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Simone Veenstra

Käthe – der Gorilla-Garten

 

·         Gebundene Ausgabe: 144 Seiten

·         Verlag: Ravensburger Verlag GmbH

·         ISBN-13: 978-3473361298

·         Vom Hersteller empfohlenes Alter: Ab 5 Jahren

#KaethederGorillaGarten

 

Von Oma-Weisheiten, Dackelpupsen und Regenbogenstiefeln

 

Welch ein zauberhaftes Kinderbuch. Ich bin restlos begeistert.

 

Käthe muss mit ihren Eltern umziehen. Weg von Omas Apfelhof in Pommeranzen, weg von Natur, weg von Omas klugen Sprüchen, mitten hinein ins Großstadtgetriebe, hin zu viel Fremdem, zu ganz neuen Erfahrungen. „Stadtmenschen sind schnell und geübt im Ausweichen“, erfährt Käthe.

 

Ganz schön beängstigend eigentlich, solch ein Umzug. Doch Käthe schafft mit ihrer offenen und neugierigen Art, mit der sie unbefangen auf alles und jeden zugeht, sich diese neue Welt zu erobern. Man muss Käthe einfach gernhaben, denn sie ist freundlich, arglos, hat ein großes Herz und geht aufgeschlossen-offen mit allem um, was ihr begegnet. Man spürt, wie wertvoll es war, dass sie in der Natur aufgewachsen war, denn die Liebe zu den Pflanzen ist ihr Lebenskapital – und ja, sie versteht sogar, was Tiere plagt, wenn beispielsweise Dackel Ferdi sehr unter seiner Pupserei leidet, weil sein Frauchen ihm immer wieder Buttermilch zu trinken gibt. Käthe besitzt die wunderbare Gabe, alles Neue völlig wertfrei wahrzunehmen. „Anders-Sein ist eigentlich total normal.“ Zusammen mit Theo, ihrem neuen Freund in der Schule, entdeckt sie schließlich sogar ein Stückchen „Niemandsland“ mitten in der Stadt, einen Guerilla-Garten, und kann Bernadette helfen, die Läuseplage in den Griff zu bekommen – dank Oma-Wissen. Ein Schulgarten mit Schneckenbeet wird geplant, und wie man alte Gummistiefel bepflanzen kann, wird auch erzählt. Spaß bringt Kindern beim Vorlesen oder Selber-Lesen nicht nur die Oma-Weisheiten wie „Gut ist Gähnen erst mit allen Zähnen“, sondern auch die herrlichen ideenreichen Wortschöpfungen wie „Ziegelsteinhinterhofhäuschen“ oder „Spätstück“ für ein spätes Frühstück.

 

Die großartigen Illustrationen von Màriam Ben-Arab transportieren ausdrucksstark und direkt die Gefühle und Reaktionen der gezeichneten Personen. Schön, dass die Bilder im Buch allesamt bunt sind. Fröhlich und lebendig unterstreichen sie intensiv wirksam auf non-verbale Weise die erzählte Geschichte.

 

Ein wunderbar positives Kinderbuch, das gänzlich ohne pädagogischen Zeigefinger auskommt, mit einer Hauptperson, wie sie liebenswerter nicht sein könnte.

 

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Gabriele Diechler

Schokoladentage

 

 

·         Seitenzahl der Print-Ausgabe: 478 Seiten

·         Verlag: Insel Verlag

·         ISBN: 978-3-458-36442-9

#Schokoladentage

 

Eine perfekte Komposition in Dur und Moll

 

„Nur Gefühle beeindrucken die Menschen“. Mit diesem Satz verrät die Autorin eines ihrer Erfolgsgeheimnisse. Denn ihre Bücher transportieren Gefühle, und zwar ohne Pathos und ohne Kitsch. Warum ist Gabriele Diechler eine meiner Lieblingsautorinnen, vielleicht sogar DIE Lieblingsautorin? Natürlich in erster Linie wegen ihrer gekonnt geschriebenen Bücher, keine Frage. Aber mehr noch, weil ihre herzerwärmend positive Persönlichkeit so direkt, so unmittelbar spürbar wird auf jeder einzelnen Buchseite und sie damit dem Leser auf seltsam individuelle Weise nahekommt, so als sei das Buch ganz allein nur für ihn selbst geschrieben worden.

  

Alwy, eine junge Patissière, kommt aus Tokio zurück. Sie hat sich von ihrem langjährigen Partner getrennt und steigt nun bei ihrer Freundin Tina in Salzburg in deren Patisserie ein. Finanziell befindet sich Tina mit ihrem Laden in einer schwierigen Lage. Gemeinsam mit vielen kreativen Ideen und vollem Arbeitseinsatz schaffen die beiden Freundinnen erste Erfolge.  Doch da wird das „Cake Couture“ erneut bedroht durch die Machenschaften eines Bauinvestors. Der Kampf um den Laden, um die berufliche Existenz wird zum Kampf um das eigene Lebensglück, um Beziehungen, um Freundschaft,  um die Erkenntnis, was wirklich wichtig ist im Leben.   

  

Der Roman erscheint mir in seiner Gesamtheit inszeniert wie eine Mozart-Oper. Und das nicht nur, weil er in Salzburg spielt, in dieser wunderschönen Stadt, deren Lebensimpuls Musik zu sein scheint. Die Ouvertüre ist dramatisch und enthält bereits eine Ahnung des späteren Geschehens. Der Leser weiß vom Paukenschlag des Anfangs an, dass er nicht einen der üblichen Frauenromane in der Hand hält. Mozart hat mit leichter Hand Schweres komponiert. Und so schreibt Gabriele Diechler. Mit leichter Hand erzählt sie Wesentliches. Es gibt viele Tempi-Wechsel, Rezitative, die die Handlung weitertragen und betörend schöne Solo-Arien, deren reine Melodien unmittelbar zu Herzen gehen. Genauso spielt die Autorin mit den Geschehnissen, indem sie das Grundmotiv in vielen Variationen ausarbeitet in der ganzen Bandbreite dessen, was Menschen empfinden können. Eine Fülle schöner Bilder, schöner Gedanken bereichert den Leser. Selbst in schwierigen Situationen wird keiner der Protagonisten abwertend-negativ gezeichnet. Immer bleibt ein Funken Respekt, ein Funken Verständnis. Mozart besaß das Geheimwissen der Freimaurer. Gabriele Diechler hat tiefes Herzenswissen. Das macht das Lesen ihrer Bücher besonders.

 

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Elias Haller

Tod und kein Erbarmen

 

 

·         Format: Kindle Ausgabe

·         Seitenzahl der Print-Ausgabe: 380 Seiten

·         ISBN-Quelle für Seitenzahl: 2496702531

·         Verlag: Edition M

#TodundkeinErbarmen

 

Unkaputtbare Ermittler im Erzgebirge

 

Im Erzgebirge gibt es viel Schnee, es ist kalt und man singt gern und oft das Steiger-Lied. Wenn man dann noch einen Cold Case und sehr merkwürdige Menschen dazumischt, hat man schon das gesamte Szenario des Buches.

 

Vor 10 Jahren war die achtjährige Violetta auf dem Weg zur Schule spurlos verschwunden. Dieser Fall konnte nie aufgeklärt werden. Kriminalhauptkommissar Erik Donner, vom Schicksal gebeutelt, befindet sich 10 Jahre später genau am Ort des Verschwindens von Violetta im Erzgebirge und will nichts anderes als seinen Schmerz im Alkohol ertränken. Violettas Cousine spricht ihn an und hat angeblich neue Hinweise auf den Verbleib von Violetta, doch Erik Donner will nichts davon wissen und suhlt sich in seinem eigenen Elend. Am nächsten Morgen findet er sich blutbesudelt in seinem Pensionszimmer wieder ohne jegliche Erinnerung an die Nacht davor. Plötzlich steht er unter Mordverdacht…

  

Das vorliegende Buch ist bereits der 7. Band rund um den Ermittler Eric Donner. Für mich war es meine erste Begegnung mit ihm, vermutlich wird es auch meine letzte sein. Die Geschichte hat mich durchaus unterhalten, auch wenn spannende und langweilige Stellen sich abwechselten. Die viele wörtliche Rede macht das Lesen kurzweilig ebenso wie die eingestreuten Rückblenden. Auch wird man recht geschickt als Leser durch zahlreiche Wendungen immer wieder in die Irre geschickt. Insofern gut gemacht. Doch mit welch merkwürdigen Protagonisten muss man sich da als Leser herumschlagen? Einer ist seltsamer als der andere. Im Verhalten abstoßend, unsympathisch, in der Ermittlungsarbeit völlig unrealistisch. Und vor allen Dingen sind die Hauptakteure unkaputtbar, sie stapfen unverdrossen mit gebrochenen Gliedern weiter durch den Schnee. Ach neee…

 

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Lioba Werrelmann

Erzähl mir was Schönes

 

 

·         Taschenbuch: 300 Seiten

·         Verlag: Piper Schicksalsvoll

·         ISBN-13: 978-3492503037

#ErzählmirwasSchönes

 

 

Eine sensible Geschichte über Freundschaft, Liebe und Tod

 

Das schöne Cover lud mich zur Lektüre ein: Ein Bootssteg ins Wasser ragend, zwei Menschen am Ende des Stegs, aufs Wasser schauend. Ein stilles Bild. Einfach und still. Wie viel emotionale Kraft mir dann tatsächlich in diesem Buch entgegenkam, hatte ich nicht erwartet.

  

Julia ist sensibel, ängstlich, klug, vorsichtig, so zart erscheinend, dass sie „durchscheinend“ wirkt. Von Kindheit an auf sich gestellt mit einer manisch-depressiven Mutter, die sich nicht kümmerte. Isabelle ist unbekümmert, spontan, lebenslustig, kraftvoll, nimmt sich was sie will. Zwei Frauen, wie sie gegensätzlicher nicht sein könnten, und doch sind die in inniger Freundschaft miteinander verbunden. Als Isabelle an Krebs erkrankt und stirbt, bleibt Julia in tiefer Trauer zurück, und es braucht einen langen Weg, bis sie aus der tiefen Lebenskrise herausfindet.

  

In meinem Urteil über das Buch bin ich hin und hergerissen. Die geschilderten Persönlichkeiten der beiden Freundinnen bleiben mir in ihren jeweiligen Extremen fremd, eine Freundschaft mit Julia und/oder Isabelle wäre mir persönlich unvorstellbar. Entsprechend distanziert habe ich das Buch gelesen. Obwohl mich die jeweiligen schicksalhaften Erlebnisse der beiden Freundinnen durchaus berührten, was vielleicht weniger am Geschehen als vielmehr am Schreibstil lag. Die in relativ kurzen Sätzen wiedergegebenen Gedanken, Gefühle und Gespräche rücken dem Leser ziemlich nahe, was auch daran liegen mag, dass im Präsens geschrieben wurde. Die eingestreuten Rückblicke empfand ich teilweise als verwirrend, weil sie nicht chronologisch eingefügt wurden und so beim Einordnen in das gegenwärtige Geschehen besonderer Aufmerksamkeit bedurften. Die kraftvolle Emotionalität, die dem Leser auf jeder Seite entgegen kommt, liegt oft haarscharf an der Grenze zur Larmoyanz, aber durch die feine, klare, sensible, mit vielen Zwischentönen durchsetzte Sprache gleitet die Geschichte nicht ab ins Kitschig-Beliebige.

  

Kurzum: Eine sensible Erzählung rund um die großen Lebensthemen von Freundschaft, Liebe und Tod, mit Protagonisten, die mir leider fremd blieben.

 

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Volker Klüpfel, Michael Kobr

Draussen

 

 

·         Gebundene Ausgabe: 384 Seiten

·         Verlag: Ullstein Hardcover

·         ISBN-13: 978-3550081811

#Draussen

 

Schuster bleib bei deinen Leisten

 

Ein schweres Erbe haben die beiden Autoren angetreten mit sich selbst und ihren bisherigen überragenden Erfolgen, indem sie nun das Genre gewechselt haben vom humorigen Regional-Krimi hin zum ernsthaften Thriller. Die Erwartungen waren hoch, zu hoch vielleicht. Und eigentlich möchte ich nach Lektüre des Thrillers Klüpfel und Kobr zurufen: Schuster, bleib bei deinen Leisten.

  

Eine seltsam verworrene Geschichte wird uns da serviert. Einerseits verborgen draußen im Wald, stets bereit zur Flucht, ein Mann mit zwei Jugendlichen mit knallhartem Drill, zwischen Prepper-Denken und Überlebenstraining. Andererseits in der Großstadt zwischen politischen Machenschaften und Stromwirtschaft. Und rückblickend befinden wir uns dann auch noch in der Fremdenlegion. Wer gegen wen und warum, bleibt lange, zu lange für meine Begriffe im Dunkeln. Ein paar geschickte politische Seitenhiebe konnten die Autoren unterbringen. Dennoch bleibt die Handlung übertrieben, an den Haaren herbeigezogen, und, weil nicht überzeugend, nur von mäßiger Spannung. Lediglich die Kampfszenen sind fesselnd geschildert, auch wenn sie ebenso überzogen und unwirklich sind wie die gesamte erzählte Geschichte. Psychologisch gesehen bleiben die geschilderten Personen dem Leser fern, man mag niemandem einen Sympathie-Bonus gewähren. Die hölzernen Gespräche und die abfälligen Sicht- und Ausdrucksweisen sollten vielleicht die Härte der Protagonisten unterstreichen, erzeugten bei mir jedoch nur distanzierte Abneigung.

  

Was in der Summe bleibt, ist eine mäßig spannende, wenn auch unterhaltsame Lektüre. Damit eine Geschichte jedoch zum packenden Thriller wird, braucht es mehr, viel mehr, als eine emotionsarme Erzählung rund um harte Superhelden bei Stromausfall.

 

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Eoin Colfer

Die Fowl Zwillinge und der geheimnisvolle Jäger

 

 

·         Broschiert: 352 Seiten

·         Verlag: List Hardcover

·         ISBN-13: 978-3471360088

·        Vom Hersteller empfohlenes Alter: 12 - 17 Jahre

·         Originaltitel: The Fowl Twins

#DieFowlZwillingeunddergeheimnisvolleJäger

 

Verwirrende Ideenvielfalt

 

Es passiert ja relativ selten, aber bei diesem Buch muss ich doch erkennen: Es gibt Bücher, für die ich schlichtweg zu alt bin.

 

Die Zwillinge Myles und Beckett Fowl leben auf einer irischen Insel und sind so unterschiedlich, wie man es sich kaum vorstellen kann. Myles ist hochintelligent und Beckett isst die IQ-Testblätter lieber auf, als sie auszufüllen. Bewacht werden die beiden auf dem Anwesen der Familie Fowl von Nanni, einem elektronischen Sicherheitssystem. Und dann gibt es noch diesen Bösewicht Lord Teddy Bleedham-Drye, dessen einziges Bestreben darin liegt, das Geheimnis der ewigen Jugend zu lüften. Als er hört, dass eine Quelle auf der irischen Insel, nahe des Anwesens der Familie Fowl, genau dieses ermöglicht, macht er sich sofort auf den Weg dorthin. Ein Troll auf der Flucht, ein ruchloser Adliger, eine seltsame Nonne - die Zwillinge geraten mit größter Begeisterung mitten hinein in eine wirbelnde Geschichte, wie sie fantasievoller nicht sein könnte.

  

Der Ideenreichtum des Autors ist offensichtlich unbegrenzt. Anzüge aus dem 3D-Drucker, ein laminierter toter Goldfisch als Krawatte sind nur die harmlosesten Beispiele aus der Gedankenwelt des Autors, der aus seiner überbordenden Fantasie eine rasante Geschichte zwischen Fantasy und Situationskomik, zwischen Spannung und Verwirrung, zwischen Magie und Technik, bastelt. Einerseits faszinierend zu lesen, weil man gar nicht glauben mag, was sich da Seite um Seite an skurrilen Einfällen auftut. Andererseits genau wegen der Überfülle an krusen Ideen mühsam zu lesen, zumindest für mich als älteres Semester. Spaßig aber allemal.

 

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Mechthild Grossmann, Dorothea Wagner

Besser spät als nie

 

 

·         Gebundene Ausgabe: 254 Seiten

·         Verlag: Insel Verlag

·         ISBN-13: 978-3458364504

#Besserspätalsnie

 

Ein kluges Buch!!!

 

Sie muss sein, diese Überschrift mit den drei Ausrufezeichen. Denn da lese ich tatsächlich  irgendwo über das vorliegende Buch, es sei banal. „Banal“ per definitionem heißt: gedanklich unbedeutend, gewöhnlich. Nein, dieses Buch ist nicht gewöhnlich, es ist gedanklich nicht unbedeutend, es ist alles andere als das. Vielleicht ist derjenige, der das Urteil abgegeben hat, noch sehr jung und unbedarft. Vielleicht hat er nur ein paar Seiten gelesen und gerade ein Thema erwischt, das ihn in seinem Leben noch nicht berührt hat. Vielleicht hatte er witzige Situationsschilderungen aus dem Altersheim erwartet. Wer weiß. Auf jeden Fall bringt mich dieses Urteil dazu, vehement meiner gegenteiligen Meinung Ausdruck zu verleihen.

  

Die Texte haben Tiefe. Die Texte sind es wert, darüber nachzudenken. Die Texte bringen Informationen über das beschwerliche, reglementierte Leben der Frau vor 60, 70 Jahren. Und die Texte bringen Einblick in das nicht immer einfache Leben im Alter. Aber die Texte bringen auch Ermutigung. Ja, es sind kurze Artikel, denn es handelt sich um eine Sammlung von Kolumnen, die in der Süddeutschen Zeitung zu lesen waren. Wie schwer gute Kolumnen zu schreiben sind, weiß nur, wer sich selbst einmal daran versucht hat. Kurze Meinungsbeiträge zu formulieren, die das jeweilige Thema pointiert auf den Punkt bringen und nicht endlos breittreten. Das kann nicht jeder. Und genau das ist dem Paar Großmutter und Enkelin hervorragend gelungen. So kurz die Texte auch sind, so eindringlich sind sie. Sie kommen ganz harmlos daher, und doch wirken sie lange nach, wenn man sich darauf einlässt. Mechthild Grossmann ist eine gebildete Frau. Sie ist weltoffen und neugierig. Dass sie alt ist, macht ihre Gedanken nicht weniger wertvoll, im Gegenteil. Sie hat alles Recht dazu, uns von ihrer Haltung dem Leben, den Menschen und dem Sterben gegenüber zu erzählen. Nichts davon ist banal. Und übrigens: Nachdenken schadet in keinem Alter.

 

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Eva Garcia Sáenz

Das Ritual des Wassers

 

 

·         Broschiert: 544 Seiten

·         Verlag: FISCHER Scherz

·         ISBN-13: 978-3651025844

#DasRitualdesWassers

 

Enttäuschend zähe Lektüre

 

Hatte ich zu hohe Erwartungen? Hätte ich den ersten Band zuerst lesen müssen? Las ich das Buch zum falschen Zeitpunkt? Wie auch immer: Für mich war die Lektüre des vorliegenden zweiten Falles des Inspector Ayala quälend mühsam.

 

Nach einem Kopfschuss leidet Kommissar Ayala, genannt Kraken, an einer Broca-Aphasie und kommuniziert weitgehend schriftlich mit seiner Umwelt. Noch ist er vom Dienst freigestellt, wird jedoch beratend zu Hilfe gezogen, als man eine schwangere Tote findet, kopfüber an einem Ast hängend, mit dem Kopf in einem historischen Wasserkessel steckend. Eine Hinrichtung, die an ein keltisches Ritual denken lässt.  Und es bleibt nicht bei diesem einzigen Mord.

 

In verschiedenen Zeitebenen wird erzählt. Doch dies ist meiner Meinung nach nicht der Grund, weshalb der Thriller so mühsam zu lesen ist. Sondern es liegt an der ausufernden Detailfreude der Autorin. Der Anfang des Buches bereits ist verwirrend. Die vielen Ortsnamen sind verwirrend. Die aufgeführten Namen sind verwirrend, insbesondere da sie nicht einheitlich eingesetzt werden. So heißt der Ich-Erzähler beispielsweise Inspector Ayala, aber auch Unai und auch Kraken. Die Beziehungen zwischen den Ermittler-Kollegen sind ebenso verwirrend, weil nicht überzeugend nachvollziehbar dargestellt. Leblos wirkt auch der Kontakt der früheren Freundesgruppe des Kraken untereinander. Und Inspector Ayala selbst wirkt auf mich wie eine sehr seltsame Person, emotional fern und fremd bleibend, trotz all der vielen, oftmals unnützen Informationen, der geschilderten Gedankenfülle und des vielerlei Geplänkels, was allesamt nicht dazu dient, den Menschen Kraken lebendig werden zu lassen. Die dargestellte Form der Broca-Aphasie dürfte aus medizinischer Sicht auch angreifbar sein. Das Thema rund um keltische Rituale wird langatmig abgehandelt. Dass die Autorin letztlich weit ausholt bis zur Zeit des Hundertjährigen Krieges und zu Gilles de Rais, der tausende von Kindern gefoltert, vergewaltigt und gemordet hat, macht das Buch nicht spannender. Die Handlung dümpelt mehr oder weniger durch die Seiten dahin und erschlägt sich selbst durch die Detailfreude der Erzählerin. Ach ja, den Begriff „Modus operandi“ alle paar Seiten erneut zu benutzen, soll vielleicht intelligent wirken, nervt aber nur.

 

Kurzum: Eine rundum enttäuschend zähe Lektüre.

 

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Katharina Mauder

In der Weihnachtshöhle ist noch Platz

 

 

·         Gebundene Ausgabe: 32 Seiten

·         Verlag: Esslinger Verlag

·         ISBN-13: 978-3480234943

·         Vom Hersteller empfohlenes Alter: 36 Monate - 6 Jahre

      #InderWeihnachtshöhleistnochPlatz

  

Herzerwärmend

 Wenn ein Cover Aufmerksamkeit weckt, ist schon viel gewonnen. Wunderbar gelungen ist dies bei dem vorliegenden Bilderbuch, denn durch das ausgestanzte Höhlenfenster lugt ein etwas missmutig dreinblickender Bär in die Welt. Viele neugierig-interessierte Waldbewohner harren vor dem Fenster der Dinge, die da kommen, während Mäuschen mit seinen winzigen Fäustchen an die Höhlentür klopft… Und schon heißt es „vorlesen, vorlesen“!

 

Während die Waldbewohner voller Vorfreude auf Heiligabend im Wald herumwuseln und dicke Schneeflocken auf die Welt fallen, brummelt Mattes, der grummeligste alte Bär, grantig vor sich hin. Weil er tagaus tagein so mürrisch ist, sitzt er ganz alleine in seiner Höhle. Und Weihnachten ist sowieso nicht sein Ding. Plötzlich klopft es…

 

Es wird nun eine Geschichte erzählt, wie sie liebenswerter nicht sein könnte. Immer mehr Tiere suchen vor dem Schneesturm Schutz in der Bärenhöhle. Ungefragt machen sie sich in der Höhle breit und verteilen überall Weihnachtsklimbim, egal wie Mattes grummeln und brummeln mag. Als der Biber klopft, erlebt Mattes allerdings eine Überraschung, denn vom Biber erhält er ganz uneigennützig ein Geschenk. Der Biber will auch gleich wieder gehen. Da geht Mattes das Herz auf, und er bittet den Biber zu sich in die Höhle.

 

So ist das mit Gastfreundschaft, die man nicht ungefragt ausnutzen sollte. Als der vom Biber überbrachte Weihnachtsbaum die Höhle so richtig warm erleuchtet, verstehen dies auch die anderen Gäste, bedanken sich bei Mattes und feiern schließlich mit ihm zusammen voller Freude den Heiligabend. Denn Mattes ist halt doch ein Bär mit einem ganz großen Herzen, wenn auch erst auf den zweiten Blick.

 

Die aussagestarken Zeichnungen von Nikolai Renger untermalen das Erzählte mit so viel Witz, Detailfreude und Ausdrucksstärke, dass nicht nur die Kleinen das Bilderbuch immer und immer wieder anschauen mögen.

 

Ein rundum gelungenes, herzerwärmendes Weihnachtsbuch!

 

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 Thomas Springer

 Onno & Ontje – Freunde sind das schönste Geschenk

 

 

 ·         Gebundene Ausgabe: 32 Seiten

 ·         Verlag: Coppenrath

 ·         ISBN-13: 978-3649630418

 ·         Vom Hersteller empfohlenes Alter: 36 Monate - 6 Jahre

        #OnnoundOntje

  

„… denn zusammen kann man sich viel mehr freuen“

 

Ein Buch aus dem Coppenrath Verlag in der Hand zu halten, ist für mich jedes Mal eine besondere Freude. Denn immer begegne ich besonderen Ideen, die in aller Sorgfalt ausgeführt sind. Auch beim vorliegenden Bilderbuch beginnt die Freude schon bei der weihnachtlichen Haptik: Das Cover ist stellenweise mit Glitzerstaub versetzt, der nicht abgeht! Und nicht nur das Cover überrascht.

 

Es war meine erste Begegnung mit Onno und Ontje, und mein allererster Eindruck war, dass ich direkte Nachbarn von Findus und Petterson kennen lerne. In sehr ähnlicher Manier begegnen uns die Hauptpersonen und allerlei Kleingetier, das in seinen eigenen Geschichten durch das Bilderbuch hindurchwuselt. Doch Onno ist ein alter Fischer und Ontje ein kleiner Otter. Deshalb bewegen wir uns am Meer, sitzen auch im Winter im Strandkorb und trinken gefrorenen Tee. Ontje, der Otter, ist noch klein. Und das bringt Olga, Onnos Frau, auf die Idee, in diesem Jahr Weihnachten so richtig schön zu feiern, mit Kerzen, mit einem Festessen und vielen Geschenken. Ontje ist begeistert und will dazu viele Freunde einladen, nicht nur Ganslieb, die Gans, und Zieglinde, die Ziege, sondern auch die Robben und die Möwen  und die Seesterne und… und … Wie ein ganz schlimmer Schneesturm letztlich dazu führt, dass Ontje tatsächlich sein glücklichstes Weihnachtsfest erlebt – das müsst ihr unbedingt selber lesen und schauen!

 

Eine zauberhafte Geschichte wird von Thomas Springer hier erzählt. Kindliche Ungeduld begegnet der Gelassenheit des Alters. Kreative Ideen machen auch scheinbar Unmögliches möglich. Und der wahre Zauber von Weihnachten liegt im liebevollen Miteinander. Ganz einfach eigentlich, und doch wird es so leicht vergessen. Alexandra Langenbeck illustriert die Erlebnisse von Onno und Ontje so lebendig, so aussagestark, so detailfreudig, so ideenreich, dass man sich gar nicht sattsehen kann und immer und immer wieder mit einem Schmunzeln Neues entdeckt.

 

Kurzum: Ein Weihnachtsbuch für die Kleinen, wie es sinnvoller und schöner nicht sein könnte.

 

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Sandra Åslund

Verhängnisvolle Provence

 

 

·         Taschenbuch: 328 Seiten

·         Verlag: Midnight

·         ISBN-13: 978-3958192836

      #VerhängnisvolleProvence

 

 Nett erzählt, aber langweilig

  

Da ich die Vorgänger-Bände nicht kenne, waren mir die Protagonisten und deren Vorgeschichten neu, was ich beim Lesen jedoch nicht als Nachteil empfand. Die Autorin räumt dem Privatleben der Kommissarin Hannah Richter sehr breiten Raum ein. So wurde sie mir schnell vertraut, ob ich wollte oder nicht.

 

Den Inhalt kann man kurz fassen: Ein in Köln erschossener Franzose, tätig für ein französisches Kosmetikunternehmen, ist Auslöser für die Ermittlungstätigkeit in der Provence durch Hannah und parallel dazu durch ihren Kollegen Michael in Köln. Eine weitere Leiche in der Provence lässt die Gefährlichkeit der geldgierigen Kosmetikkonzerne erahnen.

 

Der vorliegende Kriminalroman hat Stärken und Schwächen. Seine Stärken sind eindeutig die schön ausgearbeiteten Schilderungen und stimmungsvollen Beschreibungen von Landschaften, Ambiente, Menschen und Situationen. Außerdem haben mir gut gefallen die sorgfältig recherchierten Hintergründe, was Naturkosmetik und deren mögliche Tricks in der Zusammensetzung betrifft. Weiterführende Informationen zum Thema findet man im Anhang des Buches. Der Kampf zwischen David und Goliath in der Kosmetikbranche wird ausführlich dargelegt und lässt den Leser durchaus kritischer gegenüber vollmundiger Werbung werden. Doch ist das für einen Kriminalroman genug? Der Autorin gelingt es nicht, den Leser ernsthaft zu fesseln.  Zwar lässt sich die Geschichte einigermaßen kurzweilig lesen, doch Spannung entwickelt sich zu keiner Zeit. Im Gegenteil: Streckenweise habe ich mich herzhaft gelangweilt, insbesondere beim Breittreten all des privaten und oftmals belanglosen „Gedöns“. Schwer genervt haben mich außerdem die ständigen französischen Einschübe. Wozu sollen die gut sein? Um französisches Flair zu vermitteln? Da würde es genügen, gelegentlich mal ein Wort einfließen zu lassen, aber nicht jede wörtliche Rede mit französischen Ausdrücken zu würzen. Glaubt die Autorin tatsächlich, man würde ständig im Glossar nachschauen wollen? Genauso unangenehm habe ich den Berliner Slang des Vorgesetzten empfunden. Was so aufgesetzt wirkt, verfehlt jegliche Wirkung.

 

Kurzum: Ein nett erzählter Roman mit vorhersehbarer Handlung, leider ohne jegliche Spannung.

 

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Nele Moost

Alles Verknallt!

 

 

·         Gebundene Ausgabe: 32 Seiten

·         Verlag: Esslinger Verlag

·         ISBN-13: 978-3480233274

·        Vom Hersteller empfohlenes Alter: 36 Monate - 6 Jahre

      #Allesverknallt

 

Liebenswert zauberhaft

 

Als über 70-Jährige zähle ich nicht direkt zur Zielgruppe der Geschichten rund um den kleinen Raben Socke, aber ich liebe ihn seit vielen Jahren. Schlimmer noch, ich gestehe es: Eine plüschige Variante sitzt in meiner Wohnung, krächzt sich manchmal durch meine Gedanken und ist sicher  schuld an meiner Sammlung verwaister Einzelsocken.

 

In seinem 10. Buchabenteuer hat es Socke ganz schön schwer, denn die kleine Ente Fusselbirne  klebt schon seit Stunden an ihm wie Kaugummi und schnattert und schnattert, nicht auszuhalten! Mit einem Trick will Socke die Ente loswerden, aber er treibt sie dadurch direkt in die starken, helfenden Arme von Eddi-Bär, der ab sofort nur noch Augen und Ohren für die Ente hat. Socke bleibt allein und traurig zurück. So hatte er sich das nicht gedacht! Also fängt er an zu grübeln, wie er seinen Freund Eddi-Bär zurückgewinnen könnte, wobei ihn Stulle, Löffel und Frau Dachs mit ganz vielen guten Ratschlägen unterstützen, mit verwirrend vielen Ratschlägen. Socke macht sich mit den besten Absichten auf den Weg zu Eddi-Bär, aber, wie könnte es anders sein, es geht schief! Ob nun alles verloren ist?

 

Eine eindrückliche Geschichte rund um das Thema Freundschaft erzählt hier die Autorin Nele Moost. Es geht auch um Verlieben und Eifersucht, um Allein-Sein, um Missverständnisse und darum, dass nicht nur immer die anderen schuld sind. Wie  wichtig Freunde sind. Und dass man es ihnen auch manchmal sagen muss, wie sehr man sie mag.  Auf wahre Freunde kann man sich verlassen, aber Freundschaft ist nicht selbstverständlich. Das Buch lässt sich wunderbar vorlesen, denn die Autorin gibt Socke, Fusselbirne und all den anderen liebenswerten Tieren ganz individuelle Ausdrucksweisen. Von traurig bis lustig, von nervig bis rührend ist die ganze Bandbreite von Gefühlen in der Geschichte enthalten und für die Kleinen aus ihrer eigenen Erlebniswelt heraus nachvollziehbar ausgedrückt. Wie wichtig es für jeden ist, auch mal gelobt zu werden, etwas Liebes gesagt zu bekommen, lassen uns Socke, Eddi-Bär und Fusselbirne sehr nachdrücklich erleben. Großartig wie immer hat Annet Rudolph mit ihren hinreißenden Illustrationen zu der gelungenen Geschichte beigetragen. Es gibt auf jeder Seite eine Fülle von „Nebengeschichten“ zu entdecken, die witzig-liebevoll und kindgerecht in Szene gesetzt sind.

 

Kurzum: Ein rundum zauberhaftes, kluges und liebevolles Bilderbuch zum Vorlesen, großartig illustriert. 

 

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Oliver Pötzsch

Der Lehrmeister

 

 

·         Gebundene Ausgabe: 800 Seiten

·         Verlag: List Hardcover

·         ISBN-13: 978-3471351604

      #DerLehrmeister

 

800 Seiten Lesegenuss pur

  

Der mit dem Friedrich-Glauser-Preis ausgezeichnete Autor legt mit „Der Lehrmeister“ den zweiten Band rund um den berühmten Magier Johann Georg  Faustus vor.  800 Seiten prall gefüllt mit lebendig-farbiger  Erzählfreude. Da ich den ersten Band nicht kenne und historische Romane nicht mein bevorzugtes Genre sind, fürchtete ich mich etwas vor dem schwergewichtigen Werk. Andererseits war ich neugierig darauf, mehr über Faustus zu erfahren, denn ich wohne in unmittelbarer Nähe einer Faust-Stadt, in der Dr. Faustus durch sein Wirken bis heute allerlei Spuren hinterlassen hat.

 

Band 2 beginnt ca. 6 Jahre nach der Flucht aus Nürnberg. Dr. Faustus zieht durch die Lande und verdient sich seinen Unterhalt mit Quacksalberei und Zauberei. Doch er hat viele Feinde, die alles daran setzen, ihn in ihre Gewalt zu bringen. Sowohl Papst Leo als auch König Franz I. von Frankreich glauben wie viele andere, dass Dr. Faustus Gold machen könne, und nichts wollen die Mächtigen mehr, als zu Reichtum zu kommen. Und so befindet sich der Leser mit Dr. Faustus und seinen Lieben unentwegt auf der Flucht von Bamberg über die Pfalz und das Elsass bis nach Rom. Neben einer Fülle von gefährlichen Situationen und schaurig-grausamen Begebenheiten erleben wir auch eindrücklich die Begegnungen mit historisch bekannten Persönlichkeiten des frühen 16. Jahrhunderts, wie zum Beispiel mit dem Genie Leonardo da Vinci.

 

Es ist schon eine große Autorenleistung, dass über das gesamte umfangreiche Buch hinweg keine Langeweile aufkommt. Lebendig und fesselnd im Schreibstil lassen die spannenden Schilderungen die Welt rund um Dr. Faustus und seine Erlebnisse sowie das Denken und Handeln der Menschen in der damaligen Zeit zum farbig-lebendigen Kopfkino werden. Man spürt, dass der Autor sehr sorgfältig und umfassend recherchiert hat, zwar sich gelegentlich der Fantasie bedient, um die Erzählung voranzubringen, aber dennoch sehr nah an den tatsächlich überlieferten historischen Begebenheiten bleibt. Fließende Grenzen zwischen Alchemie, Esoterik, Glauben und recherchierten politischen Hintergründen, die drastisch-schaurig geschilderten Grausamkeiten des Ritters Gilles de Rais und ein Buchschluss mit dem Überlebenskünstler Faustus, der auf eine Fortsetzung hoffen lässt – das Buch ist ein Füllhorn an rasant erzählten Geschichten und Lesegenuss pur!

 

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Eva Herrmann

Baumhäuser

 

 

·         Gebundene Ausgabe: 224 Seiten

·         Verlag: Prestel Verlag

·         ISBN-13: 978-3791385563

      #Baumhäuser

  

Sanfte Träume im Baumhimmel

 

Kinder aller Welt lieben Baumhäuser. Als Rückzugsort. Als Abenteuerspielplatz. Als Ort der unbegrenzten Fantasie. Als Schutz. Als ihr persönliches Eigentum, zu dem die Erwachsenen keinen Zutritt haben. Und es gibt Erwachsene in aller Welt, die sich diesen Kindheitstraum des individuellen Refugiums in lichter Höhe bewahrt haben. 

Die Architektin und Journalistin Eva Herrmann hat sich in aller Welt auf die Suche gemacht nach solcherart gestalteten Kindheitsträumen,  von edel bis ursprünglich, von angepasst bis verrückt, immer jedoch als Ausdruck der Verbindung von Individualität und der durch die Natur gesetzten Grenzen. Nicht nur seit dem Roman von Italo Calvino „Der Baron auf den Bäumen“ ranken sich Träume vom Wohnen im Baumhimmel, beschützt vom Blätterdach, durch die Gedanken mancher Menschen. Denn das Wohnen in der Höhe hat die Idee von Schutz gleichermaßen wie die Befreiung von Alltagspflichten, das Verschwimmen der Grenzen von fester Verwurzelung und freiheitlichen Höhenflügen. Spannende Fragen praktischer und metaphysischer Überlegungen lassen sich mit dem Thema Baumhaus verbinden. Und Eva Herrmann hat sie gefunden, die fantastischen, mit der Natur verwobenen oder exzentrisch konstruierten Baumhäuser, mal in einfachster Bauart, mal mit Hotelkomfort ausgestattet. Die Fotos zeigen geschickt überraschende Außen- und Innenansichten. Da gibt es geometrische Bauformen wie Kugel, Kubus, Ellipsen, Waben, und es gibt Formen, die mit der Natur zu verschmelzen scheinen, indem sie sich quasi um die sie tragenden Baumstämme schlingen. Vogelnester oder Kunstobjekte, die Illusion des Schwebens vortäuschend oder sich festklammernd – alles ist möglich. Die Innenräume überraschen oftmals mit beeindruckender Weite und Luxus. Mal liegt der Schwerpunkt auf dem beschützenden Charakter eines Hauses, mal auf der Möglichkeit, von einer höheren Warte aus Weitblick zu gewinnen. Märchenhaft versteckte Hexenhäuschen oder Schutzburgen vor unerwünschten Besuchern, einladende Lofts, zeltartige Hüllen oder organisch gewachsene oder abstrakte Konstruktionen – das vorliegende Buch hat eine Fülle der Möglichkeiten zusammengetragen.

 

Jede neue Seite birgt Erstaunen und weckt Sehnsucht, denn auch die schönsten Fotos können eines nicht ersetzen: Das eigene Erleben, wie es sein mag, dem Sternenhimmel näher zu sein, den Geräuschen der Natur ungefiltert lauschen zu können und zu erleben, wenn der Wind dem Baumhaus ganz eigene Geräusche, vielleicht sogar Bewegungen entlockt…

 

Ein wunderschönes Buch zum Staunen und Träumen…

 

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Caroline Bernard

Frida Kahlo

 

 

·         Taschenbuch: 400 Seiten

·         Verlag: Aufbau Taschenbuch

·         ISBN-13: 978-3746635910

      #FridaKahlo

   

 

Der Schmerz, die Liebe und die Kunst

  

Da ich schon lange ein Fan der ausdrucksstarken, verstörenden Bilder der Malerin Frida Kahlo bin, war ich sehr neugierig auf das vorliegende Buch. Nun, es ist ein Roman, keine Biographie. Darüber sollte man sich von Anfang an im Klaren sein, um keine falschen Erwartungen zu hegen. Die Autorin hat versucht, ein Portrait der Malerin in erzählender Form zu zeichnen, wobei sie den Schwerpunkt ihres Erzählens auf das Thema legt, das in Romanen mehr oder weniger stets zu dem zentralen Thema zählt: die Liebe.

 

Das Buch beginnt im Jahr1925 in Mexiko, und wir erleben Frida Kahlo, gerade eben noch voller Vorfreude auf ihr Medizinstudium, und Minuten später durch einen schrecklichen Busunfall all ihrer Zukunftshoffnungen beraubt. Ein jahrelanger Gesundungsprozess beginnt. Durch Diego Rivera, ein charismatisches Malergenie, lernt sie die Magie der Kunst kennen. Diego glaubt an ihre künstlerischen Fähigkeiten und schenkt ihr Ermutigung. Aber er betrügt sie auch und verletzt sie zutiefst. Es wird sich im Laufe des Buches zeigen, dass die beiden wie mit einem Gummiband lebenslang miteinander verbunden bleiben werden. Sie kommen nicht voneinander los, so sehr sie sich auch darum bemühen. Nicht nur Diego hat zahlreiche Affären, auch Frida lebt alles aus, was sich ihr bietet, trotz der körperlichen Einschränkungen. Das Malen hilft ihr immer wieder, mit den vielen Schicksalsschlägen fertig zu werden. Sie malt verstörende Bilder, in denen der Schmerz das zentrale Thema ist und bleibt. Ihr künstlerisches Talent tritt über die Jahre hinweg immer mehr in den Vordergrund. Viel zu früh stirbt sie im Jahr 1954 mit nur 47 Jahren.

 

Frida Kahlo war eine exaltierte, schillernde Persönlichkeit von enormer innerer Stärke. Und genau hier setzt mein Kritikpunkt an. Denn der Roman hätte, um der Person Frida Kahlo besser gerecht zu werden, genau so eine schillernde  und explosiv-lebendige Darstellungsweise verdient. Der Roman berichtet zwar relativ biographie-getreu, aber genau diese Stärke ist die eigentliche Schwäche des Buches. Denn es gibt zu viele Passagen des eher sachlichen Berichtens von Begebenheiten ohne Belang, und nur zwischendrin finden sich ausgearbeitete, plastische, von Farbigkeit strotzende Szenen, die die zerrissene Persönlichkeit Fridas erahnen lassen. Das verzehrende Feuer einer großen Künstlerin sprang nur gelegentlich auf mich als Leser über. Zuviel wurde dem ewigen Hin und Her zwischen Diego und Frida Platz eingeräumt. Ähnlich erging es mir übrigens mit der Autorin bereits in „Die Muse von Wien“, in der das Essentielle der Beziehung zwischen Alma und Gustav Mahler, nämlich die Musik, auch wenig Platz hatte.

 

Kurzum: Sorgfältig recherchierter, stellenweise biographisch-sachlich erzählter, dann wiederum in packend-farbige Szenen gesetzter Roman, in dem die ungewöhnliche und tiefe Liebe zwischen Frida und Diego in all ihren Facetten den Mittelpunkt bildet.

 

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Irene Matt

Schonungslos offen…

 

 

·         Gebundene Ausgabe: 282 Seiten

·         Verlag: Verlag am Eschbach

·         ISBN-13: 978-3869178011

#Schonungslosoffen

 

Uneingeschränkt zu empfehlen

 

Es gibt Krimis, die sind spannend. Oder humorvoll. Vielleicht geistreich. Oder psychologisch stimmig. Es gibt Krimis, die uns Rätsel aufgeben oder uns überraschen, die den Leser erschauern lassen, ihm durch wendungsreiche Handlung Nerven kosten. Der vorliegende Kriminalroman  vereinigt ungewöhnlich viele dieser Facetten in sich. Welch eine Überraschung!  Denn ich hatte die Autorin mit ihrem Titel „Zauberschön“ als eine feinsinnige Märchenerzählerin kennen gelernt. Aber ja, Krimi kann sie auch!

 

Alexandra Rau ist eine sympathische Kommissarin mit chronischem Schlafmangel. Ihr Mitarbeiter Isidor Rogg unterstützt sie im Kommissariat, wo er nur kann, notfalls auch mit seinem Hobby, der Etymologie. Als ein Serienmörder mehrfach zuschlägt, ohne auch nur die allergeringste Spur zu hinterlassen, wird nach langer, ermüdend-frustraner Ermittlungsarbeit  die Situation für Alexandra und Isidor plötzlich außerordentlich gefährlich…

 

Der Kriminalroman liest sich quasi wie von selbst. Man kann sich der Erzählweise, d. h. der Geschichtenführung der Autorin vertrauensvoll überlassen, denn sie quält den Leser nicht mit willkürlich eingesetzten Zeitverschiebungen oder mit wilden Handlungssprüngen, die so oft als Mittel zur Spannungserhöhung eingesetzt werden. Man bleibt lange Zeit ahnungslos, liest sich mit anhaltender innerer Spannung durch mühselige Ermittlungsarbeit und durch die sich letztlich ergebenden überraschenden Wendungen. Die Autorin schreibt fesselnd, mit ab und zu durchblitzendem geistreichem Humor, gelegentlich dezent  angereichert mit Wissenswertem. Sie hat spürbar Freude daran, die verschiedenen Ebenen ihres Krimis gleichermaßen intensiv zu gestalten. Wenn sie zum Beispiel psychopathologisch ins Extreme geht, indem sie den Täter selbst erzählen lässt, oder wenn sie mit ihrer Geschichte sehr  nah an unseren Alltag rückt und mit unseren ureigensten Ängsten spielt.

