest sich angenehm  leicht, weil die Geschichte folgerichtig,  ohne wirre Zeitsprünge, erzählt wird. Die Sprache ist eingängig, Menschen und Landschaften werden sehr detailliert und vorstellbar geschildert. Ja, und genau diese detaillierten Schilderungen, die zwar das Kopfkino anstoßen, sind aber letztlich schuld daran, dass die Geschichte relativ spannungsarm vor sich hin plätschert. Meine Gedanken schweiften beim Lesen oftmals ab, insbesondere wenn lange Befragungen oder Dialoge hin und her gingen, ohne die Handlung wirklich weiter voranzubringen. Auch die atmosphärisch durchaus schönen Schilderungen der Örtlichkeiten wurden mir irgendwann zu viel. Von einem Thriller erwarte ich eine eher stringente, fokussierte Erzählweise, nicht weitschweifiges und damit ermüdendes Beschreiben. Erst gegen Ende nimmt die Handlung glücklicherweise Fahrt auf und zeigt, insbesondere durch das überraschende und doch schlüssige Ende, dass der Thriller im Grunde genial durchkonstruiert ist.

 

 

Fazit: Über lange Passagen hinweg ein relativ spannungsarmer Thriller, der erst zum Schluss hin Fahrt aufnimmt und die zugrunde liegende, perfekt durchkomponierte Handlung erkennen lässt.

 

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Claire Thomas

Die Feuer

 

·        Herausgeber ‏ : ‎ Carl Hanser Verlag GmbH & Co. KG

·        Gebundene Ausgabe ‏ : ‎ 256 Seiten

·        ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3446272972

·        Originaltitel ‏ : ‎ THE PERFORMANCE

#DieFeuer

  

Am eigenen Anspruch gescheitert?

 

Eigentlich klingt der Aufbau dieses Romans nach einem literarischen Geniestreich. Eigentlich versprechen Cover, Inhaltsangabe und das Renommé des Verlags ebenfalls Außergewöhnliches. Und doch wage ich zu behaupten, dass die australische Autorin an ihrem eigenen Anspruch gescheitert ist.

 

Der Handlungsinhalt lässt sich ganz minimalistisch zusammenfassen: Drei völlig unterschiedliche Frauen, sowohl was Alter, Beruf und Bildung betrifft, sehen ein (ebenso minimalistisches) Theaterstück, während vor der Stadt Buschbrände wüten.

 

Die kollektive und individuelle Wahrnehmung  von Samuel Beckett’s Stück „Glückliche Tage“ in seiner handlungsarmen Inszenierung bildet sozusagen die Assoziationsgrundlage dieser drei Frauen. Über die Buchseiten hinweg öffnen sich anhand ihrer jeweiligen Gedanken, Erinnerungen, Befürchtungen und Beobachtungen die individuellen Lebenssituationen, Erfahrungen  und Einstellungen. Margot, die ältere Literaturprofessorin, Summer, die junge Platzanweiserin und Ivy mittleren Alters mit einem nicht verarbeiteten Trauma verlieren sich in ihren individuellen Rollen, die sie in ihrem eigenen Leben spielen, um nicht unterzugehen.

Umrahmt ist dieses Gedankenkonvolut von dem wichtigsten aller Themen, weit weg von dem ständigen Um-sich-selbst-Kreisen, nämlich dem Klimawandel, indem die gefährlich nahgerückten Buschbrände eine unausweichliche Hitze auslösen und dennoch nicht wirklich ins Bewusstsein dringen.

 

 

Der Roman beinhaltet eine Fülle von Themen, die jedoch nicht in die Tiefe gehend bearbeitet werden. Im zugegeben sehr schönen Sprachstil geschrieben, machte sich in mir dennoch zunehmend  Langeweile  breit, weil mir letztlich als Ergebnis der 240 Seiten zähen Lesens der Erkenntnisgewinn fehlte, bei den Protagonistinnen ebenso wie bei mir.

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Christoph Rüffer

Zuhause Kochen und Genießen

 

·        Herausgeber ‏ : ‎ Mosaik

·        Gebundene Ausgabe ‏ : ‎ 192 Seiten

·        ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3442393916

#ZuhauseKochenundGenießen

 

 

Ein Kochbuch eher zum Anschauen als zum Nachkochen

 

„Das Glück des Kochens“ will uns Christoph Rüffer vermitteln. Keine leichte Aufgabe für ihn, der Sterne-Koch im Hotel „Vier Jahreszeiten“ in Hamburg ist. Wie nah ist ein Koch feinster Gerichte noch dem „normalen“ Menschen mit durchschnittlichen Kochkenntnissen, durchschnittlichem Budget und durchschnittlichen Essgewohnheiten? Für mich jedenfalls ist das Kochbuch zwar eine echte Augenweide, aber leider, leider keine Verführung zum Kochen.

 

Jan-Peter Westermann hat traumhaft schöne Fotos geschaffen, die sogar eine ganz normale (und für mich eklige) Blutwurst so appetitlich erscheinen lassen, dass man reinbeißen möchte. Auch die gesamte Gestaltung des Buches ist sehr gut gelungen, wie ich finde. Gerade die doch sehr pragmatische Kapiteleinteilung nach Aufwand und Lebensmittelkategorien gefällt mir. Zutatenliste und Kochanweisung sind sehr übersichtlich dargestellt. Und, wie bereits gesagt, für jedes Rezept gibt es ein ganzseitiges, äußerst ansprechendes Foto, das jeweils äußerst verlockend wirkt. Und doch fand ich im gesamten Buch nicht ein einziges Rezept, das ich nachkochen würde! Entweder enthält es eine oder mehrere Zutaten, die ich, in einer Kleinstadt lebend, nicht zu kaufen bekäme. Oder das Rezept basiert auf Zutaten, die ich absolut nicht mag. Oder der notwendige Aufwand wäre mir das Ergebnis nicht wert. So leid es mir tut, in meiner Koch- und Esswelt findet der Sternekoch keinen Platz. „Das Glück des Kochens“ konnte er mir leider nicht vermitteln.

 

 

Fazit: Ein großartig gestaltetes, mit wunderschönen Fotos versehenes Kochbuch mit Gerichten, die leider allesamt keinen Platz in meinem Kochalltag finden können.

