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James Grippando

Zwischen Wahrheit und Lüge

 

 

·         Broschüre: 432 Seiten

·         Verlag: HarperCollins

·         ISBN-13: 978-3959672139

 

 

Ein nicht endendes Vexierspiel

 

Was für ein Albtraum! Isabelle Bornelli und Ehemann Keith, reicher Bankenmanager, fliegen von ihrem Wohnort Hongkong nach Miami zusammen mit ihrer fünfjährigen tauben Tochter Melany, der in Miami  von durch eine Operation im Ohr geholfen werden soll. Jack Swyteck, Strafverteidiger und alter Freund von Keith, erwartet die Familie am Flughafen. Er muss miterleben, wie Isabelle unmittelbar nach Ankunft noch im Flughafengebäude verhaftet und in Handschellen abgeführt wird. Anklage Mord! Jack übernimmt den Fall und wird damit hineingezogen in ein nicht endendes Vexierspiel zwischen Wahrheit und Lüge.

 

Der Einstieg in das Buch ist sehr spannend und emotional eindringlich geschrieben. Das gesamte Buch ist flott zu lesen. Insbesondere die reichlich angewandte Methode der  wörtlichen Rede macht die dargestellten Charaktere lebendig und lässt den Leser unmittelbar am Geschehen teilhaben. Der eigentliche Spannungsbogen des Buches entsteht aus der Tatsache heraus, dass man bis zum Ende, das in relativ unspektakulärer Weise  Aufklärung bringt, nicht wirklich weiß, ob Isabelle schuldig ist oder nicht. Jedes Gespräch, jeder neue Zeuge, jede neue Verteidigungsstrategie bringt zwar ein weiteres Mosaiksteinchen des damaligen Geschehens an den Tag, aber der Leser bleibt dennoch weiter im Ungewissen. Und genau diese Tatsache, zwar brillant beschrieben, brachte für mich jedoch mit sich, dass ich das nicht enden wollende Justiz- und Gerichtsgeplänkel streckenweise satt hatte. Mir fehlte außerdem, abgesehen vom Buchanfang, der emotionale Draht zu den Akteuren, sodass ich oft nur wie ein unbeteiligter Zuschauer weiterlas. Der Autor, selbst ehemals Strafverteidiger, jongliert sich mit dem amerikanischen Justizsystem, mit der Frage Opfer oder Täter, gekonnt durch die Buchseiten, mir jedoch mitunter allzu nüchtern und streckenweise ermüdend.

 

Leider sehr störend sind die vielen Fehler im Buch. Häufig wird die Großschreibung von Sie, Ihr oder Ihnen nicht beachtet. Oder „erschrocken“ und „erschreckt“ wird verwechselt. Und was ist das für ein Wort: „hemdsfrei“?

 

Fazit: Ein gekonnt und routiniert geschriebener Justizthriller, sehr amerikanisch, flott zu lesen, mit einem mäßig-gleichbleibenden Spannungsbogen, der die Frage offen lässt, wie genau Schuld zu definieren wäre.