 

Kurzum: Es handelt sich um einen raffinierten, nahezu durchweg spannenden Kriminalroman mit einem Schuss Humor, mit realistisch-lebensnahen Szenen, die den Leser packen,  psychologisch schlüssig, in einer ausdrucksstarken und bildhaft-plastischen Sprache geschrieben. Allen Krimi-Fans uneingeschränkt zu empfehlen!

 

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Andreas Langer

Ein Schweinebär im Schlafanzug

 

 

·         Seitenzahl der Print-Ausgabe: 87 Seiten

·         Verlag: Independently published

#EinSchweinebärimSchlafanzug

 

Kleine liebenswerte Geschichte

 

Sascha ist eigentlich ein ganz brauchbarer Bruder, wie Jule findet. Nur eines an ihm ist unerträglich, denn wenn Sascha isst, ziehen Flecken über Flecken ihre Spuren über Tisch, Kleidung und Fußboden. Kein Wunder, dass ihn die Eltern nur noch Schweinebär nennen. Eines Vormittags geschieht jedoch etwas, was geradezu unvorstellbar ist. Als die Eltern wieder einmal voller Verzweiflung Sascha einen Schweinebär genannt hatten, hörten sie im  Nebenzimmer merkwürdige Geräusche. Und tatsächlich – Sascha hatte sich in einen echten Schweinebär verwandelt, also in eine Mischung aus Bär und Schwein, mit Fell und Ringelschwänzchen. Und diese Verwandlung bringt plötzlich eine ganze Menge gewaltiger Probleme über die Familie…

 

Ein schlichtes Büchlein ist diese Schweinebär-Geschichte, schlicht im Äußeren, aber mit viel Charme im Inneren. Die ältere Schwester Jule erzählt aus ihrer Sicht, was solch ein Schweinebär-Bruder alles an Konflikten mit sich bringt. Doch unerschrocken hat sie sein Wohl im Auge, egal ob er pubst, ob er Häufchen macht oder ob der Hausherr verbotene Tierhaltung argwöhnt. Sie hält zu ihrem Bruder. Überhaupt ist es besser, jeden so zu lassen wie er ist, ohne ihn zu beschimpfen. Und so ist Jule ein Vorbild für ihre Eltern und für alle großen und kleinen Leser. Sascha Schweinebär grunz-brummt sich ganz schnell in die Kinderherzen. Broink!

 

Die Illustrationen von Katalin Eva Pop passen in ihrem kindlich wirkenden Stil perfekt zur einfachen, aber humorvollen Erzählweise des Büchleins. Sehr schön finde ich die angehängten Mitmachseiten zum Ausmalen und Rätseln. Es empfiehlt sich allerdings, diese Seiten zu kopieren und dabei zu vergrößern, dann haben es die Kinder leichter, sich durch die kleinen Aufgaben durchzuraten. Rundum ein kleines liebenswertes Büchlein, dessen Inhalt genau den kindlichen Humor trifft, wenn es Dinge wörtlich nimmt, die symbolisch gemeint waren.

 

 

 

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Iny Lorentz

Die Wanderschriftsteller

 

 

·         Taschenbuch: 224 Seiten

·         Verlag: HOLIDAY, ein Imprint von GRÄFE UND UNZER Verlag GmbH

·         ISBN-13: 978-3834230294

        #DieWanderschriftsteller

 

 Von nix kommt nix

 

Angekündigt ist der Inhalt des vorliegenden Buches als autobiographischer Reisebericht des Autoren-Ehepaares Iny Klocke und Elmar Wohlrath, die hinter dem Pseudonym Iny Lorentz stecken. Da ich nur gelegentlich einen historischen Roman lese und auch nur einige Bücher von Iny Lorentz kenne, waren meine Erwartungen an das vorliegende Buch nur mäßig hoch.

 

Als ich mit einiger Skepsis zu lesen begonnen hatte, erlebte ich eine Überraschung. Mich  beeindruckte enorm, wie es dem Ehepaar gelingt, durchaus persönlich von sich zu erzählen, ohne sich jedoch wirklich in ihre Seelen hineinblicken zu lassen. Diese wohltuende Distanz der Erzählweise macht das Buch glaubwürdig und sympathisch. Die vielen Reisen des Ehepaares zu verfolgen mit all den kleinen und mittleren Katastrophen, die Camper so erleben können, war durchaus unterhaltsam. Ebenso beeindruckte mich die fast biedere Bescheidenheit, die das Ehepaar ausstrahlt. „Wir sind wie wir sind“, schreiben sie irgendwo im Buch. Ja, in der Tat, sie sind sich treu geblieben, egal wie erfolgreich ihre Bücher sind, ob sie bei Dreharbeiten zuschauen, in einem vornehmen Restaurant eingeladen sind, „in dem man sich vor den Obern verbeugen möchte“ oder ob sie mit desolaten Sanitärräumen auf abgelegenen Campingplätzen zu kämpfen haben – sie sind wie sie sind und sie bleiben so. Sie sind glücklich, wenn sie gemeinsam neue Projekte ersinnen, wenn jeder für sich vor dem Laptop sitzt und schreibt und schreibt. Und noch glücklicher sind sie, wenn sie zwischendurch die Welt bereisen, wissensdurstig, immer auf der Suche nach den idealen Orten, in denen ihre Figuren zum Leben erweckt werden können. Unglaublich, welch eine Akribie das Ehepaar an den Tag legt, um auf den Reisen so viel historisches Wissen wie nur irgend möglich  zu sammeln, und wie aus diesem Erleben, Erspüren und Sehen der Orte Geschichten erwachsen, fast wie von selbst, möchte man meinen. Aber wenn man genau liest, spürt man doch, dass hier zwei Besessene am Werk sind, deren größtes Glück das schöpferische Schreiben ist, schier ohne Pause, mit endlosem Fleiß, mit zielgerichtetem, wissendem Blick auf historische Gegebenheiten. Wissen, das sich schreibend zu erlebbarer Geschichte wandelt. Zwar ist die Grundlage ihres Erfolges zweifellos schreiberisches Können, aber mindestens ebenso wichtig und zielführend scheint mir der immense Fleiß der beiden und die akribische Freude am Aufdecken von historischen Spuren in unserer heutigen Welt.

 

Das Buch lässt uns ein überaus sympathisches, bescheidenes, uneitles und besessen-fleißiges Autorenpaar kennenlernen, und mir wurde klar, dass genau hier das Geheimnis ihres Erfolges steckt, denn von nix kommt nix…

 

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Barbara van den Speulhof

Der Grolltroll grollt heute nicht!?

 

 

·         Gebundene Ausgabe: 32 Seiten

·         Verlag: Coppenrath

·         ISBN-13: 978-3649631644

·        Vom Hersteller empfohlenes Alter: 36 Monate - 6 Jahre

#DerGrolltrollgrolltheutenicht

 

1, 2, 3, Wut vorbei…

 

Den Grolltroll habe ich liebgewonnen, denn bereits seit dem ersten Band empfinde ich tief mit ihm, auch wenn ich nicht unbedingt blauen Haare und etwas geradere Zähne habe. Irgendwo im tiefsten Herzen bin ich wohl auch ein Grolltroll, so ein echtes „Zornbinkerl“, wie man in meiner Heimat sagt. Mit geballten Fäusten durchs Leben zu gehen, ist mir von Kindheit an vertraut. Deshalb verstehe ich auch die Kleinen, die vor plötzlich auftretender ohnmächtiger Wut nicht mehr ein noch aus wissen und die Eltern in hilflosen Ärger treiben.

 

Und weil ich den Grolltroll so lieb habe, freut es mich ganz besonders, dass er im neuen Buch mal gute Laune hat, lächelnd mit seinen Freunden zu einem Picknick aufbricht und aus der sonnigen Stimmung heraus wettet, dass er nicht immer nur wütend sein muss, sondern auch anders kann. Die Wette gilt. – Aber was ist das? Seine Freunde essen ihm den Kuchen weg, obwohl er doch so gerne auch ein Stück gehabt hätte. Puh. Jetzt wäre eigentlich wütendes Aufstampfen angesagt. Aber die Wette? Also überwindet sich der Grolltroll und fragt ganz lieb, ob man miteinander Ball spielen könnte. Doch auch das geht schief, und die Wut im Bauch des Grolltroll grummelt immer lauter. Doch der Ehrgeiz, die Wette zu gewinnen, lässt ihn wie ein Mantra wiederholen: „1, 2, 3, Wut vorbei…“. Ob der Grolltroll wirklich seine Wette gewinnt?

 

Die Illustrationen sind wiederum unvergleichlich aussagestark und transportieren die Welt der Gefühle so nachvollziehbar intensiv, wie es gar nicht besser sein könnte. Meine Lesepatenkinder lieben den Grolltroll ebenso wie ich und wollen immer wieder aufs Neue anschauen, was er erlebt. Und wie sagte ein Kind so treffend: „Der Grolltroll ist traurig, dass er so wütend ist.“ Genau! Wenn der innere Zorn übermächtig wird, muss er auch mal raus, ganz klar, aber das Leben ist viel, viel schöner und lustiger, wenn man mit seinen Freunden spielt und Spaß hat und auch mal einen kleinen Ärger runterschluckt, am besten mit einer großen Schüssel Apfelmus. Der Grolltroll hat es gelernt.

 

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Kate Young

Mit dem Little Library Cookbook durchs Jahr

 

 

·         Gebundene Ausgabe: 320 Seiten

·         Verlag: Wunderraum

·         ISBN-13: 978-3336548095

·        Originaltitel: The Little Library Year 

#MitdemLittleLibraryCookbookdurchsJahr

 

Wunderbare kulinarische und literarische Appetithäppchen

 

Wie schade: Mit diesem sperrigen Buchtitel, der nicht wirklich werbewirksam im Gedächtnis bleibt, wird es das Buch auf dem deutschen Buchmarkt nicht gerade leicht haben. Und ich denke an die armen Buchhändler, die mit seltsamen Nachfragen konfrontiert werden wie: „Ich suche das Buch, mit dem man in Büchereien kochen kann…“ oder ähnliches.

 

Dabei hat es dieses Buch verdient, viel Beachtung zu finden, viel gekauft und viel verschenkt zu werden. Zum einen ist es ein schwergewichtiges, stabiles Kochbuch, das sich nicht zu fein ist, sich in der Küche mittendrin im Geschehen aufzuhalten. Es ist liebevoll ausgestattet, mit Leinenrücken und Lesebändchen, und mit gut nachzukochenden Rezepten und appetitlichen Fotos versehen. Zum anderen möchte dieses Buch aber auch ernsthaft gelesen werden, denn die Buchidee als solche ist richtig gut. Die Verbindung herzustellen zwischen Literatur und genussvollem Essen und dies wiederum einzubinden in die Besonderheiten der Jahreszeiten, macht das Buch auf ganz eigene Weise besonders und vielfältig. Die Autorin steckt an mit ihrer Liebe zum Jahreswandel in der Natur, dem sie in Büchern genauso nachgeht wie sie ihm mit ihren Rezepten huldigt. Das vorliegende Buch ist ein wunderbarer literarischer und kulinarischer Almanach, in dem der Jahresverlauf durch Gerichte und Buchverweise gleichermaßen gefeiert wird. Denn für jedes Buch, für jedes Gericht gibt es nach Meinung der Autorin die richtige Zeit. Wer wollte schon Charles Dickens im Sommer lesen? Oder einen Gänsebraten im Juli essen? Die jedem Kapitel vorangesetzten Zitate aus einem zur Jahreszeit passenden Buch in Verbindung mit persönlichen Erlebnissen oder Gedanken der Autorin sind die stimmungsvolle Einleitung zu jeweils mehreren Rezepten, die die Kapitelüberschrift auf besondere Weise aufgreifen. Da passt ein Käse-Soufflé zu „Carol“ von Patricia Highsmith oder Florentiner Rösti zu „Der geheime Garten“ von Francis Hodgson Burnett oder die Schulstart-Konfitüre zu „Lilly macht schon wieder Ärger“ von Enid Blyton.

 

Kurzum: Das Buch ist ein schier unerschöpfliches Kompendium, ein Füllhorn von Appetitanregern, die die Lust am Lesen und am Kochen gleichermaßen wecken.

 

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 Erica Feldmann

 Mein magisches Heim

 

 

 ·         Seitenzahl der Print-Ausgabe: 256 Seiten

 ·         Verlag: Irisiana

 ·         ISBN: 978-3-424-15367-5

 MeinmagischesHeim

  

 

Das Zuhause als ein Ort der Selbstfürsorge

  

Welch ein vielseitig interessantes Buch!

 

Kein Ratgeber im Sinne von Schöner Wohnen, sondern ein Buch, das freundlich locker durch äußere (und innere) Räume wandert, ganz und gar undogmatisch durch alle möglichen Gebiete der Esoterik streift und dabei wie zufällig die achtsame Wahrnehmung des Lesers schult.

 

Sicher, offen sollte der Leser schon sein. Offen für den Gedanken, dass alles, was uns umgibt, eine Wirkung hat. Und dass es uns durchaus möglich ist, diese Wirkung gestaltend zu verändern, zumindest in unserem Zuhause.

 

Der Untertitel des Buches könnte treffender nicht sein: „Hexenwissen für ein harmonisches Zuhause“. „Alchemie der Inneneinrichtung“ nennt die Autorin selbst ihr wunderbares Buch. Sie hilft uns, das Zuhause zu verstehen als einen Rückzugsort, als einen Ort der Selbstfürsorge, um in Harmonie mit sich selbst zu kommen, nicht als Prestigeobjekt, das anderen imponieren soll.

 

Es gibt viele feine Wege zur Verbesserung der Lebensqualität innerhalb unserer vier Wände. Dazu gehört, dass wir die Energie, d. h. die Schwingungen in unserem Umfeld überhaupt erst einmal wahrnehmen. Diese Bewusstseinsschulung ist der Autorin sehr wichtig. Erst dann lehrt sie uns allerlei „Haus-Zaubereien“, um für gute Energie zu sorgen. Als esoterisch freidenkender Mensch öffnet sie uns durch eine Übersicht der verschiedensten Arten der magischen Philosophien einen intuitiven Zugang zu esoterischem Denken und Handeln. Sie gibt uns Anweisungen für die einfache, alltagstaugliche Anwendung verschiedenster magischer Handwerkszeuge an die Hand, um unser Umfeld zu optimieren, um unser Zuhause zu einer Wohlfühloase zu machen. Denn „Behaglichkeit ist Magie für die Sinne“.  Ein sehr, sehr empfehlenswertes Buch!

 

 

 

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 Michael Meisheit

 Wir sehen dich sterben

 

 

 ·         Taschenbuch: 448 Seiten

 ·         Verlag: Heyne Verlag

 ·         ISBN-13: 978-3453439825

 #Wirsehendichsterben

 

 

 Atemlos spannend bis zum fulminanten Ende

 

Mehr Spannung geht kaum noch! Diesen Thriller sollte man nur zu lesen beginnen, wenn man Zeit hat. Denn einmal angefangen, kann man das Buch nicht mehr weglegen.

 

Eine geniale bahnbrechende Erfindung soll in Berlin der Öffentlichkeit vorgestellt werden: Ein Chip wird im Sehnerv eines Menschen implantiert, und in der Folge kann man mithilfe komplexer Software das Blickfeld dieses Menschen live auf einen Bildschirm übertragen. Doch dass diese Erfindung sich in Händen skrupelloser Menschen befindet, wird Nina Kreutzer, einer jungen Wissenschaftlerin und Augenärztin, erst nach und nach klar. Denn es wurden 6 Chips verschiedenen Menschen ohne deren Wissen implantiert. Als einer nach dem anderen dieser Chipträger ermordet wird und Nina in vollem Ausmaß klar wird, mit welch gewaltbereiten gewissenlosen Drahtziehern sie es zu tun hat, nimmt sie zusammen mit dem Polizisten Tim Börde den Kampf auf. Aber ein ums andere Mal kommen sie zu spät, denn es gibt wohl einen Maulwurf bei der Polizei selbst…

Thriller, deren Plot die fiktive Technik und deren Missbrauch zum Thema haben, besitzen eine besonders starke Wirkung auf uns, denn können wir wirklich ausschließen, dass Technologien, die uns komplett überwachen, nicht schon bald, ohne dass wir es merken, die Herrschaft übernehmen? Anfänglich hatte ich ein wenig Mühe, mich einzulesen. Ich empfand den Schreibstil zunächst als etwas schwerfällig, die langen Passagen ohne Absätze erschwerten zusätzlich das Lesen. Auch wirkten die Schilderungen wenig empathisch, sodass mir die Protagonisten allesamt nicht besonders nahe kamen. Dennoch war der Thriller für mich ein Lese-Highlight. Die relativ kurzen Szenen werden ohne vorsätzliches Verzetteln minutiös chronologisch aufeinander folgend beschrieben. Auch wenn die Örtlichkeiten und die Perspektiven wechseln, verhilft die klare zeitliche Linie des Erzählens zu einem enorm intensiven Spannungsaufbau. Der Autor schafft es grandios, die Spannung Seite um Seite kontinuierlich ansteigen zu lassen bis hin zu dem fulminanten Ende. Schließlich legt man erschöpft das Buch weg, aber der fiktive Plot bleibt im Kopf. Denn wer weiß… So ganz unbefangen gehe ich ab sofort nicht mehr zum Augenarzt.

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Herbert Lange

Wer nix checkt, kann nix ändern

 

 

Im Selbstverlag

 

 

Individuelle Entwicklung in sozialer Verbundenheit

 

 

Nicht schon wieder so ein Selbsthilfebuch, dachte ich, wobei mir der flapsige Titel und die nicht gerade schöne, aber Aufmerksamkeit erregende Covergestaltung durchaus gefiel. Was mir jedoch gar nicht gefällt, ist die Tatsache, dass der Titel auf kaum einer buchrelevanten Seite gelistet ist. Hier verpufft die voller Engagement geleistete Arbeit der Rezensenten ins Leere! Insofern fasse ich mich in dieser Rezension kurz. Und übrigens: Ich mag absolut nicht, von einem fremden Autor so pseudovertraulich geduzt zu werden. Manche mag dies nicht stören, mich jedoch sehr!

 

Betriebsanleitung für ein „gedeihliches Leben“  - das klingt sprachlich sehr schön. Überhaupt versteht es der Autor sehr gut, seine Gedanken klar, gut gegliedert und verständlich zu formulieren. Der wissenschaftlich fundierte Hintergrund des Autors klingt immer wieder durch, wenn er psychologisch durchaus bekannte Theorien erläutert. Ja, viel Bekanntem begegnet der Leser, der sich vielleicht schon das eine oder andere Mal mit psychologischem Grundwissen beschäftigt hat. Das ist unvermeidbare Grundlage, wenn man den strukturierten Aufbau des Buches betrachtet.  Mir gefällt, dass dem Autor spürbar daran gelegen ist, nicht ein weiteres Buch zur egomanischen Selbstoptimierung vorzulegen, sondern vielmehr einen individuellen Weg der persönlichen Entwicklung vorzuschlagen, der den Menschen als soziales Wesen anerkennt. Also ein Buch, das ermutigt zu einer lebenslangen persönlichen Entwicklung, in sozialer Verbundenheit mit den Menschen. Durchaus lesenswert.

 

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Michaela Hanauer

Rulantica – Die verborgene Insel

 

 

·         Gebundene Ausgabe: 336 Seiten

·         Verlag: Coppenrath

·         ISBN-13: 978-3649627227

·         Vom Hersteller empfohlenes Alter: 10 - 12 Jahre

#RulanticadieverborgeneInsel

 

Magisch schön

 

Auch wenn mir bewusst ist, dass eine mächtige Werbemaschinerie in Verbindung mit dem Freizeitpark Rust hinter Rulantica steckt – das Buch zu lesen hat mir großen Spaß bereitet. Und es verfehlt nicht seine Wirkung, Neugier zu wecken auf die gigantische Unterwasserwelt, die im November 2019 ihre Pforten öffnen wird.

 

Die Geschichte nimmt ihren Ausgang in der ganz alten Zeit der Götter und Runen und dem ewigen Wunsch nach Unsterblichkeit. In einem Prolog wird berichtet über den göttergewollten Ursprung von Rulantica. Unmittelbar danach bewegen wir uns in der Unterwasserwelt der Meermenschen. Das neugierige Meermädchen Aquina fühlt sich immer schon etwas fremd unter Ihresgleichen, besonders da ihr so Vieles verboten ist. Als sie überraschend 12-jährig erfährt, dass sie einen Zwillingsbruder in der Welt der Menschen hat, gibt es für sie kein Halten mehr. Sie will ihre wahre Familie finden. Doch gemäß den jahrhundertealten Prophezeiungen der nordischen Götter drohen ihr ganz große Gefahren, bis hin zum Untergang von Rulantica…

 

Was zunächst positiv auffällt, ist die aufwändige Gestaltung des Buches. Dem Coppenrath Verlag gelingt es immer wieder, seine Bücher äußerst ideenreich auszustatten und damit das reine Lesevergnügen zu erweitern durch visuelles und haptisches Erleben. Allein schon das Cover mit der beeindruckend dynamischen Illustration von Helge Vogt fesselt. Dazu Golddruck, Wechsel von matter und glänzender, teilweise geprägter Oberfläche. Das Innere des Buches suggeriert durch scheinbare Wasserflecken den Druck auf altem Papier. Die vielen, in den Farben einer Wasserwelt angepassten, fast dreidimensional wirkenden wunderschönen Illustrationen bereichern das Buch zusätzlich. Zu lesen ist die Geschichte durchweg spannend, zum Schluss hin geradezu aufregend. Die Autorin schreibt lebendig, frisch und humorvoll. Besonders begeistert hat mich die gelungene Darstellung der Sprache der Wellen und die Lautmalerei von Snorri, dem Tintenfisch, meinem absoluten Liebling im Buch. Wissenswertes ist unaufdringlich versteckt in der Geschichte, aber auch wichtige Themen wie Freundschaft, Vertrauen, Verlässlichkeit und Mut spielen eine Rolle. Dazu liegt über allem ein Hauch von Magie. Rundum empfehlenswert!

 

 

 

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Cecilia Ahern

Postscript – Was ich dir noch sagen möchte

 

 

·         Gebundene Ausgabe: 432 Seiten

·         Verlag: FISCHER Krüger

·         ISBN-13: 978-3810530677

#Postscriptwasichdirnochsagenmöchte

 

 

Schweres Thema, zu einfach in Worte verpackt

  

Von Cecilia Ahern hatte ich bislang noch kein Buch gelesen. Da die Autorin offensichtlich außerordentlich erfolgreich ist, war ich sehr neugierig auf sie und auf ihr vorliegendes neues Buch.

 

Es handelt sich um die Fortsetzung zu „P.S. Ich liebe Dich“, wobei ich glaube, dass man das neue Buch durchaus auch ohne Kenntnis des Vorgängerbandes lesen kann, denn durch Rückblicke und Erinnerungen erfährt man genug über die Vorgeschichte, sodass es keinerlei Verständnisprobleme gibt. Holly Kennedy, deren geliebter Mann Gerry vor 7 Jahren im Alter von nur 30 Jahren an Krebs verstorben war, hat es im Laufe der Jahre geschafft, sich wieder dem Leben (und einem neuen Partner) zuzuwenden. Sie ist mutig genug, in einem Podcast von ihrer eigenen Trauererfahrung zu berichten und davon, welch ein Geschenk es für sie bedeutet hatte, dass Gerry ihr eine Reihe von Briefen hinterlassen hatte, durch die sie sich in der schlimmsten Zeit ihres Lebens begleitet fühlte. Davon angesprochen wendet sich eine kleine Gruppe von Menschen an sie, alle unheilbar krank und alle mit dem Wunsch, ihren Liebsten ebenfalls solch hilfreiche Botschaften zu hinterlassen. Holly soll ihnen dabei helfen. Obwohl sie eigentlich nicht mehr in die dunkle Zeit ihres Lebens zurückgezogen werden möchte, beginnt Holly dennoch, sich diesen Menschen ganz individuell zuzuwenden und erfährt dadurch selbst völlig überraschend eine neue Sicht auf ihr eigenes Leben.

 

Mit den ganz großen Lebensthemen beschäftigt sich Cecilia Ahern in diesem Buch. Sterben und Leben, Liebe, Schmerz, Glück, was bleibt von uns, wenn wir nicht mehr da sind? Mich lässt das Buch nach Lektüre gemischt zurück. Denn obwohl ich mich selbst immer wieder mit diesen essentiellen Lebensfragen beschäftige – oder vielleicht gerade weil ich mich damit beschäftige – überwiegt bei mir beim Lesen das Gefühl der Oberflächlichkeit. Da wird beispielsweise ausführlich und detailgenau berichtet, wie die Auswahl an Briefpapier im Geschäft stattfindet. Wenn es dann jedoch um Inhalte gehen sollte, bleibt die Erzählweise vage, unbestimmt, ungenau, undurchdacht geradezu. Zwar gibt es durchaus auch einige kürzere tiefsinnigere Passagen, die bewegen und berühren. Auch gefällt mir der mitunter eingesetzte Humor, der leicht genug ist, um die traurige Grundstimmung zu heben, ohne geschmacklos zu wirken. Ermüdend jedoch empfand ich die sich wiederholenden Stellen des endlosen Hin- und Herdenkens, da sie stets an der Oberfläche hängen blieben. Auch wirkt die Darstellung der Protagonisten insgesamt zu flach, wenig lebendig, gefühlsmäßig nicht wirklich fassbar. Und das wiederum wirkt sich auf das gesamte Buch leider so sehr aus, dass als Fazit für mich bleibt: Schweres Thema, zu einfach in Worte verpackt.

 

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 Christiane Weidemann et al.

 50 Künstlerinnen, die man kennen sollte

 

 

 ·         Broschiert: 496 Seiten

 ·         Verlag: Ullstein Hardcover

 ·         ISBN-13: 978-3550200052

 #50Künstlerinnendiemankennensollte

  

 Kurz, prägnant und neugierig machend

  

Die wunderbare Reihe „50 Gemälde, die…“ oder „50 Bilder, die … “  ist nun ergänzt worden durch die Vorstellung von „50 Künstlerinnen, die man kennen sollte“. Mit großer Entdeckerlust bin ich durch das Buch und damit durch die Jahrhunderte gewandert. Ich begegnete vertrauten Namen, aber auch vielen unbekannten Künstlerinnen, und Seite um Seite wurde ich neugieriger…

 

Der Verlag drückt sein Anliegen so aus: „Die Autorinnen berichten von ungewöhnlichen Biografien und bahnbrechenden ästhetischen Ansätzen, sie zeigen weltbekannte Meisterwerke und wenig gesehene Neuentdeckungen und vermitteln damit einen umfassenden und gleichzeitig kompakten Überblick über weibliches Kunstschaffen.“ Das Buch ist chronologisch aufgebaut, beginnend mit dem 16. Jahrhundert und endend in der Gegenwart. Jeder Künstlerin ist eine Textseite gewidmet, auf der sie kurz, prägnant und doch hoch informativ vorgestellt wird. Leben, Werk und kunstgeschichtliche Bedeutung finden gleichermaßen Raum. Am Rand gibt es ergänzend jeweils eine tabellarische Biographie und eine sehr gelungene Kürzestinformation über die spezifische Besonderheit oder Bedeutung der Künstlerin zu ihrer Zeit. Eine ganzseitige Abbildung mindestens eines Werkes, manchmal auch von zweien oder dreien, macht die jeweilige Künstlerin in ihrer individuellen Ausdrucksweise besonders intensiv erlebbar. Dass bildende Kunst in früherer Zeit eine Männerdomäne war und wie sich einzelne Künstlerinnen dennoch zu verwirklichen verstanden, wird in den erläuternden Texten lesenswert berichtet.

 

Ich war von diesem Buch sehr beeindruckt, weil ich sehr, sehr viel Neues erfuhr und meine Neugier geweckt wurde, über einzelne Künstlerinnen mehr erfahren zu wollen bzw. mich ausführlicher mit Ihnen beschäftigen zu wollen. Für meinen persönlichen Geschmack wurde den Kunstschaffenden der Gegenwart ein wenig zuviel Raum gegeben, denn wer von den genannten Namen tatsächlich überdauern wird, dürfte sich erst in fernerer Zukunft zeigen.

 

Rundum jedoch ein interessantes, informatives und Neugier weckendes Kompendium, das eine Vielzahl weiblicher Kunstschaffender zwar kurz, aber dennoch in gebührender Weise würdigt.

 

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Irene Matt

Zauberschön

 

 

·         Gebundene Ausgabe: 184 Seiten

·         Verlag: Verlag am Eschbach

·         ISBN-13: 978-3869178004

#Zauberschön

  

Schön in Inhalt und Ausstattung

 

„Ein Märchenroman“ steht als Untertitel auf dem mit einer märchenhaften Illustration schön gestalteten Cover. Das machte mich neugierig. Denn was ist ein Märchenroman? Ein Roman, also eine epische Erzählung mit fiktiven Geschehnissen? oder ein Märchen, also eine Erzählung, in der übernatürliche Kräfte in das Leben der Menschen eingreifen? Nach Lektüre des Buches bleibt mir nur zu bestätigen, dass „Märchenroman“ der bestmögliche Untertitel ist, da der Autorin gelungen ist, von beiden Genres das Beste zusammenzufügen.

 

Das blühende Land Florapis, in dem die Menschen in harmonischem Miteinander leben und arbeiten, ist ein Vorbild für die vielen Händler und Touristen, die immer mit Freude diesen Ort besuchen. Der gütige König regiert Florapis weise und mitfühlend. Prinz Florobert, der einzige Sohn des Königs, wird jedoch als kleines Kind von einer Biene gestochen und entwickelt über die Jahre hinweg in zunehmendem Maß Angst vor allem und jedem, bis hin zur Angst vor der Angst. Doch der König wird älter und muss irgendwann seinen zitternd-lebensuntüchtigen Sohn in die Regierungsgeschäfte mit einbeziehen. Dieser bestimmt  aus seiner Angst heraus, dass das weltoffene Florapis durch einen hohen Mauerbau „geschützt“ werden müsse. Ab da geht es mit Florapis bergab. Zu allem Unglück siedelt sich auch noch ein Tatzelwurm in Florapis an, der den Menschen jeglichen Antrieb nimmt. Wie Florapis und seine Bewohner gerettet werden, wird dem Genre der Märchen voll und ganz gerecht.

 

Gelesen habe ich das Buch sozusagen mit zweierlei Augen, mit denen des Erwachsenen und mit denen eines Kindes. Als Erwachsener fühlte ich mich gut unterhalten. Das Märchenhafte, in dem das Gute letztlich nach vielen Irrungen und Wirrungen siegt, hinterlässt ein wohliges Gefühl. Für Kinder bleibt natürlich auch diese positive Wirkung der Märchen bestehen, allerdings ist die Geschichte für Kinder stellenweise zu lang, hier würde ich als Lesepatin einige Kürzungen vornehmen. Schön sind die Themen zu bearbeiten, die im Buch auftauchen: Bienen, Blumen, Respekt vor der Natur, Kreativität, Hoffnung, Angst, Gutes  tun und vieles andere. Das Buch sehe ich als Quell vieler Gesprächsmöglichkeiten mit Kindern. Für Erwachsene hätte ich mir noch eine Metaebene, eine psychologische Ebene  gewünscht, denn nicht das passive „Wegschnaufenlassen“ ist der Heilungsweg aus der Angst heraus, sondern aktiv die Angst an die Hand zu nehmen…

 

Ein schönes Buch ist Zauberschön aber allemal. Schön im Inhalt, besonders in seiner sorgsamen Sprache, und schön in seiner äußeren Ausstattung.

 

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David Lozano

Der Minutendieb

 

 

·         Gebundene Ausgabe: 240 Seiten

·         Verlag: Thiele & Brandstätter Verlag

·         ISBN-13: 978-3851794410

·         Vom Hersteller empfohlenes Alter: 12 - 12 Jahre

#DerMinutendieb

 

Spannend und hintergründig

 

Ein Jugendbuch, das es verdient, mehrfach gelesen zu werden – und zwar nicht nur von Jugendlichen…

 

Eduardo ist zehn und ein fröhlicher, unbeschwerter Junge. Bis die Behörden, warum auch immer, beschließen, den 6. Oktober aus dem Kalender zu streichen. Und das treibt Eduardo zur völligen Verzweiflung, denn der 6. Oktober ist der Tag seines Geburtstages, ausgerechnet! Nun soll er also für immer 10 Jahre alt bleiben? Nie mehr Geburtstag feiern dürfen? Nie mehr seine Freunde zur Feier einladen können? Nie mehr Geschenke bekommen? Unfassbar! Da bleibt ihm nur eines: Er geht zu Herrn Vinicius in dessen Laden der Verbotenen Dinge, um ihm sein Leid zu klagen. Und der weiß tatsächlich eine Möglichkeit der Rettung. Er übergibt Eduardo leihweise einen Zeitsauger. Mit diesem Gerät kann Eduardo anderen Menschen heimlich Zeit stehlen, Minute für Minute, über ein ganzes Jahr hinweg, bis er einen ganzen Tag zusammen hat und damit also wieder seinen Geburtstag zurück hat. Doch Zeitdiebstahl ist strengstens verboten, d. h. Eduardo muss sehr, sehr vorsichtig beim Diebstahl sein, um nicht erwischt zu werden. Was alles Eduardo in diesem Jahr des Zeitstehlens erlebt und welche unerwartete Wendung die Geschichte nimmt -  das muss jeder selbst lesen.

 

Allem voran: Die märchenhafte Geschichte ist spannend zu lesen. Und sie ist leicht zu lesen, dank der relativ großen Schrift, die man normalerweise eher in Büchern für jüngere Leser findet. Doch genau diese unangestrengte Lesbarkeit bekommt der Geschichte ausnehmend gut. Denn man kann das Buch lesen wie ein fantasievolles, abenteuerliches Märchen, unterhaltsam, lebendig frisch erzählt. Und mit einem herrlich verqueren Humor versehen. Dank an dieser Stelle den Übersetzern, denen es offensichtlich ausnehmend gut gelungen ist, die im Text enthaltenen Wortjonglierereien adäquat ins Deutsche zu übersetzen. Das Buch hat es verdient, noch ein weiteres Mal gelesen zu werden, diesmal nachdenklicher vielleicht, denn eigentlich hat der Autor mit dem Minutendieb einen hochphilosophischen Roman geschrieben, der zwar als märchenhafte, schlichte Geschichte daherkommt, aber voller essentieller Fragen (und so mancher wertvoller Antwort) steckt.

 

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Jørn Lier Horst

Wisting und der Tag der Vermissten

 

 

·         Broschiert: 464 Seiten

·         Verlag: Piper Paperback

·         ISBN-13: 978-3492061414

·         Originaltitel: Katharina-koden

#WistingundderTagderVermissten

 

Ruhig-gespanntes Katz- und Mausspiel

 

Für mich war dieser Autor eine Entdeckung! Ganz sicher werde ich auch den zweiten Band mit Kommissar Wisting lesen, denn Jørn Lier Horst trägt den Leser absolut sicher und verlässlich durch alle spannenden Geschehnisse des Cold Cases und kommt dabei ganz ohne marktschreierische Effekte aus – eine Wohltat.

 

Jedes Jahr trifft Kommissar William Wisting den Ehemann der vor 24 Jahren verschwundenen Katharina Haugen. Sie treffen sich freundschaftlich zu einem Angelausflug in einer abgelegenen Hütte. Der Fall der verschwundenen Katharina konnte nie gelöst werden. Über die Jahre hinweg hat Wisting die Ermittlungsakten wieder und wieder studiert, ohne weiterzukommen. Doch dieses Jahr wird aus diesem Ausflugsritual eine mehr als gefährliche Situation.

 

Das Lesen dieses perfekt durchkomponierten Kriminalromans habe ich sehr genossen. Der Autor hat es nicht nötig, durch wildes Hin- und Herspringen in den Zeiten und Perspektiven eine Pseudospannung aufzubauen. Er erzählt in ruhigem, folgerichtigem Erzählton auf feine, geradezu feinfühlige Weise und so detailliert, dass man das Gefühl hat, bei jedem einzelnen Ermittlungsschritt, bei jeder sich neu ergebenden Situation dabei zu sein, so intensiv, als würde man selbst jedes Blatt der umfangreichen Ermittlungsakte sichten und neu bewerten. Die relativ kurzen Kapitel machen das Lesen angenehm, die eigene Aufmerksamkeit wird geschickt wechselnd auf die verschiedenen überzeugend dargestellten Protagonisten gelenkt. Man befindet sich als Leser mitten in einem raffinierten Katz- und Mausspiel und wird weiter und weiter in eine seltsam still-gespannte Haltung getrieben, lauernd wie eine Katze vor dem Mauseloch. Genau so soll meiner Meinung nach ein Kriminalroman sein!

 

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Madame Tricot

So süß schmeckt das Leben

 

 

·         Gebundene Ausgabe: 64 Seiten

·         Verlag: Verlag am Eschbach

·         ISBN-13: 978-3869177205

#SosüßschmecktdasLeben

 

Wort-Pralinen – zum staunenden Schauen und genussvollen Lesen

  

Die genialen Strickkunstwerke von Madame Tricot durfte ich bereits mehrmals im Original in Augenschein nehmen und war fasziniert, begeistert und voll der höchsten Bewunderung, wie es möglich ist, einen Wurstsalat oder einen Pressack oder ein Stück rohes Bratenfleisch so lebensecht zu stricken, dass man das Gefühl hat,  an der Theke einer echten Metzgerei zu stehen und gleich eine Scheibe Wurst zum Probieren angereicht zu bekommen. Madame Tricot ist für mich im wahrsten Sinne des Wortes eine Strickkünstlerin!  Und genau wegen ihres Namens fand das vorliegende Buch meine besondere Aufmerksamkeit. Erst mit dem zweiten Blick entdeckte ich den Glückswert dieses Geschenkbuches.

 

Wer vielleicht erwartet hatte, hier konkrete Anleitungen zu finden, um selbst Bockwürstchen zu stricken oder Salami, der würde enttäuscht werden. Aber das Büchlein ist dennoch ein Anleitungsbuch, nämlich zum Glücklich-Sein und –Werden, zur Wahrnehmungsschulung für das, was gut tut. „So süß schmeckt das Leben“ ist eine Sammlung von Aphorismen, humorvollen oder nachdenklichen Texten, von Rezepten für Gelassenheit oder für einen Seelenkuchen. Allesamt wundervoll ausgewählte Texte, die Mut machen, süß wie eine Praline, Wort-Pralinen sozusagen. Die feinsinnig ausgewählten Texte werden durch die süße Maschenkunst der Madame Tricot auf liebenswerte Weise vertieft.

 

Welch ein schön gestaltetes, beglückendes Geschenkbuch, dessen Texte immer wieder gelesen werden wollen. Mit einer Botschaft, die der kluge Peter Handke in kürzester Form so ausgedrückt hat: „Ich bin ja zum Vergnügen auf der Welt“. Was kann man besseres schenken als dieses die Lebenszeit Versüßendes Buch - zum Schauen, zum Lesen, zum Denken, zum Genießen!

 

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Reinhard Haller

Das Wunder der Wertschätzung

 

 

·         Taschenbuch: 208 Seiten

·         Verlag: GRÄFE UND UNZER Verlag GmbH

·         ISBN-13: 978-3833867446

 

#DasWunderderWertschätzung

 

 Fachlich kompetente Analyse

  

Bewundernswert, wie es dem Autor gelingt, als Fachmann und mit immensem Hintergrundwissen ausgestattet, das Thema so umfassend und gleichzeitig verständlich zu behandeln. Wer allerdings einen der vielen Allerweltsratgeber erwartet hat, wird enttäuscht das Buch wieder zuklappen.

 

Dr. Haller hat mit dem vorliegenden Buch einen Wegweiser durch den Dschungel der Begrifflichkeiten geschrieben, und das macht er einerseits fachlich kompetent und präzise, andererseits aber auch für Laien verständlich, mit Fällen aus der Praxis veranschaulicht, mit Zitaten aus der Welt der Literaten unterstrichen und mit in Kästchen gesetzten Quintessenzen zum jeweiligen Kapitel nochmals zusätzlich untermalt. In unserer Zeit der zunehmenden sozialen Kälte, die in der Formel „Ich- icher-am ichesten“ mündet, in einer Zeit des wachsenden Narzissmus, wäre wertschätzendes Verhalten ein unendlich wichtiger und wertvoller Gegenpol. Ich wähle allerdings hier bewusst den Konjunktiv. Denn Wertschätzung bedingt einerseits reale Begegnung zwischen Menschen, wobei die zunehmende Digitalisierung genau diese immer seltener werden lässt. Und zum anderen gelingt echte Wertschätzung nur Menschen, die sich in andere empathisch einfühlen können, also mit emotionaler Intelligenz ausgestattet sind, die selbstsicher, gelassen, achtsam und respektvoll sind. Da unsere reale Welt all diesen wunderbaren Eigenschaften wenig Wachstumschancen  einräumt, bleibt für mich das Wunder der Wertschätzung ein Konjunktiv, eine stille Hoffnung vielleicht.

 

Angeregt durch das vorliegende großartige Buch wäre zu wünschen, dass der eine oder andere Leser neu motiviert wird, an seinem inneren Wachstum zu arbeiten und Wertschätzung als kostbarstes Mittel, sozusagen als Grundnahrungsmittel zu einem besseren Miteinander zu erkennen.

 

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 Arno Strobel

 Offline

 

 

 ·         Broschiert: 368 Seiten

 ·         Verlag: FISCHER Taschenbuch

 ·         ISBN-13: 978-3596703944

 #offline

  

Gute Spannungsunterhaltung

  

Manchmal tut es gut, sich einfach nur spannend unterhalten zu lassen, sich unangestrengt durch eine fesselnde Handlung tragen zu lassen. Dafür ist dieser Autor immer gut, und das vorliegende Buch ebenso.

 

Eine bunt zusammengewürfelte Gruppe ganz unterschiedlicher junger Menschen findet sich in einem einsam gelegenen Berghotel zusammen, um sich auf das Abenteuer einer digitalfreien Zeit einzulassen. In 2000 m Höhe, bei extremem dauerhaftem Schneefall gefangen in einem Hotel, das eigentlich nicht in Betrieb ist, sondern sich in großen Teilen in Renovierung befindet und jenseits aller Möglichkeiten, mit dem Rest der Welt Kontakt aufzunehmen – diese Ausgangssituation allein schon genügt, um unangenehme Gefühle aufkommen zu lassen. Als am zweiten Tag ein Mitglied der Gruppe verschwindet und nach ausgiebiger Suche schwerst misshandelt aufgefunden wird, beginnt der Albtraum immer bedrohlicher zu werden, denn niemand kann zu Hilfe gerufen werden.

 

Hier bedient Arno Strobel eine klassische Thriller-Ausgangssituation: eine Gruppe von Menschen, die sich in einer lebensbedrohlichen Situation befindet, völlig allein auf sich gestellt. Die Digitalabstinenz im vorliegenden Buch ist im Grunde nur „modernes“ Beiwerk. Interessant sind bei solchen Plots immer die unterschiedlichen Reaktionen der Gruppenmitglieder, insbesondere wenn der Leser ebenso wie die Protagonisten völlig im Unklaren gelassen wird, von welcher Seite aus die Bedrohung kommt. Ein paar Seiten benötigte ich, um mich an den etwas spröden Erzählstil zu gewöhnen, aber schnell war ich gerade dank dieses schnörkellosen Schreibstils gefangen in der Handlung, befand mich mitten in der Gruppe, deren Teilnehmer sich unter der nicht fassbaren Bedrohung von Stunde zu Stunde veränderten, als Einzelpersonen ebenso wie auch als Gruppe. Von Schockstarre bis zu blindem Aktionismus, von schutzsuchender Annäherung bis zu generalisiertem Misstrauen – wir erleben als Leser eine große Bandbreite der Reaktion auf die Horrorsituation.

 

Kurzum: Das vorliegende Buch ist ein fesselnd zu lesender, beklemmender Psychothriller mit einem Plot, den man so ähnlich schon öfter gelesen hat. Er ist spannend umgesetzt, sprachlich mitunter ein wenig hölzern-spröde, insbesondere bei den Dialogen, aber als reine Spannungsunterhaltung perfekt.

 

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Sabina Gröner

Leles Geheimclub – Keine Kings im Hauptquartier!

 

 

·         Gebundene Ausgabe: 192 Seiten

·         Verlag: Ravensburger Buchverlag

·         ISBN-13: 978-3473367443

·         Vom Hersteller empfohlenes Alter: Ab 8 Jahren

#LelesGeheimclub

 

Viel mehr als reine Unterhaltung

  

An diesem Buch hatte ich ganz besonders viel Freude, denn die wunderbare Mischung von spannender Geschichte und allerlei Mitmach-Animationen verschafft mir als Lesepatin Anregungen für mehrere Wochen!