 

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David Almond

Bone Music

 

·        Herausgeber ‏ : ‎ Freies Geistesleben GmbH

·        Gebundene Ausgabe ‏ : ‎ 213 Seiten

·        ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3772531309

·        Lesealter ‏ : ‎ 14 Jahre und älter

·        Originaltitel ‏ : ‎ Bone Music

#BoneMusic

 

 

 

Mystisch verbrämte, symbolüberladene Geschichte eines Reifungsprozesses

 

Ein seltsames Buch hat David Almond hier geschrieben. Seltsam für 14-Jährige, aber auch seltsam für Ältere. Mir jedenfalls hat sich nicht alles erschlossen, was der Autor mit seiner Erzählung bezwecken wollte.

 

Hauptperson ist die 15-jährige Sylvia, schüchtern, zurückhaltend. Sie muss für ein oder zwei Wochen ihre Mutter, die eine Auszeit braucht, widerwillig begleiten, und zwar nach Northumberland, einem riesigen Naturgebiet, weit weg von ihrer Freundin und mit denkbar schlechtem Handyempfang. Die Mutter arbeitet beruflich mit schwierigen Kindern und Jugendlichen und möchte die freie Zeit zum Malen nutzen. Der Vater hält sich die meiste Zeit seines Lebens in Kriegsgebieten auf, weit weg von seiner Familie. Als Sylvia dem Nachbarjungen Gabriel begegnet, der ihr seine aus einem Knochen gefertigte Flöte zeigt und ihr einen völlig anderen Blick auf die Natur näher bringt, beginnt in Sylvia ein detailreich geschilderter Wandlungsprozess.

 

Die Geschichte wird nicht gradeläufig nachvollziehbar erzählt. Alles und jedes wird mystisch verbrämt, okkult umschrieben und mit symbolhaften Bildern versehen einerseits, andererseits gibt es Szenen, die fast comic-haft lautmalerisch daherkommen, wie bei Telefonaten zum Beispiel: „knister, knister, murmel, murmel“… Diese Sprünge zwischen inneren verklausuliert formulierten Wandlungsprozessen und realen Vorkommnissen machten es mir schwer, mich ernsthaft auf das Buch einzulassen. Zu viele Botschaften stecken in den Seiten. Da mag jeder vielleicht etwas anderes für sich herauspflücken können. Mir gefiel eigentlich, dass sich der Autor als ein Lautmaler, ein Wörtermaler, ein Bildermaler und als ein Seelenmaler sieht. Aber genau darin verliert er sich und damit meines Erachtens die Verbindung zum Leser.

 

 

Fazit: Eine mystisch verbrämte, symbolüberladene Geschichte einer Heranwachsenden, deren schüchtern-junges Selbst sich in der Natur vereinigt zu einem reiferen Selbst.

 

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Mathijs Deen

Der Holländer

 

·        Herausgeber ‏ : ‎ mareverlag

·        Gebundene Ausgabe ‏ : ‎ 272 Seiten

·        ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3866486744

·        Originaltitel ‏ : ‎ De Hollander

#DerHolländer

 

 

Ein Roman wie Ebbe und Flut

 

„Roman“ steht auf dem sehr passend zum Inhalt gestalteten Cover. Aber eigentlich ist es, wie ich finde, ein Kriminalroman, ein ruhig-unaufgeregt erzählter Kriminalroman, der mich, die ich weit entfernt vom Meer lebe, in mir völlig unbekannte Gegenden entführte.

 

Ausgerechnet bei ihrer letzten Fahrt vor der Pensionierung entdeckt Geeske Dobbenga, tätig beim niederländischen Grenzschutz, eine Leiche im Watt. Ein Deutscher, gefunden im Grenzgebiet zwischen den Niederlanden und Deutschland. Während man sich um Zuständigkeiten streitet, entsendet die Bundespolizei in Cuxhaven heimlich den Ermittler Liewe Cupido nach Delfzijl. Liewe ist Deutscher, aber auf Texel aufgewachsen. Er ist ein besonderer Typ, eigenwillig und wortkarg. Man nennt ihn den „Holländer“. Niemand könnte besser als er Licht in das Dunkel bringen, das sich um den Toten rankt.

 

Leicht machte es mir der Autor nicht, das Buch zu lesen. Im Präsens gehalten erzählt er sehr beschaulich-eindringlich von einer Welt, die mir bislang völlig fremd war. Wattwanderungen als eine Art Sport zu verstehen, überaus gefährlich einerseits, Grenzerfahrungen vermittelnd andererseits – diese Faszination, sich der Kraft der Natur zu stellen, konnte ich trotz der eindrücklichen Schilderungen des Autors nicht wirklich nachvollziehen. Beeindruckt jedoch hat mich seine seltsam lakonische Erzählweise, die genau die Wesensart der Menschen am Meer widerspiegelt, beobachtend und mit auf das Minimum reduzierten Gesprächen. Die vielen mir unbekannten nautischen Begriffe erschwerten mir jedoch das Lesen. Trotz allem lag von Anfang bis Ende über dem Buch eine permanente leise Spannung, besser noch würde ich es als eine andauernde Anspannung bezeichnen, wenn sich im Laufe der Ermittlungen die Beziehungen zwischen den Hauptpersonen nach und nach auftun und der Ermittler selbst mit seinen eigenen traumatischen Belastungen auf eigenwillige Weise mitwirkt. Sehr hilfreich war für mich übrigens die im Schutzumschlag aufgezeichnete Landkarte, auf der ich mich zum besseren Verständnis oftmals während des Lesens über Örtlichkeiten und Entfernungen informierten konnte.

 

 

Fazit: Ein  leiser, langsamer, literarischer Kriminalroman, der in seiner Gestaltungskraft etwas von Ebbe und Flut hatte, im Wechsel zwischen Mensch und Natur. 

 

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Peter Vegas

Hab keine Angst, kleines Dunkel

 

·        Herausgeber ‏ : ‎ Aladin

·        Gebundene Ausgabe ‏ : ‎ 36 Seiten

·        ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3848902033

·        Lesealter ‏ : ‎ 4 Jahre und älter

#HabkeineAngstkleinesDunkel

  

Rundum großartig gelungenes Bilderbuch

 

Ach, was liebe ich Bilderbücher, die ganz ohne pädagogischen Zeigefinger ein Thema, das etliche Kinder beschäftigt, einfach weglachen! Mit Humor und raffinierter Umkehrtechnik etwas, das Angst macht, zu etwas umzugestalten, das sorgsamen Schutz von uns Menschen benötigt – wie genial ist das denn!

