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Claudia und Nadja Beinert

Ärztin aus Leidenschaft

 

 

·         Taschenbuch: 576 Seiten

·         Verlag: Knaur TB

·         ISBN-13: 978-3426523766

#DasJuliusSpitalÄrztinausLeidenschaft

 

Sehr unterhaltsamer, gut recherchierter Medizin-Schmöker

 

Außerordentlich schade finde ich, dass sowohl Covergestaltung als auch der Buchtitel als solcher  einen trivialen, kitschigen Roman suggerieren und damit die falsche Zielgruppe anlocken. Dass sich hinter den Buchdeckeln ein großartig recherchierter historischer Medizin-Schmöker verbirgt, der sich sowohl perfekt unterhaltend als auch mit Wissensgewinn lesen lässt, verrät sein Äußeres leider nicht. 

 

Wir befinden uns in Würzburg im Jahr 1850. Alle Träume der reichen Bankierstochter Viviana Winkelmann, Ärztin zu werden, sind auf einen Schlag dahin, als Viviana unverheiratet und nicht standesgemäß von einem Steinmetz schwanger wird. Sie wird von der Familie, die alles auf die unbefleckte Ehre ihres Standes gibt, unbarmherzig auf die Straße geworfen. Nach Zeiten großer Not wird Viviana Helferin in der Apotheke des renommierten Würzburger Juliusspitals und belauscht heimlich Vorlesungen, denn ihren Lebenstraum, Ärztin zu werden, hat sie auch als uneheliche, mittellose Mutter nicht verloren. Doch Frauen dürfen zu dieser Zeit nicht studieren, nicht einmal Abitur machen. „Frauen fehlt es an geistiger Kraft“, so äußert sich Rudolf Virchow im Buch. Viviana ahnt nicht, dass nicht nur der Zeitgeist, sondern auch ihr eigener Bruder als erbitterter Feind ihrem Lebensziel entgegensteht.

 

Den mit 570 Seiten recht umfangreichen Roman habe ich in kurzer Zeit regelrecht verschlungen. Denn es ist den Zwillingsschwestern Claudia und Nadja Beinert auf perfekte Weise gelungen, einen historischen Roman so lebendig zu schreiben, dass man beim Lesen völlig eintaucht in eine Zeit, in der ein Spital ein Ort zum Sterben war, in der Ärzte, die etwas auf sich hielten, nicht im Krankenhaus arbeiteten, sondern Privatpraxen führten und in der renommierte Professoren, teils eitel und selbstherrlich, teils besessen forschend, in Würzburg ihre neuesten Erkenntnisse an die Studenten weitergaben. Wie sich Viviana, verwöhnte Tochter aus reichem Haus, wandelt zur Kämpferin für die Frauen und ihr Recht auf Bildung, wird spannend und einfühlsam erzählt.  Zudem lernt man sehr viel über den Stand der Medizin Mitte des 19. Jahrhunderts. Der sehr sorgsame Sprachstil passt perfekt zur geschilderten Zeit. Die sehr detailverliebte Erzählweise erleichtert das Ein- und Wegtauchen in die Geschichte und verrät, zumindest ansatzweise, wie viel sorgfältige Recherchearbeit hinter dem Roman steckt. Mir hat das Buch sehr, sehr gut gefallen!