 

Lele ist Mutmach-Botschafterin und versteckt anonyme Zettel an allen möglichen Orten in ihrer Umgebung, damit die von ihr liebevoll geschriebenen Botschaften von anderen gefunden werden können. Zusammen mit Elif, die Fremdwörter liebt, und Cleo, der besten Skateboard-Fahrerin, haben sie einen Geheimclub, die Queens, mit einem ganz und gar geheimen Treffpunkt. Doch die Jungenbande, die Kings, haben diesen Ort entdeckt und wollen ihn mit einer Drohne genauer ausspähen. Die Rache der Queens geht allerdings gründlich schief…

 

Eine gekidnappte Drohne, ein verschwundener Hund und ein kluger Deal, der im gemeinsamen Handeln der beiden eigentlich verfeindeten Geheimclubs mündet – all das liest sich sehr gut, weil es vergnüglich, lebendig und durchaus spannend erzählt wird. Was mir persönlich nicht so gut gefiel, ist, dass man in der Geschichte arg leichtfertig umgeht mit Tiffi, dem Hund, als Erpressungsmittel. Der arme Tiffi muss einiges mitmachen, ohne dass dies wirklich in der Erzählung reflektiert wird. Hier wären vielleicht schon mal ein paar Sätze angebracht gewesen zum Thema, dass Hunde kein Spielzeug sind und dass man sie keinesfalls so leichtfertig und gedankenlos behandeln darf.

 

Sehr schön und das Buch aufwertend sind die zusätzlich enthaltenen Mitmach-Angebote. So manch eine zum Nachdenken anregende Liste will ausgefüllt werden. Anregungen für eine Geheimsprache, eine Fremdwörterliste, die endlos ergänzt werden kann – das Buch ist ideal zum interaktiven Lesen mit meinen Lesepatenkindern. Rivalität und Freundschaft, Vertrauen und Verlässlichkeit, aber auch wie man verantwortungsvoll und feinfühlig mit Tieren umzugehen hat – all diese Themen werden offen (oder versteckt) durch das vorliegende Buch angeregt.

 

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Camilla Grebe

Tagebuch meines Verschwindens

 

 

·         Seitenzahl der Print-Ausgabe: 609 Seiten

·         Verlag: btb Verlag

·         ISBN: 978-3-442-71881-8

·        #TagebuchmeinesVerschwindens

 

Wenn Vergessen die einzige Chance ist

 

600 Seiten Lesefutter, nicht zum Nägelkauen nervenaufreibend, aber so fesselnd, dass man liest und liest und nicht mehr mitbekommt, wie die Zeit um einen herum vergeht…

 

Da gibt es einen Cold Case mit einem vor vielen Jahren gefundenen Skelett an einem einsamen Platz mitten im Wald, und jetzt wiederum eine Tote, genau an dem gleichen Platz abgelegt. Ein Kommissar verschwindet. Und eine wirre Frau ohne Gedächtnis wird im Wald aufgegriffen. Da gibt es einen verunsicherten Jungen, der so gerne Frauenkleider trägt und dies als Krankheit sieht. All dies geschieht im und um den trostlosen Ort Ormberg, der mitten in den finsteren Kiefernwäldern liegt und in dem noch andere eigenbrötlerische Menschen leben, die meisten alt und resigniert. Niemand versteht, dass genau an diesem gottverlassenen Ort Flüchtlinge einquartiert werden, denen von Staats wegen viel geschenkt wird, genau vor den Augen der Bewohner, die selbst nichts haben bis auf ihre eigene heruntergekommene Bleibe.

 

Camilla Grebe schreibt ohne Schnörkel, ohne unnötige Zeitsprünge, ohne die Handlung in Schnipseln zu servieren. All diese „Stilmittel“ hat sie nicht nötig. Sie schreibt aus insgesamt drei Blickwinkeln, aber immer die Handlung klar verfolgend, und das macht das Lesen so überaus angenehm. Sie nimmt sich viel Zeit, die Protagonisten in ihrer jeweiligen Sichtweise, in ihrem jeweiligen Erleben darzustellen, wobei ich persönlich die größte emotionale Nähe zu Jake, dem von vielerlei Problemen gequälten Jungen, empfand. Die junge Polizistin Malin, die in Ormberg aufgewachsen ist, tut sich schwer, erneut mit der Tristesse ihres Heimatortes zu Recht zu kommen. Und Hanne, die Profilerin, spürt zunehmend die Qualen der fortschreitenden Demenz. Durch die Augen dieser drei Personen erleben wir eine lange Zeit auf der Stelle tretende Ermittlungsarbeit, die erst gegen Ende des Buches in einer überraschenden Wendung zur Aufklärung findet. Die Stärke der Autorin liegt eindeutig in der Kraft ihrer Schilderungen der allgewaltigen Natur, deren immenser Sog grenzenlose Hoffnungslosigkeit zurücklässt. Camilla Grebes atmosphärisch dichte Schilderung der mächtigen Wälder und des von der Welt vergessenen Ortes Ormberg lassen die Menschen dort geradezu machtlos wirken, einsam und in ihrer eigenen Verlorenheit ohne Chance des Entkommens. Eisig kalt wird es dem Leser beim Eintauchen in dieses Psychogramm eines Ortes des Schweigens, denn, wie die Autorin im Nachwort schreibt: „Ormberg ist  überall…“

 

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Ulrich Alexander Boschwitz

Menschen neben dem Leben

 

 

·         Gebundene Ausgabe: 303 Seiten

·         Verlag: Klett-Cotta

·         ISBN-13: 978-3608964097

#MenschennebendemLeben

 

 

Bedrückende und beschämende Milieustudie

 

1942 torpediert ein deutsches U-Boot das britische Passagierschiff, auf dem sich der 27-jährige Ulrich Alexander Boschwitz befindet. Boschwitz wird dabei getötet. Zwei Romane sind von ihm geblieben und wurden glücklicherweise von Peter Graf herausgegeben. Unfassbar tiefen Eindruck hinterließ bei mir „Der Reisende“. Aber auch das vorliegende Buch, das Boschwitz mit 22 (!) schrieb, ließ mich in seiner Intensität erschauern. Welch ein Autor! 

 

„Menschen neben dem Leben“  könnte keinen besseren Titel haben, denn es schildert das Berlin in den 1930er Jahren, in der Zeit der Weltwirtschaftskrise, und zwar die Welt der „kleinen Leute“, des Lumpenproletariats, der Menschen, die weit weg von Varieté und ausschweifendem Nachtleben um ihr Überleben kämpfen und um jedes Stück trocken Brot betteln müssen. Für die es einem Fest gleicht, wenn sie sich nach einer ertragreichen Betteltour ein Essen in einem der zur damaligen Zeit modernen Automatenrestaurants leisten können. Wir lernen Protagonisten kennen, deren Leben sich reduziert hat auf das Stillen der Grundbedürfnisse, die aber dennoch auch von Sehnsucht nach ein paar unbeschwerten Stunden erfüllt sind. Und so finden sie sich abends immer wieder im Fröhlichen Waidmann zusammen, einer typischen Berliner Kneipe. Der blinde Sonnenberg, der am Tag Streichholzschachteln verkauft und voll innerer Wut steckt, mit seiner geistig zurückgebliebenen Frau, die so gerne in Schaufenster guckt. Oder Tönnchen, der alles verspeist, was sich nur finden lässt. Der feige Grissmann, die verrückte Frau Fliebusch, der zu lang geratene klapperdürre Fundholz - jeder der Protagonisten verkörpert ein für die damalige Zeit typisches Leben als Bettler, Kriegsheimkehrer, Prostituierte, Verrückte. Sie treffen zusammen im Fröhlichen Waidmann, und obwohl sie nichts Gemeinsames haben außer der bitteren Armut, so gelingt es dem Alkohol auf sezierende Weise, ihre wahren Persönlichkeiten zum Vorschein zu bringen. Der Roman schildert diese aus der Zeit ins Elend Geworfenen mit einer Intensität, dass man glaubt, den Geruch feuchter modriger Kellerräume nie mehr loszuwerden. Und immer wieder hatte ich beim Lesen die Zeichnungen von Heinrich Zille vor Augen.

 

Ein unfassbar dichter, intensiver, eindrücklicher, lange nachwirkender Roman, der mich bedrückte und beschämte gleichermaßen, denn wie schreibt der Herausgeber Peter Graf in seinem Nachwort so treffend: „… bei der Lektüre von Ulrich Alexander Boschwitz wird einem … die eigene alltägliche Gleichgültigkeit gewahr, denn man weiß von fremdem Unglück immer so viel, wie man wissen will…“   

 

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Salah Naoura

Superflashboy

 

 

 

·         Gebundene Ausgabe: 176 Seiten

·         Verlag: Rowohlt Taschenbuch

·         ISBN-13: 978-3499217999

·         Vom Hersteller empfohlenes Alter: Ab 8 Jahren

·         #Superflashboy

 

Wirklich super?

  

Ehrlich gesagt – ohne Test mit meinen Lesepaten-Kindern wage ich kein ernsthaftes Urteil über dieses Buch abzugeben. Aus Erwachsenensicht war mir alles viel zu super und vor allen Dingen viel zu durcheinander…

 

Klar verstehe ich, dass ein Junge, der Torben-Henrik heißt, viel lieber ein Superheld wäre, statt in seiner musikalischen Familie zu leben. Schließlich kann er mühelos 40 Liegestütze! Er gerät durch einen geheimen Zugang in die Heldenstadt Hero City, dem Ort, an dem alle Superhelden wohnen. Doch sein unbedingtes Idol Flashboy erweist sich als Musikus mit Schaumstoffmuskeln, der eigentlich viel besser in die Familie von Torben-Henrik passen würde. Da könnte man doch die Rollen tauschen. Als jedoch Torbens bester Freund Mehmet verschwindet und mit ihm noch andere Kinder, muss dieser sich beweisen…

 

Die Geschichte ist actionreich, ein bisschen verrückt, streckenweise spannend erzählt. Sie enthält viele witzige Ideen, wie z. B. die sich selbst tragenden Schwebekoffer. Oder durchaus sinnvolle Gedanken wie die Tatsache, dass radioaktiver Müll aus dem Atomkraftwerk die Lebewesen verändert und dass man sich besser nicht ärgert, wenn man erfolgreich sein will. Aber dann wiederum schickt man seine eigene Kopie zum Zahnarzt. Dieses Vermeidungsverhalten gefällt mir nicht. Auch die Sprache gefällt mir nicht wirklich, sie ist durchsetzt mit Anglizismen, die ich für 8-jährige Leser für zu schwierig halte. Auch dass man beim Lesen schon mal schnell die Orientierung verliert, denn wer ist nun echt und wer eine Kopie von wem?

 

Wie gesagt, ich bin gespannt, wie „meine“ Kinder auf die Geschichte reagieren werden. Vielleicht stellt sich ja heraus, dass das Buch eine super Geschichte mit super Handlung für super mutige, super tapfere kleine Lese-Helden ist, die im übrigen mit super ausdrucksstarken Illustrationen ausgestattet ist. Und dass die Botschaft ankommt, wie gut es  ist, wenn man völlig unverstellt, ohne Verkleidung, zu seiner eigenen Persönlichkeit steht. Das wäre dann echt super!

 

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Jutta Richter

Frau Wolle und der Duft von Schokolade

 

 

·         Gebundene Ausgabe: 144 Seiten

·         Verlag: Carl Hanser Verlag GmbH & Co. KG

·         ISBN-13: 978-3446260528

·         Vom Hersteller empfohlenes Alter: 9 - 11 Jahre

·         #FrauWolleundderDuftvonSchokolade

 

Poetisches Märchen für tapfere kleine Leser

  

Welch ein zauberhaftes Buch, zum Träumen und gegen die Angst für tapfere kleine Leser.

 

 Mama arbeitet viel, denn Papa lebt weit entfernt. Lediglich seine Stimme ist gelegentlich über Radio zu hören. Warum das so ist, wird nicht erklärt, was aber auch nicht nötig ist. Viel wichtiger ist, dass so vieles, was Papa den Kindern Merle und Moritz in früheren Jahren erzählt hatte, im Gedächtnis der beiden geblieben ist und sie sich, gerade in unsicheren Zeiten, daran erinnern und es ihnen Halt gibt. Als Mama Spätschichten übernehmen muss, sucht sie nach einer Nachtfrau, die die beiden Kinder ins Bett bringen soll, was Merle und Moritz so ganz und gar nicht gefällt. Doch es hilft nichts. Gesine Wolkenstein, eine seltsame und etwas unheimliche Frau, deren Augenfarbe wechselt und die oftmals Dinge sagt, die Papa früher auch gesagt hatte, beginnt ihren Dienst. Schlimmer noch, Gesine Wolkenstein besitzt einen schwarzen Laden, dem man nachsagt, es würden dort Kinder verschwinden. Andererseits kocht sie einen wunderbaren Kakao mit Sahne, der beim Einschlafen hilft. Nachts jedoch öffnet sich plötzlich im Kinderzimmer die Tür in die „Murkelei“, einem fernen Land, von dem Papa oft erzählt hatte. Es ist gefährlich in der Murkelei, denn dort wohnen böse Spitzzahntrolle, die harmlos in Reimen reden, aber in Wirklichkeit mit Schokolade die Eindringliche gefügig machen wollen, damit sie auch zu Trollen werden. Überhaupt gibt es viel Erstaunliches und Erschreckendes in der Murkelei. Als Moritz jedoch seinen Radio, eben die einzige Verbindung zu Papa, in der Murkelei vergisst und die beiden Kinder ein zweites Mal dorthin zurückkehren müssen, wird es so richtig gefährlich…

 

Die Autorin verzaubert völlig mit ihrer fantasiereichen Geschichte, dessen offenes Ende Neugier auf eine Fortsetzung macht. Sie hat mit Gesine Wolkenstein eine moderne Mary Poppins mit einer unheimlichen Seite geschaffen. Die tapferen Kinder Merle und Moritz, die genau wissen, was ihre von der Arbeit müde Mutter braucht und deren Trost Papas ferne Stimme aus dem Weltempfänger ist, die es mutig mit den bösartigen Gesellen in der Murkelei aufnehmen – diese Kinder haben es mir mit ihrer einfühlsamen und tapferen Art sehr angetan. Die durchaus grausame Seite der Geschichte macht das Lesen sehr, sehr spannend. Und das alles ist verpackt in einer klaren, oftmals geradezu poetisch schönen Sprache: „Der Sommermorgen … schmiss die Sonne mit beiden Händen auf das Kopfsteinpflaster…“  

Kurz gesagt – ein überraschendes, witziges, märchenhaftes, geheimnisvolles, poetisches, spannendes Buch, das nur tapfere Kinder lesen sollten. Sehr schön passend ist das Buch ausgestattet mit einer wunderbar ausdrucksstarken Bebilderung.

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William Melvin Kelley

Ein anderer Takt

 

 

·         Gebundene Ausgabe: 304 Seiten

·         Verlag: HOFFMANN UND CAMPE VERLAG GmbH

·         ISBN-13: 978-3455006261

·         #EinandererTakt

 

Vollmundige Verlagswerbung – zu Recht?

  

Vor mir liegt die Wiederentdeckung eines Romans, 1962 erschienen, und zwar eines Erstlingsromans eines (fast) vergessenen Autors. „Gigant“ wird der Autor in der Presse genannt, „Eine literarische Sensation“ lobt man den Roman. Warum? Das Thema ist schon in so vielen Variationen behandelt worden, in so vielen unterschiedlichen Schreibstilen verpackt, mal mehr, mal weniger packend. Warum ist dieses Buch eine Sensation? Ehrlich gesagt – ich weiß es nicht.

 

Die Geschichte spielt in dem kleinen Dorf Sutton, in einem fiktiven Staat im Süden der USA gelegen. Der afroamerikanische Farmer Tucker Caliban versalzt seine Felder, schlachtet Pferd und Kuh, brennt sein Haus nieder und verlässt den Staat, gefolgt von dessen gesamter afroamerikanischer Bevölkerung. Was für ein Szenario, diese gesammelte Weigerung, noch länger in Unterdrückung zu leben. Besonders an der Erzählweise ist sicher, dass ein Afroamerikaner aus der Perspektive der zurückbleibenden Weißen berichtet. Wer wird von nun an die Feldarbeit übernehmen? Was soll nun überhaupt geschehen? Zorn und Hilflosigkeit gleichermaßen machen sich breit, schaukeln sich hoch zu einer gefährlichen Mischung…

 

Sehr hilfreich war für mich der dem Roman vorangesetzte erhellende Aufsatz über Leben und Werk des Autors William Melvin Kelley. So konnte ich den Roman etwas besser einordnen, auch den manchmal beißenden Humor besser verstehen. Dennoch hatte ich Mühe mit diesem Buch und habe es insgesamt gesehen einfach nicht gerne gelesen. Mit dem Schreibstil kam ich nicht zu Recht oder anders gesagt, die Sprache gefiel mir überhaupt nicht. Ich fand für mich keinen inneren Bezug zur Handlung und zu den Personen. Ich las das Buch gewissermaßen als Pflichtübung und empfand dies als anstrengend. Auch wenn der Inhalt natürlich letztlich heute noch so aktuell ist wie damals, keine Frage. Aber mir gab das Buch leider nichts, es hat mich nicht gepackt. Auch wenn es etwas Besonderes ist, dass ein schwarzer Autor aus Sicht der Weißen erzählt. Auch wenn es durchaus einzelne fesselnde Passagen im Buch gibt. Nein, für mich war das Buch leider keine Sensation.

 

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 Dervla McTiernan

 Todesstrom

 

 

 ·         Broschiert: 464 Seiten

 ·         Verlag: Heyne Verlag

 ·         ISBN-13: 978-3453422612

 ·         Originaltitel: The Ruin

 ·         #Todesstrom

 

 Menschliche Verstrickungen, spannend erzählt

  

Die Autorin ist für mich eine Neuentdeckung. Mit „Todesstrom“ legt sie einen ruhigen Kriminalroman vor - ruhig, aber keine Sekunde langweilig. Im Gegenteil!

 

Cormac Reilly war erfolgreicher Detective einer Sondereinheit in Dublin, kehrt aber aus Liebe zu Emmy in den normalen Polizeidienst nach Galway zurück. Dort holen ihn Erinnerungen aus seiner Anfangszeit als blutjunger Polizist ein, als er in einem heruntergekommenen Landhaus zwei völlig vernachlässigte, abgemagerte Kinder vorgefunden hatte. Maude war 15 und Jack 5 Jahre. Im Schlafzimmer lag die Mutter, tot, bereits halbverwest. Man ging von Selbstmord der drogensüchtigen Mutter aus und legte den Fall zu den Akten. Jetzt, 20 Jahre später, hat Reilly erhebliche Probleme mit seinen feindseligen Kollegen. Man bürdet ihm allerlei ungelöste frustrierende Fälle auf. Lediglich mit Danny, den er noch aus der Polizeischule kennt, verbindet ihn eine lose Freundschaft. Als aktuell ein Selbstmord eines jungen Mannes zu bearbeiten ist, der sich als der damals von Reilly aufgefundene 5-jährige Jack erweist, ergeben sich für Cormac Reilly merkwürdige, unerklärliche Verbindungen in die Vergangenheit einerseits, aber auch verworrene Verstrickungen in der Gegenwart andererseits. Nichts, aber auch gar nichts passt zueinander…

 

Als erstes fiel mir, als ich das Buch in Händen hielt, die seltsame, samtig wirkende Haptik des Einbandes auf. Schön und absolut unempfindlich! Gleichermaßen fiel mir allerdings auch die schlechte Papierqualität auf. Dessen ungeachtet hat mich der Roman von der ersten Seite an gefesselt, und das bis zum Ende 460 Seiten später. McTiernan erzählt in ruhigem Fluss, aber eindringlich, mit lebendigen Interaktionen. Ihre Protagonisten werden in ihrer jeweiligen Individualität so plastisch vorgestellt, dass der Leser schnell Sympathien und Antipathien verteilt, aber immer wieder auch verunsichert wird, ob diese Gefühle richtig sind. Überhaupt wird man so ins Geschehen eingebunden, dass man ähnlich wie Reilly immer wieder ins Grübeln verfällt und doch keine schlüssigen Erklärungen findet, und dies bis zum fulminanten Ende, das schließlich alle losen Erzählfäden schlüssig verknüpft und so alle Unklarheiten einen Sinn im Gesamten finden.  

 

Fazit: Ein ruhiger Kriminalroman  über Korruption und menschliche Verstrickungen mit gut ausgearbeiteten Charakteren, düster und sehr, sehr unterhaltsam.

 

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Judith Merchant

Atme!

 

 

·         Broschiert: 384 Seiten

·         Verlag: KiWi-Paperback

·         ISBN-13: 978-3462052237

·         #Atme

 

Thriller im Kopf

  

Angelockt von einem großartig gestalteten Cover, minimalistisch und erschreckend gleichermaßen, las ich mich nahezu ohne Pause durch einen besonderen Thriller. Besonders, weil sich die in Thrillern erwarteten brutalen Szenen im Kopf abspielen. Klingt fast ein wenig langweilig für grausamkeitserprobte Thriller-Fans, und doch war ich vom Buch von Anfang bis Ende restlos gefesselt.

 

Nile und Ben – das ist die ganz große Liebe. Ein unzertrennbares Paar, so scheint es. Da verschwindet Ben spurlos während eines Einkaufsbummels und Nile stürzt von einem Gefühlschaos ins andere, von Hoffnung zu Verzweiflung, von Hysterie zu logischem Nachdenken. Was könnte geschehen sein? Niemand will Nile glauben oder ihr gar helfen, nicht die Verkäuferin, nicht Bens Freunde. Lediglich Bens Frau Flo zeigt sich seltsamerweise kooperativ, und beide Frauen stoßen bei ihren Nachforschungen auf merkwürdige Ungereimtheiten in Bens Leben. Die Suche wird zur Jagd, bei der letztlich niemandem zu trauen ist.

 

Mir kommt das Buch vor wie ein sorgsam schön und mehrfach verpacktes Geschenk. Der Leser muss einige Geduld aufbringen, um alle Schleifen, alle Klebestreifen zu entfernen und Stück für Stück das Geschenkpapier zu lösen, bis er schließlich zum Inneren des Buches gelangt. Doch die geduldige Mühe heißt nicht, dass man gelangweilt vorgeht, sondern voller Spannung, was sich wohl hinter all der Verpackung verbirgt, was die Wahrheit hinter allem Geschehen sein könnte. Kurze Kapitel, eindringliche Schilderungen, beunruhigende Vorkommnisse schaffen im Leser eine permanente innere Unruhe, die zum Weiterlesen treibt. Minutiös erzählt die Autorin von feinsten Regungen, Erinnerungen, von Gedanken der Hoffnung und Befürchtung. Und in all dem Chaos scheint Unerklärliches verpackt zu sein.  Wenn Innen- und Außenwelt nicht mehr kongruent sind, wenn Liebe und Angst zu einer gefährlichen explosiven Mischung werden, die die Wirklichkeit verzerrt  - all dies ist in den vielen unvorhersehbaren Wendungen so atemlos erzählt, dass der Titel Atme! wie ein hilfreicher Zuruf an den Leser wirkt.

 

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Maja Lunde

Über die Grenze

 

 

·         Gebundene Ausgabe: 192 Seiten

·         Verlag: Urachhaus

·         ISBN-13: 978-3825151515

·         Vom Hersteller empfohlenes Alter: 9 - 11 Jahre

·         #ÜberdieGrenze

 

Eine Botschaft der Mitmenschlichkeit unter Kindern

  

Das beste Kinderbuch, das ich seit langem gelesen habe!

Es befasst sich mit einem schwierigen Thema, ist aber dennoch ausgesprochen kindgerecht mit leichter Feder geschrieben.

 

Die Geschichte spielt in Norwegen im Jahr 1942, das Land steht unter deutscher Besatzung. Da es für die zwei jüdischen Kinder Sarah und Daniel zu gefährlich wird, müssen sie das Land verlassen und über die Grenze nach Schweden gelangen, wo ihr Vater auf sie wartet. Doch die erwachsenen Helfer werden plötzlich verhaftet. Im Haus, in dem Sarah und Daniel versteckt gehalten werden, wohnen Gerda und Otto, zwei sehr unterschiedliche Kinder. Gerda ist zehn, hat gerade „Die drei Musketiere“ gelesen, ist abenteuerlustig und mutig. Ihr Bruder Otto dagegen wirkt eher ängstlich, zögerlich, überlegter als Gerda. Doch für Gerda steht sofort fest, dass sie zusammen mit Otto den beiden jüdischen Geschwistern bei der Flucht helfen müssen. Dass es sich um ein Abenteuer auf Leben und Tod handeln wird, ahnen sie nicht…

 

Der Autorin ist auf großartige Weise gelungen, Zeitgeschichte, schlimme Zeitgeschichte, auf eine kindgerechte Weise zu erzählen, spannend, eindringlich, aber eben so, dass Kinder einerseits Verständnis entwickeln für eine furchtbare, angstbesetzte Zeit, andererseits aber nicht von Albträumen geplagt werden. Sondern vielmehr eine Ahnung davon bekommen, dass Mut und Hilfsbereitschaft, Solidarität und Einsatz für andere die wertvollsten Zeichen für Mitmenschlichkeit sind und allemal erstrebenswert.

 

Sowohl Sarah und Daniel als auch Gerda und Otto werden in ihrem Kindsein absolut glaubwürdig dargestellt. Sie sind lebendig, fröhlich und ängstlich, abenteuerlustig, trotzig, leichtsinnig, immer verführbar zu Spielen, immer fähig, die harte Wirklichkeit im Spiel auszublenden. Und dennoch ernsthaft genug, um den Gefahren in einer bedrohlichen Zeit auf mutig-kreative Weise zu begegnen und das eine oder andere Mal zu erleben, wie man über sich selbst hinauswachsen kann.

 

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Camilla Grebe, Asa Träff

Durch Feuer und Wasser

 

 

·         Taschenbuch: 480 Seiten

·         Verlag: btb Verlag

·         ISBN-13: 978-3442717248

·         Originaltitel:Eld och diupa vatten

·         #DurchFeuerundWasser

 

 Sozialkritisch gefärbter Psychothriller

 

Leider hatte ich bislang noch nichts von den Schwestern Camilla Grebe und Asa Träff gelesen.  Die Lektüre des vorliegenden Psychothrillers, dem dritten Band rund um die Profilerin Siri Bergman, hat mich darin bestärkt, unbedingt auch die Vorgängerthriller lesen zu wollen.  Denn ich fühlte mich von Beginn an richtig gut und spannend unterhalten.

 

Zwei Geschwister werden der drogensüchtigen Mutter weggenommen und zu zwei verschiedenen Pflegeeltern gegeben. Kurz nacheinander verschwinden diese Kinder, ohne dass man zunächst einen Zusammenhang finden kann. Ein Foto taucht im Internet auf, auf dem die beiden verschwundenen Kinder zusammen mit einer unbekannten Frau in einer heimelig wirkenden Szenerie zu sehen sind. Genau diese fremde Frau wird einige Tage später tot aufgefunden. Das Ermittlerteam ist völlig ratlos, weil sich jeder Denkansatz, jede vermeintliche Spur im Nichts verliert. Psychotherapeutin und Profilerin Siri Bergman, gerade selbst in einer sehr schwierigen privaten Lebenssituation, ahnt, dass nur noch wenig Zeit bleibt, um die Kinder zu retten bzw. um diesen merkwürdigen Fall aufzuklären.

Der Psychothriller hat einen sozialkritischen Ansatz, der schwer zu ertragen ist. Überhaupt schafft der lebendig-intensive Schreibstil eine sehr dichte Atmosphäre, wobei die psychologische Ebene Grausamkeiten offenbart, die im Grunde schlimmer sind als Szenen brutaler körperlicher Gewalt wie in manch anderen Thrillern. Ein weiterer Misshandlungsfall kreuzt die Haupthandlung, wobei man recht schnell Zusammenhänge ahnt. Dennoch bleibt die Erzählweise immer spannend und kurzweilig. Der Leser bleibt nicht verschont von Gefühlen der Betroffenheit bis hin zu denen des puren Entsetzens. Die Charaktere sind psychologisch gut nachvollziehbar und authentisch in ihrem Denken und Handeln. Lediglich der Darstellung der Protagonistin wurde mir zuviel Raum gewidmet. Denn  durchaus  machen die privaten Probleme von Siri Bergman ihre Figur menschlicher und nachvollziehbarer, aber mir war dieses Thema insgesamt etwas zu breit ausgewalzt. Dennoch habe ich den beklemmenden Psychothriller gern und sehr zügig gelesen.

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Peter Middendorp

Du gehörst mir

 

 

·         Gebundene Ausgabe: 283 Seiten

·         Verlag: Freies Geistesleben

·         ISBN-13: 978-3772530135

·         #Dugehörstmir

 

 

Ein schmerzhaft dunkles Buch

 Ein Buch, das verstört. Das den Leser fordert. Das geradezu unerträglich ist. Das gewaltsam gewaltig ist. Aber auch bescheiden. Einfach und schwierig. Und poetisch dazu. Intensiv allemal. Ein Buch, das schwer zu ertragen ist.

  

Das Buch beginnt etwas trügerisch so, als hätte es ursprünglich ein Thriller werden wollen: Tille, der Junge, erlebt hilflos mit, wie das Bein seines Vaters vom Mähdrescher „aufgefressen“ wird. Und er erlebt, dass er keine Rolle spielt, keiner sieht ihn an. Nicht nach dem Unfall, nicht später. Er ist ein Geringgeschätzter, lebt im Unvorhandensein. Er ist ein Niemand, der heranwächst, Familienvater wird. Tagaus tagein verrichtet er die Arbeit auf dem Bauernhof. Er ist pflichtbewusst, hat klare Regeln. Frau und Sohn bleiben Statisten in seinem Leben. Nur seine Tochter löst in ihm Gefühle aus, verwirrende Gefühle. Ein Mord an einem jungen Mädchen geschieht. Doch der Vergewaltiger und Mörder wird 13 Jahre lang nicht gefunden. Obwohl doch ein Flüchtlingsheim in der Nähe ist.

  

Ja, der Leser versteht schnell, dass Tille der Mörder war. Und dass das fremde Mädchen  stellvertretend für seine Tochter Opfer seines Begehrens geworden war. Insofern weicht das Buch in seiner Erzählweise völlig ab von allen Regeln des Spannungsaufbaus. Es sammelt Einblicke in das Innenleben von Tille, Puzzleteile eines klaustrophobisch engen Lebens. Der Leser ist gefordert, denn es wird nicht chronologisch erzählt, sondern die Zeiten fallen durcheinander, werden dem Leser wie Scherben vor die Füße geworfen. Wegweiser durch das Buch ist noch am ehesten die Natur, der Wandel der Natur durch die Jahreszeiten, und dann auch die Vögel, immer wieder die Vögel. Einerseits erzählt der Autor hart und nüchtern, was der harte und nüchterne Tille denkt,  beobachtet, sich selbst auferlegt. Andererseits sind Sätze im Buch zu finden, die von einer wunderbar poetischen Sprache sind, wie: „Nachts lag der Mond hinter den Pappeln halb tot auf dem Rücken.“ Oder „Der Herbst verblätterte grau das Jahr.“ 

 

Ein großartig geschriebenes, verwirrendes, dunkles, schmerzhaftes Buch, das aufmerksame Leser fordert und vom Wortmagier Peter Middendorp so tief in unser Buchgedächtnis eingepflanzt wird, dass wir die Erinnerung an so manche Szene nicht mehr loswerden.

 

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 Ildikó von Kürthy

 Es wird Zeit

 

 

 ·         Gebundene Ausgabe: 320 Seiten

 ·         Verlag: Wunderlich

 ·         ISBN-13: 978-3805200431

 ·         #EswirdZeit

 

 Lesen im Schleudergang zwischen Heiterkeit und Traurigkeit

 

Auf dieses Buch war ich nicht gefasst! Kannte ich doch Ildikó von Kürthy als humorvolle Kolumnistin und Verfasserin heiterer Frauenromane. Und jetzt dieses Buch, das mich umwarf, das mich mitten ins Zentrum traf, das mich schier zerquetschte zwischen Lachen und Weinen, das mich in einen Schleudergang versetzte  zwischen Aufbegehren und Einsicht, zwischen Heiterkeit und tiefer Traurigkeit.

 

Judith, knapp 50, kehrt in ihre Heimat zurück, um ihre Mutter zu begraben. Doch sie kehrt auch zurück zu altbekannten Hoffnungen, Träumen und Albträumen -  und zu einem 20 Jahre alten Geheimnis. Eine wiedergefundene Freundin lebt mit einer todbringenden Krankheit und Judiths bisheriges Leben einschließlich ihrer langjährigen Routine-Ehe gerät zunehmend aus den Fugen.

 

Leben, Tod, Lieben, Heimat, Verzeihen, Altern, Hoffen – keines dieser Themen bleibt ausgespart. „Es wird Zeit handelt davon, dass Hoffnung nie falsch sein und man sich nie zu früh freuen kann. Es geht um die Schuld und die Wahrheit, um das Bindegewebe und die Liebe. Oder um das, was mal das Bindegewebe war. Und die Liebe. Dieses Buch ist ein Versprechen und eine Reise. Eine Reise bis ans Ende der Welt und vielleicht bis darüber hinaus,“ sagt Ildikó von Kürthy selbst über ihr Buch, und auch, dass ihr das Buch am Herzen liegt wie noch keines davor. Zurecht! Die Autorin schafft es auf unvergleichliche Art, geschliffen scharfe Pointen zum Bauchwehlachen zu setzen unmittelbar neben messerscharfe, sezierende, den Atem nehmende Innen- und Außenansichten eines Lebens in seiner Vergänglichkeit. Ja, ja, genau – so möchte man alle paar Seiten ausrufen, fühlt sich ertappt oder verstanden oder beides und bewundert zutiefst, wie die Autorin es schafft, sich genial zweischneidig durch das Innengeflecht des Lebens hindurchzuschreiben, tief traurig und hellauf lachend. Großartig!

 

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Maxim Huerta

Der Blumenladen der Mademoiselle Violeta

 

 

·         Gebundene Ausgabe: 360 Seiten

·         Verlag: Thiele & Brandstätter Verlag

·         ISBN-13: 978-3851793772

·         #DerBlumenladenderMademoiselleVioleta

 

Die Poesie der Melancholie

 

 

Das Buch zu lesen war für mich  wie einen der französischen Filme anzuschauen, in denen nicht viel und doch alles geschieht. Romantisch, poetisch, melancholisch…

 

L’Ètoile Manquante ist eine Welt für sich – ein kleiner Blumenladen im Herzen von Saint-Germain. Sein 74-jähriger Besitzer Dominique Brulé liebt seine Blumen über alles, er hat das feine Gespür dafür, welche Blumen welchem Menschen gut tun und mitunter verschenkt er sie. So auch an die beiden älteren Damen Mercedes und Tilde, die regelmäßig in den Laden kommen. Sie sind zwei in der Einsamkeit gestrandete Spanierinnen, streitbar miteinander verbunden. Dominique Brulé selbst ist die Einsamkeit in Person, verloren in einer verlorenen Liebe, und doch aufmerksam für die Menschen um ihn herum. In dieses statische Gefüge einsamer Menschen bricht etwas Neues ein, als die junge Violeta sich als Aushilfe bei Monsieur Dominique bewirbt…

 

Ein leises, nein, ein stilles Buch ist das. Die Menschen sind leise, die Geschehnisse sind leise, die Welt der Blumen ist leise. Es gibt, wie es scheint, nur ein passives Sich-Ergeben dessen, was geschieht, kein Aufbegehren, kein Widerstand, nichts, was laut werden könnte. Der spanische Autor Maxim Huerta schreibt französischer als so manch ein französischer Autor. Es gelingen ihm eindringliche Beschreibungen der Trauer, die über die Jahre hinweg übergeht in einen Zustand des Wartens – warten worauf? Und er beschreibt die grenzenlose Einsamkeit des Menschen, der Mensch-ärgere-dich-nicht gegen sich selbst spielt. Aber Huerta schreibt gleichzeitig auch so tänzelnd-leichtfüßig, mit so viel Charme, so unbeschwert Beschwerliches erzählend, so französisch eben, wie es besser nicht geht. Zugleich ist er ein belesener Autor, der das Erzählte mit Büchern anderer Autoren „bebildert“. Und über allem singt Jacques Brel „Ne me quitte pas“.

 

Ein wunderschönes, ein zartes, ein liebevolles, ein poetisches, ein kluges Buch, traurig und doch das Leben feiernd.

 

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Prof. Dr. med. Thorsten Lewalter, Priv.Doz. Dr. med. Clemens Jilek

Herzrhythmus. Der Takt des Lebens

 

 

 ·         Broschiert: 192 Seiten

 ·         Verlag: Südwest Verlag

 ·         ISBN-13: 978-3517096780

        #Herzrhythmus

 

Das Herz verstehen lernen

 

 Mit einer gewissen Sorge begann ich dieses Buch zu lesen. War es wirklich gut für mich, mich mit dem Thema Herzrhythmus intensiver zu beschäftigen? Hatte mir mein unrhythmisches Herz doch schon einige körperliche Probleme und mehr noch psychische Probleme bereitet. Würde nicht alles noch viel schlimmer werden, wenn ich mich lesend mit dem Thema intensiver befasse? Würde mich das Buch noch mehr aus dem Rhythmus bringen? Nach Lektüre weiß ich, dass meine Angst unbegründet war. Im Gegenteil: Wieder einmal mehr stelle ich fest, dass sachlich-umfassende Informationen Unsicherheiten und Sorge vertreiben und man stattdessen ermutigt ist, das Bestmögliche für die eigene Herzgesundheit zu tun.

 

Die beiden Autoren, in leitender Funktion tätig am Peter Osypka Herzzentrum in München und Koryphäen in der Behandlung von Herzrhythmusstörungen, legen hier ein umfassendes Buch zum Thema vor. Im systematischen Teil werden sehr ausführlich und auch für den Laien verstehbar die verschiedenen Herzrhythmusstörungen, deren Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten dargestellt. Viele Zeichnungen und Fotos tragen zusätzlich zum Verständnis bei. Im praktischen Teil, dem für den Laien sicher wichtigsten, erfahren wir, was wir selbst für unsere Herzgesundheit tun können, wobei insbesondere sehr ausführlich auf die Ernährung eingegangen wird. Abschließend gibt es noch eine Sammlung von häufig gestellten Patientenfragen, die die Fachleute aus ihrer Tagespraxis und Erfahrung heraus gesammelt und beantwortet haben. Ein Glossar und ein Register beschließen das Buch.

 

Fazit: Ein sehr sorgfältig, sogar aufwändig gestaltetes Buch mit umfassenden Informationen,  sachlich-verständlich geschrieben und bestens dafür geeignet, Unsicherheiten zu nehmen und den informierten Patienten zum idealen Partner des Kardiologen zu machen.

 

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Andrea Schomburg

Die besten Tantenretter der Welt

 

 

·         Gebundene Ausgabe: 224 Seiten

·         Verlag: Hummelburg

·         ISBN-13: 978-3747800072

·         Vom Hersteller empfohlenes Alter: Ab 10 Jahren

·         #DiebestenTantenretterderWelt

 

Rosa-Laune-Buch

 

 

Witzig und lebendig wird eine fröhlich-kunterbunte Geschichte erzählt. Ein Kinderbuch, das einfach rundum Spaß macht und auf keinen Fall ernst genommen werden möchte. Ein Buch mit Rosa-Laune-Garantie…

 

Jonas und Fabian leben bei ihrer Tante Erdmute, die Gute. Und sie haben es mit ihrer Tante nicht leicht, denn sie benimmt sich so, als wäre sie eine erwachsene Pippi Langstrumpf. Sie ist unberechenbar und hat stets außergewöhnliche Ideen. Als der Vermieter ihre Wohnung verkaufen will und Tante Erdmute deshalb dringend Geld benötigt, überfällt sie aus der Not heraus in einem wunderbar auffälligen roten Kleid eine Bank. Jonas und Fabian wird ganz anders, als sie sich zusammen mit ihnen und dem Geldsäckchen auf eine rasante Flucht in ein abgelegenes Waldhotel begibt. Dass dort recht wunderliche Leute wohnen und dass auch noch ein wertvolles Briefmarkenalbum geklaut wird, führt zu sehr spannenden Verwicklungen und Jonas und Fabian haben alle Hände voll zu tun, um aus ihrer Tante die Unschuld vom Lande zu zaubern. 

 

Ein so fröhliches, unbeschwertes Kinderbuch habe ich schon lange nicht mehr gelesen. Es ist frei von allzu ernstem pädagogischem Anspruch und erzählt  mit Spaß und Spannung und sehr ideenreich eine flotte Geschichte. Dass man vom Singen rosa Laune bekommen kann oder dass man jemanden mit den Augen in den Arm nehmen kann – solch schöne im Text versteckte Sprachbilder verraten, dass die Autorin (auch) Lyrikerin ist. Ein meiner Meinung nach rundum gelungenes, spritzig erzähltes, mit liebenswerten Protagonisten versehenes Kinderbuch ab 10 zum Selberlesen, zum Vorlesen durchaus auch für jüngere Kinder.

 

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Nicholas Cornelius

Sylvester und der Gespensterdoktor

 

 

·         Gebundene Ausgabe: 320 Seiten

·         Verlag: Sanssouci

·         ISBN-13: 978-3990560686

·         Vom Hersteller empfohlenes Alter: 10 - 12 Jahre

       #SylvesterundderGespensterdoktor

 

 Zum genussvollen Vorlesen

 

Ein klein wenig Enttäuschung vorab: Als erstes hatte mich in der Verlagsankündigung des Sanssouci Verlages das Cover zu dem vorliegenden Titel begeistert. Ein wenig schade, dass dieses Titelbild letztlich etwas verändert wurde und der Umriss von Sylvester nun nicht mehr zu sehen ist. Auch auf das angekündigte Lesezeichen wurde verzichtet. Und leider, leider enthält das Buch keine einzige Zeichnung, keinerlei schmückende Auflockerung des Textes.

 

Die Geschichte beginnt in einer schrecklichen Gewitternacht. Sylvester, ein 12jähriger Waisenjunge, rennt und rennt tropfnass durch die Finsternis. Da stößt er auf eine einsame Scheune, in der er Zuflucht nehmen möchte. Doch er wird im Inneren der Hütte von einem alten Mann empfangen, mit der Flinte im Anschlag. Es stellt sich heraus, dass der alte Mann der wahre und einzige Gespensterdoktor ist, denn auch Gespenster können krank werden! Was Sylvester in der Folge erlebt, ist so unglaublich, dass sich sogar der Buchautor selbst nur unter einem Pseudonym zum Buch bekennt, damit ihn die Gespenster, die er gerufen hat, nicht verfolgen können…

 

Mit überbordender Fantasie wird eine sehr ungewöhnliche Gespenstergeschichte erzählt. Den Sprachstil habe ich als besonders erlebt, denn es werden geradezu malerisch gespenstische Bilderwelten im Kopf des Leser gezaubert. Die Beschreibungen wirken oftmals wie alte Gemälde aus dem Museum, in einer etwas altmodisch-komplizierten Sprache. Und genau diese Sprache ist auf der einen Seite wunderschön und sensibel, wie zum Beispiel: „… die umgetretenen Halme auf der Wiese behielten die Fußabdrücke im kurzen Grasgedächtnis…“ Man findet gelungene Wortschöpfungen wie „klumpige Bauchschmerzenangst“. Auf der anderen Seite erscheint mir die Altersempfehlung des Verlages „ab 10“ aufgrund der besonderen Sprache etwas problematisch, allenfalls nur zutreffend für wahre Leseratten. Zur Leseauflockerung wären daher durchaus ein paar Illustrationen hilfreich gewesen.

 

Was sich mir jedoch beim Lesen des Buches permanent aufdrängte: Die Erzählweise in ihrer  Lebendigkeit und die Schönheit der Sprache bietet sich perfekt an zum langsamen, genussvollen Vorlesen. Denn gruselig, komisch, spannend, berührend – das Buch hat alles.

 

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Maren Dammann

Marwani

 

 

·         Broschiert: 288 Seiten

·         Verlag: Planet!

·         ISBN-13: 978-3522506212

·         Vom Hersteller empfohlenes Alter: 12 - 15 Jahre

·         #Marwani

 

Über die heilsame Kraft zwischen Mensch und Pferd

  

Mädchen und Pferdebücher - das gehört zusammen, schon klar. Unzählige mehr oder wenig gut geschriebene Mädchenbücher füllen die entsprechenden Buchhandlungsregale. Jugendliche und Pferdebücher – da wird die Kombination schon schwieriger, das Angebot geringer. Und ein Buch für Jugendliche, das von einem traumatisierten Menschen und von einem traumatisierten Pferd erzählt – das ist etwas Besonderes und, wie das vorliegende Buch, absolut lesenswert!