 

Das Dunkel, das riesig gefährliche unbestimmbare Wesen, das uns überall auflauern könnte, in der Nacht, im Keller, in finsteren Ecken – dieses bedrohlich-finstere,  Angst machende, rätselhafte Etwas mit einer schlechten Frisur hat ja selbst ganz schreckliche Angst. Vor Helligkeit zum Beispiel. Und doch beschützt es euch, immer wenn es dunkel ist. Wie traurig dadurch das Leben des kleinen Dunkel ist, das müsst ihr unbedingt selbst im Buch erleben. Aber es hat auch Freunde, das kleine Dunkel. Erratet ihr, mit wem das Dunkel befreundet ist? Das Buch verrät es euch.  Und ihr erfahrt auch, was ihr tun könnt, damit es dem kleinen Dunkel gut geht, wie ihr es beschützen könnt.  Damit es euch und dem kleinen Dunkel gut geht. Was gibt es Schöneres!

 

 

Rundum großartig ist dieses großformatige Bilderbuch gelungen. Nicht nur, was den genialen Text betrifft. Benjamin Chaud hat ebenso großartige Illustrationen dazu gemalt. Alles ist groß an diesen Bildern und eindrücklich. So wie der Text es vorgibt. Zusammen mit Peter Vegas haben die Beiden mit überraschendem Humor und ganz viel Einfühlvermögen ein Bilderbuch der besonderen Art geschaffen. Wenn man das Dunkel erst einmal kennen gelernt hat, hat Angst einfach keine Chance mehr. 

 

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Susin Nielsen

Die gigantischen Dinge des Lebens

 

·        Herausgeber ‏ : ‎ Urachhaus

·        Gebundene Ausgabe ‏ : ‎ 290 Seiten

·        ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3825153045

·        Lesealter ‏ : ‎ 14 Jahre und älter

·        Originaltitel ‏ : ‎ Tremendous Things

#DiegigantischenDingedesLebens

  

Urkomisch und ernst-traurig

 

Der 14-jährige Wilbur ist schüchtern. Sehr schüchtern. Bloß nicht auffallen, am besten unsichtbar sein. Das ist seine Devise. Denn sein Mitschüler Tyler hat Spaß daran, ihn zu verspotten und zu quälen, wann immer sich die Gelegenheit dazu bietet. Da können die beiden Mütter von Wilbur noch so einfühlsam und stärkend auf Wilbur einwirken. Mum und Mup, die beiden Mütter, haben genug eigene Sorgen, denn das Geld ist knapp trotz mehrerer Aushilfsjobs. Da will Wilbur nicht noch mehr Probleme nach Hause bringen. Wie gut, dass es den alten und vereinsamt lebenden Nachbarn Sal (82) gibt, der Wilbur so manch verständnisvolle Unterstützung zukommen lässt. Als die Austauschschülerin Charlie aus Paris bei Wilburs Familie einzieht, wird Wilbur in einen alles in Frage stellenden Gefühlswirrwarr gestürzt. Wie kann sich Wilbur, der Unsichtbare, zu Wilbur, der Coole, verwandeln?

 

Susin Nielsen hat eine unübertreffliche Gabe, Trauriges und Ernstes in eine flockenleichte Geschichte zu verpacken, die mich tief beeindruckt hat. Die Autorin spielt geradezu virtuos mit Humor und Ernst. Szenen der Situationskomik spielen mit Szenen der Ernsthaftigkeit auf eine solch gekonnte Weise, wie ich es in der Form noch nie gelesen habe. Brüllend komische Situationen transportieren gleichzeitig traurige Gegebenheiten. Und der Leser fällt von einer Sekunde zur anderen vom lauten Auflachen in überflutende Gerührtheit. Die geschilderten Personen sind in ihrer Individualität wunderbar einfühlsam geschildert, liebenswert, tapfer im Lebenskampf und empathisch im Miteinander.

Übrigens: Das originelle Cover erschließt sich nur dem, der das Buch gelesen hat!

 

 

Fazit: Eine großartig geschriebene Coming-Age-Geschichte, urkomisch und gleichermaßen ernsthaft. Ich würde das Buch nicht nur Jugendlichen empfehlen, sondern unbedingt auch Erwachsenen, da es gewohnte Denkmuster geschickt über den Haufen wirft.

 

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Maria Grund

Fuchsmädchen

 

·        Herausgeber ‏ : ‎ Penguin Verlag

·        Broschiert ‏ : ‎ 416 Seiten

·        ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3328107057

·        Originaltitel ‏ : ‎ Dödssynden

#Fuchsmädchen

 

 

Ein vielversprechendes Debüt

 

Thriller- und Krimi-Debüts zu entdecken, finde ich immer besonders interessant. Entsprechend neugierig war ich auf das vorliegende Buch. Es handelt sich um einen Thriller, der es mir als Leserin erst einmal nicht ganz leicht machte aufgrund des Schreibstils. Erst nach ungefähr einem Drittel fanden wir wirklich zueinander.

 

In eisiger Kälte wird auf einer Insel vor der Küste Schwedens die Leiche eines jungen Mädchens entdeckt. Die Tote ist mit einer unheimlich wirkenden Fuchsmaske ausgestattet. Die Ermittlerin Sanna Berling wohnt in einer Garage und kämpft sich trotz eines erlittenen Traumas durch die Tage. Und sie muss sich bei diesem aktuellen Fall an ihre neue Kollegin Eir Pedersen gewöhnen, die es ihrer Umwelt nicht gerade leicht macht. Wenige Tage später wird eine weitere tote Frau aufgefunden, und wieder gibt es eine Maske in der Wohnung der Toten. Es scheint, als ob ein Serienmörder auf der Insel ein grausames Spiel treibt. Sanna gerät zudem aufgrund ihrer Vergangenheit in einen abgrundtiefen Strudel.

