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Hubert Achleitner

Flüchtig

 

 

·         Gebundene Ausgabe: 304 Seiten

·         Verlag: Paul Zsolnay Verlag

·         ISBN-13: 978-3552059726

#Flüchtig

 

 

Ein Roman wie eine Matroschka

 

Die außerordentliche Musikalität des Hubert von Goisern ist mir genau vor einem Vierteljahrhundert aufgefallen. Kein Wunder, dass ich in seinem Romandebüt nun alles wiederfinde, was schon damals meine „Heiligtümer“ waren. Die Koloraturkunst von Edita Gruberova zum Beispiel, Dvoraks Sinfonie Aus der neuen Welt oder André Heller, dessen Liederlyrik ich so sehr liebte. So vieles und noch viel mehr steckt in diesem Roman, jenseits der eigentlichen Handlung.

  

Maria und Herwig sind fast dreißig Jahre verheiratet. Sie haben sich in jeweils ihrem eigenen Leben arrangiert, ohne spürbares Interesse aneinander. Als Maria jedoch von einem Tag auf den anderen ohne jegliche Erklärung verschwindet und unauffindbar bleibt, kommt Bewegung in Herwig. Es beginnt eine Reise quer durch Europa bis nach Griechenland, hin zu flüchtigen Begegnungen mit Menschen, mit flüchtigen Gedanken über sich selbst und das Leben und flüchtigen Gefühlen der Sehnsucht und Erfüllung.

 

Dieser Roman ist reich und vielschichtig wie eine Matroschka. Manchmal verliert sich der Autor regelrecht im Erzählen von Geschichten, die weitere Geschichten enthalten, im Berichten von vergangenen Leben von vergangenen Menschen. Manchmal treibt der Erzähler mit seinen Geschichten so weit ab vom chronologischen roten Faden, als wäre Maria schon längst verloren gegangen. Und wenige Seiten später landet der Autor wieder im zeitgerechten Erzählstrang, und Marie übernimmt wieder weiter ihre Rolle, nüchtern, kühl, wissbegierig, mit tief versteckten Sehnsüchten. Man muss sich als Leser genauso treiben lassen wie der Autor, dann entwickelt das Buch seinen ganz besonderen Reiz. Wurde schon einmal so differenziert die Inbetriebnahme eines Plattenspielers beschrieben und das geradezu zeremonielle Hören einer Vinylplatte mit seinem mystischen Zauber des Klanges? Wurde schon einmal so atmosphärisch dicht, so sehnsuchtsvoll in seiner lichtdurchfluteten Einfachheit das ursprüngliche touristenferne Griechenland beschrieben? Und wo findet man eine Heiligengeschichte genauso neben politischen Stellungnahmen und spitzen Randbemerkungen? Ein kluges, ein vielschichtig durchkomponiertes, ein poetisches Buch.  Ein Buch zum Wiederlesen.