 

Es wird erzählt von Mira, einem jungen Mädchen, das aufgrund eines unverschuldeten Unfalls im Rollstuhl sitzt und mit allem und jedem hadert. Umso mehr, als die Eltern mit ihr wegziehen, weit weg von ihrer alten Freundesclique, ausgerechnet in die direkte Nachbarschaft eines Reiterhofes. Wobei Mira mit Pferden nichts, absolut nichts am Hut hat. Lediglich ihre kleine Schwester ist begeistert und erweist sich als hochtalentierte Reiterin. Mira beobachtet von ihrem Zimmer aus, wie die wilde, temperamentvolle Schimmelstute Marwani auf dem Reiterhof ankommt. Die Stute lässt keinen einzigen Menschen an sich heran. Je länger Mira die unzähmbare Stute beobachtet, desto mehr wächst in ihr die Ahnung, dass sie beide mehr gemeinsam haben als erwartet. Die Begegnung mit Dan, dem schüchtern-zurückhaltenden Stalljungen, zeigt Wirkung…

 

Das vorliegende Jugendbuch ist so fesselnd und lebendig geschrieben, dass es den Leser von der ersten Seite an gefangen nimmt. Und es ist ernsthaft genug, um nicht zur Gattung der vielen auf dem Markt befindlichen verkitschten Mädchen-Pferde-Bücher zu gehören. Im Gegenteil: Mit sehr feiner Beobachtungsgabe und psychologischem Gespür wird die Interaktion zwischen Mensch und Pferd geschildert. Wir erleben intensiv mit, wie auf wortlose, heilsame Weise Vertrauen wächst und dies letztlich nicht nur zwischen Mensch und Pferd, sondern neues Vertrauen in das Leben überhaupt, für Mira und Marwani gleichermaßen.

 

Einfühlsam und mit großem Pferdeverstand schildert die Autorin eine Geschichte, die berührt. Absolut lesenswert!

 

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Dr. med. Thomas Schmitz, Sven Siebert

Klartext Impfen

 

 

·         Broschiert: 208 Seiten

·         Verlag: HarperCollins

·         ISBN-13: 978-3959673389

·         #KlartextImpfen

 

Bitte, bitte lesen!

 

Meine Kinder besuchten vom Kindergartenalter an die Waldorfschule – und so war ich als Mutter damals mitten drin in der Impf-Diskussion: Klar begründetes Pro von Seiten des Kinderarztes – und ein klar anthroposophisch begründetes Nein von Seiten des Kindergartens. Und ich glaube, genau diese persönlichen Erfahrungen zeigen deutlich die heute noch viel größer gewordene Grätsche zwischen sachlicher und emotionaler oder gar ideologisch gefärbter Argumentation.

 

Hätte ich nur damals bereits das vorliegende Buch gekannt, geschrieben von einem Kinderarzt  der Berliner Charité und einem Biologen und Journalisten, so hätte ich mir manch inneres Ringen ersparen können. Denn die beiden Autoren schreiben nicht nur gut lesbar. Sie argumentieren wohltuend sachlich, informieren umfassend, ohne zu beschönigen, ohne zu dramatisieren – kompetent, gelassen, fundiert. Besonders wichtig finde ich persönlich die ausführliche Aufklärung rund um die jeweilig empfohlenen Impfungen, ihre Wirkweisen, ihre möglicherweise auftretenden Nebenwirkungen und die Beschreibung der den Impfungen zugrunde liegenden Krankheiten, deren Gefährlichkeit und möglichen Folgeschäden. Das umfassende Wissen, das uns die Autoren vermitteln, muss bei jedem vernunftbegabten Menschen zu der Erkenntnis führen, dass Impfen Leben rettet und Nicht-Impfen lebensgefährlich sein kann. Allerdings habe ich die große Befürchtung, dass die emotional argumentierenden Eltern nicht zugänglich sind für sachlich-wissenschaftliche Fakten, sondern im Gegenteil weiterhin mit unbewiesenen Behauptungen wie „Die werden doch nur bezahlt von der Pharma-Industrie“ auf ihrem Standpunkt beharren. Genau denen möchte ich besonders laut zurufen: Bitte, bitte lest dieses Buch!

 

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Bo Svernström

Opfer

 

 

·         Taschenbuch: 592 Seiten

·         Verlag: Rowohlt Taschenbuch

·         ISBN-13: 978-3499276293

·         #Opfer

 

Ein überragendes Thriller-Debüt - allerdings nichts für Zartbesaitete

 

Kommissar Carl Edson wird in eine Scheune in der Nähe von Stockholm gerufen. Dort liegt ein nackter Mann, brutal misshandelt und gefoltert. Der Ermittler entdeckt mit Entsetzen, dass der Mann noch lebt. Das Opfer ist ein Krimineller mit vielen Feinden. Doch er stirbt, bevor er eine Aussage machen kann. Die Journalistin Alexandra Bengtsson berichtet als erste über den Fall und bleibt auch in der Folge am Ball, denn es geschehen weitere entsetzlich grausame Morde. Einen Zusammenhang oder eine konkrete Spur können Carl Edson und sein Team nicht finden, jeder weitere Mord schafft noch mehr Verwirrung…

 

Der Autor Bo Svernström hat mich mit seinem Thriller-Debüt restlos überzeugt, geradezu begeistert. Er hat einen Pageturner geschrieben, bei dem alles, aber auch wirklich alles stimmt. Das Buch hat mich von Anfang bis Ende gefesselt. Passend zum Inhalt würde ich sagen, es hat mich geradezu festgenagelt. Es liest sich wie im Flug, sowohl durch den klaren schnörkellosen Schreibstil als auch durch die leserfreundlichen Kapitellängen. Die in ihren Persönlichkeiten recht unterschiedlichen Protagonisten werden ebenso nüchtern und präzise, auf ihre wesentlichen Merkmale reduziert, geschildert, kurz, aber so treffend, wie einem guten Karikaturisten prägnante Portraits gelingen. Der Buchaufbau und Spannungsaufbau sind besonders. Der Thriller beginnt „normal“, mit diversen Morden, frustraner Ermittlungsarbeit und verwirrenden Spuren. Dann dreht die Handlung überraschend, und wir drehen uns in der Welt des Mörders schwindelig um uns selbst. Ich hatte das Gefühl, der Autor lässt uns beim Lesen keine Zeit zu atmen, weil blutige Grausamkeiten und detailreich geschilderte Nervenkitzel einerseits und wendungsreiche Überraschungen andererseits von Anfang bis Ende Hochspannung und Faszination erzeugen. Perfekt!

 

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Mario Ludwig

Tierische Jobs

 

 

·         Gebundene Ausgabe: 192 Seiten

·         Verlag: wbg Theiss in Wissenschaftliche Buchgesellschaft

·         ISBN-13: 978-3806239645

·         #TierischeJobs

 

Die Schildlaus macht rote Lippen

  

Welch eine Entdeckung! Dieses Buch hat mich für immer gerettet aus öden Small-Talk-Runden! Mit diesem Buch im geistigen Handgepäck bin ich gerüstet, aus jeder langweiligen Runde aktive Zuhörer und interessante Gespräche zu zaubern!

 

Der Biologe Dr. Mario Ludwig hat nicht nur zahlreiche Bücher veröffentlicht, sondern stellt auch in wöchentlichen Radiosendungen neue und außergewöhnliche Erkenntnisse aus der Wissenschaft vor. Und wie gut er das macht, beweist das vorliegende Buch. Noch selten habe ich ein derart interessantes, kurzweiliges, überraschendes und informatives Sachbuch gelesen, und das Ganze noch dazu in einem leichtfüßigen, leicht lesbaren Schreibstil geschrieben. So macht Sachbuch Spaß!

 

In 50 Kapiteln werden wir durch die unbekannten Fähigkeiten der Tiere geführt, von Fliegenmaden, Zitterrochen, Käsemilben über Kapuzineräffchen, Hunde natürlich, Frettchen und so vieles mehr. Es gibt so unglaubliche und tief beeindruckende Geschichten wie z. B. die der Gambia-Riesenhamsterratte, die man im südlichen Afrika als Landminensucher ausgebildet hat. Oder wussten Sie, dass die als Ratten der Lüfte geschmähten Tauben ein überragendes visuelles Langzeitgedächtnis besitzen? Dies brachte Wissenschaftler in Iowa dazu, Tauben dahingehend auszubilden, dass sie auf histologischen Präparaten bösartige Zellwucherungen erkennen, und das mit 90 %iger Sicherheit. So wie sie auch nach entsprechendem Training Gemälde von van Gogh und Chagall unterscheiden können. Von wegen also „dumme“ Tauben. Oder nicht minder interessant finde ich, dass die farbbeständigsten Rottöne der Gemälde von Rubens aus der Schildlaus gewonnen wurden. Und schauen Sie mal Lippenstifte genauer an: Wenn E120 als Inhaltsstoff genannt ist, hat die Schildlaus mitgeholfen…

 

Jedes Kapitel für sich ist außerordentlich interessant und spannend zu lesen. Oftmals wird der große Bogen von historischen Rückblicken über die jüngere Vergangenheit bis hin zur Gegenwart geschlagen. Vergessenes, Aufregendes, Ungewöhnliches, Erstaunliches – der Autor hat alles zum Thema „berufstätige Tiere“ gesammelt und erzählt es uns fundiert und kurzweilig. Als Grundlage des Buches und zum eigenen Vertiefen findet man im Anhang eine vielseitige Literaturliste. Rundum empfehlens- und lesenswert!

 

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Anne Ameling, Günther Jakobs

Hektor spielt (nicht) mit Mädchen!

 

 

·         Gebundene Ausgabe: 32 Seiten

·         Verlag: Coppenrath

·         ISBN-13: 978-3649628927

·         Vom Hersteller empfohlenes Alter: 4 - 6 Jahre

·         #HektorspieltnichtmitMädchen

 Zusammen sind wir am besten

 

Hektor, der Wolfsjunge, freut sich auf einen wolfsmäßig schönen Tag, sammelt fröhlich Blumen fürs Schmetterlinghaus und begeistert sich zusammen mit Mücke und Klara über die ersten Schmetterlinge, die gleich einziehen wollen. Aber Rocky Igel, der Hartgesottene, findet das mädchenkramig albern und will „was Richtiges“ spielen, Ball zum Beispiel, jungenmäßig halt. Und er zeigt seine Dribbelkunst. Als Mücke und Klara mitspielen wollen, lacht Rocky sie aus, denn seiner Meinung nach stolpern Mädchen nur über ihre eigenen Füße. Das lassen Mücke und Klara natürlich nicht auf sich sitzen und zeigen Rocky und Hektor, dass Mädchen sehr geschickt sind und überhaupt, wie viel Spaß das gemeinsame Spiel macht.

 

Ob Rollenverhalten bereits im Kindergartenalter wichtig ist? Vielleicht ja, wenn die Eltern darauf drängen. Und genau diese Eltern werden wohl das vorliegende Bilderbuch ihren Kindern nicht in die Hand geben, fürchte ich. Ganz grundsätzlich ist die Botschaft jedoch wirklich wichtig: Gemeinsam sind wir stark, gemeinsam haben wir Spaß, und gerade, weil wir unterschiedliche Fähigkeiten haben, sind wir zusammen am besten. Die Illustrationen von Günther Jakobs gefallen mir sehr. Sie drücken ganz unmittelbar die Bandbreite der Gefühle aus von entspannter stiller Freude bis zu stocksauerer Ablehnung, von angespanntem Leistungswillen, über Nachdenklichkeit hin zu freudigen Spielprojekten – all dies lässt sich an den Zeichnungen auf direkte Weise ablesen. Dazu kommt noch die dynamische Lebendigkeit der Bilder, so stark, als wären sie bewegte Bilder, besonders beim Baumballspielen. Besser geht es nicht. Und Papa Wolf bringt es beim mittäglichen Braten von Wolfsburgern beim Thema, dass Schmetterlinge Mädchenkram seien, auf den Punkt: „Schmetterlinge sind Schmetterlinge“! Dem ist nichts hinzuzufügen.

 

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Monika Finsterbusch

Prinzessin Lillifee in der Tierklinik

 

 

·         Gebundene Ausgabe: 36 Seiten

·         Verlag: Coppenrath

·         ISBN-13: 978-3649631880

·         Vom Hersteller empfohlenes Alter: 36 Monate - 6 Jahre

·         #PrinzessinLillifeeinderTierklinik

 

Feenstaub und Freundschaft

 

Monika Finsterbusch, die Schöpferin von Lillifee und weiteren Tieren und Wesen, war viele Jahre Modedesignerin für Erwachsene, bevor sie sich der kindlichen Welt zuwandte und seither dort ihre reiche Kreativität auslebt. Sie mag nicht selbst im Vordergrund stehen, sondern lässt ihre Geschöpfe für sich sprechen. Wie schön, dass der großartige Coppenrath Verlag es so meisterhaft versteht, all die zauberhaften Geschichten wunderbar in Szene zu setzen.

 

Das vorliegende Buch ist wieder ein Mädchenbuch, wie es schöner nicht sein könnte. Ein dreidimensional gestalteter Einband mit viel, viel Feenstaub versehen lädt ein in die Welt von Rosarien, in der Lillifee wohnt und missmutig in den Regen schaut. Da muntert sie der fröhliche und heftig verliebte Vogel Filou auf und verlockt sie, mit nach Tikitan zu kommen, einem Land, in dem immer die Sonne scheint. Das klingt so sehr verführerisch, dass sich Lillifee nur zu gerne zusammen mit Filou auf den Weg macht – nicht ohne auf jeder Buchseite für die kleinen Leserinnen weiteren Feenstaub zu hinterlassen. Doch kaum kommen sie an im immergrünen Dschungel, wird Lillifee von einer Kokosnuss getroffen und bleibt bewusstlos liegen. Die Affenmutter Moma kümmert sich um Lillifee, die nicht mehr weiß, wie sie heißt und woher sie kommt. In der Klinik für verletzte Tierkinder geht es Swami, wie Lillifee nun genannt wird, schnell besser und sie kümmert sich bald liebevoll um all die kranken Tiere. Doch wie kommt Lillifee wieder an ihre Erinnerungen?

 

Die liebenswert-warmherzige Geschichte erzählt vom Wert des zugewandten Miteinander, des gegenseitigen Helfens und Unterstützens, vom Geborgen-Sein in der Gemeinschaft, auch von Ehrlichkeit, Freundschaft und den allerersten Fragen nach der eigenen Identität. Der lebendig geschriebene, feinfühlige Text und die ausdrucksstarken Zeichnungen, auf denen so viel zu entdecken ist, ergeben eine Erzählung aus dem Reich der Feen-Fantasie, wie sie schöner nicht sein könnte.

 

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Andreas Winkelmann

Tief im Wald und unter der Erde

 

 

·         Taschenbuch: 416 Seiten

·         Verlag: Goldmann Verlag

·         ISBN-13: 978-3442489459

·        #TiefimWaldundunterderErde

 

Atemlose Spannung

 

Da mich in der letzten Zeit drei Thriller von Andreas Winkelmann restlos überzeugt hatten, wagte ich mich mit dem vorliegenden Buch an einen Thriller, der bereits 2009 erschienen war. Und was soll ich sagen: Wieder war ich gezwungen, geradezu atemlos durch das Buch zu jagen, weil es mich nicht eine Sekunde aus der Spannung entließ!

 

So kündigt der Verlag das Buch an: „Eine einsame Bahnschranke im Wald, dunkle Nacht. Seit an diesem Ort vier ihrer Freunde bei einem mysteriösen Unfall ums Leben kamen, wird Melanie von panischer Angst ergriffen, wenn sie hier nachts anhalten muss. Denn jedes Mal scheint es ihr, als krieche eine dunkle, schemenhafte Gestalt vom Waldrand auf ihren Wagen zu. Niemand glaubt ihr – bis die junge Jasmin Dreyer verschwindet, und ihr Fahrrad an der Bahnschranke gefunden wird …“

 

Ein weiteres Mal überzeugte mich Andreas Winkelmann von seiner Gabe, auf perfekte Weise grausiges Schauern, atemlose Spannung, Entsetzen und Abscheu in einen Plot zu verpacken, der schier Unausdenkbares enthält und mitten in unsere tiefsten Ängste eindringt. Erzählt wird aus wechselnden Perspektiven, nicht nur aus Sicht der sympathischen lesbischen Ermittlerin Nele Kamiter, sondern wir können uns auch mit der zerstörten Persönlichkeit des Täters befassen.

 

Andreas Winkelmann ist für mich einer der besten Thriller-Autoren. Punkt.

 

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Henrike Scriverius

Die Gärten von Monte Spina

 

 

·         Broschiert: 336 Seiten

·         Verlag: Droemer TB

·         ISBN: 978-3-426-30758-8

·         #DieGärtenvonMonteSpina

 

 

Versteht die Autorin mehr von Pflanzen als von Menschen?

 

Allem voran: Um das Buch zu mögen, muss man Pflanzen mögen, mehr noch, man muss sie unabdingbar lieben, wie passionierte Gärtner es tun. Denn in diesem Roman ist die Liebe zu den Pflanzen der Wegweiser durchs Geschehen, die eigentliche Stärke des Buches.

 

Worum geht es: Auf der abgelegenen Insel Monte Spina, einer Privatinsel, wird ein neuer Gärtner gesucht. Für Toni, 30, deren Mann vor kurzer Zeit durch einen Autounfall gestorben war, findet das Leben nur noch hinter einem grauen Schleier statt. Sie hängt in ihrer Trauer fest. Da scheint die Aufgabe, als Gärtnerin auf dieser einsamen Insel zu arbeiten, genau richtig. Sie schuftet  hart, trifft auf seltsame Menschen, hört von dem noch seltsameren Inselbesitzer, der immer nur für wenige Wochen auftauchen soll, und je tiefer sie durch ihre Arbeit in die Pflanzenwelt der Insel eintaucht, umso mehr erwacht ihre Neugier – auf Max Bror, den bösartigen, unangenehmen Inselbesitzer, auf merkwürdige Geheimnisse, über die niemand sprechen will, aber auch auf eine neue Lebensneugier bei sich selbst.

 

Könnte es sein, dass die Autorin mehr von Pflanzen als von Menschen versteht? Ihre Protagonisten sind überzeichnete, klischeehafte, durchweg unsympathische Typen, deren Verhalten und Konversationen nicht nachvollziehbar und unrealistisch konstruiert wirken. Lediglich Toni in ihrem Trauergefängnis, aus dem sie Stück für Stück ausbricht, erreicht den Leser emotional. Leon, ihr verstorbener Mann, taucht in kritischen Situationen vor Tonis innerem Auge auf und fungiert wie eine Art Lebens-Souffleuse. Solche Szenen sind gelungen und getragen von einem leisen Humor. Überhaupt ist das Buch eine Sammlung von Stilbrüchen. Wunderschöne Naturschilderungen, unglaublich schöne lyrische Wortbilder wie z. B. „misstrauisch entknittern sich die Stauden“ (nach einem Sturm), wechseln sich ab mit abstoßenden, frauenfeindlichen, widerwärtigen Szenen oder unpassend-lächerlichen Schilderungen wie z. B. „Beine wie Wiener Würstchen“. Kluge Sätze wie „Alleinsein ist die kleine Schwester von Frieden“ wechseln ab mit dem nervigen sprachlosen Einheitskommentar, der wieder und wieder von der Autorin eingesetzt wird:  „Pffff…“.  

 

Und so bleibe ich in meinem Urteil über diesen Debütroman hin- und hergerissen zwischen wunderschön und abstoßend, zwischen gekonnt und laienhaft. Auf jeden Fall ist das Cover wunderschön gelungen.

 

 

 

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Karen Sander

 

Wenn ich tot bin

 

 

 

·         Taschenbuch: 288 Seiten

 

·         Verlag: Rowohlt Taschenbuch

 

·         ISBN-13: 978-3499291593

 

·         #Wennichtotbin

 

 

 

 

 

 

 

Ein Thriller, der den Leser vor sich herjagt

 

 

Die Autorin kannte ich bislang nicht, weder unter ihrem richtigen Namen Sabine Klewe noch unter ihrem Pseudonym Karen Sander, und ich war erstaunt, wie viele Thriller aus ihrer Feder bislang ungelesen meiner Aufmerksamkeit entgangen waren. Nach Lektüre des vorliegenden Buches habe ich eine neue Thriller-Lieblings-Autorin gefunden!

 

Welch ein Drama gleich zu Beginn. Die 19-jährige Madelin McFarland wird völlig verängstigt in der Nähe ihres Zuhauses aufgegriffen und zu ihrer überglücklichen Mutter gebracht. Madelin war die Flucht aus 10-jähriger Gefangenschaft eines brutalen Entführers gelungen. Doch wenige Stunden später ist Madelin erneut verschwunden, der Stiefvater Stuart liegt schwer verletzt im Haus und die jüngere Tochter Harper ist völlig verstört und spricht kein Wort. Detective Sergeant Kate Fincher von der Polizei in Edinburgh will zusammen mit ihrem Kollegen Inspector Tom Pine alles daran setzen, Madelin zu finden. Die beiden stoßen auf Spuren einer jungen Frau, die sich Amy nennt…

 

Der Roman spielt in den schottischen Highlands, einer Welt der Mythen und Sagen, mit seinen unendlich scheinenden Wäldern. Ein ideales Szenario für Flucht, Verstecken, Gejagt-Werden. Das Buch ist im Präsens geschrieben, was immer eine besondere Nähe zum Leser schafft. Ein weiterer geschickter Schachzug der Autorin sind die Perspektivwechsel, in denen der Leser das Geschehen aus Sicht der unterschiedlichen Protagonisten miterlebt. Mir gefällt besonders gut, dass der Ermittler Tom nicht der Unfehlbare ist, dass er Fehler macht, dass er etwas übersieht, menschlich eben – eine Wohltat im Vergleich zu den häufig beschriebenen Überfliegern, den überperfekten Ermittlern, die quasi unkaputtbar ihren Weg gehen. Die unterschiedlichen Blickwinkel treiben die Spannung geschickt in die Höhe. Und immer wenn der Leser glaubt, jetzt sei alles klar und würde sich endgültig auflösen, dann schafft es die Autorin, die Handlung so zu drehen, dass das, was sicher zu sein scheint, sich plötzlich ganz anders darstellt und man völlig verwirrt  mit neuen Erkenntnissen dasteht. Das Buch treibt den Leser sozusagen vor sich her, jagt ihn durch die Seiten, besser geht es nicht.

 

Deshalb meine absolute Leseempfehlung für diesen gekonnt geschriebenen Thriller.

 

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Karen Sander

Wenn ich tot bin

 

 

·         Taschenbuch: 288 Seiten

·         Verlag: Rowohlt Taschenbuch

·         ISBN-13: 978-3499291593

·         #Wennichtotbin

 

Ein Thriller, der den Leser vor sich herjagt

 

 

Die Autorin kannte ich bislang nicht, weder unter ihrem richtigen Namen Sabine Klewe noch unter ihrem Pseudonym Karen Sander, und ich war erstaunt, wie viele Thriller aus ihrer Feder bislang ungelesen meiner Aufmerksamkeit entgangen waren. Nach Lektüre des vorliegenden Buches habe ich eine neue Thriller-Lieblings-Autorin gefunden!

 

Welch ein Drama gleich zu Beginn. Die 19-jährige Madelin McFarland wird völlig verängstigt in der Nähe ihres Zuhauses aufgegriffen und zu ihrer überglücklichen Mutter gebracht. Madelin war die Flucht aus 10-jähriger Gefangenschaft eines brutalen Entführers gelungen. Doch wenige Stunden später ist Madelin erneut verschwunden, der Stiefvater Stuart liegt schwer verletzt im Haus und die jüngere Tochter Harper ist völlig verstört und spricht kein Wort. Detective Sergeant Kate Fincher von der Polizei in Edinburgh will zusammen mit ihrem Kollegen Inspector Tom Pine alles daran setzen, Madelin zu finden. Die beiden stoßen auf Spuren einer jungen Frau, die sich Amy nennt…

 

Der Roman spielt in den schottischen Highlands, einer Welt der Mythen und Sagen, mit seinen unendlich scheinenden Wäldern. Ein ideales Szenario für Flucht, Verstecken, Gejagt-Werden. Das Buch ist im Präsens geschrieben, was immer eine besondere Nähe zum Leser schafft. Ein weiterer geschickter Schachzug der Autorin sind die Perspektivwechsel, in denen der Leser das Geschehen aus Sicht der unterschiedlichen Protagonisten miterlebt. Mir gefällt besonders gut, dass der Ermittler Tom nicht der Unfehlbare ist, dass er Fehler macht, dass er etwas übersieht, menschlich eben – eine Wohltat im Vergleich zu den häufig beschriebenen Überfliegern, den überperfekten Ermittlern, die quasi unkaputtbar ihren Weg gehen. Die unterschiedlichen Blickwinkel treiben die Spannung geschickt in die Höhe. Und immer wenn der Leser glaubt, jetzt sei alles klar und würde sich endgültig auflösen, dann schafft es die Autorin, die Handlung so zu drehen, dass das, was sicher zu sein scheint, sich plötzlich ganz anders darstellt und man völlig verwirrt  mit neuen Erkenntnissen dasteht. Das Buch treibt den Leser sozusagen vor sich her, jagt ihn durch die Seiten, besser geht es nicht.

 

Deshalb meine absolute Leseempfehlung für diesen gekonnt geschriebenen Thriller.

 

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Paul Weiler

Tödliche neue Welt

 

 

·         Seitenzahl der Print-Ausgabe: 348 Seiten

·         Verlag: GMEINER Verlag

·         ISBN: 978-3-839224304

·         #TödlicheneueWelt

 

 

Beunruhigend nahe

Mit hohen Erwartungen begann ich den neuen Kriminalroman von Paul Weiler zu lesen. Und siehe da, bereits nach wenigen Seiten war ich restlos begeistert, allein schon wegen des vorgestellten genialen Taubenvertreibungsgerätes! Meine bisherigen primitiven Wasserspritzpistolenangriffe wirken dagegen geradezu lächerlich… Und genau das ist eine der großartigen Fähigkeiten dieses Autors, uns eine gar nicht so ferne Zukunft mit all ihren technischen und nicht immer nur segensreichen Möglichkeiten so nahe zu rücken, dass ein beunruhigendes Gefühl weit über die Lektüre des Buches hinaus zurückbleibt.

 

In Münster bricht ein weltberühmter Künstler vor seiner Fangemeinde tot zusammen. Innerlich zerfetzt. Rätselhaft. Unerklärlich. Hauptkommissar Ivens dringt bei seinen Ermittlungen staunend  immer weiter ein in die Welt von morgen, in der Smartphones und Drohnen Ungeheueres in sich tragen, in der Hacker eine unfassbare Macht besitzen. Und bei dem einen Toten bleibt es nicht…

 

Auch bei diesem Buch kann ich wiederum nur begeistert feststellen, dass der Autor schreiben kann, und wie! Fesselnd, lebendig, nie oberflächlich seicht, psychologisch stimmig, die Spannung schöpfend aus der Bedrohlichkeit unserer nahen Zukunft. Paul Weiler ist mit diesem Kriminalroman wiederum ein erschreckend realistisches Buch gelungen, geradezu gespenstisch erschreckend, weil dem Leser schnell klar wird, dass die vom Autor erdachten Möglichkeiten in ihrer Fantastik so bedrohlich nahe sind, dass sie quasi schon vor unser aller Türen stehen und wir nur zu gerne bereit sind, sie einzulassen.

 

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Andreas Winkelmann

Die Lieferung

 

 

·         Taschenbuch: 400 Seiten

·         Verlag: Rowohlt Taschenbuch

·         ISBN-13: 978-3499275173

·         #DieLieferung

 

Geschicktes Spiel mit unseren eigenen Ängsten

  

Und wieder ein neuer Thriller von Andreas Winkelmann, einem Autor, der mich von Buch zu Buch weiter packt und begeistert. Er spielt auch hier wieder gekonnt mit unseren eigenen Ängsten.

 

Bei dieser Neuerscheinung jongliert Winkelmann in besonderer Weise mit Albträumen, die den Leser deshalb so intensiv packen, weil jeder sie sich in seinem eigenen Leben vorstellen kann. Sich verfolgt zu fühlen. Nichts tatsächlich zu sehen, keinen konkreten Verdacht zu haben. Sondern ausschließlich das Gefühl zu haben, dass da ein Schatten ist, immer da, immer beobachtend, und doch unsichtbar. Und niemand glaubt Viola, der genau dies geschieht.  Der engagierte Kommissar Jens Kerner hat es mit einem seltsamen Vorfall zu tun. Denn es wird eine verstörte und halb verhungerte Frau aufgegriffen. Vermutlich wurde sie jahrelang gefangen gehalten.  Bevor er sie verhören kann, stirbt sie. Es gibt weitere Vermisstenfälle und noch eine Tote. Zusammen mit der scharfsinnigen Kollegin Rebecca und ihrer besonderen Fähigkeit, sich jedes einmal gesehene Gesicht einprägen zu können, gerät Jens Kerner ohne es zu ahnen dem perfiden Täter so nahe, dass alle in unglaubliche Gefahr geraten.

 

Wie immer gelingt es Andreas Winkelmann, von der ersten Seite an den Leser zu packen und nicht mehr loszulassen, bis die letzte Seite umgeschlagen ist. Dunkle, Angst auslösende Szenen oder  durch das Geschehen ausgelöste Schrecksekunden intensivieren zusätzlich das Leseerleben. Überhaupt spielt der Autor gekonnt auf der gesamten Klaviatur der Möglichkeiten eines Autors: Gruselige, humorvolle, nachdenkliche, ernste und extrem spannende, actionreiche Szenen wechseln sich ab und machen das Lesen zu einem besonderen Lesegenuss. Der Autor schreibt fesselnd, flüssig und lebendig und verfällt glücklicherweise nicht dem derzeit so sehr in Mode gekommenen Stilmittel der szenisch zerhackten Erzählweise. Zwar gibt es Perspektivwechsel, aber für den Leser bleibt die Handlung stets folgerichtig nachvollziehbar bis zum fulminanten Ende. Keine aufgeblasene, künstlich konstruierte, unnötig komplizierte Geschichte, keine schrägen oder seelisch beschädigten Ermittler, sondern bedrohlich realistisch geschilderte Geschehnisse, ein geschicktes Spielen mit Ängsten, die wir alle kennen. Absolute Leseempfehlung, allerdings nichts für ängstliche Gemüter.

 

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Walburga Schillinger, Charlotte Pohse

Bauerngartenglück

 

 

·         Taschenbuch: 192 Seiten

·         Verlag: Verlag Eugen Ulmer

·         ISBN-13: 978-3818606541

·         #BauerngartenGlückenerntenundgenießen

 

Eine feine Garten-Bibel , schön und nützlich gleichermaßen

  

Ach nein, schon wieder ein Gartenbuch? In großen Buchhandlungen gibt es viele laufende Regalmeter voll von Gartenbüchern. Warum also legt der renommierte Ulmer-Verlag dieses Buch vor? Ich weiß nur eine einzige Antwort darauf: Weil Sie, wenn Sie Freude am Nutzgarten haben, ausschließlich dieses eine einzige Buch benötigen – als Orientierungshilfe, als Wissensvermehrung, als Wegweiser, als Allround-Ratgeber!

 

Der Verlag bewirbt das Buch so: „Was muss diesen Monat in den Boden? Wie lange sind Samen keimfähig? Was tun bei Spätfrost? Auf all diese Fragen hat Walburga Schillinger aus ihrer langjährigen Erfahrung als Selbstversorgerin und Bauerngärtnerin eine Antwort. In diesem Buch teilt sie all ihr Wissen um den bäuerlichen Nutzgarten und zeigt Ihnen, wie Sie Ihr Gemüsebeet rund ums Jahr bewirtschaften. Die junge Gärtnerin Charlotte Pohse steuert kreative Ideen aus ihrem Alltag bei. Erfahren Sie, wie man mit Orangen Schnecken fängt oder ein Insektenhotel ganz einfach selber baut. Fundierter Gartenrat, leckere Rezepte und traditionelles Wissen machen dieses Buch zu einem einzigartigen Praxisratgeber für alle Generationen.“

 

Ich bin so restlos begeistert vom „Bauerngartenglück“, dass ich gar nicht weiß, wovon ich zuerst berichten soll. Vielleicht vom großformatigen Äußeren, versehen mit einem biegsamen und dennoch unempfindlichen Einband, von den stimmungsvollen oder den erklärenden Detail-Fotos, von den informativen Zeichnungen, von den tabellenartigen Übersichten? Oder von den Texten, die klar strukturiert jeweils in 2-Monats-Schritten durch das Jahr hindurch das jeweils Wichtige oder Notwendige, verbunden mit praktischen Tipps, zu lesen geben? Uneitel und ohne Stimmungsgedöns wird hier reicher Erfahrungsschatz geteilt. Egal ob Gartenneuling oder alter Gärtnerhase – für jeden ist reichlich Wissenswertes im Buch enthalten. Und wem das noch nicht reicht: Es gibt etliche ungewöhnliche Rezepte, denn die Gartenerträge wollen schließlich auch verarbeitet werden.

 

Ein Gartenbuch, so schön und so nützlich gleichermaßen, dass es mich als eine Art „Garten-Bibel“ über viele Gartenjahre hinweg begleiten wird und das ich von ganzem Herzen empfehlen möchte.

 

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Doris Iding

Achtsam in drei Atemzügen

 

 

·         Gebundene Ausgabe: 144 Seiten

·         Verlag: Irisiana

·         Sprache: Deutsch

·         ISBN-13: 978-3424153606

·         #AchtsamindreiAtemzügen

 

Weniger machen, mehr sein

 

Schön ausgestattet ist das Büchlein. Auf dem Cover und auf dem Buchrücken leuchtet der Buchtitel in goldglänzenden Buchstaben. Im Buchinneren wiederholt sich das sanfte Mint des Bucheinbandes in den Überschriften. Überhaupt bleibt das Auge aufgrund der übersichtlichen Textgestaltung sofort an den wesentlichen Inhalten des Buches hängen. Kleine Zwischenüberschriften geben weitere Orientierung. Dazu immer wieder Platz, sich den gestellten Fragen zu widmen. Ein Büchlein also, das man gerne verschenken möchte – an Menschen, deren unruhiges Wollen nur noch wenig Platz für Stille lässt zum Beispiel.

 

Dem Buchaufbau lässt es sich gut und unangestrengt folgen. Es gibt keine langwierigen theoretischen Abhandlungen. Man fühlt sich als Leser nicht gedrängt, nicht bevormundet, höchstens sanft ermutigt: Einatmen – ausatmen. Wobei mich zugegebenermaßen persönlich sehr stört, von der Autorin geduzt zu werden. Meine natürliche Distanzgrenze gegenüber Unbekannten wird hier ohne meine explizite Erlaubnis überschritten. Und das mag ich nicht, auch wenn dies oftmals „üblich“ ist. Doch meine persönliche Abneigung gegenüber duzfreudigen Autoren ändert nichts am Inhalt des Buches. Die unspektakulären, schönen, wohltuend einfachen Mini-Übungen lassen sich unkompliziert im Alltag integrieren, ohne die Unruhigen durch langwieriges Stillsitzen in noch mehr Unruhe zu treiben. Dass mehr Achtsamkeit der Schlüssel ist für bessere Selbstfürsorge, das lehren uns die kleinen feinen Übungen. Und auch, dass mehr Bewusstsein den Blick für das Wesentliche schult. Und welch ein Gewinn Ruhe und Gelassenheit für das eigene Leben darstellen.

 

Fazit: Ein schönes Büchlein,  undogmatisch, mit sanften Anregungen zu mehr achtsamer Gelassenheit.

 

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Kathrin Schrocke

Immer kommt mir das Leben dazwischen

 

 

·         Gebundene Ausgabe: 181 Seiten

·         Verlag: mixtvision Mediengesellschaft mbH

·         ISBN-13: 978-3958541429

·         Vom Hersteller empfohlenes Alter: 12 - 15 Jahre

·         #ImmerkommtmirdasLebendazwischen

 

Vergnügliche Jugendlektüre

 

Noch selten habe ich solch ein witziges Jugendbuch gelesen. Auch Wenigleser jeden Alters kann man mit dieser Geschichte auf den Geschmack bringen, dessen bin ich mir sicher.

 

Worum geht es? Der 13-jährige Karl steckt die Trauer um seinen toten Opa im Allgemeinen sehr geschickt weg. Dass ihm Opa in einem Traum einflüstert, er solle YouTube-Star werden, macht es ihm einerseits leichter, andererseits klappt es mit der Karriere nicht, weil Oma plötzlich in ein Mehrgenerationenhaus umziehen möchte und er ihr helfen möchte, die Eltern eigene, bedrohlich wirkende Pläne haben, und dann ist da auch noch Irina…

 

Sehr gekonnt und mit leichter Feder berührt die Autorin viele durchaus ernsthafte Themen, die nicht nur in der Pubertät eine Rolle spielen. Mir gefällt sehr, wie humorvoll und locker Kathrin Schocke erzählt und der realen Welt entlehnte Geschehnisse überzeichnet und in Situationskomik verpackt. Nicht nur die Zwillinge Master und Desaster sind dafür ein großartiges Beispiel. Durch das gesamte Buch zieht sich diese augenzwinkernde Erzählweise, und so bringt das Buch zwar auch Tiefe für den Leser, der sie erspürt, aber vor allem eine rundum vergnügliche, lebendig-frische Lektüre, nicht nur für Jugendliche!

 

 

 

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Christina Bauer

Brot backen mit Christina

 

 

·         Gebundene Ausgabe: 168 Seiten

·         Verlag: Löwenzahn Verlag

·         ISBN-13: 978-3706626590

·         #BrotbackenmitChristina

 

Brotbacken – eine sinnliche Freude

Vorweg: Man schlägt den Buchdeckel auf, sieht einen kross gebackenen halben Brotlaib und meint, das frische Brot zu riechen… herrlich! So liebevoll und anregend ist das vorliegende Buch gestaltet. Allein schon das Durchblättern macht Hunger und Lust aufs Backen.

 

Was mir auch sehr gut gefällt, ist, dass wissenswerte Informationen zu den Grundzutaten zu Beginn des Buches kurz und knackig abgehandelt werden, ohne großes Brimborium. Nur schade, dass sich eine Werbung für eine bestimmte Küchenmaschine eingeschlichen hat. Es  folgen die Zubereitungsangaben für die Grundteige wie Sauerteig, Hefeteig oder Teig mit Über-Nacht-Gare und hilfreiche Tipps bei möglicherweise auftretenden Problemen. Alles ausreichend informativ und übersichtlich kurz dargestellt. Anschließend können wir schwelgen in 50 verschiedenen Brotback-Rezepten, allesamt auch diese klar strukturiert  mit allen Zutaten, mit Gesamtzubereitungs- und reiner Arbeitszeit, mit Backzeit und ausführlichen, gut nachzuarbeitenden Angaben zur Zubereitung versehen. Dazu jeweils beigefügt die verlockend appetitanregenden Fotos. Besser geht es nicht!

 

Fazit: Ein rundum gut gelungenes Brotbackbuch für sinnliche, entspannende Backstunden und anschließendes genussvolles Verzehren. Geeignet für Knetwütige genauso wie für eilige Ruck-Zuck-Bäcker, für Anfänger ebenso wie für  Erfahrene.

 

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Matthias Boll

Mord am Mandela Square

 

 

·         Taschenbuch: 304 Seiten

·         Verlag: TiA Verlag Köln

·         ISBN-13: 978-3948208028

·         #MordamMandelaSquare

 

Leider gar nicht gut

  

„Ein Kriminalroman aus Südafrika“ klingt verlockend, das dazu passende Cover ebenso. Insofern war ich positiv neugierig gestimmt, einen für mich neuen Autor kennen zu lernen. Doch die erste Lesevorfreude wurde schon mal etwas ausgebremst durch das ausgesprochen leseunfreundliche, weil zu klein gestaltete Schriftbild. Das Lesen strengt sehr an. Und durch das billige Papier, das, so hat man das Gefühl, schon während des Lesens vergilbt, macht das Buch auch haptisch keine Freude. Leider erfüllt das vom Autor gelobte Fehlersuchprogramm nicht den Dienst, den ein menschlicher Korrektor perfekt erfüllen würde. So „übersieht“ so ein Programm sehr  gerne die erforderlichen Großschreibungen bei „Sie“ und „Ihnen“. Oder fehlende Wörter bemerkt so ein Programm ebenfalls gerne. Also rundum: Es gibt reichlich Fehler im Text, bis hin sogar auf der Buchrückseite die fehlerhafte Schreibweise von Mfuneni.

 

Doch weg von den Äußerlichkeiten hin zum Inhalt. Der Autor kündigt sein Buch so an: „Johannesburg. Eine Leiche in einer Badewanne, eine weitere in einem angrenzenden Township. Beide arrangiert wie gewöhnliche Todesfälle, tatsächlich aber Morde. Zufällig mitten im Geschehen: Naturwissenschaftler Frank Sattler, der in der Stadt eigentlich nur Urlaub machen wollte. Sattler taucht ein in die Schattenwelt Johannesburgs. Er gerät in die dunkelsten Ecken der Metropole – und trifft dort auf die skrupellosesten Menschen. Die Dinge geraten schnell außer Kontrolle, und Sattler wird zum Gejagten. Zusammen mit Pia und Mfuneni, zwei Aktivisten, tritt er gegen Gegner an, die ihnen in allen Belangen überlegen scheinen…“

 

Klingt gut. Und es gibt durchaus auch spannende, temporeiche Passagen im Buch. Doch dies allein genügt halt nicht, um einen lobenswert guten Kriminalroman vorzulegen. Langatmige technische Details bremsen die Leselust ebenso aus wie unnötige, triviale Textpassagen. Die Protagonisten bleiben blass, fade, psychologisch unglaubwürdig und für den Leser nicht nachvollziehbar. Vollends verloren hat für mich der Roman bereits an der Stelle, als Sattler Pia, die Tochter seines Freundes (!), die er eigentlich retten soll, mal eben nach allen Regeln der Kunst „vernascht“ und  Pia zu ihm anschließend sagt: „Du warst großartig“. Sorry, was haben solche fraglichen Altmännerträume im Buch verloren? Die Handlung als solche ist ein Wirrwarr verschiedener Themen, zusammengewürfelt, teils unlogisch. Verpackt ist das Ganze in einen spröden, zähen, schwerfälligen, uninspirierten Erzählstil. Ach ja, dass mir nach Lektüre des Buches von Südafrika nur der Eindruck stinkender Müllberge  zurückbleibt, ist mir für einen „Kriminalroman aus Südafrika“ leider ein bisschen wenig…

 

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Frank Maria Reifenberg

Wo die Freiheit wächst

 

 

·         Gebundene Ausgabe: 384 Seiten

·         Verlag: arsEdition

·         ISBN-13: 978-3845822747

·         Vom Hersteller empfohlenes Alter: 14 - 17 Jahre

·         #WodieFreiheitwächst

 

Dieses Buch schnürt dem Leser den Hals zu

  

Ein Briefroman – wollen Jugendliche einen Briefroman lesen? Ein Buch, das die schlimmen, die schlimmsten Kriegszeiten unter der NS-Diktatur schildert – wollen Jugendliche das lesen? Ich fürchte nein. Oder nur wenige vielleicht. Denn das Buch ist keine Spaßlektüre. Es ist auch nicht besonders spannend. Es schnürt dem Leser einfach nur den Hals zu.

 

Der Verlag bewirbt das Buch so: „Köln, 1942. Lene Meister ist 16 Jahre alt und Auszubildende in einem Friseursalon. Doch der Zweite Weltkrieg raubt ihr viel von dem, was sich ein Mädchen in ihrem Alter erträumt. Ihre Heimatstadt wird seit einem Jahr regelmäßig von Bombenangriffen erschüttert. Lene lässt sich aber nicht unterkriegen und versucht tapfer, die Familie zusammenzuhalten. Mit jeder neuen Todesnachricht von der Front und mit dem allmählichen Verschwinden ihrer jüdischen Freunde beginnt sie mehr am NS-Regime zu zweifeln. In dieser Zeit zwischen Furcht, Verzweiflung und Hoffnung lernt sie Erich kennen und verliebt sich. Bald entdeckt Lene, dass Erich ein gefährliches Spiel spielt. Er gehört zu den Jugendlichen, die nicht in Reih und Glied marschieren wollen: zu den Edelweißpiraten. Sie tragen keine Uniformen und singen ihre eigenen Lieder. Sie beschmieren die Wände mit Anti-Nazi-Parolen und teilen regimekritische Flugblätter aus. Und das alles ist der Gestapo ein großer Dorn im Auge.“

 

Dieses großartige Buch braucht den ernsthaft interessierten Leser, denn es hat durchaus, zumindest im ersten Drittel, einige Längen, solange die jugendlichen Briefschreiber sich über ihrem Alter angemessene, naiv wirkende Problemchen austauschen. Durch die unterschiedlichen Briefschreiber öffnen sich jedoch zunehmend wechselnde Perspektiven auf das politische und private Geschehen.  Köln wird zur Steinwüste, kaum jemand hat noch ein Dach über dem Kopf. Es geht bald nur noch um das nackte Überleben. Bei Kalle, dem kleinen Bruder, hat die Nazi-Gehirnwäsche jeglichen Realitätssinn ausgelöscht. Franz, der große Bruder, marschiert auf Stalingrad zu und erlebt Grauenhaftes, wovon er nur in wenigen dürren Worten berichtet. Rosi schuftet bei Bauern auf dem Land und  hat einen distanziert-kühlen Blick auf alles Geschehen. Bei Lene erleben wir eine Wandlung hin zum Erwachsen-Werden, zum Mut, nicht länger zu schweigen.