 

Die Geschichte ist wendungsreich konstruiert und lange Zeit für den Leser nicht wirklich durchschaubar. Dass die Autorin Drehbuchautorin ist, spürt man, wie ich meine. Denn sie erzählt die Geschichte in wirkungsvoll filmisch inszenierten Szenen. Dass sich für mich die Spannung insgesamt dennoch in Grenzen hielt, mag vielleicht am Schreibstil liegen. Einerseits rücken im Präsens erzählte Handlungen dem Leser nahe, andererseits fehlt es dadurch jedoch etwas an wortgewandter Geschmeidigkeit und damit flüssigerer Lesbarkeit.   Mir gefällt sehr, dass die Autorin die für mich fremde Landschaft sehr bildhaft, ja geradezu liebevoll skizziert und damit anschaulich macht. Das individuell-eigenwillige Ermittlerinnen-Paar wird psychologisch nachvollziehbar beschrieben, obwohl es mir in den Verhaltensweisen nicht unbedingt sympathisch näher kommt.

 

 

Fazit: Ein vielversprechendes Debut mit einem originellen Plot und originellen Protagonisten.

 

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Clare Helen Welsh

Puh, wie stinkst denn du?

 

·        Herausgeber ‏ : ‎ Coppenrath

·        Gebundene Ausgabe ‏ : ‎ 40 Seiten

·        ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3649638629

·        Lesealter ‏ : ‎ 3 Jahre und älter

·        Originaltitel ‏ : ‎ Poo! Is That You?

#Puhwiestinkstdenndu

 

 Ein eindrücklich illustriertes Sach-Bilderbuch für kleine Näschen

 

Mein Lieblingsverlag hat ein ungewöhnliches Sach-Bilderbuch für die Kleinen ab 3 Jahre und älter herausgebracht. Ungewöhnlich insofern, als das Thema Gestank, Mief und schlechte Gerüche generell nicht unbedingt in unsere Vorstellung von einer liebevoll-heilen Bilderbuchwelt passen. Doch das Lemuren-Äffchen auf dem Cover schaut uns mit ach so großen Augen an, dass wir gar nicht anders können, als das großformatige Buch zu öffnen.

 

Wir finden uns wieder in Südamerika, vielleicht in einem Urwald. Hier wohnt Lenny, das Lemuren-Äffchen. Lenny hat ein empfindliches Näschen. Irgendetwas stinkt und stört seinen gemütlichen Mittagsschlaf. Ob das der Tausendfüßler ist? Der versprüht zur Probe etwas von seinem ganz persönlichen Abwehr-Mief, den er einsetzt, wenn er erschreckt wird. Doch Lenny meint einen anderen Gestank, den er in der Nase hat. Und so fragt er eine Reihe von Tieren, wie den Stinkvogel, den Ameisenbär, natürlich auch das Stinktier und weitere Tiere. Alle können tatsächlich einen scheußlichen Gestank von sich geben, aber wenn sie das tun, haben sie auch einen wirklichen Grund dafür. Erst als sich alle Tiere um Lenny versammeln, um ihm zu helfen, dem Mief auf die Spur zu kommen, geht Lenny ein Licht auf… Und dem, der das Buch anschaut, ebenso!

 

 

Durch die großformatigen Illustrationen wunderbar eindrücklich in Szene gesetzt erfahren wir mehr von müffelnden Tieren in Südamerika – und vom Menschen. Ein ganz besonderes Sach-Bilderbuch für kleine Näschen…

 

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Ingrid und Katja Uebe, Outi Kaden

24 Weihnachtswichtel

 

·        Herausgeber ‏ : ‎ Coppenrath

·        Gebundene Ausgabe ‏ : ‎ 64 Seiten

·        ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3649630562

·        Lesealter ‏ : ‎ 3 Jahre und älter

#24Weihnachtswichtel 

 

Herzerwärmendes, hinreißend niedlich illustriertes Familien-Adventsbuch zum Vorlesen

Zwar ist Weihnachten vorbei, aber das vorliegende Adventsbuch möchte ich Ihnen dennoch sehr ans Herz legen, denn es hat das Zeug dazu, jedes Jahr wieder die lange Advents-Wartezeit bis Weihnachten zu verkürzen. Und es verdient ganz besonders die mich immer wieder begeisternde Aufforderung des Verlages: „Sei lieb zu diesem Buch“, denn es sollte ein langlebiges Familienbuch sein.

Schon das Cover, mit Glimmer bestäubt (der sich übrigens nicht ablöst!), zeigt die feine Ausgestaltung des Buches. Outi Kaden hat allerliebste, hinreißend niedliche  Illustrationen dazu geschaffen, durchweg farbenfroh, mit vielen, vielen Details ausgestattet, die es zu entdecken gilt.

Die Geschichten und Gedichte im Buch haben einen roten Faden.  Am ersten Dezember lernen wir den Wichtel Pino kennen, der mit weiteren 23 Weihnachtswichteln zusammen wohnt.  Jeder dieser Wichtel hat eine andere besondere Fähigkeit, und das ist ganz  großartig, weil heute, genau heute am 1. Dezember der Weihnachtsmann körbeweise Wunschzettel anliefert. Die Wichtel haben nun 23 Tage Zeit, all die vielen, vielen Wünsche zu erfüllen. Und so erfahren wir Tag für Tag in kleinen Geschichten und Gedichten immer wieder Neues, von Nicki, von Kalle, von Puck und all den anderen Wichteln. Am 24. Dezember haben sie glücklicherweise alles geschafft und können die Geschenke dem Weihnachtsmann übergeben. Dass sich die Weihnachtswichtel auch noch etwas ganz, ganz Besonderes für den Weihnachtsmann ausgedacht haben und was das ist – ja, das müsst ihr am Weihnachtstag unbedingt selber hören oder lesen!

 

Fazit: Hinreißend niedliches, zauberhaftes, herzerwärmendes, die Advents-Wartezeit verkürzendes Vorlesebuch, das jedes Jahr wieder einen festen Familienplatz in der Vorweihnachtszeit haben sollte.

 

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Fritz Schaefer

Strahlemann

 

·        Herausgeber ‏ : ‎ Ullstein Taschenbuch

·        Taschenbuch ‏ : ‎ 240 Seiten

·        ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3548065465

#Strahlemann

 

  

Wenn das Lachen im Hals stecken bleibt

 

Der junge Fritz Schaefer, von Beruf 1Live-Moderator, hat ein, wie ich finde, beachtenswertes Buch geschrieben, in dem er in zeitlich beliebiger Folge von Ereignissen aus seiner Kindheit und Jugend berichtet, leider, leider in einer sehr augenfeindlichen Typographie gedruckt.

Ein sehr trefflicher Titel für das Buch wurde gewählt. Denn in der Tat gelingt es Fritz Schaefer durchweg, seine Kindheits- und Jugenderinnerungen so zu erzählen, dass der Leser lächelnd oder mitunter hell auflachend den Erzählungen folgt, obwohl hier eigentlich verstörend-schreckliche Dinge erzählt werden. Ich bewundere die große Kunst des Autors, mit einer unglaublich leichten, ja geradezu lächelnden Feder Schlimmstes zu erzählen und dabei doppelbödig zu offenbaren, wie seine kindliche Überlebensstrategie war und – wie dieses Buch beweist - nach wie vor noch ist.

Als Bruder einer körperlich schwer behinderten Schwester musste er Wege finden, um nicht völlig übersehen zu werden. Als Sohn einer alleinerziehenden Mutter musste er früh Verantwortung übernehmen. Als Kind die meiste Zeit bei den sehr seltsamen und in abgrundtiefer Hassliebe verbundenen Großeltern aufwachsend, gewann er eine sehr schräge Sicht auf Liebe und Zuneigung. Noch selten habe ich so eindrücklich davon gelesen, mit welch immensen Überlebens-Kräften ein Kind ausgestattet wird, wenn es ihm an so vielem fehlt, was für seine Entwicklung notwendig wäre.

 

Fazit: Ein vordergründig sehr unterhaltsam-heiteres Buch, dessen Hintergrund jedoch so viel Bitteres enthält, dass mir beim Lesen das Lachen oftmals im Hals stecken blieb.

 

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Sylvia Frank

Gala & Dalí

 

·        Herausgeber ‏ : ‎ Aufbau Taschenbuch

·        Taschenbuch ‏ : ‎ 445 Seiten

·        ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3746638720

#GalaundDali

 

 

Trivialer Roman, uninspiriert, farblos-flach

 

Eine neue Reihe im Aufbau Verlag will auf sich aufmerksam machen: Berühmte Paare – Große Geschichten. Begonnen wird mit dem Roman „Gala & Dali – Die Unzertrennlichen“, geschrieben von einem Künstler-Autoren-Ehepaar unter dem Pseudonym Sylvia Frank. Als gleichermaßen ambitionierte Kunst- und Sprachliebhaberin war ich sehr gespannt auf diesen Roman. Doch ich wurde bitter enttäuscht.

 

Der Roman umfasst die Zeitspanne zwischen 1929 und 1931. Gala ist verheiratet mit dem Dichter Paul Éluard. Um seine Schreibblockade zu überwinden, fahren beide nach Spanien in ein abgeschiedenes Fischerdorf, auch in der Hoffnung, die erkalteten Gefühle zueinander wieder beleben zu können. Gala begegnet dem 10 Jahre jüngeren Dalí, der hingerissen ist von Gala, von ihrer Schönheit, von ihrer Ausstrahlung. Dalí dagegen berührt Gala in seiner Unsicherheit und unbeholfenen Art, aber auch in seiner besonderen Sicht auf die Welt. Doch letztlich kehrt Gala mit Paul nach Paris zurück. Als sie allerdings Dalí in Frankreich wieder begegnet, wagt sie schließlich den Sprung heraus aus ihrer Ehe hin zu einem entbehrungsreichen Leben mit Dalí und im Dienst seiner Kunst.

 

Zwar weist das Autorenpaar ausdrücklich darauf hin, wie aufwändig ihre Recherche-Arbeit für diesen Roman war, doch von dieser Arbeit konnte ich beim Lesen kaum etwas spüren. Weder kann man beim Lesen etwas entdecken vom besonderen (politischen) Geist der Zeit der Dreißiger Jahre, noch von dem aufregenden zeitgeschichtlichen Wandel der Kunst  dieser Zeit oder von den speziellen Impulsen, die von den Surrealisten ausgingen. Zwar werden etliche berühmte Maler und Literaten erwähnt, aber sie werden nirgends ausgearbeitet, sie bleiben platte Staffagen. Und leider bleiben auch die beiden Hauptpersonen farblos und flach. An keiner Stelle des Romans wird der Leser erfasst von Emotionen, die zwar beschrieben werden, aber so leblos angeboten werden wie Kochrezepte. Ebenso farblos bleiben die wenigen Passagen, die sich auf künstlerische Arbeiten von Dalí beziehen. Wirklich spürbar bleiben allein die sehr gelungenen Naturbeschreibungen, offensichtlich gespeist aus eigenem (Recherche)-Erleben der Autoren.

 

 

Fazit: Ein rundum enttäuschender, mäßig unterhaltsamer, uninspiriert geschriebener trivial-oberflächlicher Roman.

 

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Line Holm, Stine Bolther

Gefrorenes Herz

 

 ·        Herausgeber ‏ : ‎ Heyne Verlag; Deutsche Erstausgabe Edition

·        Broschiert ‏ : ‎ 576 Seiten

·        ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3453441460

·        Originaltitel ‏ : ‎ For Barnets Bedste (1)

#GefrorenesHerz

 

Detailreicher Kriminalroman mit Niveau

 

Auch wenn dem Kriminalroman der beiden dänischen Autorinnen, die von Beruf Journalistinnen sind, eine sorgfältige Kürzung gut getan hätte, habe ich ihn insgesamt gesehen sehr gerne gelesen.

 

Maria Just ist Polizeihistorikerin, übrigens ein Beruf, von dessen Existenz ich bislang nichts wusste. Maria sucht noch den richtigen „Aufhänger“ für eine geplante Ausstellung zum Thema „100 Jahre ungelöste Mordfälle“ im Polizeimuseum von Kopenhagen. Da erschüttert ein bestialischer Mord die Stadt. Der Generalsekretär des Roten Kreuzes hängt wie gekreuzigt an einem Geländer, seine Haut versehen mit rätselhaften eingeritzten Zeichen. Maria entdeckt einen 50 Jahre zurückliegenden ungeklärten Doppelmord, der eine seltsame Verbindung zum aktuellen Mord an dem Generalsekretär aufweist. Die Ermittler Mikael Dirk und sein neuer Kollege Frederik Dahlin werden in ihrem Bemühen, dem Mörder auf die Spur zu kommen, mitten hineingezogen in ein ganz finsteres Kapitel der dänischen Geschichte und in einen Rachefeldzug ohnegleichen.