 

Dem Autor ist mit den fiktiven unterschiedlichen Briefschreibern und mit der Grundlage sorgfältiger Recherche ein vielschichtiger Blick auf eine entsetzliche, auf eine grauenhafte Zeit gelungen, so intensiv, dass es dem Leser im Verlauf des Buches zunehmend mehr den Hals zuschnürt. Aber meine Frage bleibt dennoch bestehen: Wie viele Jugendliche wollen und werden dieses Buch lesen? Zu wenige, fürchte ich.

 

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Ingrid Davis

Aachener Untiefen

 

 

·         Taschenbuch: 400 Seiten

·         Verlag: KBV Verlags- & Medien GmbH

·         ISBN: 978-3-95441-459-8

·         #AachenerUntiefen

 

Spritzig-witzige und spannende Krimikost

 

Was tut man nicht alles als Bücher-Besessene! Da spielt ein Kriminalroman während einer mörderischen Hitzewelle, und ich lese das Buch während einer mörderischen Hitzewelle. Mehr Hingabe ans Buch geht gar nicht. Das im Buch geschilderte Ambiente eines Freibades bringt allerdings nicht die erhoffte Abkühlung, im Gegenteil…

 

Worum geht es? In der Detektei Schniedewitz & Schniedewitz reißt ein kleiner Auftrag Britta Sander und Eric Lautenschläger aus ihrer Langeweile. Sie sollen im Freibad Hangeweiher in Aachen den mehrfach gesichteten Spannern auf die Spur kommen. In Bikini und Badehose arbeiten zu dürfen, klingt nach einem der Hitze angemessenen Einsatz, aber der Fund einer Leiche in einer Umkleidekabine, erwürgt und mit zwei Einwegkanülen in den Augen steckend, lässt schnell den Ernst der Situation erkennen. Und bei dieser einen Leiche bleibt es nicht.

 

Da ich noch keinen Kriminalroman von Ingrid Davis gelesen hatte, waren mir die Protagonisten unbekannt. Aber nur wenige Seiten lang, dann die Erzählweise ist so lebendig und frisch, so herrlich spritzig-witzig in den Konversationen, dass mir Britta Sander, die Ich-Erzählerin, und ihre Helfer, aber auch die anderen geschilderten Personen sehr schnell ans Herz wuchsen. Einzig Tahar ging mir tierisch auf die Nerven. Nicht als Person, sondern weil ihm die Autorin einen übertriebenen, nervig-unnötigen, pseudo-französischen Touch mit zig ö in jedem Satz verpasste, und dies konsequent im gesamten Buch. Das war zuviel, blöd zu lesen und ganz und gar nicht französisch! Ansonsten ist der Kriminalroman von der ersten Seite an bis zum rasanten Schlusssprint sehr spannend, sehr wendungsreich, sehr vergnüglich und sehr kurzweilig. Egal wie heiß es ist: Unbefangen in ein Freibad gehen kann ich nach Lektüre dieses Kriminalromans nicht mehr!

 

Fazit: Feines Lesefutter, nicht nur für heiße Tage.

 

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Alexander Hartung

Vom gleichen Blut

 

 

·         Taschenbuch: 307 Seiten

·         Verlag: Edition M

·         ISBN-13: 978-2919806492

·         #VomgleichenBlut

 

Reine Urlaubslektüre

  

Eine Urlaubslektüre ist dieses Buch allemal, denn es lässt sich leicht und flüssig lesen, es unterhält und ist durchaus spannend.

 

Worum geht es? Die 14-jährige Tochter eines reichen Bauunternehmers wird entführt. Dabei wird der Chauffeur erschossen. Die offiziellen Ermittlungen gehen von einem Racheakt aus, und zwar ausgeführt von einem Opfer eines zurückliegenden Bauskandals. Es dringen kaum Informationen an die Öffentlichkeit, was merkwürdig ist. Nik Pohl, ehemaliger Kripoermittler, glaubt an ein Ablenkungsmanöver und geht auf eigenen Wegen erfolglos verschiedenen Spuren nach. Bis er selbst bedroht wird und ein weiterer Jugendlicher verschwindet….

 

Tja, was gibt es zu diesem Buch sonst noch zu sagen außer dass es eine relativ spannende Unterhaltung bietet? Die Protagonisten bleiben mir allesamt fremd, teils sogar befremdlich.  Nik Pohl ist ein knorriger Typ, eigenwillig, mit einem selbstgestrickten Moralverständnis, Gesetze jederzeit missachtend, mal Scharfdenker, mal weinerlich Betrunkener. Jon, Computergenie, und Balthasar, Gerichtsmediziner mit Papagei, helfen Nik mit teilweise überirdisch besonderen Fähigkeiten. Technisches Equipment ist innerhalb kürzester Zeit zur Verfügung, Geldbündel zum Kauf von Informationen ebenso. Viele Tote, viel Ballerei, viele Verdächtige, viele Spuren, viele Unglaubwürdigkeiten, viele Klischees. Von allem zuviel. Märchenstunde halt. Trotz allem spannend. Gut geschriebene, reine Urlaubslektüre. Nichts für realistisch mitdenkende Leser.   

 

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 Walko

 Der wilde Räuber Donnerpups – Bd. 4 Der Räuberschatz

 

 

 ·         Gebundene Ausgabe: 36 Seiten

 ·         Verlag: Coppenrath

 ·         ISBN-13: 978-3649629955

 ·         Vom Hersteller empfohlenes Alter: 36 Monate - 6 Jahre

 ·         #DerwildeRäuberDonnerpups

  

Gute Taten machen gute Gefühle

 

Was ist da nur los beim Coppenrath Verlag? Gab es ein Pups-Festival? Erst habe ich mich in das Bilderbuch Furzipups verliebt, und schon habe ich weitere wunderbare Pupse vorliegen in Form der Geschichten rund um den wilden Räuber Donnerpups….

 

Walko alias Walter Kössler ist sowohl Zeichner als auch Autor der großartigen Bilderbücher, die die  Geschichten aus dem Leben des Räubers Donnerpups erzählen. Der Coppenrath Verlag steht für besonders gut und liebevoll gestaltete Bücher, und so ist auch dieses Bilderbuch zum Vorlesen bzw. für Leseanfänger zum Selbstlesen ein herrlicher Spaß. Besonders schön und vergnüglich anzuschauen ist in Band 4 das eingeklebte 6-seitige Booklet, ein Fotoalbum mit Bildern aus der Kinder- und Jugendzeit des Räuberhauptmann Donnerpups.

 

Die Geschichte ist schnell erzählt: Die Räuberbande sitzt gemütlich zusammen und spielt Räuber-Rommé, als der Hauptmann Donnerpups aufschreit! Er hat soeben erfahren, dass man die Donnershausener Windmühle abreißen will, und zwar schon am nächsten Tag! Doch ein Räuber-Vorfahre hatte einst unter der Mühle Gold versteckt. Dieser Schatz könnte beim Abriss entdeckt werden. Da ist also schnelles Handeln angesagt, und auf geht es zu einem gewaltig gefährlichen Abenteuer…

 

Die Stärke des Buches liegt meines Erachtens in der Bebilderung. Sie ist ausgesprochen fröhlich und lebendig, so detailverliebt, dass man jede Seite lange und immer wieder anschauen möchte. Jeder der Räuber, selbst der Esel Muliboy, jedes noch so kleine Tierchen im Wald ist so anschaulich gezeichnet, dass man das Gefühl hat, die Zeichnungen sind eigentlich stärker als der Text und übernehmen das Erzählen der Geschichte intensiver als der Text selbst. Bevor ich die Zeichnungen von Walko kannte, wusste ich nicht, dass man sogar Zähne bzw. Gebisse derart ausdrucksstark zeichnen kann… Der Geschichte fehlt weitgehend – absolut wohltuend – ein spürbarer pädagogischer Zeigefinger. Sie ist ein Märchen, deftig und direkt, wie Märchen nun mal sind, und sie erzählt davon, dass eine gute Tat sogar bei Räubern ein schönes Gefühl macht.

 

Rundum ein erfrischend witziges Bilderbuch mit herrlich ausdrucksstarker Bebilderung!

 

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Walko

Der wilde Räuber Donnerpups – Bd. 1 Die Räuberprüfung

 

 

·         Gebundene Ausgabe: 40 Seiten

·         Verlag: Coppenrath

·         ISBN-13: 978-3649617440

·         Vom Hersteller empfohlenes Alter: 36 Monate - 6 Jahre

·         #DerwildeRäuberDonnerpups

 

 

Erfrischend witzig

 

Was ist da nur los beim Coppenrath Verlag? Gab es ein Pups-Festival? Erst habe ich mich in das Bilderbuch Furzipups verliebt, und schon habe ich weitere wunderbare Pupse vorliegen in Form der Geschichten rund um den wilden Räuber Donnerpups….

 

Walko alias Walter Kössler ist sowohl Zeichner als auch Autor der großartigen Bilderbücher, die die  Geschichten aus dem Leben des Räubers Donnerpups erzählen. Der Coppenrath Verlag steht für besonders gut und liebevoll gestaltete Bücher, und so ist auch dieses Bilderbuch zum Vorlesen bzw. für Leseanfänger zum Selbstlesen ein herrlicher Spaß. Zwar lag mir das normalerweise beigefügte Pupskissen nicht vor, aber ich kann mir sehr gut vorstellen, wieviel Spaß allein schon solch ein Kissen den Kindern (und vielleicht auch manchen Erwachsenen) bringt.

 

Die Geschichte ist schnell erzählt. Der mutige Junge Robin wagt sich in den gefährlichen Donnerwald, und natürlich, wie könnte es anders sein, wird er von der Räuberbande gefangengenommen. Doch Robin ist schlau und fordert die Räuber zu einem Wettstreit heraus. Hauptmann Donnerpups findet es gar nicht lustig, an der Nase herumgeführt zu werden…

 

Die Stärke des Buches liegt meines Erachtens in der Bebilderung. Sie ist ausgesprochen fröhlich und lebendig, so detailverliebt, dass man jede Seite lange und immer wieder anschauen möchte. Jeder der Räuber, selbst der Esel Muliboy, jedes noch so kleine Tierchen im Wald ist so anschaulich gezeichnet, dass man das Gefühl hat, die Zeichnungen sind eigentlich stärker als der Text und übernehmen das Erzählen der Geschichte intensiver als der Text selbst. Bevor ich die Zeichnungen von Walko kannte, wusste ich nicht, dass man sogar Zähne bzw. Gebisse derart ausdrucksstark zeichnen kann… Der Geschichte fehlt – absolut wohltuend – jeglicher pädagogische Zeigefinger. Sie ist ein Märchen, deftig und direkt, wie Märchen nun mal sind, und sie erzählt davon, wie man durch Schlauheit andere, vermeintlich Stärkere, übertölpeln kann.

 

Rundum ein erfrischend witziges Bilderbuch mit herrlich ausdrucksstarker Bebilderung!

 

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Martina Sahler

Die Zarin und der Philosoph

 

 

·         Gebundene Ausgabe: 496 Seiten

·         Verlag: List Hardcover

·         ISBN-13: 978-3471351789

·         #DieZarinundderPhilosoph

 

Opulent erzählt

 

Mit dem Buch „Die Zarin und der Philosoph“ legt Martina Sahler den zweiten Band rund um St. Petersburg vor. Im ersten Band ist die Hauptfigur Peter der Große, im neuen Buch liegt der Schwerpunkt auf Katharina die Große, und zwar beschränkt auf die Zeit der Aufklärung. Wieder fällt die schöne Ausstattung des Buches ins Auge: Geprägter, mit Glanzschrift versehener Schutzumschlag, mit einem wunderschönen Gemälde aus der Finnischen Nationalgalerie „Blick auf Petersburg“. Innen findet sich ein Stadtplan von St. Petersburg um 1765. Dem Text vorangestellt sind das (dringend nötige) Personenverzeichnis und eine den Überblick verschaffende Zeittafel von 1725 bis 1775. Auch letztere habe ich als überaus hilfreich empfunden als „Roten Faden“ durch die vielfältigen Szenen im Buch. Sehr gut gefallen hat mir auch das Nachwort, in dem Martina Sahler auf sehr interessante weiterführende Literatur verweist, auf einen Fundus an geistesgeschichtlichem, literarischem und politisch-historischem Wissen. Spätestens hier bekommt man eine Ahnung davon, wieviel Arbeit in dem Buch steckte, um die Gratwanderung zwischen historisch Belegtem und Fiktion unterhaltsam und gut lesbar zu absolvieren.

 

Den Buchinhalt umreißt der Verlag so: „Die junge Katharina krönt sich nach einem Putsch selbst zur Zarin. Sie sieht sich als Nachfolgerin von Peter dem Großen und will Russland nach Westen öffnen. Doch die Welt hält den Atem an, kann man der Deutschen auf dem Zarenthron trauen? Preußens König Friedrich II. schickt einen Philosophen nach Petersburg, um die Pläne der neuen Herrscherin auszuspähen. Stephan Mervier ist beeindruckt von Katharina, von ihrer Klugheit, ihrem Charisma, aber Russlands Rückständigkeit und das Elend der Leibeigenen machen ihn wütend. Dabei wächst der Widerstand im Winterpalast längst heran. Eine enge Vertraute Katharinas kämpft auf Seiten der Unterdrückten. Stephan verliebt sich in die mutige Rebellin, die in großer Gefahr schwebt. Denn die Zarin fördert zwar Fortschritt, Bildung und die Wissenschaften, aber ihre Herrschaft ist absolut, und sie setzt ihre Macht mit äußerster Härte durch.“

 

Martina Sahler erzählt in einer opulenten, sehr schönen und sorgfältigen Sprache. Ihre Schilderungen sind anschaulich, bildhaft und detailreich. Dadurch liest sich das Buch weitgehend fesselnd und interessant-lebendig, auch wenn für große Emotionen kein Platz ist. Manchmal hatte ich Mühe, die durch mehrere Erzähl“nebenstraßen“ recht große Anzahl handelnder Personen richtig einzuordnen, auch waren mir manche politischen Exkurse etwas mühsam zu lesen, aber in der Summe bleiben mir nach Lektüre sehr intensive Bilder der Pracht des damaligen St. Petersburg zurück, ebenso wie bleibende Eindrücke der überaus interessanten, etwas zwiespältig zu beurteilenden, geistvoll-intelligenten Persönlichkeit Katharina die Große.  

 

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Christine Jaeggi

Das Gemälde der Tänzerin

 

 

·         Broschiert: 400 Seiten

·         Verlag: Forever

·         ISBN-13: 978-3958183797

·         #DasGemäldederTänzerin

 

Opulentes Lesefutter

 

Zwar war mein Lesevergnügen etwas eingeschränkt, weil die digitale Version etliche Fehler enthält, bis hin zu Satzverworrenheiten und Zeilen mit (arabischen?) Unleserlichkeiten. Lesefreude sieht eigentlich anders aus. Dass mich der Roman dennoch gefesselt hat, spricht für die Qualität des Textes.

 

Hauptperson Helena lebt am Existenzminimum. Sie ist arbeitslos und versucht, sich und ihre pubertären Zwillinge durchzubringen. Leider ist sie gezwungen, ausgerechnet in dem Schweizer Hotel als Zimmermädchen zu arbeiten, dessen Besitzer Kronenberg schuld ist an ihrer Lebensmisere. Helena erfährt von einem Mord an einem Zimmermädchen im Jahr 1942   und von einem seitdem verschollenen Gemälde. Nach dessen Verbleib forscht eine Amerikanerin namens Jessica Dixon-Löwenfeld ebenso wie der Sohn Noah der Familie Kronenberg. Helene will helfen, um dem Rätsel auf die Spur zu kommen. Doch je weiter sie eindringt in die damaligen Zusammenhänge, desto mehr gerät ihr eigenes bestgehütetes Geheimnis in Gefahr, ans Licht zu kommen.

 

In verschiedenen Zeitsträngen und Perspektivwechseln wird auf wunderbare Weise in einem großen Zeitbogen ein Familienroman erzählt, dessen verworrene familiäre Verstrickungen mit Schuld und Sühne beladen sind. In überbordener Erzählfreude, mit malerisch ausgearbeiteten, atmosphärisch dichten Schilderungen bringt uns die Autorin mitten hinein in eine Familiengeschichte voller Geheimnisse. Die gefühlvollen Darstellungen der vielen Protagonisten, dazu eine krimigleiche Geschichte um ein verschollenes Gemälde, halten die Lesefreude auf jeder Seite hoch. Die Autorin hat sorgfältig recherchiert und gibt durch die im Roman enthaltenen Einblicke in die politische Lage der Juden während der Nazizeit in der Schweiz  und in das große Thema entartete Kunst bzw. Beutekunst dem Buch eine besondere Tiefe.  

 

Fazit: Absolut lesenswert.

 

 

 

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Jennifer B. Wind

Die Maske der Gewalt

 

 

·         Taschenbuch: 432 Seiten

·         Verlag: Edition M

·         ISBN-13: 978-2919804139

·         #DieMaskederGewalt

 

Perfekt durchkomponierter fesselnder Thriller

 

Dieser Auftaktband einer Thriller-Reihe rund um den Wiener Ermittler Richard Schwarz ist nichts für Zartbesaitete. Und wer das Buch zu lesen beginnt, hat für nichts anderes mehr Zeit. Dies sei als Warnung vorweggestellt.

 

Der LKA-Ermittler Richard Schwarz hat als Kind Schreckliches erlebt. Er hatte zusehen müssen, wie seine Mutter brutal ermordet wurde, während er mit schweren Verbrühungen hilflos am Boden lag. Von diesem traumatischen Ereignis sind ihm schlimme körperliche Narben und ebenso schwerwiegende seelische Narben zurückgeblieben. Er wurde von einer Zirkusfamilie liebevoll aufgenommen, trat im Zirkus auf, lernte es, seinen entstellten Körper unter einer Maske zu verbergen. Aber der unbedingte Wille, den Mörder seiner Mutter zu finden, veranlasste ihn schließlich zur Polizei-Laufbahn. Als in Wien zwei Frauenleichen gefunden wurden mit merkwürdig identischen Stichverletzungen auf ihren Körpern, setzt in einer schier aussichtslos erscheinenden Ermittlungsarbeit Richard Schwarz alles daran, den Täter zu finden. Die ebenfalls psychisch angeschlagene Gerichtspsychiaterin Theres Lend gibt Hinweise, die vielleicht weiterhelfen können. Als jedoch Sarah, seine geliebte „Schwester“ aus der Zirkusfamilie, in München entführt wird, jagt Richard Schwarz auch diesen Täter…

 

Der raffiniert aufgebaute Plot hält über das gesamte Buch hinweg den Spannungsbogen hoch. Und so jagt man als Leser durch die Seiten, getrieben von der Schreibekunst der Autorin, die es versteht, durch kurze Szenenwechsel, mitunter mit Cliffhangern, durch überraschende Wendungen, durch viel wörtliche Rede und durch immer wieder durchblitzenden versteckten Witz den Leser an das Buch zu fesseln. Was nur wenigen Autoren gelingt, schafft sie mühelos, nämlich jedem Protagonisten seine eigene Stimme zu verleihen, seinen eigenen Sprachduktus. J. B. Wind spielt mit Sprache, mit Sprachstilen, spielt mit Ausdruck und schafft damit einen besonders intensiven Leseeindruck. Mögen einzelne Protagonisten vielleicht etwas überzeichnet sein und ihre beschädigten Seelen allzu theatralisch und psychologisch nicht unbedingt immer stimmig in Szene zu setzen, so passt dies jedoch zum Gesamtkonzept des Buches, das einer hochdramatischen Oper gleich in einzelnen Akten und wechselnden Bühnenbildern perfekt durchkomponiert ist. Das Buch macht unbedingt Lust auf die in absehbarer Zeit erscheinenden Folgebände.

 

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Anstey Harris

Find mich da, wo Liebe ist

 

 

·         Broschiert: 336 Seiten

·         Verlag: Ullstein Taschenbuch

·         ISBN-13: 978-3548291413

·         #FindmichdawoLiebeist

 

Zerzaust und entflammt

 

Meine ursprüngliche Erwartung an das Buch war, eine leichte, vielleicht sogar ein wenig kitschige, locker und leicht lesbare Sommerlektüre vorzufinden. Ich war nicht darauf gefasst gewesen, dass mich die Geschichte in ihrer Intensität so komplett in ihren Bann zog, dass ich mich nicht mehr davon lösen konnte.

 

Grace steht als leidenschaftliche Cellistin am Beginn ihrer Karriere, bricht diesen Weg jedoch nach einer traumatischen Erfahrung rigoros ab und repariert in einem kleinen Örtchen in England Musikinstrumente. Ihr ganzes Denken und Handeln ist auf David ausgerichtet, der seit 8 Jahren ihre große Liebe ist, David, der beruflich erfolgreich, einfühlsam, liebevoll ist. Grace trifft sich mit ihm immer nur für wenige Stunden oder Tage in Paris, hat sich mit diesem Arrangement abgefunden und zweifelt keine Sekunde an David. Mit Sicherheit wird er irgendwann Frau und Kinder verlassen und das gemeinsame Leben mit ihr beginnen. Doch Grace wird durch ein unerwartetes Ereignis jäh aus ihrem ruhigen und hoffnungsfrohen Lebensgleichmaß gerissen und verliert völlig den Boden unter den Füßen…

 

Soweit klingt die Handlung tatsächlich nach einem üblichen Klischee: Junge Frau ist Geliebte eines verheirateten Mannes, der entgegen seiner Versprechungen die Familie nie verlassen wird. Doch die Autorin schafft es schier unbemerkt, dem Leser seine eigenen Vorurteile vor Augen zu führen und der Handlung eine unerwartete Wendung zu geben. Plötzlich befinden wir uns mitten in einer Geschichte der Selbstfindung, der wachsenden Selbstachtung, der Wertschätzung dessen, was ist, und der Gelassenheit gegenüber Unveränderbarem. Alle Protagonisten sind auf ihre besondere Art sympathisch dargestellt, weshalb es dem Leser unmöglich ist, Distanz zu wahren. Er wird unweigerlich hineingezogen in das Geschehen und erlebt die ganze Welt der Gefühle direkt mit. Die schmerzhaftesten Sätze graben sich ein wie Tattoos in die Haut. Und das Buch ist eine Hymne an die Musik! „Zerzaust und entflammt“ bleiben Nadja und Grace nach dem gemeinsamen Musizieren zurück. Und zerzaust und entflammt bleibt der Leser nach Lektüre dieses wunderbaren Buches zurück.

 

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 Sylwia Gervais

 My little green kitchen

 

 

 ·         Gebundene Ausgabe: 208 Seiten

 ·         Verlag: Hölker Verlag

 ·         ISBN-13: 978-3881171847

 ·         #Mylittlegreenkitchen

  

Dem Körper bewusst und mit Freude Gutes tun

 

Das Buch ist als Herzensprojekt aus dem Bedürfnis der Autorin heraus entstanden, ihren gesundheitlichen Problemen durch pflanzliche Ernährung zu begegnen. Und genau diese persönliche Leidenschaft spürt man dem Buch auf jeder Seite an. Es ist wunderschön gestaltet, mit Lesebändchen versehen und auf festerem Papier gedruckt, das den regelmäßigen Gebrauch in der Küche nicht sofort übel nimmt. Unglaublich schöne Fotos bringen uns Natur und Kochergebnisse so nahe, dass wir gar nicht anders können, als uns von der Autorin mitnehmen zu lassen auf eine Reise durch das Jahr mit vielen „grünen Tipps“ und den damit verbundenen oftmals überraschenden Lieblingsrezepten. So wechseln sich zum Beispiel im Frühjahr interessante Rezepte wie Löwenzahn-Gelee ab mit Anregungen zum Gemüseanbau. Im Sommer finden wir neben Karotten-Hummus Hinweise zum Wildkräuter-Sammeln. Und so geht es liebevoll und die Natur achtend weiter durch das Jahr.

 

Das Buch ist viel mehr als ein reines Kochbuch. Es ist eine Liebeserklärung an all das, was uns die Natur schenkt. Und es ist eine Anregung für uns, mit Freude zu ernten, zu kochen und mit allen Sinnen zu genießen.

 

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Johanna von Wild

Die Erleuchtung der Welt

 

 

·         Taschenbuch: 406 Seiten

·         Verlag: Gmeiner-Verlag

·         ISBN-13: 978-3839224281

·         #DieErleuchtungderWelt

 

 Lebendig erzählter historischer Roman

 

Biggi Rist, Autorin von Kriminalromanen, hat uns unter dem Pseudonym Johanna von Wild einen wunderbar erzählten historischen Roman geschenkt. In Kurzfassung beschreibt der Klappentext den Inhalt so: „Heidelberg, 1427. Da Helenas Vater seine Schulden nicht bezahlen kann, verkauft er seine Tochter an einen Winzer als Magd. Dem Mädchen widerfährt Schreckliches auf dem Weingut und es flieht. Das Schicksal lässt Helena zur engsten Vertrauten von Prinzessin Mechthild von der Pfalz werden, und sie folgt ihr nach Stuttgart und Urach. Doch ihre Vergangenheit holt Helena ein, sie trifft eine falsche Entscheidung und die Freundschaft zu Mechthild wird auf eine harte Probe gestellt …“

 

Der Roman ist mit routinierter Feder geschrieben. Er fesselt den Leser von Anfang bis Ende. In lebendig gestalteten Szenen erleben wir hautnah die Zeit Anfang 15. Jahrhundert rund um die historische Figur Mechthild von der Pfalz, eine gebildete, fortschrittliche Frau, und die fiktive Figur Helena, Tochter armer Tagelöhner. Der Spannungsbogen spannt sich ohne Unterbrechung über das gesamte Buch. Atmosphärisch dicht und intensiv werden grausamste Geschehnisse detailreich und voller überraschender Wendungen erzählt. Die gut recherchierten historischen Hintergründe, z. B. die Machtkämpfe zwischen dem Geschlecht der Wittelsbacher und der Habsburger, die dominante Stellung der Kirche, die gewaltige Diskrepanz zwischen Arm und Reich, geben dem Roman bei aller Freiheit fantasievoller Gestaltung die nötige solide Substanz, um den aufgeschlagenen historischen Bilderbogen glaubwürdig zu machen.

 

Rundum lesenswert.

 

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Inge Löhnig

Unbarmherzig

 

 

·         Broschiert: 384 Seiten

·         Verlag: Ullstein Taschenbuch

·         ISBN-13: 978-3548290973

·         #Unbarmherzig

 Wenn zwei Autorenseelen gemeinsam erzählen

 

 

Bislang hatte ich aus der Reihe rund um Kommissar Tino Dühnfort und Gina Angelucci nur einen Band gelesen (Sieh nichts Böses), und zwar mit großer Begeisterung. Genauso begeistert hatte ich gelesen Die Vergessenen von Ellen Sandberg, dem Psedonym von Inge Löhnig. Insofern freute ich mich sehr auf das vorliegende Buch.

 

Worum geht es? Gina Angelucci arbeitet in der Abteilung für Cold Cases, während ihr Ehemann Tino Dühnfort die kleine Tochter Chiara betreut. Eine Radfahrerin findet in dem idyllischen Dorf Altbruck in der Nähe von München die Knochenfragmente eines Schädels. Es stellt sich heraus, dass an dieser Stelle die Gebeine von zwei Toten liegen, und zwar schon seit Jahrzehnten. Obwohl Ginas Vorgesetzter weitere Nachforschungen unterbinden will, lässt sie nicht locker, um die Identität der Toten und ihre Todesumstände zu klären. Und sie findet Verbindungen zu einer Munitionsfabrik am Ort, die während der Zeit des Nationalsozialismus Zwangsarbeiter beschäftigte. Je mehr Gina in die Thematik eintaucht, desto mehr stößt sie auf Abwehr, auf Schweigen, auf Lügen…

 

Inge Löhnig erzählt in gewohnt routinierter Weise den gut durchdachten, sorgfältig recherchierten Plot. Die Personen werden psychologisch nachvollziehbar und lebendig geschildert. Insofern habe ich das Buch gerne gelesen. Und doch fehlte mir etwas. Die Geschichte wird als Kriminalroman ausgewiesen, aber ich vermisse einen konstanten, vielleicht sich noch steigernden Spannungsbogen. Ich vermisse eine verwirrende Spurenlage, die den Leser auf der Suche nach dem Täter immer wieder in die Irre führt. Für keinen der Protagonisten konnte ich echte Sympathie entwickeln, sie blieben blass, manchmal sogar unglaubwürdig. So als wären sie ohne echtes Autoren-Herzblut entstanden. In kursiv gesetzten Rückblenden erfahren wir viel über die Ausbeutung der Menschen in der Heeresmunitionsanstalt während des Zweiten Weltkrieges, aber auch Eindringliches über das Schicksal des lettischen Volkes. Das sind für mich die besten Passagen des Buches. Obwohl ich eigentlich kein Freund von Zeitsprüngen bin, passen sie in diesem Buch perfekt, weil gerade sie den Kriminalroman, wenn er denn wirklich einer ist, aus der Beliebigkeit des Krimi-Genres herausheben und mit einer wichtigen politischen Stellungnahme versehen. Mir kommt es ein wenig so vor, als hätten sich Inge Löhnig und Ellen Sandberg bei diesem Buch nicht wirklich einigen können, wer von beiden denn nun eigentlich erzählen soll…



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 Kai Lüftner, Wiebke Rauers

 Furzipups der Knatterdrache

 

 

 ·         Gebundene Ausgabe: 32 Seiten

 ·         Verlag: Coppenrath

 ·         ISBN-13: 978-3649626145

 ·         Vom Hersteller empfohlenes Alter: 36 Monate - 6 Jahre

 ·         #Furzipups

  

Pupsfröhliche Mutmachgeschichte

 

"Nein, nicht viele Ungeheuer
spucken, wenn es ernst wird, Feuer.
Für Drachen ist es sogar Pflicht,
die meisten tun es – einer nicht!"

Feuerspeien ist Drachenpflicht, das ist bekannt. Und alle können es. Alle, bis auf den kleinen Furzipups. Er strengt sich an und übt und übt mit großem Eifer – und schafft letztlich doch nur kleine Rauchwölkchen. Also probiert er es wieder, diesmal mit allergrößtem Krafteinsatz, denn er möchte doch so gerne sein wie alle Drachen, und was passiert da? Na, was wohl? Ja, er pupst. Und Furzipups übt weiter, bis er etwas ganz Besonderes kann, nämlich im Rhythmus pupsen. Wer kann das schon?

 

Der Verlag Coppenrath ist immer gut für ungewöhnliche und besonders schön gestaltete Bücher. Ein zauberhaftes Mutmach-Buch ist die vorliegende Geschichte von Furzipups. Denn es ist gar nicht schlimm, wenn du nicht bist wie die anderen, wenn du etwas nicht so kannst wie die anderen. Du bist einzigartig, du bist etwas Besonderes und kannst mit Sicherheit irgendetwas besser als die anderen. In eingängigen Reimen bringt der Autor und Songwriter Kai Lüftner die witzige Geschichte von Furzipups und seine Mutmach-Botschaft zu Papier. Wiebke Rauers hat dazu einmalig schöne ausdrucksstarke Bilder gemalt, deren beeindruckende Farbigkeit und Lebendigkeit besticht. Nicht zu vergessen  der im Buch integrierte „Pups-Knopf“. Buch und Pups-Button machen übrigens nicht nur kleinen Kindern Spaß…

 

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 Stefan Ahnhem

 10 Stunden tot

 

 

 ·         Broschiert: 496 Seiten

 ·         Verlag: Ullstein Hardcover

 ·         ISBN-13: 978-3550200052

 ·         #10Stundentot

  

Gespaltenes Leseerlebnis

 

Insofern gespalten, weil mir das Buch einerseits richtig spannende, packende Leseunterhaltung bot, andererseits die Handlungsstränge unfertig blieben und ich deshalb irgendwie frustriert nach knapp 500 Seiten die Lektüre beende. Liegt es daran, dass ich die Vorgängerbände nicht kenne?  Oder ist das eine besonders fiese Masche des Autors, damit man stets die nachfolgend erscheinenden Bücher des Autors rund um den Ermittler Fabian Risk lesen will?

 

Der Verlag kündigt das Buch so an: „Helsingborg ist nicht mehr der idyllischen Ort an der schwedischen Küste, der er mal war. Während eine Reihe von Morden die Stadt erschüttert, kämpft Kommissar Fabian Risk gegen sein ganz persönliches Leid: Seine Familie droht an seiner Arbeit als Mordermittler zu zerbrechen. Aber sein Job ist sein Leben. Er kann nicht anders und nimmt sich der Aufklärung der Morde an, doch er findet keine Spur. Risk und seine Kollegen ahnen nicht, dass der Täter seine Opfer durch ein Würfelspiel rein zufällig auswählt, genau wie die Mordwaffe und den Tatort. So lassen sich keinerlei Verbindungen zu ihm herstellen. Wird dieser Fall ungelöst bleiben?“

 

Der Autor kann schreiben, und wie! Packend, lebendig, fesselnd, spannend. Eine faszinierende Tätergestalt, die anhand eines komplizierten Würfelsystems Opfer und Mordmethode auswählt, unberechenbar, eiskalt, bedrohlich. Kurze Kapitel, rasche Szenenwechsel halten den Leser permanent in Spannung. Die Zeitsprünge und verschiedene Handlungsstränge fordern den Leser allerdings sehr. Umso ärgerlicher ist es, dass offensichtlich die Kenntnis der Vorgängerbände ratsam ist, was jedoch von Verlagsseite nicht kommuniziert wird. Besonders das offene Buchende habe ich als ärgerlich empfunden.

 

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Kai Lüdders

Hammonia

 

 

·         Broschiert: 406 Seiten

·         Verlag: Velum Verlag

·         ISBN-13: 978-3947424030

·         #Hammonia

 

Interessante Familiensaga – suboptimal umgesetzt

 

Soeben habe ich das Buch zu Ende gelesen – aber was schreibe ich nun? Ich bin ratlos. Da ist zum einen dieses unsäglich missglückte, fast lächerlich wirkende Cover, bei dem ein Hamburger Gebäude einer gepflegten alten Frau aus dem Kopf wächst. Klar, die Symbolik habe ich schon verstanden, Verbundenheit zur Stadt Hamburg, die Firma steht über allem. Aber ein Cover soll Kaufimpulse auslösen, nicht Kopfschütteln.

 

Worum geht es im Buch? Hamburg 1991 – die Zeit der deutschen Wiedervereinigung und des immer stärker werdenden Konkurrenzkampfes. Adele Bartelsen ist Chefin und Haupteigentümerin tausender BEST-KAUF-Supermärkte. Sie möchte dieses Erbe an ihre Söhne übergeben, doch sowohl Konstantin als auch Gero halten sich aus den Firmengeschäften heraus. Claus, der Älteste, fühlt sich von der Mutter nicht wertgeschätzt und konkurriert stark mit seinem Bruder Hans. Ein scheinbar lukratives Immobiliengeschäft wird an Claus herangetragen, und er sieht darin eine einmalige Chance, sich endgültig zu profilieren und die Achtung aller zu erringen…

 

Eine Trilogie soll es werden. Viel Arbeit für den Autor, der aufgrund familiärer Verbindung zu einem Gründer der SPAR Supermarkt-Kette zu dieser Aufgabe inspiriert wurde. Mit Sicherheit hat Kai Lüdders sorgfältig und fleißig recherchiert, nicht nur was das Wirtschaftsleben in Deutschland bis 1991 betrifft. In locker eingestreuten Rückblicken erfährt man auch von der Zerstörung Hamburgs im Zweiten Weltkrieg. Das ist zweifelsfrei interessant und lesenswert. Und trotzdem lässt mich das Buch ratlos zurück. Da sind z. B. die von sehr lockerer Hand eingestreuten Zeitsprünge: 1992, 1943, 1991, 1989 – das alles bereits auf den ersten 40 Seiten! Oder die Cliffhanger… Mir kommt es so vor, als habe der Autor die „Tricks“ der erfolgreichen Thriller-Autoren abgeschaut und dabei vergessen, dass sein Buch die Geschichte einer Kaufmannsfamilie ist, also ein Familienroman, der einer weitgehend linearen Erzählweise bedarf. Der Leser wird sowieso schon sehr gefordert durch die ausschweifenden wirtschaftstheoretischen Einschübe, durch die sehr, sehr breit ausgewalzten Gedankengänge mancher Protagonisten, durch die ermüdenden Wiederholungen. Zum Beispiel genügt es dem Leser, einmal zu lesen, dass Konni ein Freigeist ist und der Kunst zugetan. Und es genügt, einmal die aufrechte Haltung Adeles zu beschreiben. Es braucht keine vielfachen Wiederholungen, es braucht keine Verwirrung durch wahllos eingestreute Zeitsprünge. Und, ach ja, immer ist die Mutter schuld, bei den Bartelsen, bei Broderson. Selbst bei Eggemeyer ist Adele schuld. Nein, lieber Autor, so einfach sind Menschen nicht gestrickt.

 

Fazit: Ein interessanter Plot, suboptimal umgesetzt.

 

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Irmtraud Tarr

Vom Zauber der Freundschaft

 

 

·         Gebundene Ausgabe: 224 Seiten

·         Verlag: Gütersloher Verlagshaus

·         ISBN-13: 978-3579087290

·         #vomZauberderFreundschaft

 

 

Hühnersuppe für die Seele

 

 

„Hühnersuppe für die Seele“ – diese Kapitelüberschrift beschreibt auf perfekte Weise das vorliegende Buch. Es ist ein Kleinod, das es verdient, Satz für Satz, sozusagen löffelweise, verinnerlicht zu werden, es zu genießen und zu spüren, wie sich seine stärkende Kraft im Inneren ausbreitet.

 

Die Autorin, sowohl als Lehrtherapeutin als auch als Konzertorganistin vielseitig das Leben betrachtend, lässt uns teilhaben an den vielfältigen Formen der Freundschaft. Der Verlag beschreibt den Inhalt so: „Es gibt viele Arten von Beziehungen, doch wirkliche Freunde sind etwas ganz Besonderes. Sie schaffen Vertrauen, geben Sicherheit und schützen uns, besonders dann, wenn das Leben hart zupackt. Mit ihnen reden wir über Dinge, die uns tief im Inneren beschäftigen, und mit ihnen genießen wir im besten Fall sogar die Fähigkeit des gemeinsamen Schweigens. Freunde wirken sich nachweislich positiv auf die Lebensqualität aus und sind die beste Medizin gegen Einsamkeit…“

 

Das Buch ist nicht nur eine Seelenwärmflasche, es ist auch ein kluges Buch. Nicht nur wissensklug und lebensklug, sondern auch und vor allem herzensklug. Ein Buch, das man reichlich verschenken möchte – an Freunde, mit vielen Unterstreichungen, oder an Menschen, die keine Freunde sind, auch mit vielen Unterstreichungen… Es betrachtet aus vielen verschiedenen Blickwinkeln das Thema Freundschaft. Die Autorin setzt in diesem Buch auch ihren persönlichen Freunden ein Denkmal. Und das sind sehr individuelle Denkmäler, analysierend, reflektierend, immer wohlwollend-warmherzig, auch bei schwierigen Entwicklungen. Jeder einzelne Satz ist durch-dacht, durch-fühlt. Und anhand dieser privaten Geschichten verstehen wir intuitiv, was Freundschaft wirklich ist:  gezeigte Wertschätzung. Der Jung’sche Begriff des „Schatten“, also dessen, was man (auch) ist, aber keinesfalls sein will, was wir als schweren Sack mit uns schleppen, nicht wahrhaben wollen, wirkt meist unbewusst in unsere Freundschaften hinein. Ein Glücksfall, wenn es uns gelingt, mit Freunden über solche Aspekte zu sprechen,  in Ehrlichkeit unseren Projektionen auf die Spur zu kommen. Und so wichtig: Älterwerden schützt nicht vor neuen Freundschaften – im Gegenteil, neue Freundschaften schützen vor dem Älterwerden. Deshalb nicht aufhören, einander Lebenszeit zu schenken, denn das ist das wertvollste Freundschaftsgut. Und sich ernst zu nehmen, ohne sich zu wichtig zu nehmen, auch das lehren gute Freunde. Und noch vieles mehr. Wie dieses Buch.

 

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Chantal Schreiber

Perfekt für dich

 

 

·         Broschiert: 240 Seiten

·         Verlag: Egmont Schneiderbuch

·         ISBN-13: 978-3505142758

·         Vom Hersteller empfohlenes Alter: Ab 12 Jahren

·         #Perfektfürdich

 

Witzig, frisch, fröhlich

 

Das Cover finde ich häßlich, aber das mag daran liegen, dass ich ü60 bin – also nicht zur eigentlichen Zielgruppe des Buches gehöre. Dennoch lese ich ab und zu gerne und neugierig Kinder- und Jugendbücher.

 

Im vorliegenden Buch (ab 12) geht es um Kim, die am liebsten Fußball spielt und deren großer Schwarm das Mathegenie Danny ist. Kim ist schlecht in Mathe und braucht dringend Nachhilfe, am liebsten natürlich von Danny. Doch ihre Mutter setzt ihr ungefragt Mila, die Streberin, als Nachhilfelehrerin vor die Nase, was natürlich gar nicht gut gehen kann…

 

Was mich von der ersten Seite an für das Buch eingenommen hat, ist der Schreibstil. Der Autorin gelingt es perfekt, sich mit viel Humor in das Leben der 13-jährigen Kim hineinzuversetzen und ihren Alltag, ihre schwärmerischen Gedanken, ihren Trotz und alles, was sonst noch zum Erwachsen-Werden gehört, lebendig zu schildern. Frech, ungeheuer witzig und frisch wird erzählt. Und, was ich wichtig finde, die Sprache ist nicht auf „jugendlich“ gemacht,  sondern sie wirkt echt, aus dem Leben gegriffen, dabei aber immer ansprechend.  Die gelegentlich eingestreuten Kurznachrichten mit Emojis peppen das Buch zusätzlich auf.  Bis auf wenige Ausnahmen sind die Protagonisten liebenswert, besonders Oma Bine und Leo haben es mir in ihrer herzerfrischenden Art angetan. Die erzählte Geschichte nimmt die Achterbahn der Gefühle der Altersgruppe der Zwölf- bis Vierzehnjährigen ernst, lässt nicht aus, dass unbedachte Handlungen durchaus unangenehme Konsequenzen haben können und wie wichtig gerade dann ein verständnisvolles Umfeld ist.

 

 Mir hat das Buch rundum gut gefallen – bis auf das Cover…

 

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Simone Weuthen, Marc Weuthen

Keto Power

 

 

·         Taschenbuch: 192 Seiten

·         Verlag: GRÄFE UND UNZER Verlag GmbH

·         ISBN-13: 978-3833868375

·         #KetoPower

 

Motivierend, aber…

 

Der Verlag spricht vollmundig von der „ketogenen Wunderwaffe“ gegen die Pfunde. Nun ja, Werbung halt…

 

Auf jeden Fall ist das Büchlein motivierend und anregend, sich (wieder mal) mit dem Thema der eigenen Ernährung und Gewichtsreduktion zu befassen. Neu ist im Grunde an diesem Buch nur die Kombination von Low Carb und Intervallfasten in einem 4-Wochen-Plan, ansonsten findet man sämtliche Ernährungsempfehlungen oder die Anregung, sich regelmäßig zu bewegen und die aufgelisteten Tipps allesamt auch bei anderen Ratgebern und Abnehmgruppen. Dennoch gefiel mir ganz grundsätzlich der Motivationsschub, den die Autoren auslösen, indem sie geschickt Altbekanntes neu aufbereiten, sozusagen „mit einem Lächeln“ uns darbieten. Die Hälfte des Büchleins ist der Theorie gewidmet, d. h. es gibt ausführliche Erläuterungen, denen jedoch oftmals die wissenschaftliche Untermauerung fehlt in Ermangelung entsprechend vorliegender Studien. Es gibt eine Fülle von praktischen Ratschlägen, die wir alle aber auch schon irgendwo gelesen haben. Viele Hinweise wiederholen sich mehrfach und blähen das Buch auf. Für manchen mag eine häufige Wiederholung einen Lerneffekt darstellen, mich hat es genervt. Die wirksame Kombination von Intervall-Fasten und Low Carb leuchtet zwar ein, der 4-Wochenplan verrät jedoch, dass Low Carb gar nicht so „low“ gemeint ist. Ach ja, und als Belohnung für ein gutes Durchhalten soll ich mich mit einem Wochenende in einem Wellness-Hotel belohnen oder mir die heiß ersehnten besonderen Laufschuhe kaufen… also ein Belohnungssystem für betuchte Abnehmwillige … Sehr fragwürdig!

Die zweite Hälfte des Buches besteht aus Rezepten, passend zum 4-Wochenplan. Grundsätzlich sind diese Rezepte gut beschrieben und relativ problemlos nachzukochen, wobei jedoch etliche Fotos nicht sehr appetitanregend aussehen und der reichliche Gebrauch von Avocados schon beim Durchlesen bei mir Abneigung verursacht.