 

 

Der intelligente, herausfordernde Schreibstil von Line Holm und Stine Bolther gefällt mir sehr. Allerdings wird mir der Hang der beiden Autorinnen, alles, wirklich alles außerordentlich detailreich, geradezu ausufernd detailreich zu schildern, manchmal zu viel. Zwar konnte ich so ganz präzise der mühseligen, kleinteiligen Ermittlungsarbeit minutiös folgen, doch es nahm dem Kriminalroman mitunter auch die Spannung. Jedem Fahrweg, der mit dem Auto zurückgelegt wird, kann der Leser en detail verfolgen. Bewundernswert empfand ich dennoch die Schilderungskraft der Autorinnen. Bestes Beispiel hierfür ist die Schilderung der Szene mit der Wohnsituation und der Kunst von Marias Bruder Jakob. Auch die Protagonisten werden bis ins kleinste beschrieben, was sie in der Fantasie des Lesers sehr lebendig werden lässt. Abstoßende Einblicke in die Hasstiraden im Internet, erschreckende Darstellung von Politikern, die gleichermaßen feige und machtgeil  agieren und so manch nachdenkliche Passagen über ethische Fragen heben diesen Kriminalroman weit heraus aus der Masse der üblichen Romane aus dem Whodonit-Genre. 

 

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Sarah Weeks

Aurora und die Sache mit dem Glück

 

·        Herausgeber ‏ : ‎ Carl Hanser Verlag GmbH & Co. KG

·        Gebundene Ausgabe ‏ : ‎ 160 Seiten

·        ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3446272491

·        Lesealter ‏ : ‎ 10 Jahre und älter

#AuroraunddieSachemitdemGlück

 

  

Sensibel, feinfühlig und warmherzig erzählt

 

Aurora ist komisch. Jedenfalls sagt sie selbst das von sich, und das sagen die anderen Kinder über sie und meiden sie. Sie hat einige seltsame Angewohnheiten, die ihr helfen, mit Anspannung und Unsicherheiten zu recht zu kommen. Ihr Hund Duck ist ihr allerbester Freund, denn dem sind komische Angewohnheiten völlig egal. Als nachts ein Brand im Haus ausbricht, Aurora mit ihren zwei Müttern bei einer Bekannten unterkommen muss und Duck verschwunden ist und bleibt, weiß Aurora nicht mehr ein noch aus. Noch dazu hat sich Heidi zu Besuch angesagt. Um Heidi ranken sich viele Geschichten, die Aurora oft und oft von ihren Müttern erzählt bekommen hat. Aurora kennt Heidi bislang nicht, aber dass Heidi früher einmal angeblich das Glück zu ihren Müttern gebracht hat und dass viele Gedanken an die Essensvorbereitungen für Heidi verschwendet werden, verunsichert Aurora sehr. Wenn doch wenigstens Duck wieder da wäre…

 

Dieses Buch hat mich völlig gepackt. Es ist mit leichter Feder geschrieben, auch das Schwere, das Ernste wird in federleichte Sätze verpackt. Und gerade weil die Geschichte so schwebend  leicht daher kommt, hat sie mich emotional sehr berührt. Es gibt ja tatsächlich kein größeres Glück, als sich geliebt zu wissen, aufgehoben in einem liebevollen, verständnisvollen Umfeld, und rundum so akzeptiert zu werden wie man ist. Aber wie wichtig es auch ist zu lernen, wie Freundschaft sich anfühlt. Und dass Selbstbewusstsein dazu gehört, auch das Komisch-Sein. Und was Tierliebe bedeutet.

 

Fazit. Ein sensibles, ein feinfühliges Buch, das in seiner Warmherzigkeit alle die umarmt, denen das Glück manchmal abhanden zu kommen scheint.

 

 

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Wieso Weshalb Warum Junior Aktiv

Feuerwehr

 

·        Herausgeber ‏ : ‎ Ravensburger Verlag GmbH

·        Spiralbindung ‏ : ‎ 16 Seiten

·        ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3473332915

·        Lesealter ‏ : ‎ 2 - 4 Jahre

#WiesoweshalbwarumFeuerwehr

  

 

Vom Schauen zum Tun

 

Grundsätzlich halte ich die Reihe Wieso Weshalb Warum für eine sehr wertvolle Sachbuchreihe für Kinder unterschiedlicher Altersgruppen. Aber mit diesem Band aus der Reihe „junior aktiv“ kann ich mich leider nur bedingt anfreunden.

 

Gut ist, dass das Buch nicht viel kostet. Denn es wird nicht als Buch wahrgenommen, sondern eher als reines Beschäftigungsangebot. In Händen von Zwei- und Dreijährigen ist es deshalb sehr schnell „aufgearbeitet“ und fliegt in die Ecke bzw. in den Müll, wenn es vollgemalt und ausgeschnitten und verklebt ist. Das Anschauen, möglichst unter Beteiligung von Erwachsenen, hält sich bei dieser Ausgabe sehr in Grenzen, weil die Ablenkung durch die gestellten Aufgaben sofort vom Schauen ins Tun verschoben wird. Schön und kindgerecht sind die klaren Abbildungen, auch wenn sie irgendwie etwas altmodisch wirken.

 

Fazit: Sorgfältig und altersgerecht gemacht. Doch mir sind für Kinder generell Bücher lieber, in denen steht „Sei lieb zu diesem Buch“, statt die kleinen Leser zu animieren, im Buch herum zu malen, es zu zerschneiden und zu verkleben. Das entspricht einfach nicht dem, was ich einem Kind vermitteln will, nämlich die Wertigkeit des Buches an sich, mit dem man sorgsam umzugehen hat.

 

 

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Charles Pépin

Kleine Philosophie der Begegnung

 

·        Herausgeber ‏ : ‎ Carl Hanser Verlag GmbH & Co. KG

·        Gebundene Ausgabe ‏ : ‎ 256 Seiten

·        ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3446272804

·        Originaltitel ‏ : ‎ La Rencontre

#kleinePhilosophiederBegegnung

 

 

Weg vom Plapperalltag hin zu echten Begegnungen

 

In Zeiten der Kontaktbeschränkung fange ich an, vermehrt über den Wert von Begegnungen nachzudenken. Was sind überhaupt „echte“ Begegnungen? Das heillose Geschnatter in einer Wandergruppe? Der Austausch von Krankheiten oder belanglosen Alltäglichkeiten oder nichtssagenden Höflichkeitsfloskeln? Charles Pépin’s „Kleine Philosophie der Begegnung“ hat mir auf meine Fragen viele wichtige Antworten gegeben.