 

Mein persönliches Fazit: Ein Büchlein, dessen Stärke in der Motivationskraft liegt. Ansonsten bietet es detaillierte, sich wiederholende Informationen und Tipps, ohne jedoch wirklich Neues zu vermitteln. Von den vielen enthaltenen Rezepten entsprechen nur wenige meinem persönlichen Geschmack.

 

PS: Leider  ist das E-Book schlecht lesbar bzw. es ist sogar dringend davon abzuraten, weil z. B. die im Text enthaltenen Querverweise und Anmerkungen nicht nachvollziehbar sind, außerdem die Tabellen schlecht lesbar sind, weil sie zerstückelt im Reader ankommen. Auch erscheinen in Rezeptteil Foto und Text voneinander getrennt.

 

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Joel Dicker

Das Verschwinden der Stephanie Mailer

 

 

·         Gebundene Ausgabe: 672 Seiten

·         Verlag: Piper

·         ISBN-13: 978-3492059398

·         #DasVerschwindenderStephanieMailer

 

Spannend und anstrengend gleichermaßen

 

Eine Leseprobe hatte mich „angefixt“, so dass ich mich mit Begeisterung auf den dicken Wälzer mit fast 700 Seiten stürzte.

 

Die recht verschlungene Handlung wird vom Verlag so erzählt: „Es ist der 30. Juli 1994 in Orphea, ein warmer Sommerabend an der amerikanischen Ostküste: An diesem Tag wird der Badeort durch ein schreckliches Verbrechen erschüttert, denn in einem Mehrfachmord sterben der Bürgermeister und seine Familie sowie eine zufällige Passantin. Zwei jungen Polizisten, Jesse Rosenberg und Derek Scott, werden die Ermittlungen übertragen, und sie gehen ihrer Arbeit mit größter Sorgfalt nach, bis ein Schuldiger gefunden ist. Doch zwanzig Jahre später behauptet die Journalistin Stephanie Mailer, dass Rosenberg und Scott sich geirrt haben. Kurz darauf verschwindet die junge Frau ...“

 

Eigentlich erzählt Dicker so packend und lebendig-fesselnd, dass das Buch leicht lesbar ist. Und doch verlangt das Lesen volle Konzentration, denn nicht nur der oft willkürlich wirkende  Wechsel zwischen zwei Handlungssträngen mit einem Zeitabstand von 20 Jahren ist irgendwie anstrengend. Auch die Schilderung der Personen in Vergangenheit und Gegenwart  und deren Umgang miteinander empfand ich als anstrengend. Dennoch bin ich dem Autor sehr gerne auf allen von ihm auf den Leseweg gestreuten Puzzle-Teilchen gefolgt, kreuz und quer, hin und her, bildhaft-atmosphärisch füllig erzählend. Immer wenn mich das Lesen zu ermüden begann, packte mich der Autor erneut, mit einem Cliffhanger, mit einer überraschenden Wendung, mit einer skurrilen Nebengeschichte… Kurzum: Der Roman ist sowohl leicht lesbar und packend erzählt, als auch fordernd-anstrengend. Mir hat er sehr gefallen.

 

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 Hermien Stellmacher

 Die Katze im Lavendelfeld

 

 

 ·         Seitenzahl der Print-Ausgabe: 299 Seiten

 ·         Verlag: Insel Verlag

 ·         ISBN: 9783458364078

 ·         #DieKatzeimLavendelfeld

  

 

Ein lebenskluges, warmherziges Buch

 

Schön ist es, ab und zu ein Buch zu entdecken, das den Leser ganz und gar einhüllt in den Kokon seiner warmherzig erzählten Geschichte, ein leicht lesbares Wohlfühlbuch also, so etwas wie eine Seelenwärmflasche.  Genau das schafft Hermien Stellmacher auf bezaubernde, ganz und gar nicht kitschige Weise.

 

Alice, Biologin und Foodbloggerin, ist nach einem Schicksalsschlag, von dem wir erst im Laufe des Buches Näheres erfahren, auf der Suche nach einem, nein, nach dem idealen Haus in der Provence, in dem sie mit ihren beiden Katzen ein Zuhause finden könnte. Doch diese Suche gestaltet sich außerordentlich schwierig. Ein kleines Findelkätzchen vertreibt dann auch noch Alice’s Katzen, die sich in den verwunschenen Garten eines ehemaligen Hotels, heute verlassen und leerstehend, zurückziehen. Doch damit nicht genug, Alice wird ihre kleine Wohnung gekündigt, die 70-jährige Nachbarin Jeanine gleitet mehr und mehr in die Demenz ab und der Restaurantbesitzer Georges muss nach einer gewaltigen Pachterhöhung um seine Existenz fürchten.

 

Wir erleben den Sommer in der malerischen Provence, wir sehen, riechen und schmecken die Natur, die wunderbaren Farben, das leckere Essen – rundum, wir genießen, was uns die Autorin serviert, mit allen Sinnen, bis wir völlig abgetaucht sind in ein entspanntes Urlaubs-Wohlgefühl. Alice selbst und der Freundeskreis um sie herum werden ebenfalls sehr lebendig und lebensnah geschildert. Schön auch, wie leiser Humor immer wieder aufblitzt und dem Buch eine gewisse Leichtigkeit verleiht. Wir lernen Individualisten kennen, die dennoch mehrheitlich gewillt sind, in Freundschaft auf einander zu achten, die zu kämpfen haben, aber nicht aufgeben. Die weniger sympathischen Protagonisten und die erzählten Lebensprobleme sind wichtig, um dem Roman ein wenig Tiefe zu geben. Und natürlich wünschen wir uns alle beim Lesen das dann tatsächlich eintretende märchenhaft gute Ende. Mit einem wohligen Seufzer schließen wir das Buch ab und fühlen uns gut.

 

Ein atmosphärisch schön geschriebener Roman, warmherzig und lebensklug.

 

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Gabriele Hasmann

Spuk in Bayern

 

 

·         Gebundene Ausgabe: 168 Seiten

·         Verlag: Ueberreuter, C.

·         ISBN-13: 978-3800077250

·         #SpukinBayern

 

Lebendig erzählte Geschichte

  

Wie ich der Vita der Autorin entnehmen konnte, legt die österreichische Journalistin und Sachbuchautorin generell in ihrer Arbeit vorrangig den Schwerpunkt auf die Verbindung von Geschichtlichem mit Mysteriösem, nicht nur schreibend, sondern auch, indem sie sogenannte Gruseltouren organisiert. In dem vorliegenden Büchlein macht sie mit uns Lesern eine Gruseltour speziell durch Bayern und entführt uns an 20 verschiedene Orte, in denen Geheimnisvolles,  Rätselhaftes oder Unaufgeklärtes aus der Vergangenheit überliefert ist und bis heute Auswirkungen auf empfindsame Gemüter zeigt.

 

Begonnen wird jede Tour mit einem historischen Exkurs, der die Vorgeschichte des jeweiligen Ortes sehr ausführlich beleuchtet und unaufgeklärte oder grausame Geschehnisse aus der Vergangenheit ans Licht holt, um abschließend von Menschen zu berichten, denen an diesen beschriebenen Orten Seltsames, Unerklärliches widerfahren ist.

 

Hervorstechend ist die Fähigkeit der Autorin, Geschichte so lebendig vor unseren Augen entstehen zu lassen, dass wir fast das Gefühl haben, dabei gewesen zu sein. Wir hören die grölende Menge vor dem Schafott, wir erträumen in einsamen Stunden mit König Ludwig neue prunkvolle Bauten, erschrecken im Gehölz bei Andechs betrunkene Heimkehrer, bleiben einbalsamiert mit Graf Friedrich Casimir 13 Jahre lang im Lehnstuhl auf Schloss Ortenburg sitzen – kurzum, wir reisen unter Führung der Autorin durch frühere Zeiten. Die Stärke des Buches liegt ganz eindeutig in den farbig-plastischen Schilderungen der gut recherchierten historischen Gegebenheiten. Hier lag für mich der eigentliche Gruselfaktor. Dass es sensible Menschen gibt, die an manchen Orten das Dunkle der Vergangenheit erspüren, will ich nicht bestreiten, aber diese Berichte haben mich weder berührt noch wirklich interessiert. Ich könnte mir gut vorstellen, dass die Autorin ihre unbestreitbare Fähigkeit zum lebendigen Erzählen und zur sorgfältigen Recherche irgend wann einmal in einen historischen Roman einfließen lässt. Oder dass das Buch, das ja äußerlich sehr bescheiden gestaltet ist, aufgewertet wird durch künstlerisch  hochwertige Fotografien, die die speziellen Stimmungen der jeweiligen Orte einfangen. Vielleicht wäre auch eine Landkarte, in der die beschriebenen Örtlichkeiten eingezeichnet sind, hilfreich. Da ist also noch Luft nach oben…

 

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Alice Roberts

Spiel des Lebens

 

 

·         Gebundene Ausgabe: 374 Seiten

·         Verlag: wbg Theiss in Wissenschaftliche Buchgesellschaft (WBG)

·         ISBN-13: 978-3806238839

·         #SpieldesLebens

 

Mitreißend, lebendig, kurzweilig – absolut lesenswert!

  

„Vor über Hunderttausenden von Jahren nahmen unsere Vorfahren die Welt so wie sie sie vorfanden.“ Ein wichtiger, ein entscheidender Satz, über den sich auch trefflich diskutieren lässt, denn das einfache Hinnehmen dessen, was ist, belässt die Welt in ihrem gegebenen Gleichgewicht, ohne Verletzung, Beschädigung, Zerstörung, verhindert allerdings auch jegliche nicht naturgegebene Weiterentwicklung. Auf jeden Fall ist dieser Satz die ideale Einleitung zu einer ganz besonderen und faszinierenden Geschichte der Menschheitsentwicklung, wie sie uns Alice Robert in „Spiel des Lebens“ vorlegt. Alice Roberts gelingt als Medizinerin, Paläontologin und Anthropologin durch ihre Mehrfachausbildung eine besonders faszinierende Rundumsicht. Sie nimmt den Leser auf durchaus unterhaltsame Weise mit auf eine Reise durch die Entwicklungsgeschichte der Menschheit, der Zivilisation, indem sie anhand von 10 Beispielen aufzeigt, was geschieht, wenn der Mensch beginnt, die Natur sich untertan zu machen, Pflanzen gezielt zu züchten, Tiere zu zähmen, wie sich über die Jahrhunderte hinweg neue Bedingtheiten entwickeln, wenn jeder Bereich der Natur, ob Fauna, ob Flora oder Menschheit, nach seinem Vorteil strebt und seine Umwelt und seine Kooperationen entsprechend ausrichtet. Dass aus dieser Vorteilsentwicklung nicht nur Gutes entstand, sehen wir in der Entwicklungsgeschichte und deutlicher noch in der Befindlichkeit unserer gegenwärtigen Welt, in der so Vieles aus den Fugen geraten ist.

 

Das Buch ist so mitreißend und lebendig geschrieben, so kurzweilig zu lesen, profundes Wissen so gut verständlich vermittelnd, dass ich es jedem, wirklich jedem Leser ans Herz legen möchte. Denn erst durch ganzheitliches Verstehen der Entwicklung der Welt, zu dem uns Alice Roberts auf großartige Weise verhilft, haben wir – vielleicht – noch eine Chance, durch eine bewusste Verbindung von uraltem traditionellem Wissen und den Kenntnissen unserer modernen „Kultur“, also insgesamt gesehen durch mehr Wissen, Respekt,  Achtung und Achtsamkeit unserer Welt neu und vor allen Dingen viel, viel sorgsamer zu begegnen.

 

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Kate Penrose

Nachts schweigt das Meer

 

 

·         Seitenzahl der Print-Ausgabe: 464 Seiten

·         Verlag: FISCHER E-Books

·         #NachtsschweigtdasMeer

 

 

Zuviel Kälte und Sturm

 

Die Scilly-Inseln waren mir vor Lektüre dieses Kriminalromans völlig unbekannt. Im Internet sah ich traumhaft schöne Bilder von  wunderbaren Stränden, von blauem Meer und blauem Himmel. Im Buch jedoch war nichts zu finden von solch einem Touristen-Sehnsuchtsort. Von Anfang bis Ende des Buches fror ich, und daran war nicht allein das Wetter schuld.

 

Worum geht es? Der Verlag beschreibt es so: „Detective Inspector Ben Kitto wollte bei seiner Rückkehr auf die Scilly-Inseln vor Cornwall eigentlich nur eines: zur Ruhe kommen. Seinem Onkel beim Bootsbau helfen, sich vom Inselwind den Kopf freipusten und London hinter sich lassen. Soweit der Plan. Doch bereits bei der Ankunft auf seiner Heimatinsel Bryher wird die 16-jährige Laura Trescothick vermisst und kurz darauf ermordet aufgefunden. Ben meldet sich freiwillig, die Ermittlungen zu übernehmen, aber bald hat er mehr Verdächtige, als ihm lieb ist. Darunter auch Menschen, die er sein Leben lang kennt und die ihm viel bedeuten. Denn in der kleinen Inselgemeinschaft auf Bryher gibt es dunkle Geheimnisse. Und der Täter kann jederzeit erneut zuschlagen.“

 

Es fällt mir schwer, dieses Buch fair zu beurteilen. Denn zu viel gab es, das mir persönlich nicht gefallen hat. Und doch gab es objektiv betrachtet wiederum auch gute Aspekte, die Erwähnung finden sollten, so zum Beispiel die großartigen Landschafts- bzw. Naturbeschreibungen, deren Eindringlichkeit kaum zu überbieten ist. Man spürt, dass die Autorin die Insel Bryher in ihrer Besonderheit ganz genau kennt. Auch die Tatsache, dass auf dieser Insel nur 83 Menschen wohnen und sich damit ein sehr eigenes Inselleben entwickelt hat, schildert die Autorin nachvollziehbar intensiv. In der Tat der ideale Hintergrund für einen Krimi. Also kurzum: ein Krimi mit viel Atmosphäre, für mich jedoch mit zu viel Atmosphäre. Mit zu viel Sturm und Kälte. Mit zu vielen Verdächtigen. Mit zu vielen Boots- und Fährfahrten. Mit zu vielen Wegen durchs Dorf. Mit einer so langsamen Erzählweise, mit einer so langsamen Ermittlungsarbeit, dass kaum je Spannung aufkommt. Überhaupt Erzählweise: Der Ermittler als Ich-Erzähler und dazu noch im Präsens, das macht den Krimi leider irgendwie noch langatmiger. Denn die Chance, die in einer solchen Schreibweise steckt, wurde leider so gut wie gar nicht genutzt, weil Ben Kitto nur nüchtern berichtet, weitgehend emotionslos, vor allen Dingen kaum reflektierend, der Leser kann an den Gedanken und Gefühlen des Protagonisten kaum teilnehmen, was zu der gewählten Form eines Ich-Erzählers nicht passt. Psychologisch nicht nachvollziehbar ist Bens Umgang mit dem Hund Shadow, ebenso wenig wie seine Nicht-Reaktion auf die Erkrankung von Clare.

 

Fazit: Ein sehr entschleunigter Krimi mit manchen Stärken und etlichen Schwächen

 

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Axel Milberg

Düsternbrook

 

 

·         Gebundene Ausgabe: 288 Seiten

·         Verlag: Piper

·         ISBN-13: 978-3492059480

·         #Düsternbrook

 

Eine gelungene literarische Collage

 

Kurzweilig ist dieses Buch und leicht lesbar. Ein Buch für zwischendurch sozusagen. Doch Leichtigkeit darf nicht mit Belanglosigkeit gleichgesetzt werden. Denn das Buch hat es tatsächlich in sich.

 

Wir begleiten Axel von der Kindheit bis ins Studentenleben und zur Aufnahme in der Schauspielschule. Wir folgen diesem Werdegang anhand von Erinnerungssplittern, anhand von Momentaufnahmen, die bruchstückhaft auftauchen und als unvollständige Puzzle-Teile erzählt werden. Dies geschieht in einem ganz eigenen Sprachstil, sehr reduziert, dabei punktgenau, mit dem gelegentlich aufblitzenden unterkühlten Humor des Norddeutschen. Es ist eine Lust, als Leser diese Lebenssplitter einzusammeln und der Entwicklung des jungen Axel zu folgen. Dem Autor ist die große Kunst gelungen, sehr genau die Sichtweisen des Kindes in Sprache umzusetzen. So wie sich dem Heranwachsenden neue Erlebnisse in ihrer eigenen Bedeutsamkeit eröffnen, so erweitert sich auch mit zunehmendem Alter die Sprache. Hier schreibt nicht ein wissender Erwachsener über sein Kind-Sein, sondern die gesammelten altersgemäßen und unzensierten Erinnerungsfetzen sprechen für sich selbst. Wir erleben die Gabe des Kindes, sich in träumerischer Weise das Überleben in einer nicht gerade warmherzigen Familie zu sichern. Mit großer Fantasie rückt Axel seine Welt für ihn passend zurecht, und liebenswert-komische Zeitgenossen, wunderbar beschrieben, übernehmen zeitweise die Führungsrolle bei der Suche nach dem Wohin. All das wird durch die kurzen Sequenzen, durch das nicht-lineare Erinnern für den Leser spürbarer und ehrlicher, weil hier eben nicht ein Erwachsener die Erinnerungen zurechtrückt, zurechtbiegt, in einen eitlen Konsens bringt. Es gibt im Buch auch sehr verstörende Puzzle-Teile, die scheinbar nicht ins Gesamtbild passen, aber eben nur scheinbar. Denn auch sie haben ihre eigenen Auswirkungen,  tragen vielleicht sogar dazu bei, dass Axel letztlich seine Heimatstadt verlässt.

 

Das Buch wirkt  lange nach, obwohl oder vielleicht gerade weil es in dieser wohltuend-zurückhaltenden Weise geschrieben ist. Hier pflegt nicht ein Schauspieler seine Eitelkeiten, sondern es hat ein feinsinniger Mensch seine eigene Sprache gefunden, unaufdringlich-eindringlich. Das ist Literatur.

 

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Jane Gardam

Bell und Harry

 

 

·         Gebundene Ausgabe: 192 Seiten

·         Verlag: Hanser Berlin

·         ISBN-13: 978-3446261990

·         #BellundHarry

 

Poetisch schön

 

1981 wurde dieses Buch bereits geschrieben; in diesem Jahr  war die Autorin 53 Jahre alt. Das erscheint mir insofern bedeutsam, als die Autorin in dem vorliegenden Buch auf ganz feine, einfühlsame Weise in die Erlebniswelt zweier kleiner Jungen schlupft und uns aus deren Sicht die Geschichte erleben lässt.

 

Die Familie Batemans aus London, insbesondere der etwas nervöse Vater, sehnt sich nach Ruhe und Erholung. Und so mieten sich die Batemans ein in einem alten, leer stehenden Bauernhaus, das der Bauernfamilie Teesdales, den Eltern des 8-jährigen Bell, gehört. Harry, der jüngste Sohn der Batemans, lernt nach einer Weile den Bauernsohn Bell kennen, und nach und nach freunden sich die beiden Jungen an. Je mehr sie gemeinsam erleben, je mehr teils riskante Abenteuer sie gemeinsam bestehen, je mehr Sommer sie miteinander verbringen, desto enger wird ihre Freundschaft. Was den Erwachsenen erst nach vielen, vielen Jahren gelingt, nämlich die Überbrückung der unterschiedlichen Lebenswelten der Städter und der Bauern, das schaffen Harry und Bell ganz mühelos.

 

Es ist ein leises Buch, das ganz ruhig und friedlich erzählt. Und irgendwie, man weiß gar nicht so recht wie, entsteht beim Lesen ein entspanntes, wohliges Urlaubsgefühl. Der Zauber der Kindheit, der Zauber einer stillen Landschaft macht sich im Leser breit. Man genießt die geschilderte Natur, man amüsiert sich über komische, schrullige, liebenswerte Dorfbewohner und kann die Missverständnisse zwischen Städtern und Bauern nachvollziehen. Man hat beim Lesen das Gefühl, als säße Jane Gardam mit weißem Haar im Ohrensessel und erzählte uns Zuhörern sehr lebendig von früher,  vom Zauber der Kindheit. Poetisch schön.

 

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Domenico Dara

Der Postbote von Girifalco

 

 

·         Gebundene Ausgabe: 480 Seiten

·         Verlag: Kiepenheuer&Witsch

·         ISBN-13: 978-3462051711

·         #DerPostbotevonGirifalco

 

Welch ein anrührender Roman

 

Der Postbote von Girifalco ist ein liebenswerter Sonderling, der viel verborgene Traurigkeit in sich trägt und der Trost für sich selbst und für andere Bewohner des kleinen Örtchens findet, indem er erst zaghaft, dann immer mutiger beginnt, Schicksal zu spielen. „Er konnte die leeren Taschen seiner Existenz mit Fragmenten aus dem Leben anderer füllen…“

 

Vom Verlag wird der Inhalt sehr schön angekündigt: „Süditalien 1969. Im verschlafenen Girifalco geht alles seinen gewohnten Gang – die anstehenden Kommunalwahlen sind schon das Aufregendste, was auf absehbare Zeit zu erwarten ist. Doch im Geheimen zieht ein guter Geist die Fäden, ohne dass die anderen Dorfbewohner es ahnen: Denn der Postbote des Ortes ist ein melancholischer Einzelgänger, der die Philosophie liebt und Zufälle sammelt – und nebenbei heimlich in den Briefverkehr des Dorfes eingreift. So versucht er, den Dingen die richtige Richtung zu geben. Unglücklich Liebende werden zusammengeführt, politische und amouröse Betrugsversuche verhindert, und Mütter bekommen plötzlich Post von ihren in der Ferne verschollen geglaubten Söhnen. Der Postbote von Girifalco scheint sich in seinem zurückgezogenen Dasein eingerichtet zu haben – bis ein mysteriöser Brief aus der Vergangenheit auftaucht, der das Dorfleben im Allgemeinen und seines im Besonderen gehörig ins Wanken bringt.“

 

Die Geschichte wird auf eine so beschwingte und feinfühlige Weise erzählt, in einer mitunter fast lyrisch anmutenden Sprache, dass man mit ganz großem innerem Mitgefühl liest und liest. Man genießt die pittoresk geschilderten Momentaufnahmen eines früheren, ursprünglichen Italiens, man liebt die Einwohner, die oftmals schrullig, immer aber auf irgend eine Weise besonders sind, und man liebt den Postboten, der so unnachahmlich über den Zufall und das Schicksal nachdenken kann, der letztlich in dem sicheren Bewusstsein, das Notwendige zu tun, gesetzte Grenzen überschreitet und gerade dadurch seine Seinsberechtigung erfährt.

 

Das Buch ist eine wunderbare Schulung der Fähigkeit, scheinbar Unzusammenhängendes in seinen Zusammenhängen zu sehen. Nach Lektüre des Buches ist man vielleicht achtsamer, genauer in seinen Wahrnehmungen. Ein anrührend-schönes Buch!

 

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Harald Jöllinger

Marillen & Sauerkraut

 

 

·         Gebundene Ausgabe: 208 Seiten

·         Verlag: Kremayr & Scheriau

·         ISBN-13: 978-3218011563

·         #MarillenundSauerkraut

 

„Weil alle Leute gemeinsam immer depperter werden, merken sie’s nicht.“

 

Mehr ist eigentlich gar nicht mehr zu sagen über das Buch, oder doch? Weil eigentlich habe ich das Buch gar nicht gelesen, obwohl es vor mir liegt, mit Lesebändchen sogar, und aufgeschlagen. Kaum hatte ich mit den ersten Zeilen begonnen, da wirkt er schon, der Marillenschnaps. Und ich finde mich in einem Beisl, und da sitzt der Harald Jöllinger mir gegenüber mit seinem Bier, schaut hinterkünftig und erzählt und erzählt und hat seinen Spaß. Vielleicht heißt er auch in echt Helmut Qualtinger. Auf jeden Fall stammt er in direkter Linie ab von Alfred Polgar und den vielen weiteren österreichischen Schreibern, die ihr Hirn als Waffe benutzt haben. Ganz sicher. Denn so bös-lustig, wie der Harald Jöllinger den Spiegel vorhält, das können nicht viele. Eine Übersetzung tät ich manchmal brauchen, aber da schau, da gibt es ja sogar ein Glossar. Jetzt weiß ich auch, was „blad“ heißt. Und der Jöllinger erzählt weiter. Es freut ihn, dass ich seinen musikalischen Zanussi so sehr mag. In was sich der Jöllinger alles hineindenken kann, Respekt.  Schon allein, was die (ganz und gar nicht) hinige Puffn erzählt, dass sie fast schon romantische Gefühle kriegt, oder dass eine Gelse einen sehr feinen Geschmackssinn hat. Hab ich noch nicht gewusst. Geschichten von vorn (schau mir in die Augen) und von hinten (schau mir auf den Hintern) erzählt mir der Harald Jöllinger, von marillensüß bis sauerkrautsauer, alles da. Wie ein Obdachloser so vor sich hin sinniert über die depperten Leut und den Schnee, also da gfriert mir auch alles. So schlimme Geschichten gibt es, so viel Einsamkeit, so viel Grausiges, in dem sich das Leben mancher Leute verheddert, nicht nur im Gummibaum. „Es rötet mir“ ist eine der schlimmsten Geschichten. Gut hinghört und gut hingschaut hat er, der Harald Jöllinger, und er denkt sich schwer was dabei, nix mit Schneckendenk. Er hat’s halt auch, das Hirn als Waffe.

 

Und am End all der Gschichten, da hab ich gschaut, dass ich fortkomm, nicht dass der Harald Jöllinger mich plötzlich so anschaut wie all die anderen Leut, und dann anfängt zu erzählen von einer depperten Alten, die ihm von Anfang bis Ende zughört hat und ihm begeistert auf den Leim gegangen ist…

 

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Grit Landau

Marina, Marina

 

 

·         Broschiert: 400 Seiten

·         Verlag: Droemer HC

·         ISBN-13: 978-3426281994

·         #MarinaMarina

 

Über die Unausweichlichkeit des Schicksals

 

Das Buch kommt wie der Wolf im Schafspelz daher. Es verlockt mit einem Cover, das Urlaubsgefühle vermittelt und mit urlaubsmäßigen Szenen Anfang der sechziger Jahre, als für die Deutschen Italien und Urlaub zusammengehörten und der Schlager „Marina, Marina“ durch alle Radiokanäle klang. Und so lehnte ich mich beim Lesen entspannt zurück, erinnerte mich an meine eigene Kindheit in dieser Zeit, an die aufregende Besonderheit, im Ausland Urlaub zu machen, die erste Begegnung mit Strand und Meer. Die Autorin schildert in sehr stimmungsvollen Momentaufnahmen das italienische Lebensgefühl dieser Zeit in einem kleinen Ort, in dem der junge Nino die Mutter seines besten Freundes heimlich und heftig anbetet, die schöne Angebetete namens Marina jedoch eine leidenschaftliche Affäre beginnt mit einem Mann, dessen Identität wir zwar ahnen, aber erst viele, viele Seiten später erfahren sollten. So beginnt eine Zeitreise durch die Jahre 1960 – 1968, lautmalerisch jeweils eingeleitet durch einen für dieses Jahr typischen Hit. Das Schicksal jedoch wirkt schier unausweichlich, und der Leser wird in dieses Spinnennetz des Lebens und Liebens immer mehr hineingezogen. Je weiter man sich lesend in den Schicksalsfäden der verschiedenen Familien verstrickt, umso mehr verlassen uns die anfänglichen urlaubsleichten Gefühle, bis hin zu diesem entsetzlichen Rückblick in das Jahr 1944.

 

Die Autorin hat mich über die Maßen überrascht. Anfänglich plätschert das Buch so dahin, in wechselnd zusammengestellten Szenen unterschiedlicher Intensität erleben wir jugendliche Irrungen und Wirrungen und die Hitze des Sommers und der Gefühle. Dann aber offenbart das Buch zunehmend seine wahre Kraft, denn dramatische Geschehnisse, intensiv geschildert, treffen den Leser mit voller Wucht. Die Autorin beobachtet mit scharfen, geradezu indiskreten Augen die Menschen und ihre Verstrickungen, ihre Hoffnungen, Sehnsüchte und ihr Scheitern, ohne Stellung zu beziehen. Es geschieht was geschieht.

 

Ein Buch, so vielseitig und unvorhersehbar wie das Meer. Still dümpelnde Wellen, die harmlos im Gleichmaß am Strand auslaufen, dann auf einmal gewaltige, kraftvolle, brüllend laute Wellen, die alles verschlingen wollen. Der Rhythmus des Meeres ist der Rhythmus des Lebens: unausweichlich. Überhaupt: Unausweichlichkeit scheint mir die Botschaft des Buches, die Unausweichlichkeit der Gefühle, aber auch die Unausweichlichkeit eines Schicksals, das uns sowohl trägt als auch zerstört, so wie das Meer, unaufhaltsam.

 

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Katja Reider, Sabine Straub

Hops  & Holly – Die Schule geht los

 

 

·         Gebundene Ausgabe: 112 Seiten

·         Verlag: Esslinger in der Thienemann-Esslinger Verlag GmbH

·         ISBN-13: 978-3480234509

·         Vom Hersteller empfohlenes Alter: 5 - 7 Jahre

·         #HopsHollydieSchulegehtlos

 

Heile  Hasenwelt

 

Mama Hase im Morgenmantel spart nicht mit Ermahnungen und Papa Hase, ganz modern, serviert Buttermöhrchen zum Frühstück. Denn heute ist ein besonderer Tag: Hops und Holly, die Hasenzwillinge, haben ihren ersten Schultag. Natürlich nicht, ohne vorher sämtliche Hasenzähnchen ordentlich geputzt zu haben. Dann kann der aufregende neue Lebensabschnitt beginnen zusammen mit den Freunden Bommel, Pumpernickel, Murmel und Rosinchen, mit Schulleiterin Frau Dr. Kohl-Rabi und dem Klassenlehrer Franz Blütenkranz... 

Dieses zauberhafte Kinderbuch enthält 10 vergnügliche Geschichten für das Erstlesealter bzw. zum Vorlesen ab 5 Jahre rund um das Thema Schule. Wer kennt nicht aus seiner eigenen Kindheit das Buch „Die Häschenschule“. Thematisch erinnert das vorliegende Buch an diesen Klassiker, jedoch ist der Text moderner, der alltäglichen Erlebniswelt der heutigen Kinder in Sprache und Thematik angepasst. Und genau hier kommt auch mein einziger Kritikpunkt: Das umgangssprachliche, maulige „manno….“ kommt nervig oft im Text vor. Unnötig! 

Schule wird nicht nur als ein Ort des Lernens nähergebracht, sondern wir erfahren in den Geschichten auch viel über Freundschaft, über Zusammenhalt, über achtsames Miteinander. Der frische, lebendige, vergnügliche Schreibstil lässt sich wunderbar vorlesen. Aber auch die Leseanfänger kommen aufgrund der etwas größeren Schrift und der relativ kurzen Sätze gut zurecht. Die liebevolle Ausstattung ist besonders hervorzuheben. Da gibt es ein Lesebändchen, an dessen Ende eine ganz altmodische Schreibtafel mit Schwämmchen hängt. Das feste Papier der Seiten hält auch vielem Umblättern gut stand. Und ganz wunderbar finden sich auf nahezu jeder Seite farbige Illustrationen. Apropos Illustrationen: Sabine Straub versteht es meisterhaft, in ganz klassischem Malstil die Geschichten detailreich und liebevoll zu illustrieren. So manch ein Erwachsener mag die Illustrationen altmodisch nennen, aber Kinder lieben diese Bilderwelt, in der es viele Einzelheiten zu entdecken gibt und in der ausdrucksstarke Häschenkonterfeis die jeweiligen Gefühlsregungen unmissverständlich zum Audruck bringen. Ja, es wird eine heile Welt gezeigt, sowohl erzählend als auch bildgestalterisch, aber genau das tut der Kinderseele gut, die vor dem aufregenden Beginn eines neuen Lebensabschnittes steht, der möglicherweise mit Unsicherheit, vielleicht sogar Angst besetzt ist. Denn Hops und Holly zeigen mit ihrer liebenswerten, lebendig-fröhlichen Weise, dass Schule gar nicht schlimm ist…

 

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Steffi Hochfellner

Komme, was Wolle

 

 

·         Broschiert: 448 Seiten

·         Verlag: Knaur TB

·         ISBN-13: 978-3426523742

·         #KommewasWolle

 

Allmächd…

 

Angelockt wurde ich durch die Verlagsankündigung und die darin enthaltenen Reizwörter wie „Nürnberg“ oder „Wolle“ oder „eigener Laden“, doch meine Erwartungen an das Buch waren nicht besonders hoch. In völliger Unkenntnis der Autorin war ich von einem mäßig gut, vielleicht sogar eher laienhaft geschriebenen Buch ausgegangen, nett angereichert mit ein paar kreativen Ideen. Aber bereits nach wenigen Seiten Lektüre hatte sich Steffi Hochfellner völlig überraschend mitten in mein fränkisches Herz geschrieben und ich konnte nicht mehr aufhören zu lesen.

 

Worum geht es? Der Verlag beschreibt es so: „Die 34-jährige Franzi ist begeistert, als sie das Haus ihrer Großtante Gerlinde erbt, nebst dazugehörigem Kurzwarenladen und einem vorlauten Entenpaar. Mit Sack und Pack zieht sie von Nürnberg nach Ostfriesland – und stellt fest, dass erstmal gründlich saniert werden muss. Zum Glück kann sie auf die Hilfe einer patenten Rentner-Truppe und ihrer neuen Freunde Rieke und Joost zählen. Schnell rückt der Termin zur Neueröffnung der „Wunderkiste“ näher, doch immer wieder kommt es zu gemeinen Sabotageakten. Missgönnt jemand Franzi ihren Traum? Eins ist jedoch klar: Aufgeben gilt nicht!“

 

Zugegebenermaßen: Die erzählte Geschichte ist nicht anspruchsvoll, sie ist leicht lesbar, ein wenig klischeehaft, und sie geht märchenhaft gut aus. Aber wer will nicht zwischen all den schweren und problembehafteten Lektüren auch einmal etwas lesen, was einfach „nur“ unterhält? Steffi Hochfellner schreibt frisch und lebendig. Man erlebt mit ihrer sympathischen Heldin Franzi hautnah deren Gefühlsirrungen und –wirrungen, ist mit ihr fröhlich, traurig, mutig, verzagt oder hoffnungsfroh. Die Geschichte bleibt dabei stets spannend, denn manche rätselhaften Vorfälle erklären sich tatsächlich erst gegen Ende des Buches. Dass Hilfsbereitschaft und Zusammenhalt Grundpfeiler des guten menschlichen Miteinanders sind, lässt uns die Autorin auf herzerwärmende Weise erleben. Aber auch, dass dem Ausleben von Kreativität eine besondere Kraft innewohnt, wird dem Leser auf durchaus ansteckende Weise nahe gebracht. Die als Bonus im Buch angefügten 15 Anleitungen in verschiedensten Techniken sind außerordentlich detailliert und sorgfältig ausgearbeitet und entsprechend gut nachzuarbeiten.

 

Fazit: Ein frisch-lebendig und warmherzig erzählter Roman, tierlieb, menschenfreundlich, amüsant, eine Brücke schlagend zwischen Süd und Nord. Ich habe mich als gebürtige Nürnbergerin und langjährige Wollgeschäft-Inhaberin bestens unterhalten gefühlt mit Weggla, Gniedla und Ostfriesentee , mit vollen Wollregalen, Entennachwuchs, schwierigen Nachbarn und gestrickten Mützen. Sehr empfehlenswert!

 

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Nicci French

Blutroter Sonntag

 

 

·         Broschiert: 448 Seiten

·         Verlag: C. Bertelsmann Verlag

·         ISBN-13: 978-3570103166

·         Originaltitel: Sunday Morning Coming Down

 

Professionell geschrieben, guter Plot, mäßige Spannung

 

 Bei dem vorliegenden Buch handelt es sich um den siebten und vorletzten Band rund um die Psychotherapeutin Frieda Klein. Für mich war es das erste Buch von Nicci French. Insofern habe ich es ganz unbefangen gelesen. Das Buch wird vom Verlag angekündigt als ein „atemloser Thriller“. Nun, als atemlos habe ich ihn nicht empfunden. Spannend, das ja, aber nicht zum Nägelkauen spannend.

 

Worum geht es? Der Verlag beschreibt es so: „In dem gemütlichen Heim von Psychoanalytikerin Frieda Klein wird die Leiche eines Privatdetektivs gefunden. War Friedas Erzfeind und obskurer Beschützer Dean Reeve der Mörder? Dann überschlagen sich die Ereignisse: Jemand trachtet Frieda nach dem Leben, doch zuvor versucht er sie einzuschüchtern. Ihre Nichte Chloe, Freund Jack, der schwer krebskranke Reuben und Josefs kleiner Sohn – sie alle werden Opfer von Anschlägen. Die Polizei tappt im Dunkeln, aber Frieda ist bald klar, dass die Verbrechen nicht Reeves Handschrift tragen. Doch wer ist der Unbekannte, der ihm nacheifert?“

 

Eigentlich ist der Plot durchaus so angelegt, dass er die versprochene atemlose Spannung auslösen könnte. Aber mir scheint, dass das Autorenduo (Nicci French = Nicci Gerrard und Sean French) sich selbst ausbremst, indem es sich immer wieder verliert in detailverliebte, fast ausufernd zu nennende Beschreibungen der Personen, ihrer Persönlichkeiten und der Örtlichkeiten. So gewinnt man einerseits sehr plastisch-lebendige Kopfbilder, verliert aber andererseits streckenweise den packenden Drang, weiter- und weiterzulesen, wie ich es mir eigentlich von einem Thriller erwarte. Psychologisch präzise wird die Psyche eines Täters gemalt, dessen Hybris auf dem Boden fehlenden Selbstbewusstseins ins Irreale gewachsen war. Dieses Thema hat mir gut gefallen. Und so habe ich das Buch gern und zügig gelesen. Geschickt ist das Ende des Buches so angelegt, dass man unbedingt auch den 8. Band rund um die Psychotherapeutin Frieda Klein lesen möchte.

 

Fazit: Ein professionell geschriebener Thriller mit gutem Plot, aber nur mäßiger Spannung.

 

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Alessandro Piperno

Wo die Geschichte endet

 

 

·         Gebundene Ausgabe: 304 Seiten

·         Verlag: Piper

·         ISBN-13: 978-3492058681

·         #WodieGeschichteendet

 

Ein feiner, ein großer Roman

 

Das Cover setzt den Titel des Buches auf besondere Weise bildhaft um: Das Ende eines Mahls, verstreute Brösel, halbleere Gläser, die weißen Mäuse tanzen auf dem Tisch… Wie soll ich nur dieses besondere Buch beschreiben?

 

Mit dem Inhalt mache ich es mir leicht und greife auf den Verlagstext zurück: „Vor sechzehn Jahren musste Matteo aus Rom fliehen, nun kehrt er zurück. Gekonnt pariert er alle Angriffe seiner Ehefrauen – Nummer vier verlangt seine sofortige Rückreise in die USA, Nummer zwei hat noch immer nicht die Scheidung eingereicht –, während seine Kinder die ganze Härte des bürgerlichen Lebens trifft: Martina findet nach einem Kuss nicht in ihre Ehe zurück, und Giorgio hat alle Hände voll zu tun, seit die feine Gesellschaft Roms in seinem Restaurant ein und aus geht. Als ein Unglück sie alle ins Bodenlose stürzt, verkehrt sich die Posse in eine handfeste Tragödie.“

 

Aber ist der Inhalt tatsächlich das Wichtigste an diesem Buch? Die Menschen, die man kennenlernen darf, sind wichtig, das ja, aber nicht unbedingt in ihren Interaktionen, sondern vielmehr in der Art und Weise, wie sie uns vorgestellt werden. Da ist zum Beispiel Federica Zevi, von der es heißt, sie sei „wie ein Jaguar aus dritter Hand, den die Vorbesitzer regelmäßig haben warten lassen“. Wichtiger als der Inhalt ist mir an diesem Buch demnach eindeutig der Schreibstil. Was für eine wunderbar sorgsame Sprache, samtweich in ihren Wortwendungen und dabei pfeil-genau treffend. Ich habe das Buch „sorgsam“ gelesen, langsam, manche Wendung sogar laut und mehrmals, weil sie sich so schön anhören, so zart und warm, wie sich das Fell von Perserkatzen anfühlt, doch mit darunter lauernden Krallen. Was für eine Schreibekunst: Genau in dem Moment, an dem man sich der Weichheit samtiger Worte hingeben möchte, trifft man auf die untergemixte feine, kleine Prise Humor, gewachsen aus messerscharfer Beobachtung und bildgenauer Beschreibung. Manchmal hatte ich das Gefühl, in einem Roman aus dem 19. Jahrhundert gelandet zu sein, so nach innen gekehrt und gefühlvoll wird erzählt. Dann aber wird mit einer einzigen Redewendung die Romantik spröde zerstört. Die Menschen sind allesamt getragen von ihrer Sehnsucht, Wunsch und Möglichkeit deckungsgleich zu bringen, und sie werden in ihrer individuellen Unausweichlichkeit gleichermaßen klar-präzise und zärtlich beschrieben. Was folgerichtig und konsequent berichtet wird, zerfällt – fast unmerklich – immer mehr und mehr in seine Einzelteile, bis die individuelle und die gemeinsame Geschichte der Protagonisten in einer dramatischen Wendung zerbricht,  wobei Matteo, dieser Gesetzlose, dieser Exzentriker, dieser Blender, auch im Zerfall das Epizentrum ist und bleibt. Wie heißt es im Buch so schlicht: „Eine Geschichte endet, wenn einer der beiden nicht mehr mitmacht.“ So einfach, so schwer…

 

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Charlotte Link

Die Suche

 

 

·         Audible Hörbuch

·         Spieldauer: 18 Stunden und 41 Minuten

·         Version: Ungekürzte Ausgabe

·         Verlag: Random House Audio, Deutschland

·         #DieSuche

 

Ein absoluter Hörgenuss!

 

Die Bücher von Charlotte Link sind für mich seit Jahren eine Garantie auf spannende, gut geschriebene Unterhaltung. Hörbücher dagegen sind seit jeher schwierig für mich, da mich beim Hören oftmals die Konzentration verlässt. Insofern ließ ich mich mit sehr gemischten Gefühlen auf die vor mir liegenden 14 ½ Stunden Hörbuch ein. Und was soll ich sagen: Die Schreibekunst der Autorin ging mit der Lesekunst der Schauspielerin Claudia Michelsen eine so ideale Verbindung ein, dass mich die Spannung und Konzentration von Anfang bis Ende nie verließen.

 

Der Inhalt wird vom Verlag so vorgestellt:  „In den Hochmooren Nordenglands wird die Leiche der ein Jahr zuvor verschwundenen 14-jährigen Saskia Morris gefunden. Kurze Zeit später wird ein weiteres junges Mädchen vermisst, die ebenfalls 14-jährige Amelie Goldsby. Die Polizei in Scarborough ist alarmiert. Treibt ein Serientäter sein Unwesen? In den Medien ist schnell vom Hochmoor-Killer die Rede, was den Druck auf Detective Chief Inspector Caleb Hale erhöht. Auch Detective Sergeant Kate Linville von Scotland Yard ist in der Gegend, um ihr ehemaliges Elternhaus zu verkaufen. Durch Zufall macht sie die Bekanntschaft von Amelies völlig verzweifelter Familie und wird zur unfreiwilligen Ermittlerin in einem Drama, das weder Anfang noch Ende zu haben scheint. Und dann fehlt erneut von einem Mädchen jede Spur...“

 

Das Buch lebt besonders von der detaillierten psychologisch stimmigen Ausgestaltung der Protagonisten, allen voran Kate Linville, Beamtin des Scotland Yard, aber natürlich auch von dem äußerst geschickt komponierten Plot und den atmosphärisch und farbig gezeichneten Landschaften und Stimmungen. Die fesselnde, undurchsichtige Geschichte nimmt so manche überraschende Wendung, und man bleibt sehr, sehr lange völlig im Unklaren. Claudia Michelsen liest klar, einfühlsam und stets so, als sei sie immer wieder selbst überrascht vom Geschehen. Für mich ein rundum empfehlenswertes Hörvergnügen!

 

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Dolores Redondo

Alles was ich dir geben will

 

 

·         Gebundene Ausgabe: 608 Seiten

·         Verlag: btb Verlag

·         ISBN-13: 978-3442757657

 

600 Seiten Lesegenuss pur

 

Über dieses Buch kann ich nur schwärmen. Was für ein wunderbarer und kluger Roman! 600 Seiten prall voll, und jede einzelne Seite ein Lesegenuss!