 

Das kleine Büchlein ist versehen mit einem Cover, das Menschen mit Kontaktlinien verbindet. Doch Begegnung ist mehr als Kontakt. Begegnung beinhaltet etwas Aufrüttelndes, Wachmachendes, auf jeden Fall Überraschendes, niemals aber Vereinnahmendes. Der Autor findet in zahlreichen Gedankenbögen zu berühmten Persönlichkeiten und zu großen  Werken der Literatur Unterstützung für seine Thesen. Allein schon der Anhang mit seinem umfangreichen Personen- und Literaturverzeichnis ist eine großartige Möglichkeit, sich über das Buch hinaus weitere Inspirationen zum Thema zu holen. Charles Pépin schreibt anspruchsvoll und dennoch gut lesbar. Schwierigere Textpassagen sind eingebettet in Gedanken, die mit einer gewissen Leichtigkeit  und  manchmal sogar mit einem leisen Schmunzeln geeignet sind, uns fast unmerklich das Schwierige verstehen zu lassen.

 

Fazit: Die „kleine Philosophie der Begegnung“ ist ein kleines und doch im Inhalt großes Büchlein, dem es auf äußerst elegante Weise gelingt, uns aus unseren ewig plappernden Alltagskontakten herauszuführen in die Achtsamkeit echter Begegnungen.

 

 

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Percival Everett

Erschütterung

 

·        Herausgeber ‏ : ‎ Carl Hanser Verlag GmbH & Co. KG

·        Gebundene Ausgabe ‏ : ‎ 288 Seiten

·        ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3446272668

·        Originaltitel ‏ : ‎ Telephone

#Erschütterung

 

  

Ein vielschichtiges literarisches Kleinod

 

Diesen Roman habe ich als unauslotbar empfunden. Auf einer fesselnden erzählerischen Ebene ist er gut verstehbar und sehr bewegend. Auf anderen Ebenen bleibt er jedoch durchweg rätselhaft. Rätselhafte Einschübe von wissenschaftlich-geologisch-paläontologischen Absätzen, rätselhafte fremdsprachliche, für mich daher nicht verstehbare Einsprengsel. Eingebettet in einer mehr als mehrdeutigen Geschichte. So mag es wohl sein, dass jeder aufmerksame Leser etwas anderes aus diesem Roman herausholt, das wahre Geheimnis jeder großen Literatur.

 

Zach Wells ist Paläontologe. Er hat es sich in seinem langweiligen Leben bequem gemacht und kümmert sich um nichts. Er lehrt in langweiligen Vorlesungen über sein sehr nerdiges Fachgebiet. Auch in seiner Ehe herrscht Langeweile. Einziger Lichtblick ist Sarah, seine 12-jährige Tochter, mit der Zach mit Freude Schach spielt. Als bei Sarah das seltene Batten-Syndrom, eine unheilbare, zum frühen Tod führende neurodegenerative Erkrankung diagnostiziert wird, wandelt sich Zach Wells zu einem Menschen, der seismographisch fein die Veränderungen, von der Diagnose ausgelöst, bei seiner Frau, bei Sarah und vor allen Dingen bei sich selbst wahrzunehmen sind. Er reist aufgrund eines gefundenen winzigen Zettels in einer gebraucht gekauften Jacke, eines merkwürdigen Hilferufes, nach New Mexiko. Er flieht vor seiner eigenen Lebenssituation und fühlt sich aufgerufen, einer Gruppe Zwangsarbeiterinnen zu helfen. „Ich war hier, um jemanden zu retten, irgendwen. Ich brauchte das.“

 

Die selbstironische Beschreibung seiner selbst mündet in Sätzen wie „Ich ließ mich nie tätowieren“ – wichtig-unwichtige Botschaften, die dennoch sehr präzise das Bild eines Menschen ergeben, der sich für nichts engagiert, nicht einmal für sich selbst. Das Bild eines Mannes, in dessen Leben die Knochenfragmente urzeitlicher Buschratten mehr Gewicht haben als alles andere. Den fein ziselierten Windungen der Selbstbeobachtung im Reden und im Träumen zu folgen, ist auf keiner einzigen Seite langweilig. Im Gegenteil, man wird mitgezogen aus der Lebensträgheit heraus hinein in ein tiefes Lebenserschrecken durch die Erfahrung, dass auch die größte Vorsicht nicht beschützt vor Schicksal.

 

 

Fazit: Ein literarisches Kleinod, vielschichtig und bewegend.

 

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Tessa Wegert

Thousand Islands – Die Geister von Swanton

 

·        Herausgeber ‏ : ‎ Heyne Verlag

·        Broschiert ‏ : ‎ 336 Seiten

·        ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3453424425

·        Originaltitel ‏ : ‎ Black Sheep

#Thousand Islands

  

Habe mich schon lange nicht mehr so gelangweilt beim Lesen eines Kriminalromans

 

Schon klar, es handelt sich um einen Kriminalroman, nicht um einen Thriller. Dennoch ist es wohl nicht zu viel verlangt, dass auch ein Kriminalroman über einen gewissen Spannungsaufbau verfügt und die geschilderten Wege des Ermittelns den Leser mitnehmen, bestenfalls fesseln.

 

Aber was ich hier über 300 Seiten lang verfolgen durfte, war pure Langeweile. Da ist Shana Merchant, die – wohl geschildert im ersten Band von Thousand Islands – von einem Serienkiller gefangen gehalten worden war und nun unter einer posttraumatischen Belastungsstörung leidet  und deshalb vom Dienst suspendiert ist. Sie hat vor, sich in ihrer alten Heimat etwas zurückzuziehen, um psychisch wieder stabil und damit berufsfähig zu werden. Doch es werden die Gebeine ihres seit vielen Jahren verschollenen Onkels gefunden. Nahezu zeitgleich verschwindet ein kleiner Junge. Klar wird, dass jemand offensichtlich auf die Rückkehr Shanas gewartet hatte und nun ihre Verfolgung aufnimmt.