 

Der Verlag kündigt das Buch so an: „Als der Schriftsteller Manuel Ortigosa erfährt, dass sein Mann Álvaro bei einem Autounfall ums Leben gekommen ist, eilt er sofort nach Galicien. Dort ist das Unglück passiert. Dort ist die Polizei auffallend schnell dabei, die Akte zu schließen. Dort stellt sich heraus, dass Álvaro ihn seit Jahren getäuscht und ein Doppelleben geführt hat. Doch was suchte Álvaro in jener Nacht auf einer einsamen Landstraße? Zusammen mit einem eigensinnigen Polizisten der Guardía Civil und Álvaros Beichtvater stellt Manuel Nachforschungen an. Eine Suche, die ihn in uralte Klöster und vornehme Herrenhäuser führt. In eine Welt voller eigenwilliger Traditionen – und in die Abgründe einer Familie, für die Ansehen wichtiger ist als das Leben der eigenen Nachkommen.“

 

Dieser Roman ist so Vieles:  ein großer Familienroman, eine einfühlsame Charakterstudie, er ist ein spannender Kriminalroman und er ist auch eine Hommage an Galicien und seine besonderen Bewohner. Er ist so vielfältig, wie Menschen und deren Gefühle im Guten wie im Schlechten nur sein können, und er ergreift den Leser mit Haut und Haaren. Bewundernswert, wie die Autorin es schafft, all die feinen Gesten der Interaktion und Kommunikation zu schildern, die weit über das tatsächlich Gesagte hinausgehen. Jede einzelne Sequenz, jede einzelne Szene ist detailreich-liebevoll und feinfühlig auserzählt, und der Leser sieht, hört, riecht und schmeckt alles Geschilderte, als sei er unmittelbar dabei. Selbst das geradezu opernhaft theatralisch anmutende Ende passt irgendwie in den Rahmen der großen Spannbreite zwischen Adel und Personal, zwischen Standesdünkel und Einfachheit. 

 

Rundum: „Alles was ich dir geben will“ ist ein Roman, wie er schöner nicht sein könnte: farbig, gefühlvoll, spannend, lebendig, klug, packend, malerisch – und niemals langweilig. Unbedingt lesen!

 

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Raffaella Romagnolo

Bella Ciao

 

 

·         Gebundene Ausgabe: 528 Seiten

·         Verlag: Diogenes

·         ISBN-13: 978-3257070620

 

Man muss sich einlesen

 

 

Das wunderschöne, ausdrucksstarke Cover in bester Diogenes-Tradition zeigt einen Ausschnitt aus dem Gemälde „Marguerite Kelsey“ von Meredith Frampton, einem Maler, der zwischen 1920  und 1940 als Porträtist wirkte. Leider setzte eine zunehmende Sehschwäche seiner präzisen Malerei ein frühes Ende. Marguerite Kelsey war ein zur damaligen Zeit bekanntes Künstlermodell, das insbesondere deswegen sehr beliebt war, weil es Haltung und Pose außergewöhnlich lang halten konnte. Gibt es eine Beziehung zwischen Cover und Roman? Der Inhalt wird vom Verlag einfach erzählt: „Giulia Masca kommt als gemachte Frau zurück in das Städtchen ihrer Kindheit, wo sie noch eine Rechnung offen hat. Vor fast fünfzig Jahren wurde sie hier von ihrer besten Freundin Anita und ihrem Verlobten hintergangen, weshalb Giulia die Flucht ergriff und sich in New York eine neue Existenz aufbaute. Nach einem halben Jahrhundert will sie Anita wieder treffen – wie werden sie sich gegenübertreten?“

 

Man erlebt im Buch die Zeit zwischen 1900 und 1946 (die wohl einzige Verbindung zum Cover-Bildausschnitt). Der Schwerpunkt des Buches liegt in den Schilderungen Italiens in einer Zeit der bittersten Armut und Ausbeutung. Hunger, Kriegsgemetzel, Partisanenkämpfe gegen Mussolinis‘ wachsender Faschismus, Tote und Verletzte bilden das Szenario. Weniger ausführlich dagegen erleben wir zeitgleich in den USA die Ausgrenzung italienischer Zuwanderer, ihren steten Kampf gegen Vorurteile und um Anerkennung.

 

Mit dem Buch habe ich mich teilweise schwer getan, denn es hat mich nicht wirklich gefangen genommen. Zu spröde war mir mitunter der Text, durch die Fülle an Namen und Begriffen zusätzlich lese-erschwerend. Man muss sich sehr konzentrieren, da die Autorin häufig springt zwischen den Handlungssträngen und Zeiten. Die Protagonisten werden kaum durch wörtliche Rede lebendig, der Leser erlebt sie mehrheitlich nur durch ihre Gedanken und Taten, wenngleich durchaus psychologisch nachvollziehbar. Was mir ausnehmend gut gefiel am Schreibstil der Autorin, waren ihre eindringlich-bildhaften Schilderungen sowohl von schrecklichen als auch von schönen Seiten des Lebens. Wunderbar zum Beispiel die Beschreibung der Hündin Nuxe mit einer „Schnauze mit weichen Falten, die aussieht wie ein Walnusskern, in dessen Mitte der feuchte Knopf der Nase versinkt wie der Steppstich in der Matratze…“ Und genau das bleibt mir als Urteil nach der durchaus nicht leichten Lektüre: Anspruchsvolle, teils anstrengende Lektüre, mit wunderbaren Passagen der Wortmalerei vom Feinsten. So detailliert wie die Arbeiten des Malers Meredith Frampton.

 

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Ralf Nestmeyer

Franken

 

 

·         Taschenbuch: 514 Seiten

·         Verlag: Müller, Michael, 8. Auflage 2019

·         ISBN-13: 978-3-95654-576-4

 

Eine unglaubliche Fülle an Informationen, übersichtlich gegliedert

 

 

Da liegt sie vor mir, die aktualisierte 8. Neuauflage des Reiseführers FRANKEN aus dem Michael Müller Verlag. Die sommerhimmelblau gehaltene Gestaltung des Covers mit dem stimmungsvollen Foto des Schloss Greifenstein und ganz besonders die Regenbogenfarben des Buchrückens fallen im Buchhandlungsregal deutlich auf.

 

Vorweg: Der Reiseführer ist nicht geeignet für Reise-Schnellkonsumenten, für Fast-Sightseeing, für oberflächliches Sehenswürdigkeiten-Sammeln. Der vorliegende Reiseführer fordert Zeit! So wie die Region Franken, will man sie wirklich entdecken, Zeit fordert. Der Verlagshinweis lässt erahnen, was uns alles erwartet: „Nicht nur romantische Gemüter geraten angesichts der zahllosen Burgen, Schlösser, Kirchen und historischen Stadtkerne ins Schwärmen. Und nicht nur eingefleischte Naturliebhaber sind begeistert von den dichten Wäldern im Spessart, den wildromantischen Tälern in der Fränkischen und Hersbrucker Schweiz, den herben Kuppen der Rhön oder der lieblichen Mainlandschaft. Ralf Nestmeyers Buch zur Region zwischen Spessart, Fichtelgebirge und Altmühl widmet sich einer der faszinierendsten Kultur- und Naturlandschaften Deutschlands. Breiten Raum nehmen die praktischen Informationen ein: Übernachten, Essen und Trinken (inkl. Biergärten und Weinstuben), Einkaufen und Verkehrsverbindungen. Und nicht zu vergessen eine Fülle von Wandervorschlägen. Ein Reiseführer nicht nur für auswärtige Besucher, sondern auch für Einheimische, die mehr über ihre Heimat erfahren wollen.“

 

Erst das ausführliche Studium dieses Reiseführers mit seiner geradezu unglaublichen Fülle an Informationen lässt mich erahnen, wie viel Entdeckenswertes ich als gebürtige Fränkin in den ca. 40 Lebensjahren, die ich in Franken lebte, versäumt habe kennen zu lernen! Und was ich unbedingt jetzt im Alter, sozusagen unter Führung von Ralf Nestmeyer, nachholen möchte. Ich bewundere den Autor, dem die sehr schwierige Gratwanderung zwischen möglichst umfassender Information zu den zahlreichen Interessensgebieten der Reisenden und dennoch übersichtlicher Darstellung gelungen ist. Sachlich-klar geschrieben, strukturiert, dennoch lebendig formulierend, mitunter auch einmal eine leise Kritik unterbringend, sehr persönlich eben. Das ist sein ganz eigener Stil, der seine Reiseführer so unverwechselbar macht. Rundum empfehlenswert!

 

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Kevin Brooks

Deathland Dogs

 

 

·         Seiten: 537

·         ISBN: 3423762365

·         Verlag: dtv Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG

·         Alter: ab 14

 

Sammlung langatmiger postapokalyptischer Grausamkeiten

 

Kälte, Hass, Grausamkeiten, Brutalität und keine Zeichensetzung – so sieht also ein Jugendbuch aus? Ich wüsste gerne, wie Vierzehnjährige urteilen, falls sie die 540 Seiten Finsternis und Langeweile überhaupt durchhalten.

 

Worum es geht: „Jeet ist ein sogenanntes »Dogchild«: Aufgewachsen bei den Deathland Dogs, lebt er seit einigen Jahren wieder unter den Menschen. Doch immer noch sind die Deathland Dogs für ihn seine eigentliche Familie, ihre Instinkte schlummern weiterhin in ihm. Als es zum Kampf zwischen seinen Leuten und dem benachbarten Clan der Dau kommt, soll Jeet sich mittels seiner als »Dogchild« erworbenen Fähigkeiten in die Siedlung der Dau einschleusen. Sein Auftrag: Material für den bevorstehenden Kampf sicherzustellen. Dadurch gerät er unversehens ins Zentrum des Konflikts und ist sich seines Lebens nicht mehr sicher. Doch für eine Flucht ist es bereits zu spät…“

 

Ja, es handelt sich um eine Dystopie, und zwar eine von der brutalsten Sorte. Die Geschichte spielt nach unserer Zeit, lange nach unserer Zeit. Die Welt, wie wir sie kennen, ist zerstört. Es gibt nur noch wenige Menschen, die sich im Überlebenskampf und auf der Suche nach Nahrung auf das Brutalste bekriegen. Und deren einziges Ziel erfolgreicher Kampf ist. Da mit der Zivilisation der Menschen auch jegliche Bildung verloren ging, können nur noch ganz wenige lesen und schreiben. Um dies „abzubilden“, wird im Buch auf jegliche Kommasetzung verzichtet. Naja, da kommt mir natürlich sofort der Gedanke, wer überhaupt noch heutzutage korrekte Zeichensetzung beherrscht… Abgesehen vom Inhalt bringen die etwas langatmige Erzählweise und die sehr detaillierten, jegliche Spannung vernichtenden Darstellungen keinerlei Lesespaß. Nein, diese Sammlung  sinnfreier postapokalyptischer Überlebenskämpfe ohne Zeichensetzung ist kein Jugendbuch. Aber es ist auch kein Erwachsenenbuch. Es ist meiner Meinung ein Buch, das das Lesen nicht wert ist.

 

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Pascal Engman

Der Patriot

 

 

·         Broschiert: 470 Seiten

·         Verlag: Tropen

·         ISBN-13: 978-3608503654

 

Grausam, erschreckend und seelenlos

 

Ein Buch ohne einen Funken Hoffnung, deprimierend, grausam, erschreckend, dabei irgendwie merkwürdig. Ja, in der Tat, merk-würdig. Merkwürdig in seiner Mischung aus brutalsten Thriller-Anteilen und den Versuchen des Autors, die äußerst aktuellen Themen des rechtslastigen Populismus, des Terrorismus und der zunehmenden Radikalisierung in seinen Ursprüngen und Auswirkungen nachvollziehbar darzustellen, gefällig verpackt in teils ausufernden Nebenstories. Dies ist ihm sehr uneinheitlich gelungen, wie ich finde.

 

Worum geht es? „In Stockholms Zeitungsredaktionen regiert die Angst. Drohungen gehören zum Alltag, populistische Meinungsmacher verschärfen die aufgeheizte Stimmung noch. Als eine junge Journalistin, die strikt für Meinungsfreiheit eingetreten ist, kaltblütig ermordet wird, werden die schlimmsten Befürchtungen plötzlich real. Nur Madeleine Winther, eine junge aufstrebende Nachrichtenredakteurin, bleibt davon merkwürdig unberührt und plant stattdessen ihre nächsten Schritte auf der Karriereleiter. Doch auch sie muss sich der Realität stellen, denn es bleibt nicht bei diesem einen Opfer. Der Täter, Carl Cederhielm, will Rache nehmen an allen, die dazu beitragen, dass seine Heimat Tag für Tag von Flüchtlingen überschwemmt wird. Sein Ziel sind die Medien, und gemeinsam mit zwei Gleichgesinnten eröffnet er die Jagd auf Journalisten. Es scheint, dass niemand die schwedischen Terroristen aufhalten kann. Doch dann taucht ein neuer Akteur auf der Bildfläche auf, der zum Äußersten entschlossen ist.“

Der Autor versteht es über die Maßen gut, Thriller-Spannung aufzubauen. Besonders packend  gelingen ihm die Schilderungen der extrem grausam-brutalen Szenen. Kurze Kapitel mit regelmäßig eingesetzten Cliffhangern tun ihr übriges. Wem es um spannende Thriller-Lesemomente geht, wird mit diesem Buch perfekt bedient. Jedoch schwächelt das Buch in einem wichtigen Bereich der Schreibekunst, nämlich in der Darstellung der Protagonisten. Der Autor ist nicht in der Lage, Menschen aus ihrem Inneren heraus und psychologisch nachvollziehbar zu schildern. Er beschreibt im Grunde nur ihr Handeln, nicht ihr Fühlen. Nicht einmal körperlicher Schmerz wird für den Leser nachfühlbar geschildert, geschweige denn seelisches Leid. Es fehlt an Emotionen, die den Leser wirklich ins Buch hineinziehen würden. Die Menschen bleiben blutleer, die Handlung nüchtern-sachlich. Nicht immer sind die Handlungsstränge logisch aufgebaut und bis zu Ende erzählt. Zu viele Teile der Geschichte verlaufen im Unbedeutenden. So gibt es allerlei Abschnitte, die sich sperrig, fast zäh, lesen lassen. Falsch verstandener Patriotismus, Fremdenfeindlichkeit, Radikalisierung – der Autor will uns sicher diese aktuellen Themen, die jeden von uns angehen, in seinem Buch erschreckend nah bringen, scheitert aber meiner Meinung nach an seiner nüchtern-seelenlosen Schreibe.

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Nicola Förg

Wütende Wölfe

 

 

·         Broschiert: 352 Seiten

·         Verlag: Pendo

·         ISBN-13: 978-3866124202

 

Routiniert geschriebener Krimi mit Mehrgewinn

 

Eben erst hatte ich mich mühsam durch einen Möchtegern-Lokalkolorit-Krimi gequält, einen der schlichtesten Sorte. Deshalb schlug ich sehr vorsichtig, fast misstrauisch, die ersten Seiten des vorliegenden Buches auf, begann zu lesen… und schwups, sah ich erst nach 80 Seiten wieder hoch! Bislang hatte ich von Nicola Förg noch kein Buch gelesen. Vermutlich hätte ich mich sonst sehr viel vertrauensvoller auf das Buch eingelassen. Nun aber machte ich Bekanntschaft mit einer Autorin, die es sehr gut versteht, ihr Engagement für Tier- und Umweltschutz in eine durchaus spannende Krimihandlung zu verpacken.

 

Kommissarin Irmi Mangold hat sich ein Sabbatical genehmigt und sich nach langen Überlegungen zum Job einer Almhirtin entschlossen. Sie soll mit mehreren Mitstreitern 25 Milchkühe hüten und Käse herstellen, und zwar auf einer sogenannten Projektalm, bei der junge Wissenschaftler einige Forschungsfragen bearbeiten wollen. So wollten sie studieren, wie sich Kühe verhalten, die bisher nur reine Stallhaltung kannten, und sie wollten untersuchen, ob und wie sich das Beilassen von Hörnern auf die Milchqualität auswirkt. Doch Irmi Mangold bleibt wenig Zeit, sich um die Kühe oder gar um sich selbst zu kümmern. Denn in kurzer Zeitenfolge geschehen einige merkwürdige Ereignisse bis hin zu einem Toten. Und so bleibt Irmi nichts anderes übrig, als mit ihrer gesamten Berufserfahrung doch wieder als Ermittlerin tätig zu werden.

 

Nicola Förg schreibt sehr routiniert. Atmosphärisch schöne Naturschilderungen, lebendige und psychologisch nachvollziehbare Protagonisten, dazu ein verträgliches Maß an Spannung – das alles kombiniert sie perfekt. Was mir persönlich jedoch am allerbesten an dem Buch gefällt, ist der Wissensgewinn. Ich kann mich nicht erinnern, je in einem Krimi so viel dazugelernt zu haben wie hier, über Wölfe, über Kühe, über Almwirtschaft und vieles mehr.  Normale Krimis bringen mal mehr, mal weniger spannende Unterhaltung. Wenn gelesen, dann vorbei. Aber Nicola Förg bereichert durch ihr engagiertes Wissen die reine Krimi-Unterhaltung immens. „Wütende Wölfe“ ist also ein Krimi mit Mehrgewinn. Perfekt!

 

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Catherine Shepherd

Sündenkammer

 

 

·         Taschenbuch: 344 Seiten

·         Verlag: Kafel Verlag

·         ISBN-13: 978-3944676227

 

Fesselndes Lesevergnügen

  

Zwei Zeitstränge, 500 Jahre auseinander, und doch irgendwie auf mystische Weise verbunden. Ein neuer Zons-Thriller, fesselnd wie gewohnt bei dieser Autorin. Auch dieses Mal bin ich atemlos durch das Buch durchgerauscht, habe mich gegruselt, erschreckt, gewundert, geekelt, habe gerätselt, war verwirrt und wurde immer planloser – und am Ende restlos überrascht.

 

Ich zitiere den Klappentext, weil er den Inhalt perfekt darstellt: „Gegenwart: Kommissar Oliver Bergmann wird am frühen Morgen zu einem Tatort mitten im Wald gerufen. Noch bevor er das Opfer sieht, kann er riechen, was passiert ist. Trotzdem erstarrt er beim Anblick des völlig verkohlten Körpers auf einem Scheiterhaufen. Die junge Frau wurde bei lebendigem Leib verbrannt. Die Presse spricht bald von einem Hexenfall, denn die Spurensicherung stößt auf ein rotes Haar. Doch dann erhält Oliver ein Paket mit einer geheimnisvollen Nachricht vom Täter und ahnt, dass viel mehr dahintersteckt. Er hat es mit einem Serienkiller zu tun, der die Welt von der Sünde reinwaschen will.
Zons 1500: Der Novize Balthasar liest nachts heimlich in einem verbotenen Buch aus der Klosterbibliothek. Währenddessen scheint sich der Geist des verstorbenen Totengräbers aus seinem Grab zu erheben und auf dem Kirchhof umherzuirren. Als am nächsten Morgen ein toter Knabe vor den Toren der Stadt liegt, weiß Stadtsoldat Bastian Mühlenberg nicht mehr, wo ihm der Kopf steht. Er verfolgt die Spuren des Mörders bis ins Franziskanerkloster, aber die Mönche schweigen sich aus. Dann wird ein weiterer Knabe ermordet, und Bastian entdeckt eine geheime Kammer sowie ein Buch, das ihn zum Täter führt. Doch er hat keine Idee, wie er das Böse au
fhalten soll.“

 

Es ist bewundernswert, wie Catherine Shepherd es mit jedem neuen Buch in unveränderter Bestform  schafft, den Leser zu packen, ihn mit allen Sinnen in die Geschichte hineinzuziehen und ihn mit gemeinen Cliffhangern zu quälen. Man eilt von Kapitel zu Kapitel und tappt in alle von der Autorin ausgelegten Fallen, bis man am Ende durch ein fulminantes Ende restlos überrascht wird. Die Protagonisten sind wie immer absolut stimmig dargestellt, die erzählte Geschichte ist nachvollziehbar. Rundum: Auch dieser neue Titel von Catherine Shepherd lässt den Leser alles um sich herum vergessen – ein Lesevergnügen!

 

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Volker Dützer

Das Ambrosia-Experiment

 

 

·         Format: Kindle Ausgabe

·         Dateigröße: 2390 KB

·         Seitenzahl der Print-Ausgabe: 356 Seiten

·         E-Book

 

Perfekt durchkomponierter Thriller

 

Er hat es also wieder getan! Mein Lieblings-Autor legt mit dem vorliegenden Titel ein weiteres Buch aus seiner Feder vor, das alles hat, was zu einer überaus spannenden fiktiven Geschichte gehört und dessen dystopische Elemente so nah an der möglichen Realität sind, dass es den Leser auf besondere Weise erschauern lässt.

 

Der Klappentext erzählt nicht zu viel und nicht zu wenig: „Auf der einen Seite: ein Mord in Koblenz. Eine Schönheitsklinik in den Alpen. Und eine Gruppe sehr reicher, sehr mächtiger Männer, die bereit ist, andere sterben zu lassen, um selbst am Leben zu bleiben. Auf der anderen Seite: die junge Laborantin Jule Rahn und der zwangsversetzte Kommissar Lucas Prinz. Beide fest entschlossen herauszufinden, was sich hinter den Machenschaften dieser Männer verbirgt. Gemeinsam kommen die beiden einem Verbrechen auf die Spur, dessen Ausmaß sie fassungslos macht. Und dessen Drahtzieher haben nicht vor, die beiden am Leben zu lassen ...“

 

Mehr muss man über den Inhalt auch nicht berichten. Viel wichtiger ist mir, ein weiteres Mal die Fähigkeit des Autors zu bewundern, einen perfekt durchkomponierten Roman geschrieben zu haben, dessen Spannungsbogen von Anfang bis Ende gehalten bzw. gegen Ende noch gesteigert wird. Mit Jule Rahn lernen wir eine verhuschte, unscheinbare Frau kennen, die sich aufgrund eines Kindheitstraumas mit scheinbar Sicherheit gebenden Zwangshandlungen durch ihren Alltag hangelt. Der Leser entwickelt dank der einfühlsamen Schilderungen des Autors viel Sympathie und Mitgefühl für Jule, insbesondere als sie im Laufe der Handlung von einem entsetzlichen Geschehen ins nächste katapultiert wird, dabei aber auch eine erstaunliche innere Entwicklung erfährt. Kommissar Lucas Prinz dagegen ist so eine Art Schimanski-Verschnitt, auch er im Leben mehrfach gescheitert, ein Nestbeschmutzer mit Schrottkarre. Dennoch gewinnt auch er zunehmend die Sympathie des Lesers, denn seine Handlungen werden letztlich von einer inneren moralischen Instanz bestimmt, die dem Leser Achtung abringt. Insgesamt überaus packend umgesetzt wird das Thema der Sehnsucht des Menschen nach ewiger Jugend, das nur noch übertroffen wird von der Gier nach Geld und Macht.

 

Fazit: Ein rundum gelungener, spannender-packender und perfekt durchkomponierter Thriller rund um ein zwar fiktives, aber dennoch brisantes Thema.

 

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Leo Aldan

Das Feuer der Erde

 

 

·         Broschiert: 304 Seiten

·         Verlag: VA - Verlag Aretz

·         ISBN-13: 978-3944824840

·         Vom Hersteller empfohlenes Alter: Ab 14 Jahren

 

Unermesslich spannender Reißer mit ernstem Kern

  

Das ist mir schon länger nicht passiert, nämlich ein Buch nahezu nonstop gelesen zu haben. Von Seite zu Seite stieg mein Puls – an Lesepause war gar nicht zu denken!

 

Den Inhalt gibt der Klappentext recht gut wieder: „Rund um die antarktische Platte registrieren Seismographen merkwürdige Schwingungen. Erdbeben erschüttern Neuseeland und Chile. Eine Katastrophe ungeahnten Ausmaßes kündigt sich an. Doch niemand, weder Wirtschaftsbosse noch Politiker, will Georginas Warnungen glauben. Mit einem Mal sieht sich die junge Wissenschaftlerin inmitten eines weltweiten Komplotts aus Machtgier und Manipulation. Jayden Turkov, ein skrupelloser Industrieboss, der den Energiesektor ganzer Kontinente beherrscht, setzt alle Hebel in Bewegung, um sie auszuschalten. Viel Zeit bleibt Georgina nicht, um die Umweltkatastrophe und damit den Tod von Millionen Menschen zu verhindern. Sie trifft eine folgenschwere Entscheidung …“

 

Das Buch kam mir vor wie einer der gut gemachten, immer nach gleichem Muster gestrickten amerikanischen Katastrophen-Filme, in denen ein Einzelschicksal gegen Urgewalten oder außer Kontrolle geratene Züge oder nicht mehr steuerbare Flugzeuge kämpft. Da wird dem Leser eine Protagonistin als sehr sympathisch und klug so sehr nahe gebracht, dass man mit ihr schmerzlich hofft und bangt. Und dann gibt es eine sich anbahnende, stetig näherrückende Katastrophe, der sich diese mutige Protagonistin als Einzige entgegenstellt. Und so finden sich allerlei Klischees in diesem Buch, wie zum Beispiel die fähige Sekretärin, die „hässlich wie ein Sumoringer“ ist, während die unfähigeren Damen eine Augenweide sind. Aber es gibt auch wunderschöne Beschreibungen, wie zum Beispiel sich aufbauende Wolken, die „wie eine Armee verärgerter Dschinns, die aus ihrer Flasche entweichen,“ aussehen. Auf jeden Fall ist das Buch gekonnt geschrieben, packend und unermesslich spannend, was durch das Stilmittel der knackig kurzen Kapitel noch intensiviert wird. Mit seinem unheilvollen Szenario in einer sehr nahen fiktiven Zukunft möchte es all denen, die nach wie vor glauben, wir könnten wie eh und je so weitermachen wie bisher, vor Augen führen, wie extrem gefährdet unsere Welt, wie wir sie kennen, ist.

Ein über die Maßen reißerisches Buch, ja, aber genau darin liegt seine Chance, auch die chronisch Uninteressierten zu erreichen.

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Niklas Natt och Dag

1793

 

 

·         Broschiert: 496 Seiten

·         Verlag: Piper Paperback

·         ISBN-13: 978-3492061315

  

Gewalt, Ekel und Abscheu im Übermaß

 

Das Cover verheißt ein besonderes Buch. Und das ist es in der Tat, ein besonderes Buch. Es gibt Bücher, die liebt man. Und es gibt Bücher, die bewundert man, weil sie „besonders“ sind, aber man liebt sie nicht. So erging es mir mit der vorliegenden Geschichte. Ich war tief beeindruckt von der immensen Kraft, die in den Zeilen steckt, von der gewaltigen Ausdrucksstärke des Autors, die so intensiv war, dass ich mich dabei ertappte, wie ich szenenweise nur noch durch den Mund atmete, um nicht dem beschriebenen Gestank ausgesetzt zu sein.

 

Der Klappentext ist relativ sparsam: „Stockholm im Jahr 1793: Ein verstümmeltes Bündel treibt in der schlammigen Stadtkloake. Es sind die Überreste eines Menschen, fast bis zur Unkenntlichkeit entstellt. Der Ruf nach Gerechtigkeit spornt zwei Ermittler an, diesen grausamen Fund aufzuklären: den Juristen Cecil Winge, genialer als Sherlock Holmes und bei der Stockholmer Polizei für »besondere Verbrechen« zuständig, und Jean Michael Cardell, einen traumatisierten Veteranen mit einem Holzarm. Schon bald finden sie heraus, dass das Opfer mit chirurgischer Präzision gefoltert wurde, doch das ist nur einer von vielen Abgründen, die auf sie warten …“

 

Cecil, der unheilbar an Tuberkulose erkrankte geniale Ermittler, und sein traumatisierter einarmiger Mitstreiter Jean Michael scheinen in diesem Roman die einzig Guten zu sein in einer Welt, die nur Abschaum beherbergt, in der Brutalität, Ausbeutung und Bestechung die geltende Währung darstellen und in deren Abgründen man nichts als stinkende Exkremente zu finden scheint. Der Kriminalfall, der nicht sonderlich spannend ist, tritt in den Hintergrund, denn die schier grenzenlose Brutalität, die Gewalt in all ihren Erscheinungsformen nimmt den größten, beeindruckend abstoßenden Raum ein, doch außer grenzenlosem Ekel bleibt beim Leser nicht viel in Erinnerung. Ich hätte mir mehr differenzierte Atmosphäre gewünscht, denn auch diese brutale Zeit hatte sicher mehr zu bieten als nur bestialisch stinkende Abgründe in den Straßen und in den Köpfen. Beim Lesen fühlte ich mich, als sei ich in unterirdischen, gefährlich dunklen Katakomben unterwegs, deren abzweigende Gänge immer wieder neue Geschichten der Brutalität eröffneten, sodass ich Mühe hatte, mich darin nicht hoffnungslos zu verirren. Und letztlich war ich erleichtert, als das Buch beendet war und ich wieder frische Luft atmen konnte…

 

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Yvonne Schwegler, July Sjöberg

Eiskalt weggewischt

 

 

·         Taschenbuch: 284 Seiten

·         Verlag: Pfefferkorn-Verlag

·         ISBN-13: 978-3944160276

 

 

Ein recht schlichtes Lesevergnügen

 

Meine Leseerwartungen an ein Buch, dessen Untertitel „Ein Putzfrauen-Krimi“ lautet, waren auf heitere Spannung ausgerichtet. Denn die Verlagsankündigung klingt verlockend: „Da prallen Welten aufeinander: Theres Fugger, Reinigungskraft in der Polizeidirektion Heidelberg, genoss bislang ein sehr entspanntes Dasein. Doch dann wird ihr eine neue Kollegin zur Seite gestellt – Frau Schäufele, eine Schwäbin mit manischem Putzzwang und mehr als pingelig! Da gerät plötzlich deren Tochter unter Mordverdacht. Sie soll in den dunklen Gängen des Heidelberger Schlosses ihren Kunstprofessor getötet haben. Nun müssen sich die beiden unterschiedlichen Putzkräfte zusammenraufen und beginnen, auf eigene Faust zu ermitteln. Beherzt begeben sie sich in Gefahr, um den Ruf von Frau Schäufeles Tochter reinzuwaschen …“

 

Doch meine Erwartungen wurden leider, leider schnell enttäuscht. Theres und Frau Schäufele sind Figuren wie aus dem Kölner Karneval. Gleich steigen sie in die Bütt und schwingen Feudel und dumme Sprüche, denkt man. Und doch wollen sie eigentlich als Protagonisten in einem Krimi ernst genommen werden. Und genau in dieser gletscherspaltentiefen Diskrepanz liegt meines Erachtens das Problem dieses Büchleins. Durch die teilweise geradezu grotesken Überzeichnungen, durch die Bedienung aller nur denkbaren Klischees und Oberflächlichkeiten sackt die Geschichte so tief, dass die leidlich spannende Krimi-Handlung gar nicht zum Zuge kommt. Beim Lesen schweiften meine Gedanken immer wieder ab: Warum so viele beim Lesen auf die Nerven gehende schwäbische Original-Laute aus dem Mund von Frau Schäufele, ihrer Tochter und dem Beinahe-Schwiegersohn und warum redet stattdessen eine kurpfälzische Putzfrau astreines Hochdeutsch? Was soll uns das sagen? Warum haben alle Protagonisten, egal ob mit oder ohne Putzlappen, allesamt so ganz und gar nichts Sympathisches an sich (außer die beiden Hunde Bonny und Clyde, die einzig „Echten“ in diesem Buch)? Und wo bleibt der vom Verlag versprochene Humor? Wer hat beim Korrigieren der sprachlichen Unsauberkeiten versagt? Das ging mir durch den Kopf, während ich mich beim Lesen langweilte. Erst gegen Ende nimmt die Geschichte glücklicherweise etwas Fahrt auf, alles löst sich letztlich in Wohlgefallen auf. Spätestens jetzt ist dem Leser klar: Dies war der Auftakt zu einer Krimi-Reihe. Oweh! Wer leichte Kost mag und wen Klischee-Ansammlungen und schwäbischer Dialekt erheitern, dem mag das Buch gefallen. Mir leider gar nicht.

 

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Seni Glaister

Mr. Doubler und die Kunst der Kartoffel

 

 

·         Broschiert: 432 Seiten

·         Verlag: HarperCollins

·         ISBN-13: 978-3959672580

·         Originaltitel: Doubler

 

Dieses Buch ist ein Schatzkästlein

 

Allem voran: Dieses Buch ist keines, das man auf die Schnelle konsumieren sollte. Dieses Buch benötigt Zeit. Und es benötigt Leser, die ihm diese Zeit geben, nachdenkend, sich erfreuend, sich offenen Herzens hingebend…

 

Mr. Doubler ist Kartoffelbauer, ein Kartoffelbauer von altem Schrot und Korn, ein besessener Kartoffelbauer sogar, der akribische Forschungen betreibt. An der Welt um ihn herum ist er nicht interessiert. Er liebt die Abgeschiedenheit seiner Farm und verlässt sie nie. Lediglich Mrs. Millwood, die Haushälterin, hat seit vielen Jahren Zugang zum Haushalt und zum schrulligen Mr. Doubler selbst, was ihre ritualisierten mittäglichen Gespräche zeigen. Als Mrs. Millwood ernsthaft erkrankt und nicht mehr kommen kann, ändert sich so allerlei…

 

Dieses Buch ist eine Goldgrube! Es kommt recht unscheinbar daher, und die erzählte Geschichte ist im Grunde auch unspektakulär. Und doch birgt es gerade in seiner Schlichtheit die tiefsten Weisheiten, so ganz nebenbei, zwischen heiteren Sequenzen versteckt. Es sind weise Botschaften, über die man immer wieder nachdenken kann und die den Leser, wenn er es zulässt, unmittelbar selbst betreffen. Denn es geht um die großen Grundfragen des Lebens, die außerordentlich hübsch verpackt, in diesem Schatzkästlein ruhen und ihren Reichtum denen zeigen, die offenen Herzens in das Buch eintauchen. Es ist ein Buch zum langsamen Lesen, zum Genusslesen, zum Mehrfachlesen. Ein Buch, dessen Sorgsamkeit der Sprache, dessen Sorgsamkeit der Gedanken gefangen nimmt und dessen geistreicher Humor die nötige Leichtigkeit gibt, damit man bereit ist, in die teils sehr bewegenden Tiefen der Themen einzusteigen, nachdenkend, vielleicht mit anderen diskutierend. Dieser jahrzehntelang auf sich selbst zurückgeworfene, nachdenkliche  Mr. Doubler fasst auf ganz überraschende Weise Mut, seine Rolle im Leben aktiv zu spielen. Was für ein wunderbares, reiches Buch, gewissermaßen große Philosophie in Taschenformat.  „Das Gute im Inneren ist wertlos, wenn es nicht geteilt wird.“

 

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Marie Golien

Cainstorm Island – Der Gejagte

 

 

·         Gebundene Ausgabe: 336 Seiten

·         Verlag: dtv Verlagsgesellschaft

·         ISBN-13: 978-3423762427

·         Vom Hersteller empfohlenes Alter: 13 - 16 Jahre

 

Finsteres Szenario

 

Dieses Buch lässt mich unschlüssig zurück. Gekonnt geschrieben, das ja. Aber will ich wirklich mit diesen Kopfbildern einer entsetzlichen Welt, grausam, gnadenlos, chancenlos, gefährlich meine raren Lesestunden verbringen?

 

Die Handlung wird vom Verlag sehr umfassend dargestellt: Emilios Welt ist geteilt. Auf der einen Seite das reiche Asaria. Auf der anderen Seite Cainstorm Island, überbevölkert, arm und von Gewalt zerfressen. Dort kämpft der 17-Jährige, umgeben von brutalen Gangs, gegen die Schulden seiner Familie. Eines Tages spricht ihn ein Mitarbeiter von Eyevision an und bietet Emilio einen Deal. Emilio willigt ein, sich einen Chip in den Kopf implantieren zu lassen. Dieser Chip ist an seinen Sehnerv angeschlossen und überträgt jeden Tag eine halbe Stunde lang, was Emilio sieht. Seine Videos, waghalsige Kletter- und Trainsurf-Aktionen, kommen an, die Zuschauerzahlen steigen langsam. Bis sein Leben eine unvorhergesehene Wendung nimmt: Emilio gerät in das Gebiet einer Gang und tötet einen der Anführer in Notwehr. Live und auf Sendung. Das Video verbreitet sich rasend schnell und Emilio wird zum Gejagten. Und zwar nicht nur von der Gang, sondern auch von Eyevision, die sehr eigene Pläne mit Emilio haben.

 

Dramatisch ist das Buch und atemlos-spannend ist sein Beginn. Aber je weiter das Geschehen fortschreitet, umso mehr flacht es meinem Gefühl nach ab. Denn die Autorin packt zuviel auf einmal in das Buch und lässt den Leser letztlich doch mit dem offenen Ende im Leeren stehen. Die deutliche Absicht, Serien-Junkies auf diese Weise anzufixen, ist offenkundig und somit ärgerlich. Die Handlung lässt nichts aus, was man sich an finstersten Szenarien mit bitterer Armut, Dreck und Gestank, an temporeichen Verfolgungsjagden, an Gemeinheiten und Hinterhältigkeiten, an Katastrophen, an unvorhersehbaren Wendungen denken kann. Soziale Konflikte müssen genauso herhalten wie beängstigende Zukunftstechnologien. Ein argloser Protagonist ist all dieser Dramatik naiv ausgeliefert. Und dazu wird noch eine Schippe Freundschaft und Liebe darübergestreut. Zuviel, zuviel, zuviel von allem!

 

 

 

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Meike Dannenberg

Gefährdet

 

 

·         Taschenbuch: 416 Seiten

·         Verlag: btb Verlag

·         ISBN-13: 978-3442715640

 

 

Gekonnt geschriebenes Lesevergnügen

 

Ein Kriminalroman, der mich von Beginn an gepackt hat und mich bis zur letzten Seite nicht mehr losließ.

 

Nora Klerner wird als Spezialistin des BKA für Verbrechen an Minderjährigen nach Hamburg beordert. Beide Kinder des arrogant-unzugänglichen Reeders und Lokalpolitikers Justus Stein sind unauffindbar verschwunden. Seltsam jedoch, dass es keine Lösegeldforderungen gibt. Seltsam auch, dass Nora in der Familie Stein nicht, wie erwartet, auf Tränen und Verzweiflung stößt, sondern auf eine kalte Fassade des Schweigens und Misstrauens. Gleichzeitig wirft der gewaltsame Tod eines russischen Ex-Zuhälters verwirrende weitere Fragen auf. Gibt es eine Verbindung zum Entführungsfall?

 

Leicht lesbar ist dieses Buch, allein schon aufgrund der relativ kurzen Kapitel, die häufig wechseln zwischen verschiedenen Örtlichkeiten und Perspektiven, zwischen Rückblicken und kontinuierlicher Erzählweise. In spannend und abwechslungsreich zu lesenden Sequenzen entwirft die Autorin sehr beunruhigend-erschreckende Einblicke in die Welt der Reichen wie auch in die Welt der Zuhälterei und des Drogenhandels, Welten, die die Protagonisten jeglicher Menschlichkeit beraubt hat. Aber auch Nora selbst trägt schwer an einem frühen Trauma, dessen Andeutungen bzw. Noras Reflexionen darüber mir zugegebenermaßen manchmal etwas zuviel wurden. Was mir besonders gut gefiel, sind jedoch die wunderbar detailreichen Beschreibungen auf der einen Seite, die feine psychologische Beobachtungsgabe auf der anderen Seite, und dies alles in einem klaren, pointierten, präzisen Schreibstil, ohne unnötige Ausschweifungen. Die Protagonisten werden weitgehend wertfrei, psychologisch stimmig dargestellt und eignen sich damit zur freien Projektionsfläche des Lesers. Genau das halte ich für eine große Schreibekunst! Die Spannung wird über das ganze Buch hinweg aufrecht erhalten und steigert sich gegen Ende ganz erheblich. Alle angefangenen Fäden verweben sich letztlich in einem stimmigen Muster.

 

Fazit: Ein durchdachter, logisch aufgebauter, in klarer Sprache geschriebener und durchweg spannender Krimi mit vielen sehr bildhaften Szenen. Besser könnte ein Krimi gar nicht sein.

 

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Andrea Martin

Die Monsterprüfung

 

 

·         Gebundene Ausgabe: 320 Seiten

·         Verlag: cbj

·         ISBN-13: 978-3570176139

·         Vom Hersteller empfohlenes Alter: Ab 10 Jahren

 

Zwei Freunde wie Monsterspucke und Hortensiensaft

 

 Ein wunderbares Kinderbuch über Freundschaft, über Mut und über die Kraft der Fantasie.

 

Armer Robin!  Ohne zu klagen lebt er bei Rufus, diesem gefühllosen, hartherzigen und geizigen Mann, der ihn nach dem Tod seiner Eltern aufgenommen hatte. Ohne zu klagen nimmt er es hin, dass ihn einige Klassenkameraden schlimm quälen und ihm ständig böse Streiche spielen, ihm sogar seine Schultasche im Wald verstecken, die Schultasche, in dem sein mühsam erarbeitetes Referat steckt. Als der verzweifelte Robin die Schultasche schon verloren glaubt, setzt er, ohne es zu ahnen, einen Hilferuf in die magische Welt ab. Denn Oaksend, das Örtchen, in dem Robin lebt, ist ein magischer Ort, in dessen Nähe es eine Verbindung zwischen der Menschenwelt und der Welt der Monster gibt. Und tatsächlich, in der Nacht taucht wie aus dem Nichts Melvin auf, ein echtes, blaubepelztes Monster, ein angehendes Schutzmonster, dessen Aufgabe es ist, seinen Schützling, nämlich Robin, vor jeglichem Unheil zu bewahren. Doch Melvin ist nicht das einzige Monster, und nicht alle haben gute Absichten…

 

Dieses Kinderbuch ist eine sehr gelungene Mischung von allem, was Kinder gerne lesen: Abenteuer, Spannung, Alltagsprobleme, Humor. Aus all diesen Zutaten ist ein richtig gutes Kinderbuch entstanden. Es wird flott, lebendig und spaßig erzählt. Die phantasievollen Abenteuer sorgen für Spannung. Und Melvin, dieses blaufusselige Schutzmonster, ist einfach zum Liebhaben. Dass mit einem echten, verlässlichen Freund an der Seite das Leben nicht nur schöner ist, sondern gemeinsam auch alles viel leichter wird, zeigen uns Robin und Melvin auf liebenswerte Weise. Ein paar Illustrationen mehr hätte ich mir gewünscht, das würde für etwas Auflockerung sorgen und würde den Kindern, die nicht so gerne lesen, den Zugang zu der Geschichte sehr erleichtern. Dennoch bleibt das Fazit: Ein rundum gelungenes Kinderbuch, schön ausgestattet,  zum Selberlesen ab 10, zum Vorlesen ab 8.

 

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Andrea Stift-Laube

Schiff oder Schornstein

 

 

·         Gebundene Ausgabe: 192 Seiten

·         Verlag: Kremayr & Scheriau

·         ISBN-13: 978-3218011549

 

Ein Buch wie eine gespaltene Persönlichkeit

 

  

Soeben habe ich das Buch beendet und frage mich nun ratlos, wie ich meine Rezension formulieren soll. Denn das Buch verwirrt mich über die Maßen. Vielleicht sollte ich schreiben, dass mich das Buch von Anfang an in die Irre gelockt, mich vorsätzlich getäuscht hat. Mit seinem Titel zum Beispiel. Mit dem ich gar nichts anfangen konnte. Oder mit dem Cover, mit dem tiefschwarzen Umriss einer Katze mit leuchtend gelben Augen. Ein Katzenbuch, hatte ich zunächst gedacht, ein humorvolles vielleicht. Auf jeden Fall ein sympathisches Buch – so hatte ich gedacht. Und jetzt ist das Buch beendet, und ich bin voller Zorn, Ekel, Abscheu, Entsetzen. Und gleichzeitig lache ich über all die skurrilen Einfälle, über die leichtfüßig geschriebenen Episoden, über witzige und liebevolle Detail-Beobachtungen.

 

Worum geht es? Der Verlag formuliert es so: „Franziska ist verschwunden. Das ist sie schon öfter. Dann sagt man, sie ist wohl wieder irgendwo Tiere befreien, im Wald, am Nordpol, irgendwo auf einem Schiff. Aber dieses Mal kommt sie nicht mehr zurück. Sie ist spurlos verschwunden und niemand weiß, was passiert ist. Ihre Schwester Ila begibt sich auf die Suche, wühlt in ihrer beider Vergangenheit und trifft den Umweltaktivisten Konstantin, der unglücklich in Franzi verliebt ist. Ila und Konstantin werden Freunde und bewältigen ihre Trauer in einem schrägen Kunstprojekt, das ein Statement gegen Massentierhaltung und Fleischkonsum sein soll: einem Online-Versand für Katzenfleisch…“

 

Das Buch kommt mir vor wie eine gespaltene Persönlichkeit: So wie das Buch aus zwei Perspektiven geschrieben ist, nämlich aus der von Ila, der Schwester, und Konstantin, dem stumm Liebenden, so werden genauso gespalten einerseits einfache, teils idyllische Kindheitserinnerungen und tier- und naturliebende Erinnerungen erzählt, andererseits brutalste, schier unerträgliche Details von Tiermisshandlungen, Vogeltötungen, Kükenmuser. Eben hat sich der Leser lächelnd und entspannt zurückgelehnt, schon jagt einem die scharfzüngige Autorin hinterrücks ein Messer mitten ins Herz.