 

So ungefähr kann ich die Handlung andeuten. Denn recht viel mehr passiert eigentlich nicht. Die Autorin schreibt in teils langen, mit Einschüben versehenen Sätzen, was ermüdend zu lesen ist. Und noch ermüdender ist der Inhalt des Geschriebenen. Denn im Grunde wird wieder und wieder mal von vorne, mal von hinten, mal von rechts und mal von links beleuchtet, wer mit wem wann und warum und wie Kontakt hatte. Und ob es Verbindungen zur Vergangenheit gibt, denn auch von dieser Vergangenheit wird in größter Akribie erzählt, wer mit wem wann und warum Kontakt hatte. Die Protagonistin Shana fasst sich sehr häufig an ihre Gesichtsnarbe, die der Täter ihr seinerzeit verpasste. Sehr viel mehr Persönlichkeit konnte ich in all den vielen langen Sätzen nicht entdecken. Weitschweifige Landschaftsberichte, weitschweifige Berichte über Autofahrten, weitschweifige Berichte über Befragungen ohne Ergebnis, gesichtslose Protagonisten – alles unendlich langweilig zu lesen. Schade!

 

 

Fazit: Weitschweifiger, unendlich langweiliger Kriminalroman.

 

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Romy Hausmann

Perfect day

 

·        Herausgeber ‏ : ‎ dtv Verlagsgesellschaft

·        Broschiert ‏ : ‎ 416 Seiten

·        ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3423263153

#Perfectday

 

 

 

Hypnotisch fesselnd

 

Ann muss miterleben, wie ihr über alles geliebter, stets fürsorglicher Vater, der renommierte Philosophieprofessor Walter Lesniak, verhaftet wird. Ihm wird vorgeworfen, 10 junge Mädchen ermordet zu haben. Seit Jahren verschwinden kleine Mädchen, und immer weisen rote Schleifen den Weg zu deren Leichen. „Professor Tod“ wird Ann’s Vater in der Presse genannt. Nach dem ersten Schock wird Ann klar, dass es an ihr liegt, die Unschuld ihres Vaters zu beweisen. In welche Hölle sie damit sich (und die Leser) bringt, muss man selbst lesend erfahren.

 

Auch mit diesem Buch hat mir Romy Hausmann ein überaus fesselndes Leseerlebnis beschert. Im Präsens geschrieben, von Ann selbst erzählt, bleibt man stets hautnah am Geschehen. Wie bei der Autorin üblich, gibt es mehrere Perspektivwechsel, die aber nicht dazu dienen, beim Leser Verwirrung zu schaffen, sondern vielmehr immer tiefer in das Seelen- und Gefühlsleben des Betreffenden hineinführen, sich geradezu in sie hineinbohren. Besonders geschickt empfand ich die eingestreuten, von der 7-jährigen Ann notierten kindlich-analytischen Erklärungen zu verschiedenen Gefühlswahrnehmungen. Gekonnt auch, wie viele der jeweiligen Kapitelenden einen Blick gewähren auf Unerwartetes und Schreckliches und zum sofortigen Weiterlesen zwingen. Viele Fragen eröffneten sich mir beim Lesen: Steuern Gefühle unser Leben? Und was ist, wenn nicht? Schreiben wir alle unser Leben in der Erinnerung so um, dass es „passt“? Ist das Böse vererbbar oder eine bewusste Entscheidung oder gar Zufall? Es gibt für dieses Buch wahrlich keinen besseren Leitsatz als den von René Décartes: „Alles, was lediglich wahrscheinlich ist, ist wahrscheinlich falsch.“

 

Fazit: Ein Psychothriller der besonderen Art, der mir ein hypnotisch fesselndes Leseerlebnis bescherte.

 

 

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Olaf Salié

Chanson

 

·        Herausgeber ‏ : ‎ Prestel Verlag

·        Gebundene Ausgabe ‏ : ‎ 240 Seiten

·        ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3791386164

#Chanson

 

 

Wenn Text und Bild eine innige Verbindung eingehen

 

Hingerissen bin ich von diesem opulenten Buch! Und dies nicht nur wegen der außerordentlich schönen Gesamtgestaltung, wie vom sehr geschätzten Prestel-Verlag eigentlich gar nicht anders zu erwarten war.

Sehr, sehr sorgfältig ist das schwergewichtige Buch ausgestattet. Der Buchschnitt in den französischen Nationalfarben ist dabei eine besonders liebenswerte Nebensächlichkeit. Neben einem umfangreichen Register und einem hilfreich-weiterführenden Literaturverzeichnis findet sich als wichtige Ergänzung eine thematisch geordnete Playlist, die keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt (was sowieso eine Unmöglichkeit wäre), aber ideal ist zum Hinein- und Weiterhören, zur Anregung, um sich ganz eigenständig weiter auf die Entdeckungsreise durch die Vielfalt des französischen Chansons zu begeben.

Der eigentliche Genuss beginnt beim Lesen und Schauen. Denn so merkwürdig es klingen mag: Dem Autor gelingt es auf eindrückliche Weise allein durch seine Texte, das Chanson, dieses französische Heiligtum, im Leser zum Klingen zu bringen. Das Coverfoto mit Charles Aznavour zeigt eigentlich alles, was das Chanson ausmacht: Eine einsame Stimme im Scheinwerferlicht, die uns auf ganz intime Weise Momentaufnahmen des Lebens und Fühlens vermittelt. Mehr braucht es nicht, um uns zu berühren. Dass diese Kunst des Berührens eine französische ist, wird umso klarer, je mehr wir uns im Buch befassen mit den vorgestellten Künstlern. Ob Edith Piaf, Gilbert Bécaud, Juliette Gréco oder Jacquel Brel – Der Autor Olaf Salié findet genau die richtigen Worte, um die ganz eigene Persönlichkeit der Künstler und ihre Ausdruckskraft zu würdigen, und ständig spürt man dabei seine grenzenlose Frankreich-Liebe. Absolut beeindruckend sind unzähligen Fotos, die weit weg von Illustrierten-Klischees besondere Momente einfangen, stille, einsame oder ausgelassene Momente, kurzum alle Gefühle, die Chansons zum Thema haben.

 

 

Fazit: Ein wunderbares Buch, das Text und Bild in eine innige Verbindung bringt und auf magische Weise die Liebe zu Frankreich und die Liebe zum Chanson fühl- und hörbar macht.