 

Und ebenso gespalten bleibt mein Urteil: Gekonnt geschriebene Passagen, zu Herzen gehend, psychologisch feinfühlig, wechseln mit extremen Hässlichkeiten sowohl sprachlich („heißer Scheiß“) als auch inhaltlich (Fliegen mit der Lupe verbrennen). Ob mit solch einer uneinheitlichen wirren Mischung wirklich mehr Umweltbewusstsein zu wecken ist? Aber vielleicht wollte die Autorin etwas ganz anderes? Ich weiß es nicht. Ich bleibe verwirrt.

 

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Matthias Morgenroth

I can see U

 

 

·         Taschenbuch: 304 Seiten

·         Verlag: Coppenrath

·         ISBN-13: 978-3649631903

·         Vom Hersteller empfohlenes Alter: 12 - 15 Jahre

 

Eine Fiktion, die vielleicht bald keine mehr ist

 

 

Ein Jugendbuch, dessen Fiktion so nah an der Realität ist, dass es gleichermaßen packt,  erschreckt und warnt. Ein Jugendbuch, das auch Erwachsene unbedingt lesen sollten!

 

Da kommt ein neuer Mitschüler in die Klasse, so wie man ihn sich wünscht. Ben sieht gut aus, weiß immens viel, ist immer freundlich, lächelt stets, und Marie erliegt ihm mit Haut und Haaren.  Denn er hat scheinbar die gleichen Wünsche wie Marie, denkt wie Marie, und Marie fühlt sich von Ben ernst genommen. Wir erleben, wie die digitale Welt die Jugendlichen fest im Griff hat. So werden z. B. Menüs gekocht, nur um sie zu fotografieren und ins Netz zu stellen. Der digitale Assistent im Haus spricht manchmal mehr mit als gewollt. Der Vater entwickelt selbstfahrende Autos. Bei Ebay werden Abonnenten gekauft, um mehr Likes zu erhalten. Die Familie hat einen Smartshopping-Dienst abonniert, bei dem ein Algorithmus auswählt, was man geliefert bekommt. Dennoch glauben alle, alles im Griff zu haben, bis plötzlich erschreckende Fake-Bilder im Klassenchat kursieren, bestgehütete Geheimnisse sich wie Lauffeuer verbreiten, ein bisher sehr gewissenhafter Lehrer gerät unter einen schlimmen Verdacht gerät…

 

Das Buch ist lebendig, jugendlich-frisch, humorvoll und sehr, sehr spannend geschrieben. Die Geschichte ist so erschreckend, weil sie näher an der Realität ist, wie wir glauben wollen. Ich möchte das Buch wegen der Wichtigkeit des Grundthemas als Klassenlektüre empfehlen, wobei meiner Meinung nach das vom Verlag empfohlene Lesealter durchaus etwas herabgesetzt werden dürfte. Das offene Ende der Geschichte ist ein genialer Einfall des Autors, denn genau damit unterstreicht er sein warnendes Anliegen, nicht allzu leichtfertig im Umgang mit den digitalen Medien zu sein. Denn die Geister, die wir rufen, sind nicht mehr löschbar…

 

Romy Hausmann

Liebes Kind

 

 

·         Broschiert: 432 Seiten

·         Verlag: dtv Verlagsgesellschaft

·         ISBN-13: 978-3423262293

 

Ein genial durchkomponierter Thriller

 

Ein Thriller der besonderen Art! So viel Spannung, so viel direkte und indirekte Grausamkeit, so viel Überraschendes! Dieses Buch lässt dem Leser keinen Moment der Erholung. Man jagt durch die Seiten und liegt mit all seinen Gedanken und Vermutungen regelmäßig falsch.

 

Ausnahmsweise erscheint es mir geradezu unmöglich, irgendetwas über die Handlung zu erzählen, ohne Wesentliches zu verraten. Der Klappentext schafft das jedoch ganz gut: Eine fensterlose Hütte im Wald. Lenas Leben und das ihrer zwei Kinder folgt strengen Regeln: Mahlzeiten, Toilettengänge, Lernzeiten werden minutiös eingehalten. Sauerstoff bekommen sie über einen »Zirkulationsapparat«. Der Vater versorgt seine Familie mit Lebensmitteln, er beschützt sie vor den Gefahren der Welt da draußen, er kümmert sich darum, dass seine Kinder immer eine Mutter haben. Doch eines Tages gelingt ihnen die Flucht – und nun geht der Albtraum erst richtig los. Denn vieles deutet darauf hin, dass der Entführer sich zurückholen will, was ihm gehört.“

 

Das Buch ist ein genial durchkomponierter Thriller, und zwar ist er komponiert wie ein Gesang, wie ein Kanon, in den immer mehr Stimmen einfallen, immer mehr Sichtweisen, Meinungen, Deutungen, bis er zu einem perfekten Musikstück herangereift ist, zu einer Sinfonie des Entsetzlichen, Unvorstellbaren und der Leser mittendrin. Dass die Protagonisten wechselnd selbst erzählen, vom Geschehen ebenso wie von ihren Empfindungen, lässt emotionale Nähe entstehen. Ein sehr geschickter Dreh der Autorin, denn gerade durch die berührenden Schilderungen wird der Leser noch viel stärker in die Handlung hineingezogen, kann sich des Grauens kaum mehr erwehren. Unbedingte Leseempfehlung!

 

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Dr. med. Anne Fleck

Ran an das Fett

 

 

·         Gebundene Ausgabe: 432 Seiten

·         Verlag: Wunderlich;

·         ISBN-13: 978-3805200417

 

Geschickt vermarktet, locker lesbar, aber letztlich nur heiße Luft

 

Also wieder ein Buch zum Thema Ernährung, das in seinem Untertitel „Heilen mit dem Gesundmacher Fett“ auch noch Heilung verspricht. Das provoziert, denn wir alle haben irgendwie irgendwo gelernt, dass wir Fett reduzieren oder gar vermeiden sollten, dass Fett böse ist, dass es uns dick und krank macht. Und genau diese Provokation soll das Buch verkaufen helfen. Der Verlag zieht alle Register, um das Buch an den Mann bzw. an die Frau zu bekommen. Lesen Sie selbst den Ankündigungstext auf dem Buchrücken: „Ein weit verbreiteter Irrtum lautet: Wer gesund und schlank sein will, sollte sich fettiges Essen verkneifen. Unter dem Fettarm-Dogma hat sich die größte Übergewichtsepidemie aller Zeiten entwickelt und die weltweite Explosion chronischer Krankheiten verursacht. Dr. Anne Fleck, Deutschlands renommierte Präventiv- und Ernährungsmedizinerin, Pionierin auf dem Gebiet der Ganzheitsmedizin, läuft Sturm gegen veraltetes Wissen und liefert eine leidenschaftliche, wissenschaftlich fundierte Lösung, mit der Sie Ihre Gesundheit revolutionieren können. Denn Fett, clever eingesetzt, besitzt das geheime Potenzial, chronischen Krankheiten – u.a. Herz-Kreislauf-Krankheit, Übergewicht, Depression, Alzheimer und Krebs – vorzubeugen, sie zu lindern und sogar zu heilen. Dr. Anne Fleck erklärt, wie der Fettschwindel in unsere Köpfe kam und wie wir selbst ganz einfach mit gesundem Fett unseren Körper stärken und heilen können.“

 

 Die Autorin ist also „Pionierin der Ganzheitsmedizin“ (gab es wirklich niemanden vor ihr?). Und was ist überhaupt Ganzheitsmedizin? „Richtung der Medizin, die den erkrankten Menschen in seiner körperlichen und psychischen Gesamtverfassung zu erfassen und zu behandeln sucht… Also gehört doch noch ein wenig mehr dazu als das Thema Fett, nicht wahr?  Es wird eine wissenschaftlich fundierte Lösung versprochen, mit der der Leser seine Gesundheit revolutionieren kann. Wie kann man Gesundheit „revolutionieren“? Was ist das? Revolutionieren = umgestalten, verändern. Wie kann ich Gesundheit umgestalten bzw. verändern? Und warum sollte ich das tun? Ach ja, und das geheime Potenzial, das Fett besitzt, kann sogar Alzheimer und Krebs lindern oder gar heilen. Ja, das „geheime“(!) Potenzial – gut, dass Anne Fleck dieses Geheimnis kennt und uns offenbart. Wenn solche Aussagen auftauchen, sollte man als Leser sehr, sehr vorsichtig sein. Misstrauisch bin ich ganz grundsätzlich gegenüber medizinischen Autoren, die durchs Fernsehen tingeln, um sich selbst zu promoten und die sich berufen fühlen, Laien ihre Sicht der Welt zu erklären, dabei tatsächlich nicht vor Heilsversprechungen zurückschrecken. Und dieses Buch funktioniert wie so viele „Ratgeber“, indem es ein Feindbild ausmacht und dann im Umkehrschluss die eigenen Thesen als die einzig wahren und wirklichen Erkenntnisse entwickelt.

 

Um es kurz zu machen: Das Buch ist zugegebenermaßen sehr lesefreundlich und locker geschrieben. Es enthält auch eine Fülle von richtig wiedergegebenen Informationen und Geschichten aus der Medizinhistorie. Dennoch sind nicht alle Folgerungen bzw. „Lösungen“, die Anne Fleck ableitet, zwingend korrekt, vor allen Dingen von ihr nirgends „wissenschaftlich belegt“, wie der Verlag behauptet. Verwunderlich ist insbesondere, dass ich im Buch nichts finden konnte, was auf den aktuellen Ernährungsbericht der DGE hinweist. Der ist zwar nicht so unterhaltsam zu lesen, aber er offenbart doch, dass wir, was das Fett-Essverhalten angeht, gar nicht so schlecht dastehen. Das Buch ist also, insbesondere was seine Panikmache betrifft, absolut unnötig.

 

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Dörthe Binkert

Frauen und Bäume

 

 

·         Gebundene Ausgabe: 160 Seiten

·         Verlag: Thiele & Brandstätter Verlag

·         ISBN-13: 978-3851794120

 

Wieder eine faszinierend-kluge Bilderreise

 

Diese Buchreihe aus dem Thiele Verlag ist für mich eine der schönsten, die ich kenne. Es sind Bücher, die man im Regal quer stellt, weil das Cover jeweils  so schön ist, dass man es stets vor Augen haben möchte. Es sind Bücher, die man immer und immer wieder in die Hand nimmt, darin blättert und jedes Mal etwas Neues entdeckt. Bücher, die uns auf schwindelnd schnelle Zeitreisen in die Welt der Kunst schicken. Und deren Texte uns lehren, genau und noch genauer hinzuschauen.

 

Nun habe ich ein weiteres unglaublich schönes, die Sinne berührendes Buch aus dieser Reihe seit Wochen bei mir: Frauen und Bäume. So viel sperriger als „Frauen und ihre Katzen“ oder  „Frauen und Rosen“, dachte ich. Schwieriger, so glaubte ich, weil hier Weibliches und Männliches zusammen kommt. Der Überbegriff  Baum: maskulin, rau, stark. Der Unterbegriff Weide, Linde, Ulme: weiblich, feingliedrig, differenziert. Beim Vertiefen in das Buch, in den wie immer  außerordentlich klugen, wissensreichen Text von Dörthe Binkert, verstand ich jedoch schnell die besondere Faszination der Kombination Frau und Baum. Denn gerade die verschiedenen mythischen, märchenhaften, geheimnisvollen, symbolischen Bedeutungen des Baumes waren reicher schöpferischer Quell der Künstler durch die Zeiten hinweg. Es gelingt der Autorin perfekt, die Stärke der Bäume in Verbindung zu setzen mit den besonderen Stärken der Frauen, mit Eva im Paradies, mit den Nymphen und Feen, mit sich in Bäume verwandelnde Frauen, mit Frauen, die sich mehr und mehr in das Grün, in die Natur, in träumerische Zeiten verlieren. Aber auch die Frucht tragenden Bäume bergen eine den Frauen verwandte Symbolik in sich. Der Baum als Schutz und Geborgenheit gebend, als Tröster, als verschwiegener Freund, als Bewahrer besonderer Verbindungen durch eingeritzte Initialen – schier unerschöpfliche Möglichkeiten der künstlerischen Gestaltung werden in diesem Buch offenbar. Jedes der vielen gezeigten Bilder spricht eine andere Sprache, lässt uns eine andere Facette des Themas schauen, ruft eine andere Stimmung hervor. Nicht zu vergessen die Deutung C.G. Jungs, den Baum als Mutter- bzw. Wiedergeburtssymbol zu sehen. Und wer sich mit Peter Wohlleben beschäftigt, weiß auch, dass Bäume miteinander kommunizieren, ein unsichtbares Netzwerk bilden. All dies und noch viel mehr erlebe ich in diesem Buch, schauend und lesend. Immer wieder.

 

Doch genug geschrieben: Blättern Sie selbst in diesem Buch, tauchen Sie ein, entdecken Sie, genießen Sie…

 

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Andree Metzler

Der Unfall

 

Acabus Verlag (digitale Ausgabe) 

 

 

 

Ein Lektorat hätte dem Buch gut getan

  

 

Dass ich das Buch in einem Rutsch durchgelesen habe, spricht für einen flüssigen, durchaus spannenden Erzählstil. Aber…

 

So wird der Inhalt von Verlagsseite beschrieben: Meli van Bergen ist eine erfolgreiche Immobilienmaklerin. Sie führt ein Leben auf der Überholspur, bis ein Unfall sie jäh ausbremst: Querschnittslähmung. Rollstuhl. Depression. In der Reha lernt sie den fröhlichen Therapeuten Tom kennen, der ihr zeigt, dass das Leben noch immer lebenswert ist. Sie verlieben sich, heiraten und ziehen in ein einsames Haus am See. In der freien Natur, ohne Telefon und Internet, lebt Meli wieder auf. Doch unmerklich holt die Vergangenheit sie wieder ein. Die perfekte Idylle bekommt Risse und Meli muss plötzlich um ihr Leben kämpfen …“

 

Das Buch ist weitgehend im Präsens geschrieben, ausgenommen Erinnerungen. Das macht das Geschehen intensiver, auch die detailreichen Beschreibungen tragen zur Lebendigkeit des Miterlebens bei. Besonders eindringlich fand ich z. B. Melis Traumsequenz auf der Intensivstation. Und schön wie Aquarellzeichnungen wirken die Naturbeschreibungen. All das gefiel mir sehr gut, auch dass es dem Autor gelingt, beim Leser ein unheimliches Gefühl aufziehen zu lassen, das sich zunehmend verstärkt. Aber – jetzt kommt das große Aber. Die positiven Eindrücke sind nicht konstant. Der Schreibstil wirkt in manchen Passagen geradezu ungelenk, gewollt, die Handlung sowohl vorhersehbar als auch letztlich unglaubwürdig, zu sehr konstruiert und in eigentlich wichtigen Sequenzen nicht ausgearbeitet. So bleibt dem Leser zum Beispiel letztlich verborgen, auf welche Weise es Tom gelungen ist, Meli von einer autarken, starken Persönlichkeit zu einem ängstlichen, abhängigen Mäuschen zu verwandeln. Es fehlt an psychologisch nachvollziehbaren Mechanismen, die dies verständlich gemacht hätten. Überhaupt wirken die Protagonisten meist puppenhaft, konstruiert, unecht. Die „eingestreuten“ Träume verwirren den Leser. Die detailliert beschriebene sexuelle Szene ist unnötig, dient in keiner Weise der Handlung. Gab es kein Lektorat? Und gab es keinen Korrektor, dem die Rechtschreibfehler aufgefallen wären (wie z. B. Spint statt richtig Spind)?  Fazit: Unterhaltsam zu lesen, aber verbesserungsfähig.

 

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Hank Green

Ein wirklich erstaunliches Ding

 

 

·         Gebundene Ausgabe: 448 Seiten

·         Verlag: dtv Verlagsgesellschaft, bold

·         ISBN-13: 978-3423790406

·         Originaltitel: An absolutely remarkable thing

 

Keine Ahnung, wozu dieses Buch gut sein soll

 

Tja, was soll ich zu diesem Buch sagen? Dass ich nicht weiß, wozu man es lesen sollte? Dass ich es nach anfänglichen ernsthaften Versuchen des Lesens nur mehr quergelesen habe? Dass ich es schließlich ratlos weggelegt habe?

 

Der Einfachheit nutze ich als Einführung den Klappentext: „Ein paar Klicks, ein kurzer Film, eine spontane nächtliche Aktion – und Aprils Leben steht auf dem Kopf. Eigentlich hatte sie nur eine mysteriöse, aber beeindruckende Roboter-Skulptur gefilmt und ins Netz gestellt und ihr aus Spaß den Namen CARL gegeben – nichts Besonderes eigentlich, doch als sie am nächsten Morgen aufwacht, ist sie berühmt. Überall auf der Welt sind Carls aufgetaucht, niemand weiß, woher sie kommen, niemand weiß, wofür sie gut sind. April wird zur Carl-Expertin, die Medien stürzen sich auf sie, ihre Videos verbreiten sich millionenfach. Doch im Zentrum der weltweiten Hysterie erntet sie nicht nur Likes...“

 

Kurzweilig ist es geschrieben, das muss man sagen. Leicht lesbar ist es auch. Nicht schön ist die Sprache, oftmals eher ordinär oder primitiv, immer eher Umgangssprache. Das mag ich nicht. Und unverständliche Wörter, die vielleicht manche Jugendliche kennen oder Nerds, mag ich auch nicht. Vielleicht könnte man das Buch auch streckenweise als  witzig und schräg bezeichnen, mag sein. Aber letztlich bleibt die ratlose Frage übrig: Wozu soll man es lesen? Dass es möglich ist, das fiktive Leben in der Social-Media-Welt als (Pseudo-)Realität zu erleben? Dass es möglich ist, finanziellen und persönlichen Wert aus der Zahl der Likes und Followers zu ziehen. Wissen wir. Ja, und? Also: Warum überhaupt dieses Buch? Ich habe absolut keine Ahnung.

 

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Wladimir Kaminer

Die Kreuzfahrer

 

 

·         Audio CD

·         Verlag: Random House Audio

·         ISBN-13: 978-3837142822

 

Langweilig

  

Was für ein großartiges Thema für Kaminer, so dachte ich. Kreuzfahrten zu allen Sehenswürdigkeiten der Welt, während derer es in der Hauptsache um Essen und Trinken geht und um das Bemühen, den Kreuzfahrern keinen Moment, ja keine Sekunde der Langeweile zuzumuten. Das war doch genau die Szenerie, in der Kaminer zu Höchstform auflaufen könnte, dachte ich. Und so erwartete ich Pointen und freundlich-entlarvende Szenenschilderungen in der gewohnten Kaminer-Weise.

 

Was ich jedoch erhielt, war genau die Langeweile, die es doch eigentlich zu vermeiden galt, nicht nur bei den Kreuzfahrern, sondern auch bei Lesern bzw. Hörern. Sicher, Kaminer nimmt sich auch hier selbst auf den Arm. Hin und wieder spürt man seinen verhaltenen, leicht bissigen Humor, aber alles in allem ödete mich die Hörbuch-Fassung an. Zumal mir die vorsätzlich kultiviert-russische, etwas grobschlächtig wirkende Aussprache von Wladimir Kaminer zunehmend auf die Nerven ging. Da habe ich ihn schon viel scharfzüngiger und unterhaltsamer erlebt.

 

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Anna Simons

Verborgen

 

 

·         Taschenbuch: 432 Seiten

·         Verlag: Penguin Verlag

·         ISBN-13: 978-3328102892

 

 

Intensiv-spannend

 

Den ersten Fall für die Gefängnisärztin Eva Korell habe ich sehr gerne gelesen. Das Buch war leicht lesbar, dabei durchweg spannend und macht mir durchaus Neugier auf die weiteren Bücher, verfasst von Anna Schneider alias Anna Martens alias Anna Simons.

 

Eva beginnt in einer neuen Stadt einen neuen Job, um die bösen Schatten ihrer Vergangenheit hinter sich zu lassen. Sie startet als Gefängnisärztin in einer Münchner Haftanstalt ihr neues Leben, doch noch bevor sie ihren ersten Arbeitstag mit all den neuen, teils beunruhigenden Erfahrungen antritt, wird sie in eine merkwürdige Geschichte hineingezogen. Die Frau eines Inhaftierten bittet sie flehentlich um Hilfe, was Eva ablehnt, um nicht in Konflikt zwischen Beruf und Privat zu geraten. Doch am nächsten Tag ist genau diese Frau verschwunden. Eva macht sich große Vorwürfe und versucht, auf eigene Faust die seltsame Geschichte aufzuklären, wobei sie, ohne es zu ahnen, selbst in allergrößte Gefahr gerät.

 

Die Geschichte ist insgesamt sehr gut ausgearbeitet und wird kurzweilig und schlüssig erzählt. Sie hält von Anfang bis Ende einen konstanten Spannungsbogen aufrecht, der sich zum Schluss hin nochmals intensiviert. Die Protagonisten wirken authentisch und realistisch, insbesondere Eva stellt sich in ihrer unbeirrbar ehrlichen Haltung als sehr sympathisch dar. Die Autorin kennt sich überraschend gut aus in der Welt der Gefängnisse, in der Welt der Borderline-Erkrankten, in der Welt der unterdrückten und männlicher Gewalt ausgesetzten Frauen und beschreibt all dies bildhaft und für den Leser intensiv nachvollziehbar. Mitunter wurde mir das viele Gedankenkreisen einzelner Protagonisten zu lang, zu ausufernd, insbesondere bei Eva. Auch wird der Ehrenkodex, dem Eva unterliegt etwas zu oft breitgetreten. Hier wäre die eine oder andere Straffung des Textes dem Buch dienlich gewesen. Insgesamt handelt es sich jedoch um einen Krimi, den ich gerne und zügig gelesen habe und der, ohne blutrünstig zu werden, dennoch intensiv-spannend geschrieben ist.

 

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Barbara van den Speulhof, Stephan Pricken

Der Grolltroll

 

 

·         Gebundene Ausgabe: 32 Seiten

·         Verlag: Coppenrath

·         ISBN-13: 978-3649628934

·         Vom Hersteller empfohlenes Alter: 36 Monate - 6 Jahre

 

 

Erste Hilfe für Zornbinkerl

 

Wer kleinere Kinder hat oder hatte, kennt sie zur Genüge: Diese finsteren Momente, in denen das Kind aus scheinbar nichtigem Anlass in einen Strudel von ohnmächtiger Wut und Verzweiflung gerät, aus dem es kein Entkommen zu geben scheint. Und der betreuende Erwachsene hat gleichermaßen mit wachsender Hilflosigkeit und zunehmendem Ärger zu kämpfen.  Wie gut, dass der Coppenrath-Verlag dieses großartige Erste-Hilfe-Buch für Zornbinkerl (bayerisch) herausgab, das man im Übrigen auch manchem Erwachsenen schenken möchte…

 

Allein schon der Titel dieses großformatigen Bilderbuches ist Programm: Der Grolltroll – eine geniale Wortschöpfung, dessen Aussprache mit drohend-rollendem r allein schon der Inbegriff von Zorn ist (und übrigens bei unerwartetem Gebrauch urplötzlich zu entspannendem Gelächter führen kann.) Jedenfalls ist der Grolltroll ein armer Kerl, denn alle und alles hat sich gegen ihn verschworen, und nie, niemals, ist er an irgendetwas selbst schuld. Und wenn er dann so ganz unschuldig von  Wut überrollt wird und die Rauchwölkchen über seinem Kopf wabern, dann ist er allein, alleiner kann man gar nicht sein…

 

Die wunderschönen, ausdrucksstarken Illustrationen von Stephan Pricken sind so lebendig, so farbenfroh, so aussagekräftig, so detailreich, dass man sie immer und immer wieder anschauen mag. Und wenn Stimmungsgewitter aufziehen wollen, egal ob bei Kleinen oder Großen, dann empfiehlt sich als Sofortmaßnahme, sich schnell zusammen zu setzen und die Welt von Grolltroll anzuschauen. Bei diesen fröhlichen, liebevollen Bildern werden Zorn und schlechte Laune ganz schnell vergessen, bei Groß und Klein. Gerne leiste ich der Weisung des Grolltrolls Folge, die ich zu Anfang des Buches fand: „Sei bloß lieb zu diesem Buch!“ Gar keine Frage!

 

 

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Pierre Lemaitre

Die Farben des Feuers

 

 

·         Gebundene Ausgabe: 479 Seiten

·         Verlag: Klett-Cotta

·         ISBN-13: 978-3608963380

 

 

Fordert volle Aufmerksamkeit

 

Ein Buch, das mich einerseits faszinierte, mich fesselte, aber auch streckenweise langweilte. Ein Buch, das es mir einerseits schwer machte, es zu mögen, andererseits hinreißende Szenen enthielt. Ein Buch, das viel Zeit und die volle Aufmerksamkeit des Lesers fordert.

 

Zentrum allen Geschehens ist Madeleine, Tochter und Alleinerbin des berühmten französischen Bankiers Marcel Péricourt. Am Tag der Beerdigung von Marcel Péricourt stürzt Madeleines Sohn Paul aus dem 2. Stock. Er überlebt, bleibt aber gelähmt. Madeleine liebt ihren Sohn abgöttisch und unternimmt alles Erdenkliche, um ihm sein Schicksal zu erleichtern. Doch sie ist von Neidern umgeben. Im Jahr 1927, am Vorabend des Zweiten Weltkriegs, bestimmen Habgier,  Börsenskandale und politische Wirrnisse die Geschehnisse. Und so gelingt es tatsächlich diesen Neidern, das Bankimperium zu Fall zu bringen und damit Madeleine und ihren Sohn in die Armut zu stürzen.. Doch Madeleine zieht für ihren Sohn auf einen raffinierten Rachefeldzug.

 

Die Erzählweise des Autors ist streckenweise nicht ganz einfach zu lesen. Lange Sätze schildern oft ganze Welten, meist innere Welten, in einer überaus gepflegten Sprache, in die man sich einlesen muss. Kleine eingestreute Bosheiten, ein fein-entblößender Humor würzen das Geschehen. Viele Namen tauchen auf, die teils verwirren. Ich hatte beim Lesen das Gefühl, dass ich immer wieder neu nach dem roten Faden angeln musste. Durch die Fülle der Namen, der Liebschaften, der Intrigen und der wirtschaftlich-politischen Exkurse ging mir dieser rote Faden oftmals verloren, tauchte dann unerwartet plötzlich wieder auf, intensiv und beeindruckend. Die Protagonisten blieben mir leider irgendwie fern. Sie agieren wie in einem Historienfilm, kostümiert, etwas blutleer, in übergestülpten Rollen. Lebendig-fesselnde Schilderungen wechseln ab mit mich etwas ermüdenden trocken-politischen Ausführungen.

Als Fazit ausgedrückt wirkte das Buch auf mich wie ein großer, mit viel Aufwand und akribischer Recherche ausgearbeiteter historischer Film, in dem es eine Fülle von außerordentlich malerischen Szenen mit geistreichen Dialogen zu bewundern gilt, der aber letztlich keine Emotionen hervorruft und den Leser in einer distanzierten bewundernden Achtungshaltung zurücklässt.

 

 

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Das Lexikon der Geistesblitze

 

 

·         Gebundene Ausgabe: 360 Seiten

·         Verlag: Thiele & Brandstätter Verlag

·         ISBN-13: 978-3851794328

 

 

 

Mehr Bescheidenheit wäre angebracht

 

Dieses Lexikon hat mich über Wochen beschäftigt. Es ist ja nicht „einfach so“ zu lesen. Es kommt mit dem Anspruch daher, mir mehr Schlagfertigkeit zu ermöglichen, mich auf dem Parkett des Small Talk fit zu machen. Frech will es sein, dieses Lexikon, und geistreich, eine Alternative zu herkömmlichen langweiligen Zitatenwälzern. Es kommt also sozusagen als Kraftprotz daher, als muskelspielender Angeber. Es verspricht Großes in der Verlagsankündigung…

 

Und weil ich auch großen Sprüchemachern eine Chance geben möchte, nahm ich das Buch immer und immer wieder in die Hand, blätterte herum, las hier, las dort, lächelte ab und zu, dachte ein paar Minuten nach, gähnte hin und wieder, legte es wieder zur Seite, holte es später wieder hervor. So ging es über Wochen. Und was soll ich sagen: Ich bin nicht schlagfertiger geworden. Ich bin nach wie vor untauglich für Small talk. Weder Lachsalven noch Aha-Erlebnisse rissen mich aus meinem Gleichmut, mit dem ich wochenlang in kleinen Etappen durch das Buch gewandert bin.

 

Schön aufgemacht ist es zweifelsfrei, dieses Lexikon. Der dunkelrote Leinenrücken, die ansprechende Typographie, das glatt-edle Papier, die im Buch immer wieder auftauchenden im alten Stil  gezeichneten „Handreichungen“ – all das ist liebevoll und ansprechend komponiert. Warum sich dennoch die Komposition nicht zu einer Sinfonie zusammenfügt, höchstens vielleicht gerade mal zu einer kleinen Etüde, einer Fingerübung also, das mag an der Auswahl der Zitate liegen. Sie sind alphabetisch nach Schlagwörtern sortiert. Von „Abend“ über „Fortschritt“ und „Miststück“ bis „Zweifel“ sammeln sich Aussprüche, die teils abgedroschen und trivial sind, teils überraschend, mitunter vertraut-humorvoll, mal mit Augenzwinkern zitiert, mal geistreich. All das durchaus, aber eines sind sie garantiert nicht, nämlich das, was der Verlag behauptet: „… an Witz nicht zu überbieten“. Ein bisschen mehr Bescheidenheit würde dem Buch gut tun.

 

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Mein großes Räuber Hotzenplotz Rätselbuch

 

 

·         Gebundene Ausgabe: 128 Seiten

·         Verlag: Thienemann Verlag

·         ISBN-13: 978-3522185042

·         Vom Hersteller empfohlenes Alter: 6 - 8 Jahre

 

Viele Stunden fröhliche Unterhaltung

 

Die Räuberfans haben es schon längst mitbekommen: Räuber Hotzenplotz ist seit Monaten wieder aktiv, taucht mal hier mal dort auf. In Buchhandlungen, auf Stadtfesten, in Bibliotheken liebt er es, kleine und große Leute zu erschrecken und genießt sichtlich, im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu stehen. In der Mitmachausstellung in Stuttgart ist er noch bis zum 23. Juni 2019 die Hauptattraktion. (www.junges-schloss.de)

 

Und so wundert es nicht, dass der Thienemann Verlag Räuber Hotzenplotz zu Ehren ein wunderbares, großes Rätselbuch auf den Markt gebracht hat – so liebevoll und ideenreich ausgestaltet, dass es seinesgleichen sucht. Da gibt es für jeden kleinen Hotzenplotz-Fan die passenden Rätsel. Das Buch enthält eine Fülle von Aufgaben, spaßig, originell, zum Überlegen, zum genauen Hinschauen, zum Malen, zum Fantasieren, über 100 Räuberrätsel in unterschiedlichen Schwierigkeiten. Das herrlich illustrierte Buch, das übrigens zu einem erstaunlich günstigen Preis angeboten wird, garantiert viele Stunden fröhliche Beschäftigung und macht damit Kinder und Eltern gleichermaßen froh.

 

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Andreas Gruber

Rachewinter

 

 

·         Taschenbuch: 592 Seiten

·         Verlag: Goldmann Verlag

·         ISBN-13: 978-3442486557

 

 

Gekonnt geschriebener Pageturner

 

Das vorliegende Buch war mein erstes von Andreas Gruber – und es war ganz sicher nicht mein letztes! 580 Seiten, die mich fesselten, die mich zwar an manchen Stellen aufregten oder ärgerten, aber niemals langweilten, ganz im Gegenteil

 

Allein schon der Prolog hat es in sich: Zwei Dachdecker beobachten im Penthouse  gegenüber Sexspiele, anschließend einen Mord und filmen schockiert das Geschehen. In verschiedenen Städten kommen mehrere vermögende Geschäftsleute auf unerklärliche Weise zu Tode. Eine geheimnisvolle Frau im roten Kleid taucht auf und verschwindet wieder. Die Anwältin Evelyn Meyers soll eine Verteidigung übernehmen, was sich zunehmend zur Farce entwickelt. Und Kommissar Walter Pulaski bleibt hartnäckig daran, die Einzelteile der angeblichen Unglücksfälle oder Selbstmorde zu sammeln, weil er Mord wittert. Obwohl er von seinem Vorgesetzten zurückgepfiffen wird, verbeißt er sich in die Fälle und gerät zusammen mit Evelyn schließlich in allerhöchste Gefahr.

 

Trotz Unkenntnis der Vorgänger-Bücher hatte ich keinerlei Mühe, mit den Protagonisten Kommissar Walter Pulaski und der Anwältin Evelyn Meyers schnell vertraut zu werden. Auch die verschiedenen Handlungsstränge führten mich nicht in Verwirrung, sondern verbreiteten vielmehr bereits von Anfang an eine unterschwellige Spannung. Die permanent wach gehaltene Neugier treibt zum Weiterlesen, zum Einsammeln der vielen Puzzle-Teile und zum unermüdlichen Rätseln. Mir gefällt der Schreibstil des Autors sehr gut. Er erzählt lebendig und fesselnd. Manchmal wird seine Fähigkeit, intensive Kopfbilder zu erzeugen, kaum erträglich durch allzu viel spritzendes Blut. Durch permanenten Szenenwechsel bleibt der Spannungsbogen durchweg erhalten. Im letzten Viertel des Buches wächst die Spannung nochmals von Seite zu Seite ins Unerträgliche, bis man schließlich atemlos und erschöpft zum Ende gelangt.

 

Das Thema Transgender bzw. Geschlechtsumwandlung, das mehr oder weniger pseudowissenschaftlich beleuchtet wird, und die Grausamkeit einzelner Szenen kann man kontrovers diskutieren. Was ich jedoch mehr als unpassend, unglaubwürdig und indiskutabel finde, ist die Einbeziehung von zwei halbwüchsigen Mädchen in die Ermittlungen, zwar erst heimlich, dann aber unter Absegnung von Walter Pulaski. Dafür fehlt mir jegliches Verständnis. Dennoch bleibt mein positives Gesamturteil: Ein in der Summe überaus spannender Pageturner, gekonnt geschrieben, durchdacht und stimmig konstruiert.

 

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Otfried Preußler

Der Räuber Hotzenplotz und die Mondrakete

 

 

·         Gebundene Ausgabe: 64 Seiten

·         Verlag: Thienemann Verlag

·         ISBN-13: 978-3522185103

·         Vom Hersteller empfohlenes Alter: 6 - 8 Jahre

 

Liebenswert, aber eher ein Vorlesebuch für Kleinere

Das vorliegende Buch wird angekündigt als eine „neue Geschichte vom Hotzenplotz“. Natürlich ein wirksamer Werbegag, dem man nicht durch falsche Erwartungen auf den Leim gehen sollte.

 

Der geniale Kinderbuch-Autor ist 2013 gestorben. Da kann eine „neue Geschichte“ nur auf im Nachlass gefundenen Entwürfen beruhen. Und so ist „Der Räuber Hotzenplotz und die Mondrakete“ auch ein schmales Büchlein, das ursprünglich von Otfried Preußler als Puppenspiel geschrieben worden war und von Susanne Preußler-Bitsch zu einer Vorlese- und Erstlesegeschichte ergänzt wurde.

 

Seppel, Kasperl, Wachtmeister Dimpfelmoser und der Räuber Hotzenplotz passen in der Tat perfekt in ein Puppenspiel. Man sieht sie direkt vor sich auf einer Puppenbühne, klassische Figuren in einer Geschichte, in der Gut und Böse klar getrennt sind und das Böse durch kluge Rafinesse ausgetrickst wird. Einfach gestrickt, liebenswert, vergnüglich.

 

Besonders hervorzuheben sind die durchweg farbigen, wunderschönen, lebendigen Illustrationen von Thorsten Saleina, die das schlichte Büchlein auf beste Weise bereichern. Ich würde aus meiner Sicht die Geschichte als Vorlesebüchlein einsetzen und deshalb das empfohlene Alter auf 4-6 Jahre herabsetzen.

 

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Angelika Felenda

Herbststurm

 

 

·         Broschiert: 437 Seiten

·         Verlag: Suhrkamp Verlag

·         ISBN-13: 978-3518469231

 

 

 

Nicht Fisch und nicht Fleisch

 

 

Dies war mein erstes Buch von Angelika Felenda. Zweifellos zeichnet sich das Buch aus durch einen gekonnt-routinierten Schreibstil, dennoch habe ich zweimal mit längeren Pausen das Lesen unterbrochen und erst nach einer Weile neu gestartet. Etwas, was mir nur ganz selten passiert. Und was ich mir nicht wirklich erklären kann, denn eigentlich ist das Buch flüssig zu lesen.

 

Der Kriminalroman spielt in den Kreisen russischer Exil-Monarchisten, die sich nach der Oktoberrevolution in München niedergelassen haben. Diese Zeit der galoppierenden Inflation und der stets drohenden Gefahr von Anschlägen bietet eine nicht einschätzbare und durchaus gefährliche Kulisse für die Ermittlungen des Kommissar Reitmeyer in zwei Mordfällen. Seinem jungen Assistenten Rattler, eigentlich klug und kriminalistisch sehr geschickt, wird von einer schönen Deutschbaltin der Kopf verdreht. Dazu ist zeitgleich Reitmeyers bester Freund, der Rechtsanwalt Leitner, im Auftrag einer russischen Emigrantin auf der Suche nach deren verschwundener Tochter Anja Alexandrowa. Was haben die beiden Morde mit dem Verschwinden der Russin zu tun? Und welche Rolle spielt die verführerische Deutschbaltin? Die Ermittlungen führen immer tiefer in verschiedene Milieus, in die der Armen und der ganz Reichen, die der Spelunken, der Bars, die der aufflammenden rechtsorientierten Gruppierungen und in die der Musikkonzerte für Privilegierte. Eine Auflösung bietet der Kriminalroman erst zum spektakulären Schluss.

 

Die Autorin fängt das Lebensgefühl dieser Zeit sehr gut ein. Sie zeichnet anschaulich und lebendig, wie die Inflation das tägliche Leben der Menschen zusehends beeinträchtigt, wie aufkeimende Fremdenfeindlichkeit und rechte Gesinnung Fuß fassen. Dennoch konnte mich das Buch nicht packen. Die Protagonisten blieben für mich bis zum Schluss blass und distanziert-fremd. Die Handlung mäandert zwischen Politik und Krimi etwas unentschlossen hin und her und geht daher weder im politischen Zeitbild noch im Krimigeschehen noch in der Psychologie der Protagonisten wirklich in die Tiefe. Manche Handlungsstränge verlaufen im Nichts. Über viele, viele Seiten hinweg fehlt jegliche Spannung. Die Vermischung von Kriminalroman und geschichtlichem Roman ist meiner Meinung nach nicht geglückt, da keines der beiden Genres optimal bedient wird: die Kriminalgeschichte wird zu langatmig dargestellt, sie wird von den geschichtlichen Aspekten fast verschluckt. Und die historisch-politische Romangestaltung bleibt letztlich zu oberflächlich, wird durch das Krimigeschehen gewissermaßen als Kulisse missbraucht. Ein Buch, das gewissermaßen nicht Fisch und nicht Fleisch ist.

 

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Takis Würger

Stella

 

 

·         Gebundene Ausgabe: 224 Seiten

·         Verlag: Carl Hanser Verlag GmbH & Co. KG

·         ISBN-13: 978-3446259935

 

 

Sensibel und brutal gleichermaßen

 

 

Als ich Takis Würger bei einer Lesung seines ersten Buches Der Club beobachten konnte, erschien er mir seltsam zwiegespalten. Einerseits unerfahren, unsicher, fast ein wenig linkisch, auf der anderen Seite auf eine vornehm-sichere und privilegierte Weise von sich überzeugt. Und ebenso zwiegespalten erscheint mir das vorliegende Buch: sowohl leise-vorsichtig, scheu, als auch von einer inhaltlichen und sprachlichen Wucht, wie sie kaum zu ertragen ist.

 

Der Klappentext lässt uns nur Fakten wissen: „Es ist 1942. Friedrich, ein stiller junger Mann, kommt vom Genfer See nach Berlin. In einer Kunstschule trifft er Kristin. Sie nimmt Friedrich mit in die geheimen Jazzclubs. Sie trinkt Kognak mit ihm und gibt ihm seinen ersten Kuss. Bei ihr kann er sich einbilden, der Krieg sei weit weg. Eines Morgens klopft Kristin an seine Tür, verletzt, mit Striemen im Gesicht: "Ich habe dir nicht die Wahrheit gesagt." Sie heißt Stella und ist Jüdin. Die Gestapo hat sie enttarnt und zwingt sie zu einem unmenschlichen Pakt.“ Was im Klappentext jedoch fehlt, ist für mich ein entscheidender Teil der Geschichte. Denn Friedrich war nicht immer so still gewesen. Seine Vorgeschichte, wie und warum es zu seiner entstellenden Gesichtsverletzung kam, wie er dadurch die Liebe seiner Mutter und noch viel mehr verlor, das ist aus meiner Sicht die Grundlage des Buches, denn es steht Friedrich im Mittelpunkt, nicht Stella. Es wird mit den Augen Friedrichs das Geschehen, sowohl das politische als auch das individuelle, beobachtet, und für den Leser wird nachvollziehbar, weshalb Friedrich eher passiv und leidend geschehen lässt, was geschieht. Seine bedürftige, obsessive Liebe zu Stella verschließt ihm die Augen vor den Wahrheiten um ihn herum.

 

Die Erzählweise ist besonders. Schlichte Wörter, schlichte Sätze, und dabei eine so dichte Atmosphäre schaffend und so treffgenau, wie es manch einem Autor mit vielen Wörtern und langen Sätzen nicht gelingt. „Berlin ist ein Ort, an dem sogar Friseure sagen, was sie denken.“ An anderen Stellen knallen dem Leser die kurzen Sätze nur so um die Ohren, dass man sich ducken möchte vor den Bildern, die angeschossen kommen. Ein Buch, sensibel und brutal gleichermaßen, Fakten und Fiktion genial vermischend. Ein großes Buch.

 

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Un-Su Kim

Die Plotter

 

 

·         Gebundene Ausgabe: 360 Seiten

·         Verlag: Europa Verlag

·         ISBN-13: 978-3958902329

 

 

Verspricht viel, ohne es zu halten

 

 

Das Gute zuerst: Die Buchgestaltung ist ein absoluter Blickfang! Auf dem Cover sieht man eine weiße Pompondahlie auf schwarzem Grund, ein Bild, das Reinheit suggeriert. Jedoch diese Reinheit wird zerstört, indem das gesamte Buch einschließlich Cover und Seitenschnitt dicht übersät ist mit leuchtend roten Blutspritzern. Perfekter gestalterischer Einstieg also für einen Thriller. 

 

Für den Inhalt bemühe ich ausnahmsweise den Klappentext: Raeseng ist Killer von Beruf, seit ihn Old Raccoon als Kind bei sich aufnahm und ausbildete. Aufgewachsen an einem geheimen Rückzugsort in Seoul, einer Bibliothek voller alter Bücher, gehört er zur Killer-Elite Koreas. Denn Old Raccoon ist ein Plotter. Als Kopf der Organisation »Library of Dogs« hat er seit Jahrzehnten alle politisch gewollten Exekutionen in Korea geplant. Doch als die Macht der Diktatur schwindet, gerät auch der Einfluss der Plotter ins Wanken – und eine neue Generation beginnt, ihr eigenes tödliches Netzwerk aufzuziehen. Als Raeseng vom Plan der Plotter bei der Ausführung eines Auftrags abweicht, geraten die Dinge außer Kontrolle – und Raeseng rückt selbst an die erste Stelle der Todesliste …

 

Die Leseprobe, der Einstieg ins Buch, hatte mich fasziniert. Die Schreibweise wirkte auf mich ruhig und intensiv und dadurch sehr, sehr eindringlich. Allein schon die Walgeschichte, die in der Leseprobe erzählt wird, lässt den Leser nicht mehr los. Tja, das war es aber dann auch. Je weiter ich las, desto mehr verlor ich das Interesse. Ich empfand das Buch zunehmend als langweilig, schleppend – und am Ende fragte ich mich, was das ganze Buch eigentlich soll. Auch der Schreibstil, der mich zu Beginn des Buches so fasziniert hatte, verlor im weiteren Verlauf zunehmend an Intensität, wirkte teilweise fast holprig. Mag sein, dass ich aufgrund meiner mangelnden Kenntnis, Südkorea betreffend, den Sinn des Buches nicht verstehe. Vielleicht liest jemand mit entsprechendem politischen Hintergrundwissen das Buch mit mehr Gewinn. Wie auch immer -  als Thriller würde ich das Buch nicht bezeichnen. Damit weckt man, wie ich glaube, völlig falsche Erwartungen.